Pendel aber giebt es einen Punkt, in welchem die ganze Masse desselben versammelt, nach eben den Gesetzen schwingen würde, nach welchen sie im zusammengesetzten Pendel selbst schwingt, s. Mittelpunkt des Schwunges. Man kan also jedes zusammengesetzte Pendel als ein einfaches betrachten, dessen Länge vom Aushängungspunkte bis zum Mittelpunkte des Schwunges reicht, wodurch die ganze Theorie auf die Betrachtung einfacher Pendel zurückgeführt wird.
Ich werde hievon das Nöthigste in der Ordnung beybringen, daß ich zuerst die Gesetze der Schwungbewegung oder des einfachen Pendels nebst einer kurzen Nachricht von ihrer Erfindung vortrage, dann ihre Anwendungen auf das Zeitmaaß und auf die Bestimmung der Schwere erläutere, und endlich mit einigen Nachrichten von den Hindernissen der Gleichförmigkeit bey Schwungbewegungen und von den rostförmigen Pendeln beschließe. Gesetze der Pendel.
Die Bewegung der Pendel folgt den Gesetzen des Falles auf vorgeschriebenen Wegen. Denn es ist völlig einerley, ob M in einem ausgehöhlten Canale MAN durch die Festigkeit der Wände, oder ob es im Kreisbogen MAN durch die Festigkeit des Fadens CM erhalten wird.
Bey dem Worte: Fall der Körper ist auch der Fall auf vorgeschriebenen Wegen betrachtet, und (Th. II. S. 126.) gefunden worden, daß hiebey die Geschwindigkeit des fallenden Körpers an jeder Stelle derjenigen Geschwindigkeit gleich sey, welche der lothrechten Höhe seines Falles zugehört. Daher wird auch beym Pendel, wo der Fall des Körpers M in dem vorgeschriebnen Kreisbogen MAN erfolgt, die Geschwindigkeit von M an jeder Stelle diejenige seyn, welche der lothrechten Höhe vom Anfangspunkte des Falles bis an diese Stelle zugehört. In A z. B. wird der Körper so viel Geschwindigkeit haben, als ihm der freye Fall durch GA geben könnte: in
Pendel aber giebt es einen Punkt, in welchem die ganze Maſſe deſſelben verſammelt, nach eben den Geſetzen ſchwingen wuͤrde, nach welchen ſie im zuſammengeſetzten Pendel ſelbſt ſchwingt, ſ. Mittelpunkt des Schwunges. Man kan alſo jedes zuſammengeſetzte Pendel als ein einfaches betrachten, deſſen Laͤnge vom Auſhaͤngungspunkte bis zum Mittelpunkte des Schwunges reicht, wodurch die ganze Theorie auf die Betrachtung einfacher Pendel zuruͤckgefuͤhrt wird.
Ich werde hievon das Noͤthigſte in der Ordnung beybringen, daß ich zuerſt die Geſetze der Schwungbewegung oder des einfachen Pendels nebſt einer kurzen Nachricht von ihrer Erfindung vortrage, dann ihre Anwendungen auf das Zeitmaaß und auf die Beſtimmung der Schwere erlaͤutere, und endlich mit einigen Nachrichten von den Hinderniſſen der Gleichfoͤrmigkeit bey Schwungbewegungen und von den roſtfoͤrmigen Pendeln beſchließe. Geſetze der Pendel.
Die Bewegung der Pendel folgt den Geſetzen des Falles auf vorgeſchriebenen Wegen. Denn es iſt voͤllig einerley, ob M in einem ausgehoͤhlten Canale MAN durch die Feſtigkeit der Waͤnde, oder ob es im Kreisbogen MAN durch die Feſtigkeit des Fadens CM erhalten wird.
Bey dem Worte: Fall der Koͤrper iſt auch der Fall auf vorgeſchriebenen Wegen betrachtet, und (Th. II. S. 126.) gefunden worden, daß hiebey die Geſchwindigkeit des fallenden Koͤrpers an jeder Stelle derjenigen Geſchwindigkeit gleich ſey, welche der lothrechten Hoͤhe ſeines Falles zugehoͤrt. Daher wird auch beym Pendel, wo der Fall des Koͤrpers M in dem vorgeſchriebnen Kreisbogen MAN erfolgt, die Geſchwindigkeit von M an jeder Stelle diejenige ſeyn, welche der lothrechten Hoͤhe vom Anfangspunkte des Falles bis an dieſe Stelle zugehoͤrt. In A z. B. wird der Koͤrper ſo viel Geſchwindigkeit haben, als ihm der freye Fall durch GA geben koͤnnte: in
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0422"xml:id="P.3.416"n="416"/><lb/>
Pendel aber giebt es einen Punkt, in welchem die ganze Maſſe deſſelben verſammelt, nach eben den Geſetzen ſchwingen wuͤrde, nach welchen ſie im zuſammengeſetzten Pendel ſelbſt ſchwingt, ſ. <hirendition="#b">Mittelpunkt des Schwunges.</hi> Man kan alſo jedes zuſammengeſetzte Pendel als ein einfaches betrachten, deſſen Laͤnge vom Auſhaͤngungspunkte bis zum Mittelpunkte des Schwunges reicht, wodurch die ganze Theorie auf die Betrachtung einfacher Pendel zuruͤckgefuͤhrt wird.</p><p>Ich werde hievon das Noͤthigſte in der Ordnung beybringen, daß ich zuerſt die Geſetze der Schwungbewegung oder des einfachen Pendels nebſt einer kurzen Nachricht von ihrer Erfindung vortrage, dann ihre Anwendungen auf das Zeitmaaß und auf die Beſtimmung der Schwere erlaͤutere, und endlich mit einigen Nachrichten von den Hinderniſſen der Gleichfoͤrmigkeit bey Schwungbewegungen und von den roſtfoͤrmigen Pendeln beſchließe. <hirendition="#c"><hirendition="#b">Geſetze der Pendel.</hi></hi></p><p>Die Bewegung der Pendel folgt den Geſetzen des Falles auf vorgeſchriebenen Wegen. Denn es iſt voͤllig einerley, ob <hirendition="#aq">M</hi> in einem ausgehoͤhlten Canale <hirendition="#aq">MAN</hi> durch die Feſtigkeit der Waͤnde, oder ob es im Kreisbogen <hirendition="#aq">MAN</hi> durch die Feſtigkeit des Fadens <hirendition="#aq">CM</hi> erhalten wird.</p><p>Bey dem Worte: <hirendition="#b">Fall der Koͤrper</hi> iſt auch der Fall auf vorgeſchriebenen Wegen betrachtet, und (Th. <hirendition="#aq">II.</hi> S. 126.) gefunden worden, daß hiebey die Geſchwindigkeit des fallenden Koͤrpers an jeder Stelle derjenigen Geſchwindigkeit gleich ſey, welche der lothrechten Hoͤhe ſeines Falles zugehoͤrt. Daher wird auch beym Pendel, wo der Fall des Koͤrpers <hirendition="#aq">M</hi> in dem vorgeſchriebnen Kreisbogen <hirendition="#aq">MAN</hi> erfolgt, die <hirendition="#b">Geſchwindigkeit von <hirendition="#aq">M</hi> an jeder Stelle diejenige ſeyn, welche der lothrechten Hoͤhe vom Anfangspunkte des Falles bis an dieſe Stelle zugehoͤrt.</hi> In <hirendition="#aq">A</hi> z. B. wird der Koͤrper ſo viel Geſchwindigkeit haben, als ihm der freye Fall durch <hirendition="#aq">GA</hi> geben koͤnnte: in<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[416/0422]
Pendel aber giebt es einen Punkt, in welchem die ganze Maſſe deſſelben verſammelt, nach eben den Geſetzen ſchwingen wuͤrde, nach welchen ſie im zuſammengeſetzten Pendel ſelbſt ſchwingt, ſ. Mittelpunkt des Schwunges. Man kan alſo jedes zuſammengeſetzte Pendel als ein einfaches betrachten, deſſen Laͤnge vom Auſhaͤngungspunkte bis zum Mittelpunkte des Schwunges reicht, wodurch die ganze Theorie auf die Betrachtung einfacher Pendel zuruͤckgefuͤhrt wird.
Ich werde hievon das Noͤthigſte in der Ordnung beybringen, daß ich zuerſt die Geſetze der Schwungbewegung oder des einfachen Pendels nebſt einer kurzen Nachricht von ihrer Erfindung vortrage, dann ihre Anwendungen auf das Zeitmaaß und auf die Beſtimmung der Schwere erlaͤutere, und endlich mit einigen Nachrichten von den Hinderniſſen der Gleichfoͤrmigkeit bey Schwungbewegungen und von den roſtfoͤrmigen Pendeln beſchließe. Geſetze der Pendel.
Die Bewegung der Pendel folgt den Geſetzen des Falles auf vorgeſchriebenen Wegen. Denn es iſt voͤllig einerley, ob M in einem ausgehoͤhlten Canale MAN durch die Feſtigkeit der Waͤnde, oder ob es im Kreisbogen MAN durch die Feſtigkeit des Fadens CM erhalten wird.
Bey dem Worte: Fall der Koͤrper iſt auch der Fall auf vorgeſchriebenen Wegen betrachtet, und (Th. II. S. 126.) gefunden worden, daß hiebey die Geſchwindigkeit des fallenden Koͤrpers an jeder Stelle derjenigen Geſchwindigkeit gleich ſey, welche der lothrechten Hoͤhe ſeines Falles zugehoͤrt. Daher wird auch beym Pendel, wo der Fall des Koͤrpers M in dem vorgeſchriebnen Kreisbogen MAN erfolgt, die Geſchwindigkeit von M an jeder Stelle diejenige ſeyn, welche der lothrechten Hoͤhe vom Anfangspunkte des Falles bis an dieſe Stelle zugehoͤrt. In A z. B. wird der Koͤrper ſo viel Geſchwindigkeit haben, als ihm der freye Fall durch GA geben koͤnnte: in
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/422>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.