Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Wenn man also (Taf. XVIII. Fig. 79.) ein Paar Kugeln P, Q an Fäden so von C, D, herabhängen läßt, daß sie sich in der verticalen Lage der Fäden CP und DQ in einem Punkte berühren, der mit ihren Mittelpunkte in einer Horizontallinie liegt, und dann die eine P in der Verticalfläche CPA bis A erhebt, und fallen läßt, so wird sie in P mit einer Geschwindigkeit anlangen, die der Höhe GP zugehört. Eben so wird Q, bis a erhoben, im Rückfall nach Q mit der Geschwindigkeit ankommen, die der Höhe gQ gehört. Diese Geschwindigkeiten verhalten sich, wie die Quadratwurzeln aus den Höhen. Man kan also vermittelst eines auf dem Gestell angebrachten Maaßes die Höhen so wählen, daß die Geschwindigkeiten jedes verlangte Verhältniß haben. Soll P doppelt so geschwind, als Q ankommen, so muß GP viermal so groß, als gQ genommen werden. Wenn die Bogen sehr klein sind, so verhalten sich die Quadratwurzeln ihrer Queersinus, d. i. die Quadratwurzeln aus GP und gQ, wie die Bogen selbst, oder man kan alsdann die Geschwindigkeiten durch die Bogen selbst messen. Daher theilt man die Bogen, und hebt P durch 6 Theile, so wird sich seine Geschwindiakeit bey P durch die Zahl 6 ausdrücken lassen. Dies erleichtert die Sache, ist aber falsch bey größern Bogen.

Unten bey PQ erfolgt nun der Stoß, und nach demselben gehen die Kugeln entweder mit einander fort, oder springen nach entgegengesetzten Seiten zurück. An dem getheilten Bogen APQa kan man sehen, wie weit sie dabey wieder steigen, und die senkrechte Höhe oder der Bogen dieses Steigens giebt wieder ein leichtes Mittel, die Geschwindigkeiten nach dem Stoße mit jenen vor dem Stoße zu vergleichen. Die Kreisbogen AP und QP müssen eigentlich von einander getrennt seyn; jener ist um C, dieser um D beschrieben, und man muß sie bey PQ so weit aus einander stellen, als die Mittelpunkte der Kugeln entfernt sind.

Man wird sich nun leicht vorstellen können, daß in der Ausübung noch vieles zur Bequemlichkeit und Sicherheit des ganzen Verfahrens angebracht, und willkührlich verändert werden kan. Sehr umständliche Beschreibungen


Wenn man alſo (Taf. XVIII. Fig. 79.) ein Paar Kugeln P, Q an Faͤden ſo von C, D, herabhaͤngen laͤßt, daß ſie ſich in der verticalen Lage der Faͤden CP und DQ in einem Punkte beruͤhren, der mit ihren Mittelpunkte in einer Horizontallinie liegt, und dann die eine P in der Verticalflaͤche CPA bis A erhebt, und fallen laͤßt, ſo wird ſie in P mit einer Geſchwindigkeit anlangen, die der Hoͤhe GP zugehoͤrt. Eben ſo wird Q, bis a erhoben, im Ruͤckfall nach Q mit der Geſchwindigkeit ankommen, die der Hoͤhe gQ gehoͤrt. Dieſe Geſchwindigkeiten verhalten ſich, wie die Quadratwurzeln aus den Hoͤhen. Man kan alſo vermittelſt eines auf dem Geſtell angebrachten Maaßes die Hoͤhen ſo waͤhlen, daß die Geſchwindigkeiten jedes verlangte Verhaͤltniß haben. Soll P doppelt ſo geſchwind, als Q ankommen, ſo muß GP viermal ſo groß, als gQ genommen werden. Wenn die Bogen ſehr klein ſind, ſo verhalten ſich die Quadratwurzeln ihrer Queerſinus, d. i. die Quadratwurzeln aus GP und gQ, wie die Bogen ſelbſt, oder man kan alsdann die Geſchwindigkeiten durch die Bogen ſelbſt meſſen. Daher theilt man die Bogen, und hebt P durch 6 Theile, ſo wird ſich ſeine Geſchwindiakeit bey P durch die Zahl 6 ausdruͤcken laſſen. Dies erleichtert die Sache, iſt aber falſch bey groͤßern Bogen.

Unten bey PQ erfolgt nun der Stoß, und nach demſelben gehen die Kugeln entweder mit einander fort, oder ſpringen nach entgegengeſetzten Seiten zuruͤck. An dem getheilten Bogen APQa kan man ſehen, wie weit ſie dabey wieder ſteigen, und die ſenkrechte Hoͤhe oder der Bogen dieſes Steigens giebt wieder ein leichtes Mittel, die Geſchwindigkeiten nach dem Stoße mit jenen vor dem Stoße zu vergleichen. Die Kreisbogen AP und QP muͤſſen eigentlich von einander getrennt ſeyn; jener iſt um C, dieſer um D beſchrieben, und man muß ſie bey PQ ſo weit aus einander ſtellen, als die Mittelpunkte der Kugeln entfernt ſind.

Man wird ſich nun leicht vorſtellen koͤnnen, daß in der Ausuͤbung noch vieles zur Bequemlichkeit und Sicherheit des ganzen Verfahrens angebracht, und willkuͤhrlich veraͤndert werden kan. Sehr umſtaͤndliche Beſchreibungen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p>
              <pb facs="#f0442" xml:id="P.3.436" n="436"/><lb/>
            </p>
            <p>Wenn man al&#x017F;o (Taf. <hi rendition="#aq">XVIII.</hi> Fig. 79.) ein Paar Kugeln <hi rendition="#aq">P, Q</hi> an Fa&#x0364;den &#x017F;o von <hi rendition="#aq">C, D,</hi> herabha&#x0364;ngen la&#x0364;ßt, daß &#x017F;ie &#x017F;ich in der verticalen Lage der Fa&#x0364;den <hi rendition="#aq">CP</hi> und <hi rendition="#aq">DQ</hi> in einem Punkte beru&#x0364;hren, der mit ihren Mittelpunkte in einer Horizontallinie liegt, und dann die eine <hi rendition="#aq">P</hi> in der Verticalfla&#x0364;che <hi rendition="#aq">CPA</hi> bis <hi rendition="#aq">A</hi> erhebt, und fallen la&#x0364;ßt, &#x017F;o wird &#x017F;ie in <hi rendition="#aq">P</hi> mit einer Ge&#x017F;chwindigkeit anlangen, die der Ho&#x0364;he <hi rendition="#aq">GP</hi> zugeho&#x0364;rt. Eben &#x017F;o wird <hi rendition="#aq">Q,</hi> bis a erhoben, im Ru&#x0364;ckfall nach <hi rendition="#aq">Q</hi> mit der Ge&#x017F;chwindigkeit ankommen, die der Ho&#x0364;he <hi rendition="#aq">gQ</hi> geho&#x0364;rt. Die&#x017F;e Ge&#x017F;chwindigkeiten verhalten &#x017F;ich, wie die Quadratwurzeln aus den Ho&#x0364;hen. Man kan al&#x017F;o vermittel&#x017F;t eines auf dem Ge&#x017F;tell angebrachten Maaßes die Ho&#x0364;hen &#x017F;o wa&#x0364;hlen, daß die Ge&#x017F;chwindigkeiten jedes verlangte Verha&#x0364;ltniß haben. Soll <hi rendition="#aq">P</hi> doppelt &#x017F;o ge&#x017F;chwind, als <hi rendition="#aq">Q</hi> ankommen, &#x017F;o muß <hi rendition="#aq">GP</hi> viermal &#x017F;o groß, als <hi rendition="#aq">gQ</hi> genommen werden. Wenn die Bogen &#x017F;ehr klein &#x017F;ind, &#x017F;o verhalten &#x017F;ich die Quadratwurzeln ihrer Queer&#x017F;inus, d. i. die Quadratwurzeln aus <hi rendition="#aq">GP</hi> und <hi rendition="#aq">gQ,</hi> wie die Bogen &#x017F;elb&#x017F;t, oder man kan alsdann die Ge&#x017F;chwindigkeiten durch die Bogen &#x017F;elb&#x017F;t me&#x017F;&#x017F;en. Daher theilt man die Bogen, und hebt <hi rendition="#aq">P</hi> durch 6 Theile, &#x017F;o wird &#x017F;ich &#x017F;eine Ge&#x017F;chwindiakeit bey <hi rendition="#aq">P</hi> durch die Zahl 6 ausdru&#x0364;cken la&#x017F;&#x017F;en. Dies erleichtert die Sache, i&#x017F;t aber fal&#x017F;ch bey gro&#x0364;ßern Bogen.</p>
            <p>Unten bey <hi rendition="#aq">PQ</hi> erfolgt nun der Stoß, und nach dem&#x017F;elben gehen die Kugeln entweder mit einander fort, oder &#x017F;pringen nach entgegenge&#x017F;etzten Seiten zuru&#x0364;ck. An dem getheilten Bogen <hi rendition="#aq">APQa</hi> kan man &#x017F;ehen, wie weit &#x017F;ie dabey wieder &#x017F;teigen, und die &#x017F;enkrechte Ho&#x0364;he oder der Bogen die&#x017F;es Steigens giebt wieder ein leichtes Mittel, die Ge&#x017F;chwindigkeiten nach dem Stoße mit jenen vor dem Stoße zu vergleichen. Die Kreisbogen <hi rendition="#aq">AP</hi> und <hi rendition="#aq">QP</hi> mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en eigentlich von einander getrennt &#x017F;eyn; jener i&#x017F;t um <hi rendition="#aq">C,</hi> die&#x017F;er um <hi rendition="#aq">D</hi> be&#x017F;chrieben, und man muß &#x017F;ie bey <hi rendition="#aq">PQ</hi> &#x017F;o weit aus einander &#x017F;tellen, als die Mittelpunkte der Kugeln entfernt &#x017F;ind.</p>
            <p>Man wird &#x017F;ich nun leicht vor&#x017F;tellen ko&#x0364;nnen, daß in der Ausu&#x0364;bung noch vieles zur Bequemlichkeit und Sicherheit des ganzen Verfahrens angebracht, und willku&#x0364;hrlich vera&#x0364;ndert werden kan. Sehr um&#x017F;ta&#x0364;ndliche Be&#x017F;chreibungen<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[436/0442] Wenn man alſo (Taf. XVIII. Fig. 79.) ein Paar Kugeln P, Q an Faͤden ſo von C, D, herabhaͤngen laͤßt, daß ſie ſich in der verticalen Lage der Faͤden CP und DQ in einem Punkte beruͤhren, der mit ihren Mittelpunkte in einer Horizontallinie liegt, und dann die eine P in der Verticalflaͤche CPA bis A erhebt, und fallen laͤßt, ſo wird ſie in P mit einer Geſchwindigkeit anlangen, die der Hoͤhe GP zugehoͤrt. Eben ſo wird Q, bis a erhoben, im Ruͤckfall nach Q mit der Geſchwindigkeit ankommen, die der Hoͤhe gQ gehoͤrt. Dieſe Geſchwindigkeiten verhalten ſich, wie die Quadratwurzeln aus den Hoͤhen. Man kan alſo vermittelſt eines auf dem Geſtell angebrachten Maaßes die Hoͤhen ſo waͤhlen, daß die Geſchwindigkeiten jedes verlangte Verhaͤltniß haben. Soll P doppelt ſo geſchwind, als Q ankommen, ſo muß GP viermal ſo groß, als gQ genommen werden. Wenn die Bogen ſehr klein ſind, ſo verhalten ſich die Quadratwurzeln ihrer Queerſinus, d. i. die Quadratwurzeln aus GP und gQ, wie die Bogen ſelbſt, oder man kan alsdann die Geſchwindigkeiten durch die Bogen ſelbſt meſſen. Daher theilt man die Bogen, und hebt P durch 6 Theile, ſo wird ſich ſeine Geſchwindiakeit bey P durch die Zahl 6 ausdruͤcken laſſen. Dies erleichtert die Sache, iſt aber falſch bey groͤßern Bogen. Unten bey PQ erfolgt nun der Stoß, und nach demſelben gehen die Kugeln entweder mit einander fort, oder ſpringen nach entgegengeſetzten Seiten zuruͤck. An dem getheilten Bogen APQa kan man ſehen, wie weit ſie dabey wieder ſteigen, und die ſenkrechte Hoͤhe oder der Bogen dieſes Steigens giebt wieder ein leichtes Mittel, die Geſchwindigkeiten nach dem Stoße mit jenen vor dem Stoße zu vergleichen. Die Kreisbogen AP und QP muͤſſen eigentlich von einander getrennt ſeyn; jener iſt um C, dieſer um D beſchrieben, und man muß ſie bey PQ ſo weit aus einander ſtellen, als die Mittelpunkte der Kugeln entfernt ſind. Man wird ſich nun leicht vorſtellen koͤnnen, daß in der Ausuͤbung noch vieles zur Bequemlichkeit und Sicherheit des ganzen Verfahrens angebracht, und willkuͤhrlich veraͤndert werden kan. Sehr umſtaͤndliche Beſchreibungen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/442
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/442>, abgerufen am 21.11.2024.