Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Planeten durch ihre gegenseitige Einwirkung hat Euler (Piece qui a remporte le prix de l'Acad. roy. des Sc. en 1748. a Paris. 1749. 4.) berechnet.

de la Lande astron. Handbuch. Leipz. 1775. gr. 8. §.1037. u. f.

Kästner Anfangsgr. der Astron. Götting. 1781. 8 §. 284. u. f.

Petrefarten, Versteinerungen, versteinerte Körper, Petresacta, Petrisicata, Petrifications.

Unter diesem Namen versteht man abgestorbene organisirte Körper, welche durch eine günstige Lage ihre Bildung ganz oder zum Theil behalten haben, aber mit fremden Erdarten durchdrungen und dadurch verhärtet sind. Naturspiele und figurirte Steine, die ursprünglich zum Mineralreiche gehören, verschüttete Kunstproducte u. dgl. sind genau davon zu unterscheiden.

Diese organisirten Körper, die ihre Gestalt in der Erde behalten haben, sind von fünferley Art. Einige sind blos calcinitt oder mürbe und locker geworden, wie die Thierknochen, Geweihe, Conchylien rc., die sich in den Berghöhlen oder in lockern mergelartigen Erdlagern finden, und von Manchen im engern Verstande Fossilien genannt werden. Andere, die wahren oder vollkommnen Versteinerungen, welche die völlige Steinhärte erhalten hoben, brechen in unzählbarer Menge im festen Kalksteine der Flözgebirge. Eine dritte Verschiedenheit machen die metallisirten oder mit erzhaltigen Stof durchzognen oder angeflognen Körper aus, z. B. die Conchylien und Fische mit Schwefelkies in den Thonschiefern und lettigen Thonlagern. Viertens find die Steinkerne (nuclei) innere Abgüsse aus Höhlungen von Muscheln und Schnecken, die sich aus Steinmasse in der Schale geformt haben, wovon aber die Form verlohren gegangen ist, wie die meisten Ammoniten, Hysterolithen u. dgl. Endlich bestehen die Suprensteine (typolithi) aus äußern Abdrücken der Oberfläche von Conchylien und Pflanzen, wie die Enkrinitenstlele in Sandsteinen, die Pflanzenschiefer u. s. w.

Da die Versteinerungen in Absicht auf die Geschlchte der Erde sehr wichtig sind, s. Berge, so will ich hier noch


Planeten durch ihre gegenſeitige Einwirkung hat Euler (Piece qui a remporté le prix de l'Acad. roy. des Sc. en 1748. à Paris. 1749. 4.) berechnet.

de la Lande aſtron. Handbuch. Leipz. 1775. gr. 8. §.1037. u. f.

Kaͤſtner Anfangsgr. der Aſtron. Goͤtting. 1781. 8 §. 284. u. f.

Petrefarten, Verſteinerungen, verſteinerte Koͤrper, Petreſacta, Petriſicata, Petrifications.

Unter dieſem Namen verſteht man abgeſtorbene organiſirte Koͤrper, welche durch eine guͤnſtige Lage ihre Bildung ganz oder zum Theil behalten haben, aber mit fremden Erdarten durchdrungen und dadurch verhaͤrtet ſind. Naturſpiele und figurirte Steine, die urſpruͤnglich zum Mineralreiche gehoͤren, verſchuͤttete Kunſtproducte u. dgl. ſind genau davon zu unterſcheiden.

Dieſe organiſirten Koͤrper, die ihre Geſtalt in der Erde behalten haben, ſind von fuͤnferley Art. Einige ſind blos calcinitt oder muͤrbe und locker geworden, wie die Thierknochen, Geweihe, Conchylien rc., die ſich in den Berghoͤhlen oder in lockern mergelartigen Erdlagern finden, und von Manchen im engern Verſtande Foſſilien genannt werden. Andere, die wahren oder vollkommnen Verſteinerungen, welche die voͤllige Steinhaͤrte erhalten hoben, brechen in unzaͤhlbarer Menge im feſten Kalkſteine der Floͤzgebirge. Eine dritte Verſchiedenheit machen die metalliſirten oder mit erzhaltigen Stof durchzognen oder angeflognen Koͤrper aus, z. B. die Conchylien und Fiſche mit Schwefelkies in den Thonſchiefern und lettigen Thonlagern. Viertens find die Steinkerne (nuclei) innere Abguͤſſe aus Hoͤhlungen von Muſcheln und Schnecken, die ſich aus Steinmaſſe in der Schale geformt haben, wovon aber die Form verlohren gegangen iſt, wie die meiſten Ammoniten, Hyſterolithen u. dgl. Endlich beſtehen die Suprenſteine (typolithi) aus aͤußern Abdruͤcken der Oberflaͤche von Conchylien und Pflanzen, wie die Enkrinitenſtlele in Sandſteinen, die Pflanzenſchiefer u. ſ. w.

Da die Verſteinerungen in Abſicht auf die Geſchlchte der Erde ſehr wichtig ſind, ſ. Berge, ſo will ich hier noch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0450" xml:id="P.3.444" n="444"/><lb/>
Planeten durch ihre gegen&#x017F;eitige Einwirkung hat <hi rendition="#b">Euler</hi> <hi rendition="#aq">(Piece qui a remporté le prix de l'Acad. roy. des Sc. en 1748. à Paris. 1749. 4.)</hi> berechnet.</p>
            <p>de la Lande a&#x017F;tron. Handbuch. Leipz. 1775. gr. 8. §.1037. u. f.</p>
            <p>Ka&#x0364;&#x017F;tner Anfangsgr. der A&#x017F;tron. Go&#x0364;tting. 1781. 8 §. 284. u. f.</p>
          </div>
          <div n="3">
            <head>Petrefarten, Ver&#x017F;teinerungen, ver&#x017F;teinerte Ko&#x0364;rper, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Petre&#x017F;acta, Petri&#x017F;icata</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Petrifications</hi></foreign></name>.</head><lb/>
            <p>Unter die&#x017F;em Namen ver&#x017F;teht man abge&#x017F;torbene organi&#x017F;irte Ko&#x0364;rper, welche durch eine gu&#x0364;n&#x017F;tige Lage ihre Bildung ganz oder zum Theil behalten haben, aber mit fremden Erdarten durchdrungen und dadurch verha&#x0364;rtet &#x017F;ind. Natur&#x017F;piele und figurirte Steine, die ur&#x017F;pru&#x0364;nglich zum Mineralreiche geho&#x0364;ren, ver&#x017F;chu&#x0364;ttete Kun&#x017F;tproducte u. dgl. &#x017F;ind genau davon zu unter&#x017F;cheiden.</p>
            <p>Die&#x017F;e organi&#x017F;irten Ko&#x0364;rper, die ihre Ge&#x017F;talt in der Erde behalten haben, &#x017F;ind von fu&#x0364;nferley Art. Einige &#x017F;ind blos <hi rendition="#b">calcinitt</hi> oder mu&#x0364;rbe und locker geworden, wie die Thierknochen, Geweihe, Conchylien rc., die &#x017F;ich in den Bergho&#x0364;hlen oder in lockern mergelartigen Erdlagern finden, und von Manchen im engern Ver&#x017F;tande <hi rendition="#b">Fo&#x017F;&#x017F;ilien</hi> genannt werden. Andere, die <hi rendition="#b">wahren</hi> oder <hi rendition="#b">vollkommnen Ver&#x017F;teinerungen,</hi> welche die vo&#x0364;llige Steinha&#x0364;rte erhalten hoben, brechen in unza&#x0364;hlbarer Menge im fe&#x017F;ten Kalk&#x017F;teine der Flo&#x0364;zgebirge. Eine dritte Ver&#x017F;chiedenheit machen die metalli&#x017F;irten oder mit erzhaltigen Stof durchzognen oder angeflognen Ko&#x0364;rper aus, z. B. die Conchylien und Fi&#x017F;che mit Schwefelkies in den Thon&#x017F;chiefern und lettigen Thonlagern. Viertens find die <hi rendition="#b">Steinkerne</hi> <hi rendition="#aq">(nuclei)</hi> innere Abgu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e aus Ho&#x0364;hlungen von Mu&#x017F;cheln und Schnecken, die &#x017F;ich aus Steinma&#x017F;&#x017F;e in der Schale geformt haben, wovon aber die Form verlohren gegangen i&#x017F;t, wie die mei&#x017F;ten Ammoniten, Hy&#x017F;terolithen u. dgl. Endlich be&#x017F;tehen die <hi rendition="#b">Supren&#x017F;teine</hi> <hi rendition="#aq">(typolithi)</hi> aus a&#x0364;ußern Abdru&#x0364;cken der Oberfla&#x0364;che von Conchylien und Pflanzen, wie die Enkriniten&#x017F;tlele in Sand&#x017F;teinen, die Pflanzen&#x017F;chiefer u. &#x017F;. w.</p>
            <p>Da die Ver&#x017F;teinerungen in Ab&#x017F;icht auf die Ge&#x017F;chlchte der Erde &#x017F;ehr wichtig &#x017F;ind, &#x017F;. <hi rendition="#b">Berge,</hi> &#x017F;o will ich hier noch<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[444/0450] Planeten durch ihre gegenſeitige Einwirkung hat Euler (Piece qui a remporté le prix de l'Acad. roy. des Sc. en 1748. à Paris. 1749. 4.) berechnet. de la Lande aſtron. Handbuch. Leipz. 1775. gr. 8. §.1037. u. f. Kaͤſtner Anfangsgr. der Aſtron. Goͤtting. 1781. 8 §. 284. u. f. Petrefarten, Verſteinerungen, verſteinerte Koͤrper, Petreſacta, Petriſicata, Petrifications. Unter dieſem Namen verſteht man abgeſtorbene organiſirte Koͤrper, welche durch eine guͤnſtige Lage ihre Bildung ganz oder zum Theil behalten haben, aber mit fremden Erdarten durchdrungen und dadurch verhaͤrtet ſind. Naturſpiele und figurirte Steine, die urſpruͤnglich zum Mineralreiche gehoͤren, verſchuͤttete Kunſtproducte u. dgl. ſind genau davon zu unterſcheiden. Dieſe organiſirten Koͤrper, die ihre Geſtalt in der Erde behalten haben, ſind von fuͤnferley Art. Einige ſind blos calcinitt oder muͤrbe und locker geworden, wie die Thierknochen, Geweihe, Conchylien rc., die ſich in den Berghoͤhlen oder in lockern mergelartigen Erdlagern finden, und von Manchen im engern Verſtande Foſſilien genannt werden. Andere, die wahren oder vollkommnen Verſteinerungen, welche die voͤllige Steinhaͤrte erhalten hoben, brechen in unzaͤhlbarer Menge im feſten Kalkſteine der Floͤzgebirge. Eine dritte Verſchiedenheit machen die metalliſirten oder mit erzhaltigen Stof durchzognen oder angeflognen Koͤrper aus, z. B. die Conchylien und Fiſche mit Schwefelkies in den Thonſchiefern und lettigen Thonlagern. Viertens find die Steinkerne (nuclei) innere Abguͤſſe aus Hoͤhlungen von Muſcheln und Schnecken, die ſich aus Steinmaſſe in der Schale geformt haben, wovon aber die Form verlohren gegangen iſt, wie die meiſten Ammoniten, Hyſterolithen u. dgl. Endlich beſtehen die Suprenſteine (typolithi) aus aͤußern Abdruͤcken der Oberflaͤche von Conchylien und Pflanzen, wie die Enkrinitenſtlele in Sandſteinen, die Pflanzenſchiefer u. ſ. w. Da die Verſteinerungen in Abſicht auf die Geſchlchte der Erde ſehr wichtig ſind, ſ. Berge, ſo will ich hier noch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/450
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/450>, abgerufen am 21.11.2024.