Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Die Physiologie der Gewächse ist von Nehemiah Grew (Anatomy of plants. Lond. 1682. fol.), Malpighi (Anatome plantarum. Lond. 1675. fol.), Hales (Vegetable statiks. Lond. 1738. 8.) und Duhamel (Physique des arbres. Paris, 1778. II. Vol. 4.) untersucht und vorgetragen worden. Die chymische Zerlegung der Pflanzen zeigt uns in denselben verschiedene Stoffe, welche dem Gewächsreiche ganz eigen zu seyn, und von der Natur blos in demselben bereitet zu werden scheinen. Ein vorzüglicher Bestandtheil aller Pflanzen und ihrer Theile ist der Schleim oder das Gummi, das sich im Wasser auflöset, ausgetrocknet, aber hart und durchsichtig ist. Der harzichte Bestandtheil, der sich im Oel und Weingeist auflöset, s. Harze, ist bisweilen mit dem Schleime als ein Gummiharz vermischt. Das Mehl, das sich in den Saamen, Wurzeln und andern Theilen gewisser Pflanzen findet, hat, wenn seine Bestandtheile durch die Gährung gehörig verändert und verbunden sind, eine vorzüglich nährende Kraft für den thierischen Körper. Die wesentlichen Salze der Pflanzen lassen sich ziemlich auf eine einzige vegetabilische Säure bringen, die mit einem vegetabilisch - alkalischen Grundtheile Neutralsalze, z- B. den Weinstein, das Sauerkleesalz u. s. w. bildet. Die Zucker oder süßen Salze bestehen aus eben dieser sehr concentrirten Säure, die aber durch Phlogiston umwickelt und abgestumpst ist. Der zusammenziehende Stof, der die Auflösungen des Eisens in Säuren schwarz niederschlägt, und auf die thierische Faser eine adstringirende Wirkung äussert, findet sich am reinsten in den Galläpfeln. Von den Oelen, die ebenfalls dem Pflanzenreiche ganz eigen zu seyn scheinen, handelt ein besonderer Artikel. Endlich enthalten auch noch einige Pflanzen den Kampher, eine weiße, feste durchsichtige Materie, von starkem Geruch und Geschmack,
Die Phyſiologie der Gewaͤchſe iſt von Nehemiah Grew (Anatomy of plants. Lond. 1682. fol.), Malpighi (Anatome plantarum. Lond. 1675. fol.), Hales (Vegetable ſtatiks. Lond. 1738. 8.) und Duhamel (Phyſique des arbres. Paris, 1778. II. Vol. 4.) unterſucht und vorgetragen worden. Die chymiſche Zerlegung der Pflanzen zeigt uns in denſelben verſchiedene Stoffe, welche dem Gewaͤchsreiche ganz eigen zu ſeyn, und von der Natur blos in demſelben bereitet zu werden ſcheinen. Ein vorzuͤglicher Beſtandtheil aller Pflanzen und ihrer Theile iſt der Schleim oder das Gummi, das ſich im Waſſer aufloͤſet, ausgetrocknet, aber hart und durchſichtig iſt. Der harzichte Beſtandtheil, der ſich im Oel und Weingeiſt aufloͤſet, ſ. Harze, iſt bisweilen mit dem Schleime als ein Gummiharz vermiſcht. Das Mehl, das ſich in den Saamen, Wurzeln und andern Theilen gewiſſer Pflanzen findet, hat, wenn ſeine Beſtandtheile durch die Gaͤhrung gehoͤrig veraͤndert und verbunden ſind, eine vorzuͤglich naͤhrende Kraft fuͤr den thieriſchen Koͤrper. Die weſentlichen Salze der Pflanzen laſſen ſich ziemlich auf eine einzige vegetabiliſche Saͤure bringen, die mit einem vegetabiliſch - alkaliſchen Grundtheile Neutralſalze, z- B. den Weinſtein, das Sauerkleeſalz u. ſ. w. bildet. Die Zucker oder ſuͤßen Salze beſtehen aus eben dieſer ſehr concentrirten Saͤure, die aber durch Phlogiſton umwickelt und abgeſtumpſt iſt. Der zuſammenziehende Stof, der die Aufloͤſungen des Eiſens in Saͤuren ſchwarz niederſchlaͤgt, und auf die thieriſche Faſer eine adſtringirende Wirkung aͤuſſert, findet ſich am reinſten in den Gallaͤpfeln. Von den Oelen, die ebenfalls dem Pflanzenreiche ganz eigen zu ſeyn ſcheinen, handelt ein beſonderer Artikel. Endlich enthalten auch noch einige Pflanzen den Kampher, eine weiße, feſte durchſichtige Materie, von ſtarkem Geruch und Geſchmack, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0455" xml:id="P.3.449" n="449"/><lb/> Nach dieſem Syſtem wird die Kraͤuterkunde oder <hi rendition="#b">Botanik</hi> unter andern von <hi rendition="#b">Schinz</hi> (Erſter Grundriß der Kraͤuterwiſſenſchaft. Zuͤrich, 1775. fol.) und <hi rendition="#b">Suckow</hi> (Anfangsgruͤnde der theoretiſchen und angewandten Botanik. Leipzig, <hi rendition="#aq">1786. II.</hi> Th. 8.) vorgetragen.</p> <p>Die Phyſiologie der Gewaͤchſe iſt von <hi rendition="#b">Nehemiah Grew</hi> (<hi rendition="#aq">Anatomy of plants. Lond. 1682. fol.</hi>), <hi rendition="#b">Malpighi</hi> (<hi rendition="#aq">Anatome plantarum. Lond. 1675. fol.</hi>), <hi rendition="#b">Hales</hi> (<hi rendition="#aq">Vegetable ſtatiks. Lond. 1738. 8.</hi>) und <hi rendition="#b">Duhamel</hi> (<hi rendition="#aq">Phyſique des arbres. Paris, 1778. II. Vol. 4.</hi>) unterſucht und vorgetragen worden.</p> <p>Die chymiſche Zerlegung der Pflanzen zeigt uns in denſelben verſchiedene Stoffe, welche dem Gewaͤchsreiche ganz eigen zu ſeyn, und von der Natur blos in demſelben bereitet zu werden ſcheinen. Ein vorzuͤglicher Beſtandtheil aller Pflanzen und ihrer Theile iſt der <hi rendition="#b">Schleim</hi> oder das <hi rendition="#b">Gummi,</hi> das ſich im Waſſer aufloͤſet, ausgetrocknet, aber hart und durchſichtig iſt. <hi rendition="#b">Der harzichte Beſtandtheil,</hi> der ſich im Oel und Weingeiſt aufloͤſet, ſ. <hi rendition="#b">Harze,</hi> iſt bisweilen mit dem Schleime als ein Gummiharz vermiſcht. Das <hi rendition="#b">Mehl,</hi> das ſich in den Saamen, Wurzeln und andern Theilen gewiſſer Pflanzen findet, hat, wenn ſeine Beſtandtheile durch die Gaͤhrung gehoͤrig veraͤndert und verbunden ſind, eine vorzuͤglich naͤhrende Kraft fuͤr den thieriſchen Koͤrper. Die weſentlichen <hi rendition="#b">Salze</hi> der Pflanzen laſſen ſich ziemlich auf eine einzige vegetabiliſche Saͤure bringen, die mit einem vegetabiliſch - alkaliſchen Grundtheile Neutralſalze, z- B. den Weinſtein, das Sauerkleeſalz u. ſ. w. bildet. Die <hi rendition="#b">Zucker</hi> oder ſuͤßen Salze beſtehen aus eben dieſer ſehr concentrirten Saͤure, die aber durch Phlogiſton umwickelt und abgeſtumpſt iſt. Der <hi rendition="#b">zuſammenziehende Stof,</hi> der die Aufloͤſungen des Eiſens in Saͤuren ſchwarz niederſchlaͤgt, und auf die thieriſche Faſer eine adſtringirende Wirkung aͤuſſert, findet ſich am reinſten in den Gallaͤpfeln. Von den <hi rendition="#b">Oelen,</hi> die ebenfalls dem Pflanzenreiche ganz eigen zu ſeyn ſcheinen, handelt ein beſonderer Artikel. Endlich enthalten auch noch einige Pflanzen den <hi rendition="#b">Kampher,</hi> eine weiße, feſte durchſichtige Materie, von ſtarkem Geruch und Geſchmack,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [449/0455]
Nach dieſem Syſtem wird die Kraͤuterkunde oder Botanik unter andern von Schinz (Erſter Grundriß der Kraͤuterwiſſenſchaft. Zuͤrich, 1775. fol.) und Suckow (Anfangsgruͤnde der theoretiſchen und angewandten Botanik. Leipzig, 1786. II. Th. 8.) vorgetragen.
Die Phyſiologie der Gewaͤchſe iſt von Nehemiah Grew (Anatomy of plants. Lond. 1682. fol.), Malpighi (Anatome plantarum. Lond. 1675. fol.), Hales (Vegetable ſtatiks. Lond. 1738. 8.) und Duhamel (Phyſique des arbres. Paris, 1778. II. Vol. 4.) unterſucht und vorgetragen worden.
Die chymiſche Zerlegung der Pflanzen zeigt uns in denſelben verſchiedene Stoffe, welche dem Gewaͤchsreiche ganz eigen zu ſeyn, und von der Natur blos in demſelben bereitet zu werden ſcheinen. Ein vorzuͤglicher Beſtandtheil aller Pflanzen und ihrer Theile iſt der Schleim oder das Gummi, das ſich im Waſſer aufloͤſet, ausgetrocknet, aber hart und durchſichtig iſt. Der harzichte Beſtandtheil, der ſich im Oel und Weingeiſt aufloͤſet, ſ. Harze, iſt bisweilen mit dem Schleime als ein Gummiharz vermiſcht. Das Mehl, das ſich in den Saamen, Wurzeln und andern Theilen gewiſſer Pflanzen findet, hat, wenn ſeine Beſtandtheile durch die Gaͤhrung gehoͤrig veraͤndert und verbunden ſind, eine vorzuͤglich naͤhrende Kraft fuͤr den thieriſchen Koͤrper. Die weſentlichen Salze der Pflanzen laſſen ſich ziemlich auf eine einzige vegetabiliſche Saͤure bringen, die mit einem vegetabiliſch - alkaliſchen Grundtheile Neutralſalze, z- B. den Weinſtein, das Sauerkleeſalz u. ſ. w. bildet. Die Zucker oder ſuͤßen Salze beſtehen aus eben dieſer ſehr concentrirten Saͤure, die aber durch Phlogiſton umwickelt und abgeſtumpſt iſt. Der zuſammenziehende Stof, der die Aufloͤſungen des Eiſens in Saͤuren ſchwarz niederſchlaͤgt, und auf die thieriſche Faſer eine adſtringirende Wirkung aͤuſſert, findet ſich am reinſten in den Gallaͤpfeln. Von den Oelen, die ebenfalls dem Pflanzenreiche ganz eigen zu ſeyn ſcheinen, handelt ein beſonderer Artikel. Endlich enthalten auch noch einige Pflanzen den Kampher, eine weiße, feſte durchſichtige Materie, von ſtarkem Geruch und Geſchmack,
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