Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


hoch ist, s. Luft (oben S. 7. 8.). So weit reicht aber die Höhe der gewöhnlichen Glocken und Cylinder bey weitem nicht. Nach dieser Vorbereitung ist nun das Gefäß geschickt, statt des Wassers eine entwickelte Luftart aufzunehmen.

Zur Entwicklang der Luftarten selbst dient, wenn keine große Hitze nöthig ist, die gewöhnliche, Taf. XIX. Fig. 82. vorgestellte, Entbindungsflasche. Sie besteht aus einem weissen starken Glase A, in dessen Hals eine wie ein umgelegtes S gebogne, an beyden Enden ofne, Glasröhre B eingeschliffen ist. Man kan auch die Oefnung des Glases A mit einem Korkstöpsel verschließen, in welchen ein Loch gebohrt ist, durch welches die gebogne Röhre B hindurchgeht. Es werden die zur Entwicklung nöthigen Materialien in A eingeschüttet, und alsdann Stöpsel und Röhre, oder die eingeschliffene Röhre B aufgesetzt, wie schon beym Worte Gas, brennbates (Th. II. S. 363.) angeführtist. Man kan auch den Entbindungsflaschen, wie bey Fig. 83., zwo Oefnungen geben, wo C zum Einschütten der Materialien, B zu Aussetzung der Röhre dient. Ist eine gelinde Hitze nöthig, so hält man unter A ein Kohlenfeuer, oder einen brennenden Wachsstock.

Wenn stärkere Hitze erfordert wird, muß man statt dieser Flasche gläserne beschlagne oder irdene Retorten gebrauchen, die ins Sandbad gestellt, oder ins freye Feuer gelegt werden können. Diese bekommen eben solche gebogne Röhren, wie die Entbindungsflasche. Um das Zerspringen zu verhüten, macht man diese Röhren von Blech; wenn aber die entwickelten elastischen Materien das Metall angreifen, müssen sie doch von Glas seyn. Zuweilen bedient man sich auch eines Flintenlaufs, von dem das eine Ende mit den hineingebrachten Materialien ins freye Feuer gelegt, das andere aber mit dem gebognen Rohre versehen, oder auch unmittelbar unter das Aussammlungsgefäß gebracht wird.

Bey der Entbindung selbst wird die Oefnung des gekrümmten Rohres unter die Mündung eines im Gesunse der Wanne befindlichen Trichters gebracht, über welchem das


hoch iſt, ſ. Luft (oben S. 7. 8.). So weit reicht aber die Hoͤhe der gewoͤhnlichen Glocken und Cylinder bey weitem nicht. Nach dieſer Vorbereitung iſt nun das Gefaͤß geſchickt, ſtatt des Waſſers eine entwickelte Luftart aufzunehmen.

Zur Entwicklang der Luftarten ſelbſt dient, wenn keine große Hitze noͤthig iſt, die gewoͤhnliche, Taf. XIX. Fig. 82. vorgeſtellte, Entbindungsflaſche. Sie beſteht aus einem weiſſen ſtarken Glaſe A, in deſſen Hals eine wie ein umgelegtes S gebogne, an beyden Enden ofne, Glasroͤhre B eingeſchliffen iſt. Man kan auch die Oefnung des Glaſes A mit einem Korkſtoͤpſel verſchließen, in welchen ein Loch gebohrt iſt, durch welches die gebogne Roͤhre B hindurchgeht. Es werden die zur Entwicklung noͤthigen Materialien in A eingeſchuͤttet, und alsdann Stoͤpſel und Roͤhre, oder die eingeſchliffene Roͤhre B aufgeſetzt, wie ſchon beym Worte Gas, brennbates (Th. II. S. 363.) angefuͤhrtiſt. Man kan auch den Entbindungsflaſchen, wie bey Fig. 83., zwo Oefnungen geben, wo C zum Einſchuͤtten der Materialien, B zu Auſſetzung der Roͤhre dient. Iſt eine gelinde Hitze noͤthig, ſo haͤlt man unter A ein Kohlenfeuer, oder einen brennenden Wachsſtock.

Wenn ſtaͤrkere Hitze erfordert wird, muß man ſtatt dieſer Flaſche glaͤſerne beſchlagne oder irdene Retorten gebrauchen, die ins Sandbad geſtellt, oder ins freye Feuer gelegt werden koͤnnen. Dieſe bekommen eben ſolche gebogne Roͤhren, wie die Entbindungsflaſche. Um das Zerſpringen zu verhuͤten, macht man dieſe Roͤhren von Blech; wenn aber die entwickelten elaſtiſchen Materien das Metall angreifen, muͤſſen ſie doch von Glas ſeyn. Zuweilen bedient man ſich auch eines Flintenlaufs, von dem das eine Ende mit den hineingebrachten Materialien ins freye Feuer gelegt, das andere aber mit dem gebognen Rohre verſehen, oder auch unmittelbar unter das Auſſammlungsgefaͤß gebracht wird.

Bey der Entbindung ſelbſt wird die Oefnung des gekruͤmmten Rohres unter die Muͤndung eines im Geſunſe der Wanne befindlichen Trichters gebracht, uͤber welchem das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0531" xml:id="P.3.525" n="525"/><lb/>
hoch i&#x017F;t, &#x017F;. <hi rendition="#b">Luft</hi> (oben S. 7. 8.). So weit reicht aber die Ho&#x0364;he der gewo&#x0364;hnlichen Glocken und Cylinder bey weitem nicht. Nach die&#x017F;er Vorbereitung i&#x017F;t nun das Gefa&#x0364;ß ge&#x017F;chickt, &#x017F;tatt des Wa&#x017F;&#x017F;ers eine entwickelte Luftart aufzunehmen.</p>
            <p>Zur Entwicklang der Luftarten &#x017F;elb&#x017F;t dient, wenn keine große Hitze no&#x0364;thig i&#x017F;t, die gewo&#x0364;hnliche, Taf. <hi rendition="#aq">XIX.</hi> Fig. 82. vorge&#x017F;tellte, <hi rendition="#b">Entbindungsfla&#x017F;che.</hi> Sie be&#x017F;teht aus einem wei&#x017F;&#x017F;en &#x017F;tarken Gla&#x017F;e <hi rendition="#aq">A,</hi> in de&#x017F;&#x017F;en Hals eine wie ein umgelegtes <hi rendition="#aq">S</hi> gebogne, an beyden Enden ofne, Glasro&#x0364;hre <hi rendition="#aq">B</hi> einge&#x017F;chliffen i&#x017F;t. Man kan auch die Oefnung des Gla&#x017F;es <hi rendition="#aq">A</hi> mit einem Kork&#x017F;to&#x0364;p&#x017F;el ver&#x017F;chließen, in welchen ein Loch gebohrt i&#x017F;t, durch welches die gebogne Ro&#x0364;hre <hi rendition="#aq">B</hi> hindurchgeht. Es werden die zur Entwicklung no&#x0364;thigen Materialien in <hi rendition="#aq">A</hi> einge&#x017F;chu&#x0364;ttet, und alsdann Sto&#x0364;p&#x017F;el und Ro&#x0364;hre, oder die einge&#x017F;chliffene Ro&#x0364;hre <hi rendition="#aq">B</hi> aufge&#x017F;etzt, wie &#x017F;chon beym Worte <hi rendition="#b">Gas, brennbates</hi> (Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 363.) angefu&#x0364;hrti&#x017F;t. Man kan auch den Entbindungsfla&#x017F;chen, wie bey Fig. 83., zwo Oefnungen geben, wo <hi rendition="#aq">C</hi> zum Ein&#x017F;chu&#x0364;tten der Materialien, <hi rendition="#aq">B</hi> zu Au&#x017F;&#x017F;etzung der Ro&#x0364;hre dient. I&#x017F;t eine gelinde Hitze no&#x0364;thig, &#x017F;o ha&#x0364;lt man unter <hi rendition="#aq">A</hi> ein Kohlenfeuer, oder einen brennenden Wachs&#x017F;tock.</p>
            <p>Wenn &#x017F;ta&#x0364;rkere Hitze erfordert wird, muß man &#x017F;tatt die&#x017F;er Fla&#x017F;che gla&#x0364;&#x017F;erne be&#x017F;chlagne oder irdene Retorten gebrauchen, die ins Sandbad ge&#x017F;tellt, oder ins freye Feuer gelegt werden ko&#x0364;nnen. Die&#x017F;e bekommen eben &#x017F;olche gebogne Ro&#x0364;hren, wie die Entbindungsfla&#x017F;che. Um das Zer&#x017F;pringen zu verhu&#x0364;ten, macht man die&#x017F;e Ro&#x0364;hren von Blech; wenn aber die entwickelten ela&#x017F;ti&#x017F;chen Materien das Metall angreifen, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie doch von Glas &#x017F;eyn. Zuweilen bedient man &#x017F;ich auch eines Flintenlaufs, von dem das eine Ende mit den hineingebrachten Materialien ins freye Feuer gelegt, das andere aber mit dem gebognen Rohre ver&#x017F;ehen, oder auch unmittelbar unter das Au&#x017F;&#x017F;ammlungsgefa&#x0364;ß gebracht wird.</p>
            <p>Bey der Entbindung &#x017F;elb&#x017F;t wird die Oefnung des gekru&#x0364;mmten Rohres unter die Mu&#x0364;ndung eines im Ge&#x017F;un&#x017F;e der Wanne befindlichen Trichters gebracht, u&#x0364;ber welchem das<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[525/0531] hoch iſt, ſ. Luft (oben S. 7. 8.). So weit reicht aber die Hoͤhe der gewoͤhnlichen Glocken und Cylinder bey weitem nicht. Nach dieſer Vorbereitung iſt nun das Gefaͤß geſchickt, ſtatt des Waſſers eine entwickelte Luftart aufzunehmen. Zur Entwicklang der Luftarten ſelbſt dient, wenn keine große Hitze noͤthig iſt, die gewoͤhnliche, Taf. XIX. Fig. 82. vorgeſtellte, Entbindungsflaſche. Sie beſteht aus einem weiſſen ſtarken Glaſe A, in deſſen Hals eine wie ein umgelegtes S gebogne, an beyden Enden ofne, Glasroͤhre B eingeſchliffen iſt. Man kan auch die Oefnung des Glaſes A mit einem Korkſtoͤpſel verſchließen, in welchen ein Loch gebohrt iſt, durch welches die gebogne Roͤhre B hindurchgeht. Es werden die zur Entwicklung noͤthigen Materialien in A eingeſchuͤttet, und alsdann Stoͤpſel und Roͤhre, oder die eingeſchliffene Roͤhre B aufgeſetzt, wie ſchon beym Worte Gas, brennbates (Th. II. S. 363.) angefuͤhrtiſt. Man kan auch den Entbindungsflaſchen, wie bey Fig. 83., zwo Oefnungen geben, wo C zum Einſchuͤtten der Materialien, B zu Auſſetzung der Roͤhre dient. Iſt eine gelinde Hitze noͤthig, ſo haͤlt man unter A ein Kohlenfeuer, oder einen brennenden Wachsſtock. Wenn ſtaͤrkere Hitze erfordert wird, muß man ſtatt dieſer Flaſche glaͤſerne beſchlagne oder irdene Retorten gebrauchen, die ins Sandbad geſtellt, oder ins freye Feuer gelegt werden koͤnnen. Dieſe bekommen eben ſolche gebogne Roͤhren, wie die Entbindungsflaſche. Um das Zerſpringen zu verhuͤten, macht man dieſe Roͤhren von Blech; wenn aber die entwickelten elaſtiſchen Materien das Metall angreifen, muͤſſen ſie doch von Glas ſeyn. Zuweilen bedient man ſich auch eines Flintenlaufs, von dem das eine Ende mit den hineingebrachten Materialien ins freye Feuer gelegt, das andere aber mit dem gebognen Rohre verſehen, oder auch unmittelbar unter das Auſſammlungsgefaͤß gebracht wird. Bey der Entbindung ſelbſt wird die Oefnung des gekruͤmmten Rohres unter die Muͤndung eines im Geſunſe der Wanne befindlichen Trichters gebracht, uͤber welchem das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/531
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/531>, abgerufen am 25.11.2024.