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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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P. Noel Beobachtungen der Neigung, daß es mehr, als zween Pole gebe; aber der jüngere Euler zeigt, daß sich alle zuverläßige Erscheinungen aus zween beweglichen Polen erklären lassen. Man findet umständlichere Belehrungen hierüber bey den Worten Abweichung und Neigung der Magnetnadel.

Polemoskop, Polemoscopium, Polemoscope.

Diesen Namen gab Hevel (Selenographiae prolegom. p. 24. sqq.) einem von ihm im Jahre 1637 erfundenen optischen Werkzeuge, wodurch man Gegenstände betrachten kan, die dem bloßen Auge durch einen undurchsichtigen Körper verdeckt werden. Der Gedanke, es könne im Kriege nützlich seyn, um ohne Gefahr über Mauern und Wälle zu sehen, gab ihm Anlaß zu der Benennung, welche buchstäblich ein Kriegsperspectiv bedeutet.

Man sieht bald, daß es auf Spiegel ankömmt, wie man dergleichen in den Fenster-Nichen anbringt, um die Vorübergehenden zu betrachten, ohne von ihnen wieder gesehen zu werden, wozu Dechales, Zahn u. a. allerley Anschläge geben.

Hevels Einrichtung besteht aus Röhren, die sich in einander verschieben lassen, wie BF, Taf. XIX. Fig. 88. Am obern Ende B ist das Knie BA rechtwinklicht angesetzt und bey A offen. Am untern Ende F ist seitwärts ein kürzeres Knie H angebracht, und mit einem Hohlglase versehen, woran das Auge gehalten wird. Mitten im Rohre bey E ist ein erhabnes Objectivglas, das sich verschieben läßt, wenn man den obern Theil des Rohrs weiter herauszieht oder zurückschiebt. In den Winkeln der Kniee sind die Planspiegel CD und GF unter Winkeln von 45° angebracht. Wird nun die Oefnung A über eine Wand, hinter der das Auge O steht, hinaus gehalten, so fallen die Stralen von den äusern Gegenständen auf den Spiegel CD, werden von selbigem dem Spiegel GF, und von diesem dem Auge bey H zugesandt, welches den Stral, der von I in der Axe des Rohrs einfällt, nach den Gesetzen der Reflerion in der Richtung KO erhält, und, wenn keine Linsengläser da wären, die


P. Noel Beobachtungen der Neigung, daß es mehr, als zween Pole gebe; aber der juͤngere Euler zeigt, daß ſich alle zuverlaͤßige Erſcheinungen aus zween beweglichen Polen erklaͤren laſſen. Man findet umſtaͤndlichere Belehrungen hieruͤber bey den Worten Abweichung und Neigung der Magnetnadel.

Polemoſkop, Polemoſcopium, Polemoſcope.

Dieſen Namen gab Hevel (Selenographiae prolegom. p. 24. ſqq.) einem von ihm im Jahre 1637 erfundenen optiſchen Werkzeuge, wodurch man Gegenſtaͤnde betrachten kan, die dem bloßen Auge durch einen undurchſichtigen Koͤrper verdeckt werden. Der Gedanke, es koͤnne im Kriege nuͤtzlich ſeyn, um ohne Gefahr uͤber Mauern und Waͤlle zu ſehen, gab ihm Anlaß zu der Benennung, welche buchſtaͤblich ein Kriegsperſpectiv bedeutet.

Man ſieht bald, daß es auf Spiegel ankoͤmmt, wie man dergleichen in den Fenſter-Nichen anbringt, um die Voruͤbergehenden zu betrachten, ohne von ihnen wieder geſehen zu werden, wozu Dechales, Zahn u. a. allerley Anſchlaͤge geben.

Hevels Einrichtung beſteht aus Roͤhren, die ſich in einander verſchieben laſſen, wie BF, Taf. XIX. Fig. 88. Am obern Ende B iſt das Knie BA rechtwinklicht angeſetzt und bey A offen. Am untern Ende F iſt ſeitwaͤrts ein kuͤrzeres Knie H angebracht, und mit einem Hohlglaſe verſehen, woran das Auge gehalten wird. Mitten im Rohre bey E iſt ein erhabnes Objectivglas, das ſich verſchieben laͤßt, wenn man den obern Theil des Rohrs weiter herauszieht oder zuruͤckſchiebt. In den Winkeln der Kniee ſind die Planſpiegel CD und GF unter Winkeln von 45° angebracht. Wird nun die Oefnung A uͤber eine Wand, hinter der das Auge O ſteht, hinaus gehalten, ſo fallen die Stralen von den aͤuſern Gegenſtaͤnden auf den Spiegel CD, werden von ſelbigem dem Spiegel GF, und von dieſem dem Auge bey H zugeſandt, welches den Stral, der von I in der Axe des Rohrs einfaͤllt, nach den Geſetzen der Reflerion in der Richtung KO erhaͤlt, und, wenn keine Linſenglaͤſer da waͤren, die

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[539/0545] P. Noel Beobachtungen der Neigung, daß es mehr, als zween Pole gebe; aber der juͤngere Euler zeigt, daß ſich alle zuverlaͤßige Erſcheinungen aus zween beweglichen Polen erklaͤren laſſen. Man findet umſtaͤndlichere Belehrungen hieruͤber bey den Worten Abweichung und Neigung der Magnetnadel. Polemoſkop, Polemoſcopium, Polemoſcope. Dieſen Namen gab Hevel (Selenographiae prolegom. p. 24. ſqq.) einem von ihm im Jahre 1637 erfundenen optiſchen Werkzeuge, wodurch man Gegenſtaͤnde betrachten kan, die dem bloßen Auge durch einen undurchſichtigen Koͤrper verdeckt werden. Der Gedanke, es koͤnne im Kriege nuͤtzlich ſeyn, um ohne Gefahr uͤber Mauern und Waͤlle zu ſehen, gab ihm Anlaß zu der Benennung, welche buchſtaͤblich ein Kriegsperſpectiv bedeutet. Man ſieht bald, daß es auf Spiegel ankoͤmmt, wie man dergleichen in den Fenſter-Nichen anbringt, um die Voruͤbergehenden zu betrachten, ohne von ihnen wieder geſehen zu werden, wozu Dechales, Zahn u. a. allerley Anſchlaͤge geben. Hevels Einrichtung beſteht aus Roͤhren, die ſich in einander verſchieben laſſen, wie BF, Taf. XIX. Fig. 88. Am obern Ende B iſt das Knie BA rechtwinklicht angeſetzt und bey A offen. Am untern Ende F iſt ſeitwaͤrts ein kuͤrzeres Knie H angebracht, und mit einem Hohlglaſe verſehen, woran das Auge gehalten wird. Mitten im Rohre bey E iſt ein erhabnes Objectivglas, das ſich verſchieben laͤßt, wenn man den obern Theil des Rohrs weiter herauszieht oder zuruͤckſchiebt. In den Winkeln der Kniee ſind die Planſpiegel CD und GF unter Winkeln von 45° angebracht. Wird nun die Oefnung A uͤber eine Wand, hinter der das Auge O ſteht, hinaus gehalten, ſo fallen die Stralen von den aͤuſern Gegenſtaͤnden auf den Spiegel CD, werden von ſelbigem dem Spiegel GF, und von dieſem dem Auge bey H zugeſandt, welches den Stral, der von I in der Axe des Rohrs einfaͤllt, nach den Geſetzen der Reflerion in der Richtung KO erhaͤlt, und, wenn keine Linſenglaͤſer da waͤren, die

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 539. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/545>, abgerufen am 16.07.2024.