Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Taf. XIX. Fig. 92. sey ABC ein Durchschnitt des Prisma, auf seine Axe senkrecht. In diesem werde der Stral DE nach EF gebrochen, und fahre nach FG heraus. Das Brechungsverhältniß aus Luft in Glas sey n:1, der brechende Winkel BAC=A. Die punktirten Linien, welche bey H zusammenstoßen, sind die Einfallslothe an den Punkten E und F, wo der Stral durchgeht. Weil sie auf den Linien BA und CA senkrecht stehen, so machen sie mit einander einen eben so großen Winkel, als diese Linien selbst, oder es ist KHE=A. Die Winkel p, q, r, s sind die Einfalls- und Brechungswinkel des durchgehenden Strals. Auch ist KHE=q+r=A.

Nach dem Gesetze der Brechung ist für das Brechungsverhältniß n:1

I.) sin q=(sin p/n). II.) r=A-q. III.) sin s=n. sin r Diese drey Formeln zeigen den Weg, aus n, p und A die Winkel q, r und s mittelst der trigonometrischen Tafeln zu berechnen. Zieht man sie in eine einzige zusammen, so erhält man

IV.) sin s=sin A sqrt(n -- sin p) -- cos. A. sin p. Die Rechnung würde eben so ausfallen, wenn GF der einfallende, und ED der ausgehende Stral wäre. Daher ist auch

V.) sin p=sin A sqrt(n -- sin s) -- cos. A. sin s.

Man sieht aus diesen Formeln sogleich, daß s wächst, wenn p abnimmt, weil der Sinus von p und sein Quadrat beyde abgezogen werden, wenn man den Sinus von s finden will. Da aber sin s nie größer, als 1, werden darf, weil sonst der Stral EF gar nicht gebrochen, sondern von AC zurückgeworfen wird, so darf auch p nicht kleiner werden, als erforderlich ist, um sin s=1 zu geben. Für diese Grenze von p findet man aus V.)

Von dieser Größe an kan p wachsen, bis zu 90°, oder bis der Stral DE nach der Richtung BE selbst einfällt, für welchen Fall die Formel IV.) s so groß giebt, als p an der


Taf. XIX. Fig. 92. ſey ABC ein Durchſchnitt des Prisma, auf ſeine Axe ſenkrecht. In dieſem werde der Stral DE nach EF gebrochen, und fahre nach FG heraus. Das Brechungsverhaͤltniß aus Luft in Glas ſey n:1, der brechende Winkel BAC=A. Die punktirten Linien, welche bey H zuſammenſtoßen, ſind die Einfallslothe an den Punkten E und F, wo der Stral durchgeht. Weil ſie auf den Linien BA und CA ſenkrecht ſtehen, ſo machen ſie mit einander einen eben ſo großen Winkel, als dieſe Linien ſelbſt, oder es iſt KHE=A. Die Winkel p, q, r, s ſind die Einfalls- und Brechungswinkel des durchgehenden Strals. Auch iſt KHE=q+r=A.

Nach dem Geſetze der Brechung iſt fuͤr das Brechungsverhaͤltniß n:1

I.) ſin q=(ſin p/n). II.) r=A-q. III.) ſin s=n. ſin r Dieſe drey Formeln zeigen den Weg, aus n, p und A die Winkel q, r und s mittelſt der trigonometriſchen Tafeln zu berechnen. Zieht man ſie in eine einzige zuſammen, ſo erhaͤlt man

IV.) ſin s=ſin A √(n — ſin p) — coſ. A. ſin p. Die Rechnung wuͤrde eben ſo ausfallen, wenn GF der einfallende, und ED der ausgehende Stral waͤre. Daher iſt auch

V.) ſin p=ſin A √(n — ſin s) — coſ. A. ſin s.

Man ſieht aus dieſen Formeln ſogleich, daß s waͤchſt, wenn p abnimmt, weil der Sinus von p und ſein Quadrat beyde abgezogen werden, wenn man den Sinus von s finden will. Da aber ſin s nie groͤßer, als 1, werden darf, weil ſonſt der Stral EF gar nicht gebrochen, ſondern von AC zuruͤckgeworfen wird, ſo darf auch p nicht kleiner werden, als erforderlich iſt, um ſin s=1 zu geben. Fuͤr dieſe Grenze von p findet man aus V.)

Von dieſer Groͤße an kan p wachſen, bis zu 90°, oder bis der Stral DE nach der Richtung BE ſelbſt einfaͤllt, fuͤr welchen Fall die Formel IV.) s ſo groß giebt, als p an der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p>
              <pb facs="#f0560" xml:id="P.3.554" n="554"/><lb/>
            </p>
            <p>Taf. <hi rendition="#aq">XIX.</hi> Fig. 92. &#x017F;ey <hi rendition="#aq">ABC</hi> ein Durch&#x017F;chnitt des Prisma, auf &#x017F;eine Axe &#x017F;enkrecht. In die&#x017F;em werde der Stral <hi rendition="#aq">DE</hi> nach <hi rendition="#aq">EF</hi> gebrochen, und fahre nach <hi rendition="#aq">FG</hi> heraus. Das Brechungsverha&#x0364;ltniß aus Luft in Glas &#x017F;ey <hi rendition="#aq">n:1,</hi> der brechende Winkel <hi rendition="#aq">BAC=A.</hi> Die punktirten Linien, welche bey <hi rendition="#aq">H</hi> zu&#x017F;ammen&#x017F;toßen, &#x017F;ind die Einfallslothe an den Punkten <hi rendition="#aq">E</hi> und <hi rendition="#aq">F,</hi> wo der Stral durchgeht. Weil &#x017F;ie auf den Linien <hi rendition="#aq">BA</hi> und <hi rendition="#aq">CA</hi> &#x017F;enkrecht &#x017F;tehen, &#x017F;o machen &#x017F;ie mit einander einen eben &#x017F;o großen Winkel, als die&#x017F;e Linien &#x017F;elb&#x017F;t, oder es i&#x017F;t <hi rendition="#aq">KHE=A.</hi> Die Winkel <hi rendition="#aq">p, q, r, s</hi> &#x017F;ind die Einfalls- und Brechungswinkel des durchgehenden Strals. Auch i&#x017F;t <hi rendition="#aq">KHE=q+r=A.</hi></p>
            <p>Nach dem Ge&#x017F;etze der Brechung i&#x017F;t fu&#x0364;r das Brechungsverha&#x0364;ltniß <hi rendition="#aq">n:1</hi></p>
            <p><hi rendition="#aq">I.) &#x017F;in q=(&#x017F;in p/n). II.) r=A-q. III.) &#x017F;in s=n. &#x017F;in r</hi> Die&#x017F;e drey Formeln zeigen den Weg, aus <hi rendition="#aq">n, p</hi> und <hi rendition="#aq">A</hi> die Winkel <hi rendition="#aq">q, r</hi> und <hi rendition="#aq">s</hi> mittel&#x017F;t der trigonometri&#x017F;chen Tafeln zu berechnen. Zieht man &#x017F;ie in eine einzige zu&#x017F;ammen, &#x017F;o erha&#x0364;lt man</p>
            <p><hi rendition="#aq">IV.) &#x017F;in s=&#x017F;in A &#x221A;(n &#x2014; &#x017F;in p) &#x2014; co&#x017F;. A. &#x017F;in p.</hi> Die Rechnung wu&#x0364;rde eben &#x017F;o ausfallen, wenn <hi rendition="#aq">GF</hi> der einfallende, und <hi rendition="#aq">ED</hi> der ausgehende Stral wa&#x0364;re. Daher i&#x017F;t auch</p>
            <p> <hi rendition="#aq">V.) &#x017F;in p=&#x017F;in A &#x221A;(n &#x2014; &#x017F;in s) &#x2014; co&#x017F;. A. &#x017F;in s.</hi> </p>
            <p>Man &#x017F;ieht aus die&#x017F;en Formeln &#x017F;ogleich, daß <hi rendition="#aq">s</hi> wa&#x0364;ch&#x017F;t, wenn <hi rendition="#aq">p</hi> abnimmt, weil der Sinus von <hi rendition="#aq">p</hi> und &#x017F;ein Quadrat beyde <hi rendition="#b">abgezogen</hi> werden, wenn man den Sinus von <hi rendition="#aq">s</hi> finden will. Da aber <hi rendition="#aq">&#x017F;in s</hi> nie gro&#x0364;ßer, als 1, werden darf, weil &#x017F;on&#x017F;t der Stral <hi rendition="#aq">EF</hi> gar nicht gebrochen, &#x017F;ondern von <hi rendition="#aq">AC</hi> zuru&#x0364;ckgeworfen wird, &#x017F;o darf auch <hi rendition="#aq">p</hi> nicht kleiner werden, als erforderlich i&#x017F;t, um <hi rendition="#aq">&#x017F;in s=1</hi> zu geben. Fu&#x0364;r die&#x017F;e Grenze von <hi rendition="#aq">p</hi> findet man aus <hi rendition="#aq">V.</hi>) </p>
            <p>Von die&#x017F;er Gro&#x0364;ße an kan <hi rendition="#aq">p</hi> wach&#x017F;en, bis zu 90°, oder bis der Stral <hi rendition="#aq">DE</hi> nach der Richtung <hi rendition="#aq">BE</hi> &#x017F;elb&#x017F;t einfa&#x0364;llt, fu&#x0364;r welchen Fall die Formel <hi rendition="#aq">IV.) s</hi> &#x017F;o groß giebt, als <hi rendition="#aq">p</hi> an der<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[554/0560] Taf. XIX. Fig. 92. ſey ABC ein Durchſchnitt des Prisma, auf ſeine Axe ſenkrecht. In dieſem werde der Stral DE nach EF gebrochen, und fahre nach FG heraus. Das Brechungsverhaͤltniß aus Luft in Glas ſey n:1, der brechende Winkel BAC=A. Die punktirten Linien, welche bey H zuſammenſtoßen, ſind die Einfallslothe an den Punkten E und F, wo der Stral durchgeht. Weil ſie auf den Linien BA und CA ſenkrecht ſtehen, ſo machen ſie mit einander einen eben ſo großen Winkel, als dieſe Linien ſelbſt, oder es iſt KHE=A. Die Winkel p, q, r, s ſind die Einfalls- und Brechungswinkel des durchgehenden Strals. Auch iſt KHE=q+r=A. Nach dem Geſetze der Brechung iſt fuͤr das Brechungsverhaͤltniß n:1 I.) ſin q=(ſin p/n). II.) r=A-q. III.) ſin s=n. ſin r Dieſe drey Formeln zeigen den Weg, aus n, p und A die Winkel q, r und s mittelſt der trigonometriſchen Tafeln zu berechnen. Zieht man ſie in eine einzige zuſammen, ſo erhaͤlt man IV.) ſin s=ſin A √(n — ſin p) — coſ. A. ſin p. Die Rechnung wuͤrde eben ſo ausfallen, wenn GF der einfallende, und ED der ausgehende Stral waͤre. Daher iſt auch V.) ſin p=ſin A √(n — ſin s) — coſ. A. ſin s. Man ſieht aus dieſen Formeln ſogleich, daß s waͤchſt, wenn p abnimmt, weil der Sinus von p und ſein Quadrat beyde abgezogen werden, wenn man den Sinus von s finden will. Da aber ſin s nie groͤßer, als 1, werden darf, weil ſonſt der Stral EF gar nicht gebrochen, ſondern von AC zuruͤckgeworfen wird, ſo darf auch p nicht kleiner werden, als erforderlich iſt, um ſin s=1 zu geben. Fuͤr dieſe Grenze von p findet man aus V.) Von dieſer Groͤße an kan p wachſen, bis zu 90°, oder bis der Stral DE nach der Richtung BE ſelbſt einfaͤllt, fuͤr welchen Fall die Formel IV.) s ſo groß giebt, als p an der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/560
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/560>, abgerufen am 22.11.2024.