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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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Wassermenge nur wächst und abnimmt) getheilt. Die intermittirenden werden durch starke Regengüsse oder geschmolzenen Schnee oft auf eine Zeit gleichförmig, oder unordentlich. Solche, die nur zu gewissen Jahrszeiten fließen, sind nicht selten. Viele aber richten sich auch nach den Tagesstunden. So erzählt Plinius, daß eine Quelle beym Lago di Como (Lacus Larius, H. N. II. 103.) stundenweise zu- und abnehme. Astruc (Hist. nat. de Languedoc) meldet von einer Quelle bey Fonteston oder Fontestorbe in Mirepoir, daß sie gewöhnlich 36 Min. 35 Sec. lang fließe, und 32 Min. 30 Sec. lang aussetze. Er führt noch mehr Brunnen dieser Art an, z. B. den von Fonsanche bey Nismes, dessen Fließen täglich etwas über 7 Stunden, das Aussetzen 5 Stunden dauert, einige in Savoyen und Poitou, und die Quelle von Colmar in Provence, die allemal in der siebenten Minute aussetzt. Die Letztere, deren Wasserstral die Dicke eines Arms hat, ward 1755 bey dem Erdbeben, das Lissabon zerstörte, fortfließend, und fieng erst 1763 von neuem an, auszusetzen. Auch Scheuchzer hat in seinen Alpenreisen Beyspiele solcher aussetzenden Quellen in der Schweitz.

Man erklärt diese intermittirenden Quellen auf verschiedene Art. Ein langes Aussetzen, das mehrere Monate oder Wochen dauret, mag wohl von Mangel an Zufluß geschmolzenen Schnees und Eises herrühren. Kürzere Absätze aber leiter man insgemein von kleinen Berghöhlen oder Wasserbehältern her, die sich durch einen Zugang von oben her anfüllen, und seitwärts durch heberförmige Canäle wieder ausleeren. Diese Heber leeren den Behälter bis an die wagrechte Fläche ihres Verbindungspunktes aus; alsdann hören sie auf zu fließen, und fangen nicht eher wieder an, als bis der Schenkel am Behälter bis auf seinen höchsten Punkt gefüllt ist, wozu eine gewisse von der Menge des Zuflusses abhängende Zeit erforderlich ist. Ist der Zufluß stärter, so wird diese Zeit kürzer; starke Regen u. dgl. können ihn so ansehnlich vermehren, daß er eben so viel ersetzt, als die Quelle abführt, in welchem Falle die letztere fortfließend wird. Giebt es im Behälter einen solchen heberförmigen Canal,


Waſſermenge nur waͤchſt und abnimmt) getheilt. Die intermittirenden werden durch ſtarke Regenguͤſſe oder geſchmolzenen Schnee oft auf eine Zeit gleichfoͤrmig, oder unordentlich. Solche, die nur zu gewiſſen Jahrszeiten fließen, ſind nicht ſelten. Viele aber richten ſich auch nach den Tagesſtunden. So erzaͤhlt Plinius, daß eine Quelle beym Lago di Como (Lacus Larius, H. N. II. 103.) ſtundenweiſe zu- und abnehme. Aſtruc (Hiſt. nat. de Languedoc) meldet von einer Quelle bey Fonteſton oder Fonteſtorbe in Mirepoir, daß ſie gewoͤhnlich 36 Min. 35 Sec. lang fließe, und 32 Min. 30 Sec. lang ausſetze. Er fuͤhrt noch mehr Brunnen dieſer Art an, z. B. den von Fonſanche bey Nismes, deſſen Fließen taͤglich etwas uͤber 7 Stunden, das Ausſetzen 5 Stunden dauert, einige in Savoyen und Poitou, und die Quelle von Colmar in Provence, die allemal in der ſiebenten Minute ausſetzt. Die Letztere, deren Waſſerſtral die Dicke eines Arms hat, ward 1755 bey dem Erdbeben, das Liſſabon zerſtoͤrte, fortfließend, und fieng erſt 1763 von neuem an, auszuſetzen. Auch Scheuchzer hat in ſeinen Alpenreiſen Beyſpiele ſolcher ausſetzenden Quellen in der Schweitz.

Man erklaͤrt dieſe intermittirenden Quellen auf verſchiedene Art. Ein langes Ausſetzen, das mehrere Monate oder Wochen dauret, mag wohl von Mangel an Zufluß geſchmolzenen Schnees und Eiſes herruͤhren. Kuͤrzere Abſaͤtze aber leiter man insgemein von kleinen Berghoͤhlen oder Waſſerbehaͤltern her, die ſich durch einen Zugang von oben her anfuͤllen, und ſeitwaͤrts durch heberfoͤrmige Canaͤle wieder ausleeren. Dieſe Heber leeren den Behaͤlter bis an die wagrechte Flaͤche ihres Verbindungspunktes aus; alsdann hoͤren ſie auf zu fließen, und fangen nicht eher wieder an, als bis der Schenkel am Behaͤlter bis auf ſeinen hoͤchſten Punkt gefuͤllt iſt, wozu eine gewiſſe von der Menge des Zufluſſes abhaͤngende Zeit erforderlich iſt. Iſt der Zufluß ſtaͤrter, ſo wird dieſe Zeit kuͤrzer; ſtarke Regen u. dgl. koͤnnen ihn ſo anſehnlich vermehren, daß er eben ſo viel erſetzt, als die Quelle abfuͤhrt, in welchem Falle die letztere fortfließend wird. Giebt es im Behaͤlter einen ſolchen heberfoͤrmigen Canal,

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[615/0621] Waſſermenge nur waͤchſt und abnimmt) getheilt. Die intermittirenden werden durch ſtarke Regenguͤſſe oder geſchmolzenen Schnee oft auf eine Zeit gleichfoͤrmig, oder unordentlich. Solche, die nur zu gewiſſen Jahrszeiten fließen, ſind nicht ſelten. Viele aber richten ſich auch nach den Tagesſtunden. So erzaͤhlt Plinius, daß eine Quelle beym Lago di Como (Lacus Larius, H. N. II. 103.) ſtundenweiſe zu- und abnehme. Aſtruc (Hiſt. nat. de Languedoc) meldet von einer Quelle bey Fonteſton oder Fonteſtorbe in Mirepoir, daß ſie gewoͤhnlich 36 Min. 35 Sec. lang fließe, und 32 Min. 30 Sec. lang ausſetze. Er fuͤhrt noch mehr Brunnen dieſer Art an, z. B. den von Fonſanche bey Nismes, deſſen Fließen taͤglich etwas uͤber 7 Stunden, das Ausſetzen 5 Stunden dauert, einige in Savoyen und Poitou, und die Quelle von Colmar in Provence, die allemal in der ſiebenten Minute ausſetzt. Die Letztere, deren Waſſerſtral die Dicke eines Arms hat, ward 1755 bey dem Erdbeben, das Liſſabon zerſtoͤrte, fortfließend, und fieng erſt 1763 von neuem an, auszuſetzen. Auch Scheuchzer hat in ſeinen Alpenreiſen Beyſpiele ſolcher ausſetzenden Quellen in der Schweitz. Man erklaͤrt dieſe intermittirenden Quellen auf verſchiedene Art. Ein langes Ausſetzen, das mehrere Monate oder Wochen dauret, mag wohl von Mangel an Zufluß geſchmolzenen Schnees und Eiſes herruͤhren. Kuͤrzere Abſaͤtze aber leiter man insgemein von kleinen Berghoͤhlen oder Waſſerbehaͤltern her, die ſich durch einen Zugang von oben her anfuͤllen, und ſeitwaͤrts durch heberfoͤrmige Canaͤle wieder ausleeren. Dieſe Heber leeren den Behaͤlter bis an die wagrechte Flaͤche ihres Verbindungspunktes aus; alsdann hoͤren ſie auf zu fließen, und fangen nicht eher wieder an, als bis der Schenkel am Behaͤlter bis auf ſeinen hoͤchſten Punkt gefuͤllt iſt, wozu eine gewiſſe von der Menge des Zufluſſes abhaͤngende Zeit erforderlich iſt. Iſt der Zufluß ſtaͤrter, ſo wird dieſe Zeit kuͤrzer; ſtarke Regen u. dgl. koͤnnen ihn ſo anſehnlich vermehren, daß er eben ſo viel erſetzt, als die Quelle abfuͤhrt, in welchem Falle die letztere fortfließend wird. Giebt es im Behaͤlter einen ſolchen heberfoͤrmigen Canal,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 615. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/621>, abgerufen am 22.11.2024.