Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Ein sehr zusammengesetztes Räderwerk dient nicht wohl zu Erhebung großer Lasten, theils, weil es kostbar ist, theils auch, weil beym Wirken der Maschine die ganze Last auf einem einzigen Zahne und Stocke ruht, und diese daher viel leiden. Inzwischen findet man beym Leupold u. a. praktischen Schriftstellern mancherley Hebzeuge, Krahne u. dgl. mit Räderwerk. Sehr bekannt ist die Winde der Fuhrleute, bey der man mit einer Kurbel ein Getrieb umtreibt, das in eine bezahnte Stange eingreift, dieselbe hebt, und dadurch die Axe eines Wagenrads, unter welche die Winde gestemmt wird, in die Höhe bringt. Hier dienen die Zähne dazu, das Getriebe mittelst der Stange mit der Last zu verbinden; und es ist nur ein einziges Rod da, dessen Welle das Getriebe vorstellt, der Umkreis aber blos durch die Bewegung der Kurbel beschrieben wird. Also wird die Kraft in dem Verhältnisse verstärkt, in welchem sich der Halbmesser des Getriebes und die Länge der Kurbel befinden, s. Rad an der Welle. Ist z. B. die Kurbel achtmal so lang, als der Halbmesser des Getriebes, so kan die Winde mit 1 Centner Kraft 8 Centner Last erhalten. Eben diese Bewandniß hat es mit den Kreuzwinden, durch welche die Kolbenstangen der Luftpumpen aus und eingewunden werden, s. Luftpumpe. Bey der doppelten Winde der Fuhrleute greift das erste Getriebe in ein Rad, an dessen Axe ein zweytes erst in die bezahnte Stange greifendes Getriebe steckt. Hiebey ist eine wirkliche Zusammensetzung zweyer Räder, und die Verstärkung der Kraft ansehnlicher. Weit öfter aber, und insbesondere bey allen Mühlen und Uhrwerken wird zusammengesetztes Räderwerk in der umgekehrten Absicht gebraucht, nemlich, um durch eine starke, aber langsame, Kraft Bewegungen mit großer oder
Ein ſehr zuſammengeſetztes Raͤderwerk dient nicht wohl zu Erhebung großer Laſten, theils, weil es koſtbar iſt, theils auch, weil beym Wirken der Maſchine die ganze Laſt auf einem einzigen Zahne und Stocke ruht, und dieſe daher viel leiden. Inzwiſchen findet man beym Leupold u. a. praktiſchen Schriftſtellern mancherley Hebzeuge, Krahne u. dgl. mit Raͤderwerk. Sehr bekannt iſt die Winde der Fuhrleute, bey der man mit einer Kurbel ein Getrieb umtreibt, das in eine bezahnte Stange eingreift, dieſelbe hebt, und dadurch die Axe eines Wagenrads, unter welche die Winde geſtemmt wird, in die Hoͤhe bringt. Hier dienen die Zaͤhne dazu, das Getriebe mittelſt der Stange mit der Laſt zu verbinden; und es iſt nur ein einziges Rod da, deſſen Welle das Getriebe vorſtellt, der Umkreis aber blos durch die Bewegung der Kurbel beſchrieben wird. Alſo wird die Kraft in dem Verhaͤltniſſe verſtaͤrkt, in welchem ſich der Halbmeſſer des Getriebes und die Laͤnge der Kurbel befinden, ſ. Rad an der Welle. Iſt z. B. die Kurbel achtmal ſo lang, als der Halbmeſſer des Getriebes, ſo kan die Winde mit 1 Centner Kraft 8 Centner Laſt erhalten. Eben dieſe Bewandniß hat es mit den Kreuzwinden, durch welche die Kolbenſtangen der Luftpumpen aus und eingewunden werden, ſ. Luftpumpe. Bey der doppelten Winde der Fuhrleute greift das erſte Getriebe in ein Rad, an deſſen Axe ein zweytes erſt in die bezahnte Stange greifendes Getriebe ſteckt. Hiebey iſt eine wirkliche Zuſammenſetzung zweyer Raͤder, und die Verſtaͤrkung der Kraft anſehnlicher. Weit oͤfter aber, und insbeſondere bey allen Muͤhlen und Uhrwerken wird zuſammengeſetztes Raͤderwerk in der umgekehrten Abſicht gebraucht, nemlich, um durch eine ſtarke, aber langſame, Kraft Bewegungen mit großer oder <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0638" xml:id="P.3.632" n="632"/><lb/> dieſes, wenn man fuͤr die Anzahlen der Triebſtoͤcke und der Zaͤhne ſolche Zahlen waͤhlt, die kein gemeinſchaftliches Maaß haben <hi rendition="#aq">(numeri primi inter ſe),</hi> z. B. wenn ein Getriebe von 6 Stoͤcken in ein Rad von 29 Zaͤhnen greift. Es iſt aber ſchwer, Raͤder nach Zahlen abzutheilen, die ſich nicht dividiren laſſen; daher dieſe Bemerkung im Praktiſchen wenig benuͤtzt wird.</p> <p>Ein ſehr zuſammengeſetztes Raͤderwerk dient nicht wohl zu Erhebung großer Laſten, theils, weil es koſtbar iſt, theils auch, weil beym Wirken der Maſchine die ganze Laſt auf einem einzigen Zahne und Stocke ruht, und dieſe daher viel leiden. Inzwiſchen findet man beym <hi rendition="#b">Leupold</hi> u. a. praktiſchen Schriftſtellern mancherley Hebzeuge, Krahne u. dgl. mit Raͤderwerk. Sehr bekannt iſt die <hi rendition="#b">Winde</hi> der Fuhrleute, bey der man mit einer Kurbel ein Getrieb umtreibt, das in eine bezahnte Stange eingreift, dieſelbe hebt, und dadurch die Axe eines Wagenrads, unter welche die Winde geſtemmt wird, in die Hoͤhe bringt. Hier dienen die Zaͤhne dazu, das Getriebe mittelſt der Stange mit der Laſt zu verbinden; und es iſt nur ein einziges Rod da, deſſen Welle das Getriebe vorſtellt, der Umkreis aber blos durch die Bewegung der Kurbel beſchrieben wird. Alſo wird die Kraft in dem Verhaͤltniſſe verſtaͤrkt, in welchem ſich der Halbmeſſer des Getriebes und die Laͤnge der Kurbel befinden, ſ. <hi rendition="#b">Rad an der Welle.</hi> Iſt z. B. die Kurbel achtmal ſo lang, als der Halbmeſſer des Getriebes, ſo kan die Winde mit 1 Centner Kraft 8 Centner Laſt erhalten. Eben dieſe Bewandniß hat es mit den Kreuzwinden, durch welche die Kolbenſtangen der Luftpumpen aus und eingewunden werden, ſ. <hi rendition="#b">Luftpumpe.</hi> Bey der <hi rendition="#b">doppelten Winde</hi> der Fuhrleute greift das erſte Getriebe in ein Rad, an deſſen Axe ein zweytes erſt in die bezahnte Stange greifendes Getriebe ſteckt. Hiebey iſt eine wirkliche Zuſammenſetzung zweyer Raͤder, und die Verſtaͤrkung der Kraft anſehnlicher.</p> <p>Weit oͤfter aber, und insbeſondere bey allen Muͤhlen und Uhrwerken wird zuſammengeſetztes Raͤderwerk in der umgekehrten Abſicht gebraucht, nemlich, um durch eine ſtarke, aber langſame, Kraft Bewegungen mit <hi rendition="#b">großer</hi> oder<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [632/0638]
dieſes, wenn man fuͤr die Anzahlen der Triebſtoͤcke und der Zaͤhne ſolche Zahlen waͤhlt, die kein gemeinſchaftliches Maaß haben (numeri primi inter ſe), z. B. wenn ein Getriebe von 6 Stoͤcken in ein Rad von 29 Zaͤhnen greift. Es iſt aber ſchwer, Raͤder nach Zahlen abzutheilen, die ſich nicht dividiren laſſen; daher dieſe Bemerkung im Praktiſchen wenig benuͤtzt wird.
Ein ſehr zuſammengeſetztes Raͤderwerk dient nicht wohl zu Erhebung großer Laſten, theils, weil es koſtbar iſt, theils auch, weil beym Wirken der Maſchine die ganze Laſt auf einem einzigen Zahne und Stocke ruht, und dieſe daher viel leiden. Inzwiſchen findet man beym Leupold u. a. praktiſchen Schriftſtellern mancherley Hebzeuge, Krahne u. dgl. mit Raͤderwerk. Sehr bekannt iſt die Winde der Fuhrleute, bey der man mit einer Kurbel ein Getrieb umtreibt, das in eine bezahnte Stange eingreift, dieſelbe hebt, und dadurch die Axe eines Wagenrads, unter welche die Winde geſtemmt wird, in die Hoͤhe bringt. Hier dienen die Zaͤhne dazu, das Getriebe mittelſt der Stange mit der Laſt zu verbinden; und es iſt nur ein einziges Rod da, deſſen Welle das Getriebe vorſtellt, der Umkreis aber blos durch die Bewegung der Kurbel beſchrieben wird. Alſo wird die Kraft in dem Verhaͤltniſſe verſtaͤrkt, in welchem ſich der Halbmeſſer des Getriebes und die Laͤnge der Kurbel befinden, ſ. Rad an der Welle. Iſt z. B. die Kurbel achtmal ſo lang, als der Halbmeſſer des Getriebes, ſo kan die Winde mit 1 Centner Kraft 8 Centner Laſt erhalten. Eben dieſe Bewandniß hat es mit den Kreuzwinden, durch welche die Kolbenſtangen der Luftpumpen aus und eingewunden werden, ſ. Luftpumpe. Bey der doppelten Winde der Fuhrleute greift das erſte Getriebe in ein Rad, an deſſen Axe ein zweytes erſt in die bezahnte Stange greifendes Getriebe ſteckt. Hiebey iſt eine wirkliche Zuſammenſetzung zweyer Raͤder, und die Verſtaͤrkung der Kraft anſehnlicher.
Weit oͤfter aber, und insbeſondere bey allen Muͤhlen und Uhrwerken wird zuſammengeſetztes Raͤderwerk in der umgekehrten Abſicht gebraucht, nemlich, um durch eine ſtarke, aber langſame, Kraft Bewegungen mit großer oder
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