Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.Das beste Hülfsmittel zu geschwindern Reductionen ist demnach die Schmelzung. Man vermischt den Kalk mit der gehörigen Menge von Kohlenstaub oder andern viel Brennstof abgebenden Materien, bringt eine Substanz hinzu, welche die Schmelzung und Scheidung des Metalls von den Schlacken erleichtert, und setzt das Ganze in verschloßnen Gefäßen ohne Zutritt der äußern Luft dem Feuer aus. Bey diesen Reductionen wird allezeit eine große Menge Gas aus den Kalken entwickelt, welche ein beträchtliches Aufschwellen der ganzen Masse verursachet, daher man auch im Anfange nur ein mäßiges Feuer geben darf. Wenn man beym Reduciren Phlogiston zugesetzt hat, so besteht das entwickelte Gas größtentheils aus Luftsäure oder fixer Luft. Ein besonderes Phänomen ist es allerdings, daß die Kalke der edlen Metalle, ingleichen der ohne Zusatz bereitete, und der rothe Quecksilberniederschlag, durch die bloße Hitze in verschloßnen Gefäßen, ohne Zusatz von Phlogiston, reducirt werden. Diese Erscheinung kan nicht anders, als durch die genaue Vereinigung erklärt werden, welche in diesen Metallen zwischen ihren Erden und dem Phlogiston statt findet. Die Kalke der edlen Metalle lassen sich wegen ihrer Feuerbeständigkeit nicht anders, als durch Auflösungen und Niederschläge bereiten, und es scheint dabey der größte Theil ihres Phlogistons noch in den Kalken zurückzubleiben, und bey der Schmelzung ohne weitern Zusatz die Reduction zu bewirken. Von den Quecksilberkalken, ob sie gleich durchs Feuer bereitet sind, s. Quecksilber, muß man das Nemliche sagen, oder nach Crawfords Theorie annehmen, daß in ihnen der Grundtheil der reinen Luft, mit Phlogiston zu einem neuen Stoffe verbunden, zurückbleibe, und bey der Reduction durch die Hitze wiederum zersetzt werde, wenn man nicht lieber gestehen will, daß das ganze Phänomen bis jetzt noch nicht hinlänglich erklärt ist. Die wiederhergestellten Metalle wiegen weniger, als die Kalke, aus denen sie bereitet sind, ob sie gleich einen Zusatz von Phlogiston erhalten haben. Dies erklärt sich aber sehr leicht und natürlich aus der Menge von Gas, welche Das beſte Huͤlfsmittel zu geſchwindern Reductionen iſt demnach die Schmelzung. Man vermiſcht den Kalk mit der gehoͤrigen Menge von Kohlenſtaub oder andern viel Brennſtof abgebenden Materien, bringt eine Subſtanz hinzu, welche die Schmelzung und Scheidung des Metalls von den Schlacken erleichtert, und ſetzt das Ganze in verſchloßnen Gefaͤßen ohne Zutritt der aͤußern Luft dem Feuer aus. Bey dieſen Reductionen wird allezeit eine große Menge Gas aus den Kalken entwickelt, welche ein betraͤchtliches Aufſchwellen der ganzen Maſſe verurſachet, daher man auch im Anfange nur ein maͤßiges Feuer geben darf. Wenn man beym Reduciren Phlogiſton zugeſetzt hat, ſo beſteht das entwickelte Gas groͤßtentheils aus Luftſaͤure oder fixer Luft. Ein beſonderes Phaͤnomen iſt es allerdings, daß die Kalke der edlen Metalle, ingleichen der ohne Zuſatz bereitete, und der rothe Queckſilberniederſchlag, durch die bloße Hitze in verſchloßnen Gefaͤßen, ohne Zuſatz von Phlogiſton, reducirt werden. Dieſe Erſcheinung kan nicht anders, als durch die genaue Vereinigung erklaͤrt werden, welche in dieſen Metallen zwiſchen ihren Erden und dem Phlogiſton ſtatt findet. Die Kalke der edlen Metalle laſſen ſich wegen ihrer Feuerbeſtaͤndigkeit nicht anders, als durch Aufloͤſungen und Niederſchlaͤge bereiten, und es ſcheint dabey der groͤßte Theil ihres Phlogiſtons noch in den Kalken zuruͤckzubleiben, und bey der Schmelzung ohne weitern Zuſatz die Reduction zu bewirken. Von den Queckſilberkalken, ob ſie gleich durchs Feuer bereitet ſind, ſ. Queckſilber, muß man das Nemliche ſagen, oder nach Crawfords Theorie annehmen, daß in ihnen der Grundtheil der reinen Luft, mit Phlogiſton zu einem neuen Stoffe verbunden, zuruͤckbleibe, und bey der Reduction durch die Hitze wiederum zerſetzt werde, wenn man nicht lieber geſtehen will, daß das ganze Phaͤnomen bis jetzt noch nicht hinlaͤnglich erklaͤrt iſt. Die wiederhergeſtellten Metalle wiegen weniger, als die Kalke, aus denen ſie bereitet ſind, ob ſie gleich einen Zuſatz von Phlogiſton erhalten haben. Dies erklaͤrt ſich aber ſehr leicht und natuͤrlich aus der Menge von Gas, welche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0649" xml:id="P.3.643" n="643"/><lb/> </p> <p>Das beſte Huͤlfsmittel zu geſchwindern Reductionen iſt demnach die Schmelzung. Man vermiſcht den Kalk mit der gehoͤrigen Menge von Kohlenſtaub oder andern viel Brennſtof abgebenden Materien, bringt eine Subſtanz hinzu, welche die Schmelzung und Scheidung des Metalls von den Schlacken erleichtert, und ſetzt das Ganze in verſchloßnen Gefaͤßen ohne Zutritt der aͤußern Luft dem Feuer aus.</p> <p>Bey dieſen Reductionen wird allezeit eine große Menge Gas aus den Kalken entwickelt, welche ein betraͤchtliches Aufſchwellen der ganzen Maſſe verurſachet, daher man auch im Anfange nur ein maͤßiges Feuer geben darf. 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Das beſte Huͤlfsmittel zu geſchwindern Reductionen iſt demnach die Schmelzung. Man vermiſcht den Kalk mit der gehoͤrigen Menge von Kohlenſtaub oder andern viel Brennſtof abgebenden Materien, bringt eine Subſtanz hinzu, welche die Schmelzung und Scheidung des Metalls von den Schlacken erleichtert, und ſetzt das Ganze in verſchloßnen Gefaͤßen ohne Zutritt der aͤußern Luft dem Feuer aus.
Bey dieſen Reductionen wird allezeit eine große Menge Gas aus den Kalken entwickelt, welche ein betraͤchtliches Aufſchwellen der ganzen Maſſe verurſachet, daher man auch im Anfange nur ein maͤßiges Feuer geben darf. Wenn man beym Reduciren Phlogiſton zugeſetzt hat, ſo beſteht das entwickelte Gas groͤßtentheils aus Luftſaͤure oder fixer Luft.
Ein beſonderes Phaͤnomen iſt es allerdings, daß die Kalke der edlen Metalle, ingleichen der ohne Zuſatz bereitete, und der rothe Queckſilberniederſchlag, durch die bloße Hitze in verſchloßnen Gefaͤßen, ohne Zuſatz von Phlogiſton, reducirt werden. Dieſe Erſcheinung kan nicht anders, als durch die genaue Vereinigung erklaͤrt werden, welche in dieſen Metallen zwiſchen ihren Erden und dem Phlogiſton ſtatt findet. Die Kalke der edlen Metalle laſſen ſich wegen ihrer Feuerbeſtaͤndigkeit nicht anders, als durch Aufloͤſungen und Niederſchlaͤge bereiten, und es ſcheint dabey der groͤßte Theil ihres Phlogiſtons noch in den Kalken zuruͤckzubleiben, und bey der Schmelzung ohne weitern Zuſatz die Reduction zu bewirken. Von den Queckſilberkalken, ob ſie gleich durchs Feuer bereitet ſind, ſ. Queckſilber, muß man das Nemliche ſagen, oder nach Crawfords Theorie annehmen, daß in ihnen der Grundtheil der reinen Luft, mit Phlogiſton zu einem neuen Stoffe verbunden, zuruͤckbleibe, und bey der Reduction durch die Hitze wiederum zerſetzt werde, wenn man nicht lieber geſtehen will, daß das ganze Phaͤnomen bis jetzt noch nicht hinlaͤnglich erklaͤrt iſt.
Die wiederhergeſtellten Metalle wiegen weniger, als die Kalke, aus denen ſie bereitet ſind, ob ſie gleich einen Zuſatz von Phlogiſton erhalten haben. Dies erklaͤrt ſich aber ſehr leicht und natuͤrlich aus der Menge von Gas, welche
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