Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Um das Jahr 1650 aber erfand Otto von Guericke, churbrandenburgischer Rath und Burgemeister zu Magdeburg, eine eigne weit bequemere Maschine zu Verdünnung der Luft in verschloßnen Gefäßen. Der hohle metallne Eylinder AB Taf. XIV. Fig. 12. ist unten in AC ungebogen, daß sich in ihn bey C der gläserne Recipient D einsetzen, und lufidicht verkütten läßt. Am Halse des Recipienten ist bey E ein Hahn, den man verschließen kan, wenn man den Recipienten wieder von C abnehmen will, Bey G ist eine mit einer Klappe versehene Oefnung, durch welche die Luft in den Cylinder treten kan, wenn der Kolben I vermittelst der Stange IK gegen B zurückgezogen mird. Etwas höher bey H ist eine andere mit einem Ventil versehene Oefnung, durch welche die Luft ins Zimmer tritt, wenn man den Stempel von B nach A zurückstößt. Um den Hahn und die Stelle bey C vor dem Eindringen der äußern Luft zu bewahren, setzte Guericke den ganzen Apparat in ein Gefäß NOPQ, das er bis über E mit Wasser füllte. Der Stempel ward am Griffe LM von zween Personen hin und her bewegt, wobey allenfalls beym Zurückziehen noch zween andere an Stricken zogen, welche an den Grif gebunden waren. Die Ventile waren von Leder. Durch diese Maschine gelang es Guericken, wiewohl mit Mühe, eine hohle Kugel ziemlich luftleer zu machen, und viele Versuche anzustellen, welche die Schwere und Federkraft der Luft bewiesen. Diese Versuche wurden bald bekannt, und er selbst zeigte sie 1654 in Gegenwart des Kaisers Ferdinand III. und einiger deutschen Fürsten auf dem Reichstage zu Regensburg. Der Churfürst von Mainz und Bischof von Würzburg Iohann Philipp
Um das Jahr 1650 aber erfand Otto von Guericke, churbrandenburgiſcher Rath und Burgemeiſter zu Magdeburg, eine eigne weit bequemere Maſchine zu Verduͤnnung der Luft in verſchloßnen Gefaͤßen. Der hohle metallne Eylinder AB Taf. XIV. Fig. 12. iſt unten in AC ungebogen, daß ſich in ihn bey C der glaͤſerne Recipient D einſetzen, und lufidicht verkuͤtten laͤßt. Am Halſe des Recipienten iſt bey E ein Hahn, den man verſchließen kan, wenn man den Recipienten wieder von C abnehmen will, Bey G iſt eine mit einer Klappe verſehene Oefnung, durch welche die Luft in den Cylinder treten kan, wenn der Kolben I vermittelſt der Stange IK gegen B zuruͤckgezogen mird. Etwas hoͤher bey H iſt eine andere mit einem Ventil verſehene Oefnung, durch welche die Luft ins Zimmer tritt, wenn man den Stempel von B nach A zuruͤckſtoͤßt. Um den Hahn und die Stelle bey C vor dem Eindringen der aͤußern Luft zu bewahren, ſetzte Guericke den ganzen Apparat in ein Gefaͤß NOPQ, das er bis uͤber E mit Waſſer fuͤllte. Der Stempel ward am Griffe LM von zween Perſonen hin und her bewegt, wobey allenfalls beym Zuruͤckziehen noch zween andere an Stricken zogen, welche an den Grif gebunden waren. Die Ventile waren von Leder. Durch dieſe Maſchine gelang es Guericken, wiewohl mit Muͤhe, eine hohle Kugel ziemlich luftleer zu machen, und viele Verſuche anzuſtellen, welche die Schwere und Federkraft der Luft bewieſen. Dieſe Verſuche wurden bald bekannt, und er ſelbſt zeigte ſie 1654 in Gegenwart des Kaiſers Ferdinand III. und einiger deutſchen Fuͤrſten auf dem Reichstage zu Regensburg. Der Churfuͤrſt von Mainz und Biſchof von Wuͤrzburg Iohann Philipp <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0066" xml:id="P.3.60" n="60"/><lb/> dann die Kugel wieder, fuͤllten alles mit Queckſilber an, und brachten das untere ofne Ende in ein Geſaͤß mit Queckſilber, worauf denn dieſe fiuͤßige Materie in der aufgerichteten Roͤhre herabſank, und den obern Raum, wie im Barometer, luftleer ließ. Auf dieſe hoͤchſt unbequeme Art haben ſie dennoch eine ziemliche Menge Verſuche angeſtellt.</p> <p>Um das Jahr 1650 aber erfand <hi rendition="#b">Otto von Guericke,</hi> churbrandenburgiſcher Rath und Burgemeiſter zu Magdeburg, eine eigne weit bequemere Maſchine zu Verduͤnnung der Luft in verſchloßnen Gefaͤßen. Der hohle metallne Eylinder <hi rendition="#aq">AB</hi> Taf. <hi rendition="#aq">XIV.</hi> Fig. 12. iſt unten in <hi rendition="#aq">AC</hi> ungebogen, daß ſich in ihn bey <hi rendition="#aq">C</hi> der glaͤſerne Recipient <hi rendition="#aq">D</hi> einſetzen, und lufidicht verkuͤtten laͤßt. Am Halſe des Recipienten iſt bey <hi rendition="#aq">E</hi> ein Hahn, den man verſchließen kan, wenn man den Recipienten wieder von <hi rendition="#aq">C</hi> abnehmen will, Bey <hi rendition="#aq">G</hi> iſt eine mit einer Klappe verſehene Oefnung, durch welche die Luft in den Cylinder treten kan, wenn der Kolben <hi rendition="#aq">I</hi> vermittelſt der Stange <hi rendition="#aq">IK</hi> gegen <hi rendition="#aq">B</hi> zuruͤckgezogen mird. Etwas hoͤher bey <hi rendition="#aq">H</hi> iſt eine andere mit einem Ventil verſehene Oefnung, durch welche die Luft ins Zimmer tritt, wenn man den Stempel von <hi rendition="#aq">B</hi> nach <hi rendition="#aq">A</hi> zuruͤckſtoͤßt. Um den Hahn und die Stelle bey <hi rendition="#aq">C</hi> vor dem Eindringen der aͤußern Luft zu bewahren, ſetzte Guericke den ganzen Apparat in ein Gefaͤß <hi rendition="#aq">NOPQ,</hi> das er bis uͤber <hi rendition="#aq">E</hi> mit Waſſer fuͤllte. Der Stempel ward am Griffe <hi rendition="#aq">LM</hi> von zween Perſonen hin und her bewegt, wobey allenfalls beym Zuruͤckziehen noch zween andere an Stricken zogen, welche an den Grif gebunden waren. Die Ventile waren von Leder.</p> <p>Durch dieſe Maſchine gelang es Guericken, wiewohl mit Muͤhe, eine hohle Kugel ziemlich luftleer zu machen, und viele Verſuche anzuſtellen, welche die Schwere und Federkraft der Luft bewieſen. Dieſe Verſuche wurden bald bekannt, und er ſelbſt zeigte ſie 1654 in Gegenwart des Kaiſers Ferdinand <hi rendition="#aq">III.</hi> und einiger deutſchen Fuͤrſten auf dem Reichstage zu Regensburg. Der Churfuͤrſt von Mainz und Biſchof von Wuͤrzburg <hi rendition="#b">Iohann Philipp</hi><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [60/0066]
dann die Kugel wieder, fuͤllten alles mit Queckſilber an, und brachten das untere ofne Ende in ein Geſaͤß mit Queckſilber, worauf denn dieſe fiuͤßige Materie in der aufgerichteten Roͤhre herabſank, und den obern Raum, wie im Barometer, luftleer ließ. Auf dieſe hoͤchſt unbequeme Art haben ſie dennoch eine ziemliche Menge Verſuche angeſtellt.
Um das Jahr 1650 aber erfand Otto von Guericke, churbrandenburgiſcher Rath und Burgemeiſter zu Magdeburg, eine eigne weit bequemere Maſchine zu Verduͤnnung der Luft in verſchloßnen Gefaͤßen. Der hohle metallne Eylinder AB Taf. XIV. Fig. 12. iſt unten in AC ungebogen, daß ſich in ihn bey C der glaͤſerne Recipient D einſetzen, und lufidicht verkuͤtten laͤßt. Am Halſe des Recipienten iſt bey E ein Hahn, den man verſchließen kan, wenn man den Recipienten wieder von C abnehmen will, Bey G iſt eine mit einer Klappe verſehene Oefnung, durch welche die Luft in den Cylinder treten kan, wenn der Kolben I vermittelſt der Stange IK gegen B zuruͤckgezogen mird. Etwas hoͤher bey H iſt eine andere mit einem Ventil verſehene Oefnung, durch welche die Luft ins Zimmer tritt, wenn man den Stempel von B nach A zuruͤckſtoͤßt. Um den Hahn und die Stelle bey C vor dem Eindringen der aͤußern Luft zu bewahren, ſetzte Guericke den ganzen Apparat in ein Gefaͤß NOPQ, das er bis uͤber E mit Waſſer fuͤllte. Der Stempel ward am Griffe LM von zween Perſonen hin und her bewegt, wobey allenfalls beym Zuruͤckziehen noch zween andere an Stricken zogen, welche an den Grif gebunden waren. Die Ventile waren von Leder.
Durch dieſe Maſchine gelang es Guericken, wiewohl mit Muͤhe, eine hohle Kugel ziemlich luftleer zu machen, und viele Verſuche anzuſtellen, welche die Schwere und Federkraft der Luft bewieſen. Dieſe Verſuche wurden bald bekannt, und er ſelbſt zeigte ſie 1654 in Gegenwart des Kaiſers Ferdinand III. und einiger deutſchen Fuͤrſten auf dem Reichstage zu Regensburg. Der Churfuͤrſt von Mainz und Biſchof von Wuͤrzburg Iohann Philipp
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