Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Macquer chymisches Wörterbuch, Art. Säuren. Gren systemat. Haudb. der Chemie, Theil I. §. 204 u. f. Saft, Säfte, Humores, Succi, Humeurs, Sucs. Diesen Namen giebt man den tropfbaren Flüßigkeiten, welche sich in den organisirten Körpern befinden. Das Wesen und Leben der Körper des Pflanzen- und Thierreichs besteht eben darinn, daß in ihnen solche Flüßigkeiten in festen Gefäßen aussteigen oder umlaufen, s. Organisirte Körper. Sie theilen sich nach den beyden Naturreichen, in denen man sie findet, in Pflanzensäfte und Säfte thierischer Körper. Die Pflanzen ziehen den Saft (seue), der in ihnen aufsteigt, aus der Erde durch ihre Wurzel ein, und erhalten durch die Assimilation desselben mit ihrer Substanz Nahrung und Wachsthum, s. Pflanzen. Man erklärt insgemein das Aufsteigen des Safts durch die Eigenschaften der Haarröhren, welche den feinen Gefäßen und Canälen der Pflanzen zukommen. Wenn sich auch einwenden läßt, daß in keinem Haarrohre das Wasser so hoch steige, als die Stämme der größern Bäume sind, so kan man doch antworten, daß die Anziehung der lebenden Pflanzenstoffe gegen das Wasser ohne Vergleichung größer seyn müsse, als etwa die Anziehung des Glases oder dürren Holzes, womit die Versuche über die Haarröhren angestellt werden, und daß am Ende das Aufsteigen des Safts doch auf Anziehung, also auf gleichem Grunde mit den Phänomenen der Haarröhren, beruhe. Gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts behauptete Perrault in den Pflanzen einen Kreislauf des Safts, wie im thierischen Körper: aber Hales (Vegetable Statiks. Lond. 1727. 8. Deutsch: Statik der Gewächse. Halle, 1747. 8. Frz. Statique des Vegetaux par Mr. de Buffon. Paris, 1735. 4.) hat durch vortrefliche Untersuchungen
Macquer chymiſches Woͤrterbuch, Art. Saͤuren. Gren ſyſtemat. Haudb. der Chemie, Theil I. §. 204 u. f. Saft, Saͤfte, Humores, Succi, Humeurs, Sucs. Dieſen Namen giebt man den tropfbaren Fluͤßigkeiten, welche ſich in den organiſirten Koͤrpern befinden. Das Weſen und Leben der Koͤrper des Pflanzen- und Thierreichs beſteht eben darinn, daß in ihnen ſolche Fluͤßigkeiten in feſten Gefaͤßen auſſteigen oder umlaufen, ſ. Organiſirte Koͤrper. Sie theilen ſich nach den beyden Naturreichen, in denen man ſie findet, in Pflanzenſaͤfte und Saͤfte thieriſcher Koͤrper. Die Pflanzen ziehen den Saft (ſèue), der in ihnen aufſteigt, aus der Erde durch ihre Wurzel ein, und erhalten durch die Aſſimilation deſſelben mit ihrer Subſtanz Nahrung und Wachsthum, ſ. Pflanzen. Man erklaͤrt insgemein das Aufſteigen des Safts durch die Eigenſchaften der Haarroͤhren, welche den feinen Gefaͤßen und Canaͤlen der Pflanzen zukommen. Wenn ſich auch einwenden laͤßt, daß in keinem Haarrohre das Waſſer ſo hoch ſteige, als die Staͤmme der groͤßern Baͤume ſind, ſo kan man doch antworten, daß die Anziehung der lebenden Pflanzenſtoffe gegen das Waſſer ohne Vergleichung groͤßer ſeyn muͤſſe, als etwa die Anziehung des Glaſes oder duͤrren Holzes, womit die Verſuche uͤber die Haarroͤhren angeſtellt werden, und daß am Ende das Aufſteigen des Safts doch auf Anziehung, alſo auf gleichem Grunde mit den Phaͤnomenen der Haarroͤhren, beruhe. Gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts behauptete Perrault in den Pflanzen einen Kreislauf des Safts, wie im thieriſchen Koͤrper: aber Hales (Vegetable Statiks. Lond. 1727. 8. Deutſch: Statik der Gewaͤchſe. Halle, 1747. 8. Frz. Statique des Vegétaux par Mr. de Buffon. Paris, 1735. 4.) hat durch vortrefliche Unterſuchungen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0754" xml:id="P.3.748" n="748"/><lb/> vermiſchen u. dgl. So einfach manche dieſer Erklaͤrungen ſind, ſo bleibt doch hiebey ſoviel Schwierigkeit und lediglich Hypothetiſches uͤbrig, daß es wohl noch nicht rathſam ſeyn moͤchte, die ganze Sprache der Chymie mit Einigen deshalb umzuaͤndern.</p> <p>Macquer chymiſches Woͤrterbuch, Art. Saͤuren.</p> <p>Gren ſyſtemat. Haudb. der Chemie, Theil <hi rendition="#aq">I.</hi> §. 204 u. f.</p> </div> <div n="3"> <head>Saft, Saͤfte, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Humores, Succi</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Humeurs, Sucs</hi></foreign></name>.</head><lb/> <p>Dieſen Namen giebt man den tropfbaren Fluͤßigkeiten, welche ſich in den organiſirten Koͤrpern befinden. Das Weſen und Leben der Koͤrper des Pflanzen- und Thierreichs beſteht eben darinn, daß in ihnen ſolche Fluͤßigkeiten in feſten Gefaͤßen auſſteigen oder umlaufen, ſ. <hi rendition="#b">Organiſirte Koͤrper.</hi> Sie theilen ſich nach den beyden Naturreichen, in denen man ſie findet, in Pflanzenſaͤfte und Saͤfte thieriſcher Koͤrper.</p> <p>Die Pflanzen ziehen den <hi rendition="#b">Saft</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">(ſèue),</hi></hi> der in ihnen aufſteigt, aus der Erde durch ihre Wurzel ein, und erhalten durch die Aſſimilation deſſelben mit ihrer Subſtanz Nahrung und Wachsthum, ſ. <hi rendition="#b">Pflanzen.</hi> Man erklaͤrt insgemein das Aufſteigen des Safts durch die Eigenſchaften der Haarroͤhren, welche den feinen Gefaͤßen und Canaͤlen der Pflanzen zukommen. Wenn ſich auch einwenden laͤßt, daß in keinem Haarrohre das Waſſer ſo hoch ſteige, als die Staͤmme der groͤßern Baͤume ſind, ſo kan man doch antworten, daß die Anziehung der lebenden Pflanzenſtoffe gegen das Waſſer ohne Vergleichung groͤßer ſeyn muͤſſe, als etwa die Anziehung des Glaſes oder duͤrren Holzes, womit die Verſuche uͤber die Haarroͤhren angeſtellt werden, und daß am Ende das Aufſteigen des Safts doch auf <hi rendition="#b">Anziehung,</hi> alſo auf gleichem Grunde mit den Phaͤnomenen der Haarroͤhren, beruhe. Gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts behauptete <hi rendition="#b">Perrault</hi> in den Pflanzen einen Kreislauf des Safts, wie im thieriſchen Koͤrper: aber <hi rendition="#b">Hales</hi> <hi rendition="#aq">(Vegetable Statiks. Lond. 1727. 8.</hi> Deutſch: Statik der Gewaͤchſe. Halle, 1747. 8. Frz. <hi rendition="#aq">Statique des Vegétaux par Mr. <hi rendition="#i">de Buffon.</hi> Paris, 1735. 4.)</hi> hat durch vortrefliche Unterſuchungen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [748/0754]
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Macquer chymiſches Woͤrterbuch, Art. Saͤuren.
Gren ſyſtemat. Haudb. der Chemie, Theil I. §. 204 u. f.
Saft, Saͤfte, Humores, Succi, Humeurs, Sucs.
Dieſen Namen giebt man den tropfbaren Fluͤßigkeiten, welche ſich in den organiſirten Koͤrpern befinden. Das Weſen und Leben der Koͤrper des Pflanzen- und Thierreichs beſteht eben darinn, daß in ihnen ſolche Fluͤßigkeiten in feſten Gefaͤßen auſſteigen oder umlaufen, ſ. Organiſirte Koͤrper. Sie theilen ſich nach den beyden Naturreichen, in denen man ſie findet, in Pflanzenſaͤfte und Saͤfte thieriſcher Koͤrper.
Die Pflanzen ziehen den Saft (ſèue), der in ihnen aufſteigt, aus der Erde durch ihre Wurzel ein, und erhalten durch die Aſſimilation deſſelben mit ihrer Subſtanz Nahrung und Wachsthum, ſ. Pflanzen. Man erklaͤrt insgemein das Aufſteigen des Safts durch die Eigenſchaften der Haarroͤhren, welche den feinen Gefaͤßen und Canaͤlen der Pflanzen zukommen. Wenn ſich auch einwenden laͤßt, daß in keinem Haarrohre das Waſſer ſo hoch ſteige, als die Staͤmme der groͤßern Baͤume ſind, ſo kan man doch antworten, daß die Anziehung der lebenden Pflanzenſtoffe gegen das Waſſer ohne Vergleichung groͤßer ſeyn muͤſſe, als etwa die Anziehung des Glaſes oder duͤrren Holzes, womit die Verſuche uͤber die Haarroͤhren angeſtellt werden, und daß am Ende das Aufſteigen des Safts doch auf Anziehung, alſo auf gleichem Grunde mit den Phaͤnomenen der Haarroͤhren, beruhe. Gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts behauptete Perrault in den Pflanzen einen Kreislauf des Safts, wie im thieriſchen Koͤrper: aber Hales (Vegetable Statiks. Lond. 1727. 8. Deutſch: Statik der Gewaͤchſe. Halle, 1747. 8. Frz. Statique des Vegétaux par Mr. de Buffon. Paris, 1735. 4.) hat durch vortrefliche Unterſuchungen
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