Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.Natürlich findet man den Salpeter in gewissen Gegenden von Indien, wo man ihn von der Erde oder den Steinen abkehrt und daher Kehrsalpeter (nitre de houssage) nennt. Er wird durch Auflösung in Wasser, Durchseihen und Anschießen gereiniget. Auch in Spanien soll sich dergleichen finden, und neuerlich hat man im Gebiete von Molfetta und in andern Gegenden Siciliens ganze Salpeterhöhlen, aus deren Erde er sich auslaugen läßt, und in den Kalkschichten des Berges Palo gediegne Salpeterkrystallen gefunden (Vom gediegnen Salpeter, in den physikalischen Arbeiten der einträchtigen Freunde in Wien, herausg. v. Born 1787. gr. 4. Jahrg. I. Quartal 3. S. 4.). Auch findet man Salpeter in den Säften einiger Pflanzen, der aber wohl mehr vom Boden herzuleiten ist. In größerer Menge bereitet die Natur den unvollkommnen Kalksalpeter, der sich in den Wohnungen der Menschen und Thiere, besonders in niedrigen und feuchten, aber vor Regengüssen gesicherten Behältnissen, z. B. Kellern, Küchen, Ställen u. dgl. so häufig an Mauern und Steinhaufen anlegt. Man errichtet auf den Salpeterhütten Wände oder Haufen von Wasserschlamm, kalkhaltigem Leimen, Bauschutt, Gassenkehricht, ausgeläugter Asche u. dgl. die man mit Harn, Mistjauche oder Wasser immer feucht erhält, und auf welchen sich beym Zutritt der freyen Luft nach völlig beendigter Fäulniß ein ähnlicher erdigter Salpeter erzeugt. Dieser wird nachher in den Salpetersiedereyen dadurch von der Erde befreyt, daß man ihn entweder in Vermischung mit Holzasche und Kalk durch Wasser auslaugt, oder eine aus ihm allein bereitete Mutterlauge mit Aschenlauge vermischt, und dann einsiedet, wobey sich die Säure mit dem zugesetzten Laugensalze verbindet, und als gemeiner Salpeter krystallisiret, welcher durch wiederholtes Auflösen, Einsieden, Abschäumen und Krystallisiren geläutert wird. Auf diese Art wird der größte Theil des käuflichen Salpeters durch Vereinigung der Kunst mit der Natur erhalten. Der Salpeter wird am häufigsten zu Bereitung des Schießpulvers verbraucht. In der Chymie dient er zu einer großen Anzahl Arbeiten, als Reinigungsmittel des Natuͤrlich findet man den Salpeter in gewiſſen Gegenden von Indien, wo man ihn von der Erde oder den Steinen abkehrt und daher Kehrſalpeter (nitre de houſſage) nennt. Er wird durch Aufloͤſung in Waſſer, Durchſeihen und Anſchießen gereiniget. Auch in Spanien ſoll ſich dergleichen finden, und neuerlich hat man im Gebiete von Molfetta und in andern Gegenden Siciliens ganze Salpeterhoͤhlen, aus deren Erde er ſich auslaugen laͤßt, und in den Kalkſchichten des Berges Palo gediegne Salpeterkryſtallen gefunden (Vom gediegnen Salpeter, in den phyſikaliſchen Arbeiten der eintraͤchtigen Freunde in Wien, herausg. v. Born 1787. gr. 4. Jahrg. I. Quartal 3. S. 4.). Auch findet man Salpeter in den Saͤften einiger Pflanzen, der aber wohl mehr vom Boden herzuleiten iſt. In groͤßerer Menge bereitet die Natur den unvollkommnen Kalkſalpeter, der ſich in den Wohnungen der Menſchen und Thiere, beſonders in niedrigen und feuchten, aber vor Regenguͤſſen geſicherten Behaͤltniſſen, z. B. Kellern, Kuͤchen, Staͤllen u. dgl. ſo haͤufig an Mauern und Steinhaufen anlegt. Man errichtet auf den Salpeterhuͤtten Waͤnde oder Haufen von Waſſerſchlamm, kalkhaltigem Leimen, Bauſchutt, Gaſſenkehricht, ausgelaͤugter Aſche u. dgl. die man mit Harn, Miſtjauche oder Waſſer immer feucht erhaͤlt, und auf welchen ſich beym Zutritt der freyen Luft nach voͤllig beendigter Faͤulniß ein aͤhnlicher erdigter Salpeter erzeugt. Dieſer wird nachher in den Salpeterſiedereyen dadurch von der Erde befreyt, daß man ihn entweder in Vermiſchung mit Holzaſche und Kalk durch Waſſer auslaugt, oder eine aus ihm allein bereitete Mutterlauge mit Aſchenlauge vermiſcht, und dann einſiedet, wobey ſich die Saͤure mit dem zugeſetzten Laugenſalze verbindet, und als gemeiner Salpeter kryſtalliſiret, welcher durch wiederholtes Aufloͤſen, Einſieden, Abſchaͤumen und Kryſtalliſiren gelaͤutert wird. Auf dieſe Art wird der groͤßte Theil des kaͤuflichen Salpeters durch Vereinigung der Kunſt mit der Natur erhalten. Der Salpeter wird am haͤufigſten zu Bereitung des Schießpulvers verbraucht. 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Dieſer wird nachher in den Salpeterſiedereyen dadurch von der Erde befreyt, daß man ihn entweder in Vermiſchung mit Holzaſche und Kalk durch Waſſer auslaugt, oder eine aus ihm allein bereitete Mutterlauge mit Aſchenlauge vermiſcht, und dann einſiedet, wobey ſich die Saͤure mit dem zugeſetzten Laugenſalze verbindet, und als gemeiner Salpeter kryſtalliſiret, welcher durch wiederholtes Aufloͤſen, Einſieden, Abſchaͤumen und Kryſtalliſiren gelaͤutert wird. Auf dieſe Art wird der groͤßte Theil des kaͤuflichen Salpeters durch Vereinigung der Kunſt mit der Natur erhalten.</p> <p>Der Salpeter wird am haͤufigſten zu Bereitung des Schießpulvers verbraucht. In der Chymie dient er zu einer großen Anzahl Arbeiten, als Reinigungsmittel des<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [758/0764]
Natuͤrlich findet man den Salpeter in gewiſſen Gegenden von Indien, wo man ihn von der Erde oder den Steinen abkehrt und daher Kehrſalpeter (nitre de houſſage) nennt. Er wird durch Aufloͤſung in Waſſer, Durchſeihen und Anſchießen gereiniget. Auch in Spanien ſoll ſich dergleichen finden, und neuerlich hat man im Gebiete von Molfetta und in andern Gegenden Siciliens ganze Salpeterhoͤhlen, aus deren Erde er ſich auslaugen laͤßt, und in den Kalkſchichten des Berges Palo gediegne Salpeterkryſtallen gefunden (Vom gediegnen Salpeter, in den phyſikaliſchen Arbeiten der eintraͤchtigen Freunde in Wien, herausg. v. Born 1787. gr. 4. Jahrg. I. Quartal 3. S. 4.). Auch findet man Salpeter in den Saͤften einiger Pflanzen, der aber wohl mehr vom Boden herzuleiten iſt.
In groͤßerer Menge bereitet die Natur den unvollkommnen Kalkſalpeter, der ſich in den Wohnungen der Menſchen und Thiere, beſonders in niedrigen und feuchten, aber vor Regenguͤſſen geſicherten Behaͤltniſſen, z. B. Kellern, Kuͤchen, Staͤllen u. dgl. ſo haͤufig an Mauern und Steinhaufen anlegt. Man errichtet auf den Salpeterhuͤtten Waͤnde oder Haufen von Waſſerſchlamm, kalkhaltigem Leimen, Bauſchutt, Gaſſenkehricht, ausgelaͤugter Aſche u. dgl. die man mit Harn, Miſtjauche oder Waſſer immer feucht erhaͤlt, und auf welchen ſich beym Zutritt der freyen Luft nach voͤllig beendigter Faͤulniß ein aͤhnlicher erdigter Salpeter erzeugt. Dieſer wird nachher in den Salpeterſiedereyen dadurch von der Erde befreyt, daß man ihn entweder in Vermiſchung mit Holzaſche und Kalk durch Waſſer auslaugt, oder eine aus ihm allein bereitete Mutterlauge mit Aſchenlauge vermiſcht, und dann einſiedet, wobey ſich die Saͤure mit dem zugeſetzten Laugenſalze verbindet, und als gemeiner Salpeter kryſtalliſiret, welcher durch wiederholtes Aufloͤſen, Einſieden, Abſchaͤumen und Kryſtalliſiren gelaͤutert wird. Auf dieſe Art wird der groͤßte Theil des kaͤuflichen Salpeters durch Vereinigung der Kunſt mit der Natur erhalten.
Der Salpeter wird am haͤufigſten zu Bereitung des Schießpulvers verbraucht. In der Chymie dient er zu einer großen Anzahl Arbeiten, als Reinigungsmittel des
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