oder vierfache Mittelsalze. So enthält das Alembrothsalz, welches aus ätzendem Sublimat und Salmiak besteht, zwar nur eine Säure, nemlich die Salzsäure, aber einen doppelten Grundtheil, nemlich den metallischen des Quecksilbers und das flüchtige Alkali. Das englische Purgirsalz hat zwo Säuren, nemlich Vitriol- und Salzsäure, aber nur einen Grundtheil, die Bittersalzerde. Der tartarisirte Borar hat zweyerley Säuren, die reine Weinsteinsäure und das Sedativsalz, und zwey Grundtheile, nemlich beyde fire Laugensalze, in sich u. s. w.
Schon hieraus wird man übersehen, wie unendlich mannigfaltig die Anzahl und Verbindungsart der Salze sey, und mit wieviel Abwechselung sich diese Stoffe durch die ganze Natur verbreitet finden. Dennoch waren die Chymisten sonst geneigt, alle Salze überhaupt auf ein einziges zu bringen, und die übrigen blos als Abänderungen desselben anzusehen. Insbesondere hat Stahl (Beweis von den Salzen, daß dieselden aus einer zarten Erde mit Wasser innig verbunden bestehen. Halle, 1723. 8. zweyte Aufl. von J. Joach. Lange. Halle, 1765. 8.) die beyden Sätze zu behaupten gesucht, daß die Vitriolsäure die einzige an sich selbst und wesentlich salzartige Substan; sey, welche durch ihre Verbindung mit andern Stoffen alle übrige Salze bilde, und daß diese Säure selbst aus der innigen Verbindung von Erde und Wasser entstehe. Macquer bemüht sich sehr, diese beyden Sätze wahrscheinlich zu machen, und es ist nicht zu läugnen, daß man schwerlich auf eine andere Substanz, als auf die Vitriolsäure, fallen könnte, wenn man sich anders verstatten dürfte, ein allgemeines Salzwesen anzunehmen. Sie hat auch daher den Namen der allgemeinen Säure (acidum catholicum, primigenium) erhalten. Allein man hat noch nicht darthun können, daß sich irgend eine Salzart in eine andere verwandeln lasse, und die Erfahrungen, welche Pietsch (Preisschrift von Erzeugung des Salpeters. Berlin, 1750. 4.) angeführt hat, beweisen nur Aehnlichkeit gewisser Salze, nicht Entstehung des einen aus dem andern. Was Stahls zweyten Satz von der Zusammensetzung der Salze aus Erde und Wasser
oder vierfache Mittelſalze. So enthaͤlt das Alembrothſalz, welches aus aͤtzendem Sublimat und Salmiak beſteht, zwar nur eine Saͤure, nemlich die Salzſaͤure, aber einen doppelten Grundtheil, nemlich den metalliſchen des Queckſilbers und das fluͤchtige Alkali. Das engliſche Purgirſalz hat zwo Saͤuren, nemlich Vitriol- und Salzſaͤure, aber nur einen Grundtheil, die Bitterſalzerde. Der tartariſirte Borar hat zweyerley Saͤuren, die reine Weinſteinſaͤure und das Sedativſalz, und zwey Grundtheile, nemlich beyde fire Laugenſalze, in ſich u. ſ. w.
Schon hieraus wird man uͤberſehen, wie unendlich mannigfaltig die Anzahl und Verbindungsart der Salze ſey, und mit wieviel Abwechſelung ſich dieſe Stoffe durch die ganze Natur verbreitet finden. Dennoch waren die Chymiſten ſonſt geneigt, alle Salze uͤberhaupt auf ein einziges zu bringen, und die uͤbrigen blos als Abaͤnderungen deſſelben anzuſehen. Insbeſondere hat Stahl (Beweis von den Salzen, daß dieſelden aus einer zarten Erde mit Waſſer innig verbunden beſtehen. Halle, 1723. 8. zweyte Aufl. von J. Joach. Lange. Halle, 1765. 8.) die beyden Saͤtze zu behaupten geſucht, daß die Vitriolſaͤure die einzige an ſich ſelbſt und weſentlich ſalzartige Subſtan; ſey, welche durch ihre Verbindung mit andern Stoffen alle uͤbrige Salze bilde, und daß dieſe Saͤure ſelbſt aus der innigen Verbindung von Erde und Waſſer entſtehe. Macquer bemuͤht ſich ſehr, dieſe beyden Saͤtze wahrſcheinlich zu machen, und es iſt nicht zu laͤugnen, daß man ſchwerlich auf eine andere Subſtanz, als auf die Vitriolſaͤure, fallen koͤnnte, wenn man ſich anders verſtatten duͤrfte, ein allgemeines Salzweſen anzunehmen. Sie hat auch daher den Namen der allgemeinen Saͤure (acidum catholicum, primigenium) erhalten. Allein man hat noch nicht darthun koͤnnen, daß ſich irgend eine Salzart in eine andere verwandeln laſſe, und die Erfahrungen, welche Pietſch (Preisſchrift von Erzeugung des Salpeters. Berlin, 1750. 4.) angefuͤhrt hat, beweiſen nur Aehnlichkeit gewiſſer Salze, nicht Entſtehung des einen aus dem andern. Was Stahls zweyten Satz von der Zuſammenſetzung der Salze aus Erde und Waſſer
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oder vierfache Mittelſalze. So enthaͤlt das Alembrothſalz, welches aus aͤtzendem Sublimat und Salmiak beſteht, zwar nur eine Saͤure, nemlich die Salzſaͤure, aber einen doppelten Grundtheil, nemlich den metalliſchen des Queckſilbers und das fluͤchtige Alkali. Das engliſche Purgirſalz hat zwo Saͤuren, nemlich Vitriol- und Salzſaͤure, aber nur einen Grundtheil, die Bitterſalzerde. Der tartariſirte Borar hat zweyerley Saͤuren, die reine Weinſteinſaͤure und das Sedativſalz, und zwey Grundtheile, nemlich beyde fire Laugenſalze, in ſich u. ſ. w.
Schon hieraus wird man uͤberſehen, wie unendlich mannigfaltig die Anzahl und Verbindungsart der Salze ſey, und mit wieviel Abwechſelung ſich dieſe Stoffe durch die ganze Natur verbreitet finden. Dennoch waren die Chymiſten ſonſt geneigt, alle Salze uͤberhaupt auf ein einziges zu bringen, und die uͤbrigen blos als Abaͤnderungen deſſelben anzuſehen. Insbeſondere hat Stahl (Beweis von den Salzen, daß dieſelden aus einer zarten Erde mit Waſſer innig verbunden beſtehen. Halle, 1723. 8. zweyte Aufl. von J. Joach. Lange. Halle, 1765. 8.) die beyden Saͤtze zu behaupten geſucht, daß die Vitriolſaͤure die einzige an ſich ſelbſt und weſentlich ſalzartige Subſtan; ſey, welche durch ihre Verbindung mit andern Stoffen alle uͤbrige Salze bilde, und daß dieſe Saͤure ſelbſt aus der innigen Verbindung von Erde und Waſſer entſtehe. Macquer bemuͤht ſich ſehr, dieſe beyden Saͤtze wahrſcheinlich zu machen, und es iſt nicht zu laͤugnen, daß man ſchwerlich auf eine andere Subſtanz, als auf die Vitriolſaͤure, fallen koͤnnte, wenn man ſich anders verſtatten duͤrfte, ein allgemeines Salzweſen anzunehmen. Sie hat auch daher den Namen der allgemeinen Saͤure (acidum catholicum, primigenium) erhalten. Allein man hat noch nicht darthun koͤnnen, daß ſich irgend eine Salzart in eine andere verwandeln laſſe, und die Erfahrungen, welche Pietſch (Preisſchrift von Erzeugung des Salpeters. Berlin, 1750. 4.) angefuͤhrt hat, beweiſen nur Aehnlichkeit gewiſſer Salze, nicht Entſtehung des einen aus dem andern. Was Stahls zweyten Satz von der Zuſammenſetzung der Salze aus Erde und Waſſer
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 769. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/775>, abgerufen am 16.07.2024.
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