daß sich alles erklären lasse, wenn man einen breiten mitten um die Kugul des Saturns in einem gewissen Abstande concentrisch herumgehenden Ring annehme, der eine beständig parallele Richtung nach einerley Gegend des Himmels hinaus behalte, und von der Sonne erleuchtet werde. Er erklärt hieraus alle Erscheinungen des Saturns mit ihren Abwechselungen (Systema Saturnium, in Chr. Hugenii Opp. To. III. ingl. Cosmotheor. L. II. § 17.), und die Beobachtungen aller neuern Astronomen haben diese Erklärung vollkommen bestätiget und noch genauer bestimmt. Maraldi(Mem. de Paris, 1715. 1716.) hat viele Beobachtungen dieses Saturnsrings angestellt, und Heinsius(De apparentiis annuli Saturni. Lips. 1745. 4.) giebt eine Theorie seiner Erscheinungen.
Man sieht den Ring des Saturns schon durch mittelmäßige Fernröhre, und die gemeinen von 12 Fuß oder gleichviel vergrößernde achromatische und Spiegelteleskope stellen ihn sehr deutlich dar. Seine Gestalt ist mehrentheils elliptisch, weil wir schief gegen die Ebene seiner Oberfläche sehen, und sein Durchmesser verhält sich zum Durchmesser der Saturnskugel wie 7 zu 3, daher er zur Zeit der Erdnähe des Saturns unter einem Winkel von 46" erscheint, und alsdann, wenn er in einer vortheilhaften Lage zu Gesicht kömmt, dem Planeten selbst das Ansehen eines hellern Sternes giebt. Der Abstand des Ringes vom Planeten ist ohngefähr seiner Breite gleich.
Man erblickt zuweilen den Saturn völlig rund und ohne Ring, wie in den Jahren 1745, 1759, 1774, 1789; einige Zeit nachher zeigt sich der Ring, als eine gerade Linie zu beyden Seiten des Planeten, wie Taf. XXI. Fig. 124. Diese Linie wird immer breiter; endlich öfnet sie sich und bildet ein Paar Handhaben, welche nach 7 1/2 Jahren am weitsten offen sind, und gerade die Kugel des Saturns, wie bey Fig. 123., umfassen. Sie werden darauf wieder enger, und 15 Jahr nach der ersten Erscheinung verschwindet der Ring wieder. Er wird alsdann von neuem sichtbar, wendet sich aber auf die andere Seite, wo er wieder nach 7 1/2 Jahren am meisten geöfnet ist, und nach 29 1/2 Jahren von der ersten Erscheinung
daß ſich alles erklaͤren laſſe, wenn man einen breiten mitten um die Kugul des Saturns in einem gewiſſen Abſtande concentriſch herumgehenden Ring annehme, der eine beſtaͤndig parallele Richtung nach einerley Gegend des Himmels hinaus behalte, und von der Sonne erleuchtet werde. Er erklaͤrt hieraus alle Erſcheinungen des Saturns mit ihren Abwechſelungen (Syſtema Saturnium, in Chr. Hugenii Opp. To. III. ingl. Coſmotheor. L. II. § 17.), und die Beobachtungen aller neuern Aſtronomen haben dieſe Erklaͤrung vollkommen beſtaͤtiget und noch genauer beſtimmt. Maraldi(Mém. de Paris, 1715. 1716.) hat viele Beobachtungen dieſes Saturnsrings angeſtellt, und Heinſius(De apparentiis annuli Saturni. Lipſ. 1745. 4.) giebt eine Theorie ſeiner Erſcheinungen.
Man ſieht den Ring des Saturns ſchon durch mittelmaͤßige Fernroͤhre, und die gemeinen von 12 Fuß oder gleichviel vergroͤßernde achromatiſche und Spiegelteleſkope ſtellen ihn ſehr deutlich dar. Seine Geſtalt iſt mehrentheils elliptiſch, weil wir ſchief gegen die Ebene ſeiner Oberflaͤche ſehen, und ſein Durchmeſſer verhaͤlt ſich zum Durchmeſſer der Saturnskugel wie 7 zu 3, daher er zur Zeit der Erdnaͤhe des Saturns unter einem Winkel von 46″ erſcheint, und alsdann, wenn er in einer vortheilhaften Lage zu Geſicht koͤmmt, dem Planeten ſelbſt das Anſehen eines hellern Sternes giebt. Der Abſtand des Ringes vom Planeten iſt ohngefaͤhr ſeiner Breite gleich.
Man erblickt zuweilen den Saturn voͤllig rund und ohne Ring, wie in den Jahren 1745, 1759, 1774, 1789; einige Zeit nachher zeigt ſich der Ring, als eine gerade Linie zu beyden Seiten des Planeten, wie Taf. XXI. Fig. 124. Dieſe Linie wird immer breiter; endlich oͤfnet ſie ſich und bildet ein Paar Handhaben, welche nach 7 1/2 Jahren am weitſten offen ſind, und gerade die Kugel des Saturns, wie bey Fig. 123., umfaſſen. Sie werden darauf wieder enger, und 15 Jahr nach der erſten Erſcheinung verſchwindet der Ring wieder. Er wird alsdann von neuem ſichtbar, wendet ſich aber auf die andere Seite, wo er wieder nach 7 1/2 Jahren am meiſten geoͤfnet iſt, und nach 29 1/2 Jahren von der erſten Erſcheinung
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daß ſich alles erklaͤren laſſe, wenn man einen breiten mitten um die Kugul des Saturns in einem gewiſſen Abſtande concentriſch herumgehenden Ring annehme, der eine beſtaͤndig parallele Richtung nach einerley Gegend des Himmels hinaus behalte, und von der Sonne erleuchtet werde. Er erklaͤrt hieraus alle Erſcheinungen des Saturns mit ihren Abwechſelungen (Syſtema Saturnium, in Chr. Hugenii Opp. To. III. ingl. Coſmotheor. L. II. § 17.), und die Beobachtungen aller neuern Aſtronomen haben dieſe Erklaͤrung vollkommen beſtaͤtiget und noch genauer beſtimmt. Maraldi (Mém. de Paris, 1715. 1716.) hat viele Beobachtungen dieſes Saturnsrings angeſtellt, und Heinſius (De apparentiis annuli Saturni. Lipſ. 1745. 4.) giebt eine Theorie ſeiner Erſcheinungen.
Man ſieht den Ring des Saturns ſchon durch mittelmaͤßige Fernroͤhre, und die gemeinen von 12 Fuß oder gleichviel vergroͤßernde achromatiſche und Spiegelteleſkope ſtellen ihn ſehr deutlich dar. Seine Geſtalt iſt mehrentheils elliptiſch, weil wir ſchief gegen die Ebene ſeiner Oberflaͤche ſehen, und ſein Durchmeſſer verhaͤlt ſich zum Durchmeſſer der Saturnskugel wie 7 zu 3, daher er zur Zeit der Erdnaͤhe des Saturns unter einem Winkel von 46″ erſcheint, und alsdann, wenn er in einer vortheilhaften Lage zu Geſicht koͤmmt, dem Planeten ſelbſt das Anſehen eines hellern Sternes giebt. Der Abſtand des Ringes vom Planeten iſt ohngefaͤhr ſeiner Breite gleich.
Man erblickt zuweilen den Saturn voͤllig rund und ohne Ring, wie in den Jahren 1745, 1759, 1774, 1789; einige Zeit nachher zeigt ſich der Ring, als eine gerade Linie zu beyden Seiten des Planeten, wie Taf. XXI. Fig. 124. Dieſe Linie wird immer breiter; endlich oͤfnet ſie ſich und bildet ein Paar Handhaben, welche nach 7 1/2 Jahren am weitſten offen ſind, und gerade die Kugel des Saturns, wie bey Fig. 123., umfaſſen. Sie werden darauf wieder enger, und 15 Jahr nach der erſten Erſcheinung verſchwindet der Ring wieder. Er wird alsdann von neuem ſichtbar, wendet ſich aber auf die andere Seite, wo er wieder nach 7 1/2 Jahren am meiſten geoͤfnet iſt, und nach 29 1/2 Jahren von der erſten Erſcheinung
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 787. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/793>, abgerufen am 22.11.2024.
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