um und culminirt in der That auf der Nordseite des Zeuiths. Daher drehen sich die Schatten lothrechter Stifte zwar des Morgens eine Zeit lang gegen Norden zu, stehen aber hernach still, und drehen sich von da an gegen Süden, so daß sie auch um Mittag südwärts fallen. Nachmittags erfolgt wieder etwas ähnliches, aber auf die entgegengesetzte Art, und so auch für die Orte in der südlichen Helfte der heissen Zone, wenn der Sonne südliche Abweichung größer, als ihre Polhöhe, ist. Dieses Zurückgehen der Schatten ist von Varenius(Geograph. gener. Sect. VI. cap. 27. prop. 13.) und Wolf(Elem. Geograph. math. §. 171.) als eine eigne Merkwürdigkeit der heissen Zone angeführt worden. Widder(De Solis et umbrae stili retrogradatione. Groning. 1760. 4.) und Kästner (Astronom. Abhdl. Erste Samml. Gött. 1772. 8. S. 244 u. f.) handeln umständlicher davon.
Wenn ein dunkler Körper von mehr Lichtern zugleich erleuchtet wird, so wirft er jedem Lichte gegenüber einen besondern Schatten, mithin so viele Schatten, als Lichter sind. Dem stärkern Lichte gegenüber fällt auch ein stärkerer Schatten. Wo sich mehrere dieser Schatten kreuzen oder vereinigen, da ist auch die Dunkelheit größer, weil diesen Stellen Erleuchtung von mehr Lichtern zugleich entzogen wird. Die Stärke der Dunkelheit wird zwar nicht an sich sichtbar, aber doch durch die Schwäche der etwa noch übrigen Erleuchtung, und durch den Contrast mit dem umliegenden stärker erleuchteten Stellen.
Die Lehre von Verzeichnung der Schatten macht unter dem Namen der Skiagraphie einen eignen Theil der Perspectiv aus, der für den Künstler sehr wichtig ist, da von der Stellung des Lichts und der Schatten ein so großer Theil der Wirkung der Gemälde abhängt.
Kästner Anfangsgr. der angewandten Math. Optik, §. 18 u. f.
Brisson Dict. rais. de Phys. art. Ombre.
Schatten, blaue, Vmbrae caeruleae, Ombres bleues.
Des Morgens und Abends zeigen die Schatten dunkler Körper, die auf weiße Flächen fallen, eine blaue
um und culminirt in der That auf der Nordſeite des Zeuiths. Daher drehen ſich die Schatten lothrechter Stifte zwar des Morgens eine Zeit lang gegen Norden zu, ſtehen aber hernach ſtill, und drehen ſich von da an gegen Suͤden, ſo daß ſie auch um Mittag ſuͤdwaͤrts fallen. Nachmittags erfolgt wieder etwas aͤhnliches, aber auf die entgegengeſetzte Art, und ſo auch fuͤr die Orte in der ſuͤdlichen Helfte der heiſſen Zone, wenn der Sonne ſuͤdliche Abweichung groͤßer, als ihre Polhoͤhe, iſt. Dieſes Zuruͤckgehen der Schatten iſt von Varenius(Geograph. gener. Sect. VI. cap. 27. prop. 13.) und Wolf(Elem. Geograph. math. §. 171.) als eine eigne Merkwuͤrdigkeit der heiſſen Zone angefuͤhrt worden. Widder(De Solis et umbrae ſtili retrogradatione. Groning. 1760. 4.) und Kaͤſtner (Aſtronom. Abhdl. Erſte Samml. Goͤtt. 1772. 8. S. 244 u. f.) handeln umſtaͤndlicher davon.
Wenn ein dunkler Koͤrper von mehr Lichtern zugleich erleuchtet wird, ſo wirft er jedem Lichte gegenuͤber einen beſondern Schatten, mithin ſo viele Schatten, als Lichter ſind. Dem ſtaͤrkern Lichte gegenuͤber faͤllt auch ein ſtaͤrkerer Schatten. Wo ſich mehrere dieſer Schatten kreuzen oder vereinigen, da iſt auch die Dunkelheit groͤßer, weil dieſen Stellen Erleuchtung von mehr Lichtern zugleich entzogen wird. Die Staͤrke der Dunkelheit wird zwar nicht an ſich ſichtbar, aber doch durch die Schwaͤche der etwa noch uͤbrigen Erleuchtung, und durch den Contraſt mit dem umliegenden ſtaͤrker erleuchteten Stellen.
Die Lehre von Verzeichnung der Schatten macht unter dem Namen der Skiagraphie einen eignen Theil der Perſpectiv aus, der fuͤr den Kuͤnſtler ſehr wichtig iſt, da von der Stellung des Lichts und der Schatten ein ſo großer Theil der Wirkung der Gemaͤlde abhaͤngt.
Kaͤſtner Anfangsgr. der angewandten Math. Optik, §. 18 u. f.
Briſſon Dict. raiſ. de Phyſ. art. Ombre.
Schatten, blaue, Vmbrae caeruleae, Ombres bleues.
Des Morgens und Abends zeigen die Schatten dunkler Koͤrper, die auf weiße Flaͤchen fallen, eine blaue
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um und culminirt in der That auf der Nordſeite des Zeuiths. Daher drehen ſich die Schatten lothrechter Stifte zwar des Morgens eine Zeit lang gegen Norden zu, ſtehen aber hernach ſtill, und drehen ſich von da an gegen Suͤden, ſo daß ſie auch um Mittag ſuͤdwaͤrts fallen. Nachmittags erfolgt wieder etwas aͤhnliches, aber auf die entgegengeſetzte Art, und ſo auch fuͤr die Orte in der ſuͤdlichen Helfte der heiſſen Zone, wenn der Sonne ſuͤdliche Abweichung groͤßer, als ihre Polhoͤhe, iſt. Dieſes Zuruͤckgehen der Schatten iſt von Varenius (Geograph. gener. Sect. VI. cap. 27. prop. 13.) und Wolf (Elem. Geograph. math. §. 171.) als eine eigne Merkwuͤrdigkeit der heiſſen Zone angefuͤhrt worden. Widder (De Solis et umbrae ſtili retrogradatione. Groning. 1760. 4.) und Kaͤſtner (Aſtronom. Abhdl. Erſte Samml. Goͤtt. 1772. 8. S. 244 u. f.) handeln umſtaͤndlicher davon.
Wenn ein dunkler Koͤrper von mehr Lichtern zugleich erleuchtet wird, ſo wirft er jedem Lichte gegenuͤber einen beſondern Schatten, mithin ſo viele Schatten, als Lichter ſind. Dem ſtaͤrkern Lichte gegenuͤber faͤllt auch ein ſtaͤrkerer Schatten. Wo ſich mehrere dieſer Schatten kreuzen oder vereinigen, da iſt auch die Dunkelheit groͤßer, weil dieſen Stellen Erleuchtung von mehr Lichtern zugleich entzogen wird. Die Staͤrke der Dunkelheit wird zwar nicht an ſich ſichtbar, aber doch durch die Schwaͤche der etwa noch uͤbrigen Erleuchtung, und durch den Contraſt mit dem umliegenden ſtaͤrker erleuchteten Stellen.
Die Lehre von Verzeichnung der Schatten macht unter dem Namen der Skiagraphie einen eignen Theil der Perſpectiv aus, der fuͤr den Kuͤnſtler ſehr wichtig iſt, da von der Stellung des Lichts und der Schatten ein ſo großer Theil der Wirkung der Gemaͤlde abhaͤngt.
Kaͤſtner Anfangsgr. der angewandten Math. Optik, §. 18 u. f.
Briſſon Dict. raiſ. de Phyſ. art. Ombre.
Schatten, blaue, Vmbrae caeruleae, Ombres bleues.
Des Morgens und Abends zeigen die Schatten dunkler Koͤrper, die auf weiße Flaͤchen fallen, eine blaue
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 823. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/829>, abgerufen am 22.11.2024.
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