Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


einige Tage verhindert hatte, waren am siebenten Abende die Schatten nicht mehr grün, sondern blau. Buffon fand sie nachher immer blau, obgleich verschiedentlich schattirt, und bemerkt, es sehe Jedermann blaue Schatten, wenn er bey Auf- oder Untergange der Sonne den Finger vor ein weißes Papier halte.

Der Abbe Mazeas (Mem. de l'Acad. de Prusse 1752.) ließ einen dunkeln Körper vom Monde und von einem Lichte zugleich erleuchten, und die Schatten auf eine weiße Wand fallen. Er fand den Mondschatten, den das Licht erleuchtete, röthlich, und den Lichtschatten, auf den der Mond schien, blau. Aber er sucht alles blos aus der Verminderung des Lichts zu erklären.

Melville (Edinburgh Essays, Vol. II. p. 75.), derdie blaue Farbe des Himmels aus der Zurückwerfung der blauen Stralen von den feinsten Dünsten herleitet, bemerkt dabey, wenn man einen Körper auf Papier lege, und bei heiterm Himmel an die Sonne stelle, so sehe der blos vom Himmel erleuchtete Schatten gegen das übrige von der Sonne erleuchtete Papier ziemlich bläulich aus. Er scheint keine der angeführten Beobachtungen zu kennen; dennoch enthält sein Satz die wahrscheinlich richtige Erklärung derselben.

Bouguer (Traite d'optique sur la gradat. de la lum. p. 368.) erklärt die Sache eben so, ob er gleich die blaue Farbe des Himmels nicht von den Dünsten, sondern aus der Zurückwerfung von der Luft selbst herleitet. Er führt an, das Büffonsche Phänomen der blauen Schatten sey schon von den Malern bemerkt worden; vielleicht hat er also die angeführte Stelle des da Vinci gekannt, und daher die Erklärung entlehnt. Er erwähnt auch die Beobachtung vom Schatten der Lichtflamme in der Morgendämmerung, doch ohne Guericken zu nennen.

Beguelin (Mem. de l'Acad. de Berlin, 1767. p. 27.) hat die Sache am sorgfältigsten untersucht, und es ziemlich außer Zweifel gesetzt, daß die Erscheinung von der Erleuchtung durch die Atmosphäre herrühre. Die grüne Farbe bey Buffons Beobachtung möge von einer zufälligen Beymischung gelber Stralen, oder von einem gelblichen Anstriche


einige Tage verhindert hatte, waren am ſiebenten Abende die Schatten nicht mehr gruͤn, ſondern blau. Buffon fand ſie nachher immer blau, obgleich verſchiedentlich ſchattirt, und bemerkt, es ſehe Jedermann blaue Schatten, wenn er bey Auf- oder Untergange der Sonne den Finger vor ein weißes Papier halte.

Der Abbe Mazeas (Mém. de l'Acad. de Pruſſe 1752.) ließ einen dunkeln Koͤrper vom Monde und von einem Lichte zugleich erleuchten, und die Schatten auf eine weiße Wand fallen. Er fand den Mondſchatten, den das Licht erleuchtete, roͤthlich, und den Lichtſchatten, auf den der Mond ſchien, blau. Aber er ſucht alles blos aus der Verminderung des Lichts zu erklaͤren.

Melville (Edinburgh Eſſays, Vol. II. p. 75.), derdie blaue Farbe des Himmels aus der Zuruͤckwerfung der blauen Stralen von den feinſten Duͤnſten herleitet, bemerkt dabey, wenn man einen Koͤrper auf Papier lege, und bei heiterm Himmel an die Sonne ſtelle, ſo ſehe der blos vom Himmel erleuchtete Schatten gegen das uͤbrige von der Sonne erleuchtete Papier ziemlich blaͤulich aus. Er ſcheint keine der angefuͤhrten Beobachtungen zu kennen; dennoch enthaͤlt ſein Satz die wahrſcheinlich richtige Erklaͤrung derſelben.

Bouguer (Traité d'optique ſur la gradat. de la lum. p. 368.) erklaͤrt die Sache eben ſo, ob er gleich die blaue Farbe des Himmels nicht von den Duͤnſten, ſondern aus der Zuruͤckwerfung von der Luft ſelbſt herleitet. Er fuͤhrt an, das Buͤffonſche Phaͤnomen der blauen Schatten ſey ſchon von den Malern bemerkt worden; vielleicht hat er alſo die angefuͤhrte Stelle des da Vinci gekannt, und daher die Erklaͤrung entlehnt. Er erwaͤhnt auch die Beobachtung vom Schatten der Lichtflamme in der Morgendaͤmmerung, doch ohne Guericken zu nennen.

Beguelin (Mém. de l'Acad. de Berlin, 1767. p. 27.) hat die Sache am ſorgfaͤltigſten unterſucht, und es ziemlich außer Zweifel geſetzt, daß die Erſcheinung von der Erleuchtung durch die Atmoſphaͤre herruͤhre. Die gruͤne Farbe bey Buffons Beobachtung moͤge von einer zufaͤlligen Beymiſchung gelber Stralen, oder von einem gelblichen Anſtriche

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0831" xml:id="P.3.825" n="825"/><lb/>
einige Tage verhindert hatte, waren am &#x017F;iebenten Abende die Schatten nicht mehr gru&#x0364;n, &#x017F;ondern blau. Buffon fand &#x017F;ie nachher immer blau, obgleich ver&#x017F;chiedentlich &#x017F;chattirt, und bemerkt, es &#x017F;ehe Jedermann blaue Schatten, wenn er bey Auf- oder Untergange der Sonne den Finger vor ein weißes Papier halte.</p>
            <p>Der Abbe <hi rendition="#b">Mazeas</hi> <hi rendition="#aq">(Mém. de l'Acad. de Pru&#x017F;&#x017F;e 1752.)</hi> ließ einen dunkeln Ko&#x0364;rper vom Monde und von einem Lichte zugleich erleuchten, und die Schatten auf eine weiße Wand fallen. Er fand den Mond&#x017F;chatten, den das Licht erleuchtete, ro&#x0364;thlich, und den Licht&#x017F;chatten, auf den der Mond &#x017F;chien, blau. Aber er &#x017F;ucht alles blos aus der Verminderung des Lichts zu erkla&#x0364;ren.</p>
            <p><hi rendition="#b">Melville</hi><hi rendition="#aq">(Edinburgh E&#x017F;&#x017F;ays, Vol. II. p. 75.),</hi> derdie blaue Farbe des Himmels aus der Zuru&#x0364;ckwerfung der blauen Stralen von den fein&#x017F;ten Du&#x0364;n&#x017F;ten herleitet, bemerkt dabey, wenn man einen Ko&#x0364;rper auf Papier lege, und bei heiterm Himmel an die Sonne &#x017F;telle, &#x017F;o &#x017F;ehe der blos vom Himmel erleuchtete Schatten gegen das u&#x0364;brige von der Sonne erleuchtete Papier ziemlich bla&#x0364;ulich aus. Er &#x017F;cheint keine der angefu&#x0364;hrten Beobachtungen zu kennen; dennoch entha&#x0364;lt &#x017F;ein Satz die wahr&#x017F;cheinlich richtige Erkla&#x0364;rung der&#x017F;elben.</p>
            <p><hi rendition="#b">Bouguer</hi><hi rendition="#aq">(Traité d'optique &#x017F;ur la gradat. de la lum. p. 368.)</hi> erkla&#x0364;rt die Sache eben &#x017F;o, ob er gleich die blaue Farbe des Himmels nicht von den Du&#x0364;n&#x017F;ten, &#x017F;ondern aus der Zuru&#x0364;ckwerfung von der Luft &#x017F;elb&#x017F;t herleitet. Er fu&#x0364;hrt an, das Bu&#x0364;ffon&#x017F;che Pha&#x0364;nomen der blauen Schatten &#x017F;ey &#x017F;chon von den Malern bemerkt worden; vielleicht hat er al&#x017F;o die angefu&#x0364;hrte Stelle des <hi rendition="#b">da Vinci</hi> gekannt, und daher die Erkla&#x0364;rung entlehnt. Er erwa&#x0364;hnt auch die Beobachtung vom Schatten der Lichtflamme in der Morgenda&#x0364;mmerung, doch ohne Guericken zu nennen.</p>
            <p><hi rendition="#b">Beguelin</hi><hi rendition="#aq">(Mém. de l'Acad. de Berlin, 1767. p. 27.)</hi> hat die Sache am &#x017F;orgfa&#x0364;ltig&#x017F;ten unter&#x017F;ucht, und es ziemlich außer Zweifel ge&#x017F;etzt, daß die Er&#x017F;cheinung von der Erleuchtung durch die Atmo&#x017F;pha&#x0364;re herru&#x0364;hre. Die gru&#x0364;ne Farbe bey Buffons Beobachtung mo&#x0364;ge von einer zufa&#x0364;lligen Beymi&#x017F;chung gelber Stralen, oder von einem gelblichen An&#x017F;triche<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[825/0831] einige Tage verhindert hatte, waren am ſiebenten Abende die Schatten nicht mehr gruͤn, ſondern blau. Buffon fand ſie nachher immer blau, obgleich verſchiedentlich ſchattirt, und bemerkt, es ſehe Jedermann blaue Schatten, wenn er bey Auf- oder Untergange der Sonne den Finger vor ein weißes Papier halte. Der Abbe Mazeas (Mém. de l'Acad. de Pruſſe 1752.) ließ einen dunkeln Koͤrper vom Monde und von einem Lichte zugleich erleuchten, und die Schatten auf eine weiße Wand fallen. Er fand den Mondſchatten, den das Licht erleuchtete, roͤthlich, und den Lichtſchatten, auf den der Mond ſchien, blau. Aber er ſucht alles blos aus der Verminderung des Lichts zu erklaͤren. Melville (Edinburgh Eſſays, Vol. II. p. 75.), derdie blaue Farbe des Himmels aus der Zuruͤckwerfung der blauen Stralen von den feinſten Duͤnſten herleitet, bemerkt dabey, wenn man einen Koͤrper auf Papier lege, und bei heiterm Himmel an die Sonne ſtelle, ſo ſehe der blos vom Himmel erleuchtete Schatten gegen das uͤbrige von der Sonne erleuchtete Papier ziemlich blaͤulich aus. Er ſcheint keine der angefuͤhrten Beobachtungen zu kennen; dennoch enthaͤlt ſein Satz die wahrſcheinlich richtige Erklaͤrung derſelben. Bouguer (Traité d'optique ſur la gradat. de la lum. p. 368.) erklaͤrt die Sache eben ſo, ob er gleich die blaue Farbe des Himmels nicht von den Duͤnſten, ſondern aus der Zuruͤckwerfung von der Luft ſelbſt herleitet. Er fuͤhrt an, das Buͤffonſche Phaͤnomen der blauen Schatten ſey ſchon von den Malern bemerkt worden; vielleicht hat er alſo die angefuͤhrte Stelle des da Vinci gekannt, und daher die Erklaͤrung entlehnt. Er erwaͤhnt auch die Beobachtung vom Schatten der Lichtflamme in der Morgendaͤmmerung, doch ohne Guericken zu nennen. Beguelin (Mém. de l'Acad. de Berlin, 1767. p. 27.) hat die Sache am ſorgfaͤltigſten unterſucht, und es ziemlich außer Zweifel geſetzt, daß die Erſcheinung von der Erleuchtung durch die Atmoſphaͤre herruͤhre. Die gruͤne Farbe bey Buffons Beobachtung moͤge von einer zufaͤlligen Beymiſchung gelber Stralen, oder von einem gelblichen Anſtriche

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/831
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 825. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/831>, abgerufen am 22.11.2024.