Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


der Masse der ganzen Erdkugel hin, oder nach dem Mittelpunkte ihrer Anziehung, zu bewegen, d. i. zu fallen, s. Fall der Rörper. Man findet dieses Bestreben bey allen bekannten Körpern, und schließt daraus<*> alle Materie sey schwer. Dieses Bestreben ist, so lange man an einem und eben demse<*>ben Orte der Erdfläche bleibt, für jeden Theil der Materie gleich groß, und macht also in jedem Körper eine desto größere Summe aus, je mehr Theile oder Masse er enthält, s. Masse. Diese Summe heißt das absolute Gewicht des Körpers, s. Gewicht.

Endlich nennt man auch einen Körper schwer (ponderosum, pesant) wenn sein absolutes Gewicht in Vergleichung mit andern groß ist. Hiebey bedeutet das Wort schwer eigentlich viel wiegend, und wird dem leichten, oder wenig wiegenden entgegengesetzt, s. Leicht. Dieser Begrif ist relativ, und man kan keinen Körper an sich leicht oder schwer in diesem Sinne nennen, sondern nur sagen, daß er leichter oder schwerer, als ein anderer, sey. Dies bezieht sich auf das Gewicht des ganzen Körpers, welches aus zwo Ursachen vom Gewichte eines andern verschieden seyn kan, entweder, weil jeder Theil von beyden mit verschiedener Stärke zum Fallen getrieben wird, oder weil die Anzahlder Theile in beyden verschieden ist. Aus der ersten Ursache ist ebenderselbe Körper in Lappland schwerer, als in Peru; aus der zwoten ist ein Centner schwerer, als ein Pfund.

Specifisch schwerer

oder schwerartiger (specifice gravius) als ein anderer, heißt ein Körper, wenn er an eben demselben Orte bey gleichem Volumen dennoch mehr, als jener andere, wiegt. Man schließt daraus, daß er in gleichem Raume mehr Masse, als der andere, enthalte, d. i. daß er dichter (densius) sey, s. Dichte, Schwere, specifische.

Schwere, allgemeine, s. Gravitation.

Schwere der Erdkörper, Gravitas, Gravitas corporum terrestrium, Gravite des corps terrestres ou sublunaires, Pesanteur.

Diesen Namen führt das Bestreben aller Körper auf der Oberfläche der Erde, nach Richtungen


der Maſſe der ganzen Erdkugel hin, oder nach dem Mittelpunkte ihrer Anziehung, zu bewegen, d. i. zu fallen, ſ. Fall der Roͤrper. Man findet dieſes Beſtreben bey allen bekannten Koͤrpern, und ſchließt daraus<*> alle Materie ſey ſchwer. Dieſes Beſtreben iſt, ſo lange man an einem und eben demſe<*>ben Orte der Erdflaͤche bleibt, fuͤr jeden Theil der Materie gleich groß, und macht alſo in jedem Koͤrper eine deſto groͤßere Summe aus, je mehr Theile oder Maſſe er enthaͤlt, ſ. Maſſe. Dieſe Summe heißt das abſolute Gewicht des Koͤrpers, ſ. Gewicht.

Endlich nennt man auch einen Koͤrper ſchwer (ponderoſum, peſant) wenn ſein abſolutes Gewicht in Vergleichung mit andern groß iſt. Hiebey bedeutet das Wort ſchwer eigentlich viel wiegend, und wird dem leichten, oder wenig wiegenden entgegengeſetzt, ſ. Leicht. Dieſer Begrif iſt relativ, und man kan keinen Koͤrper an ſich leicht oder ſchwer in dieſem Sinne nennen, ſondern nur ſagen, daß er leichter oder ſchwerer, als ein anderer, ſey. Dies bezieht ſich auf das Gewicht des ganzen Koͤrpers, welches aus zwo Urſachen vom Gewichte eines andern verſchieden ſeyn kan, entweder, weil jeder Theil von beyden mit verſchiedener Staͤrke zum Fallen getrieben wird, oder weil die Anzahlder Theile in beyden verſchieden iſt. Aus der erſten Urſache iſt ebenderſelbe Koͤrper in Lappland ſchwerer, als in Peru; aus der zwoten iſt ein Centner ſchwerer, als ein Pfund.

Specifiſch ſchwerer

oder ſchwerartiger (ſpecifice gravius) als ein anderer, heißt ein Koͤrper, wenn er an eben demſelben Orte bey gleichem Volumen dennoch mehr, als jener andere, wiegt. Man ſchließt daraus, daß er in gleichem Raume mehr Maſſe, als der andere, enthalte, d. i. daß er dichter (denſius) ſey, ſ. Dichte, Schwere, ſpecifiſche.

Schwere, allgemeine, ſ. Gravitation.

Schwere der Erdkoͤrper, Gravitas, Gravitas corporum terreſtrium, Gravité des corps terreſtres ou ſublunaires, Peſanteur.

Dieſen Namen fuͤhrt das Beſtreben aller Koͤrper auf der Oberflaͤche der Erde, nach Richtungen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0892" xml:id="P.3.886" n="886"/><lb/>
der Ma&#x017F;&#x017F;e der ganzen Erdkugel hin, oder nach dem Mittelpunkte ihrer Anziehung, zu bewegen, d. i. zu <hi rendition="#b">fallen, &#x017F;. Fall der Ro&#x0364;rper.</hi> Man findet die&#x017F;es Be&#x017F;treben bey allen bekannten Ko&#x0364;rpern, und &#x017F;chließt daraus&lt;*&gt; alle Materie &#x017F;ey &#x017F;chwer. Die&#x017F;es Be&#x017F;treben i&#x017F;t, &#x017F;o lange man an einem und eben dem&#x017F;e&lt;*&gt;ben Orte der Erdfla&#x0364;che bleibt, fu&#x0364;r jeden Theil der Materie gleich groß, und macht al&#x017F;o in jedem Ko&#x0364;rper eine de&#x017F;to gro&#x0364;ßere Summe aus, je mehr Theile oder Ma&#x017F;&#x017F;e er entha&#x0364;lt, &#x017F;. <hi rendition="#b">Ma&#x017F;&#x017F;e.</hi> Die&#x017F;e Summe heißt das ab&#x017F;olute Gewicht des Ko&#x0364;rpers, &#x017F;. <hi rendition="#b">Gewicht.</hi></p>
            <p>Endlich nennt man auch einen Ko&#x0364;rper <hi rendition="#b">&#x017F;chwer</hi> <hi rendition="#aq">(pondero&#x017F;um, <hi rendition="#i">pe&#x017F;ant</hi>)</hi> wenn &#x017F;ein ab&#x017F;olutes Gewicht in Vergleichung mit andern groß i&#x017F;t. Hiebey bedeutet das Wort <hi rendition="#b">&#x017F;chwer</hi> eigentlich <hi rendition="#b">viel wiegend,</hi> und wird dem <hi rendition="#b">leichten,</hi> oder wenig wiegenden entgegenge&#x017F;etzt, &#x017F;. <hi rendition="#b">Leicht.</hi> Die&#x017F;er Begrif i&#x017F;t relativ, und man kan keinen Ko&#x0364;rper an &#x017F;ich leicht oder &#x017F;chwer in die&#x017F;em Sinne nennen, &#x017F;ondern nur &#x017F;agen, daß er leichter oder &#x017F;chwerer, als ein anderer, &#x017F;ey. Dies bezieht &#x017F;ich auf das Gewicht des ganzen Ko&#x0364;rpers, welches aus zwo Ur&#x017F;achen vom Gewichte eines andern ver&#x017F;chieden &#x017F;eyn kan, entweder, weil jeder Theil von beyden mit ver&#x017F;chiedener Sta&#x0364;rke zum Fallen getrieben wird, oder weil die Anzahlder Theile in beyden ver&#x017F;chieden i&#x017F;t. Aus der er&#x017F;ten Ur&#x017F;ache i&#x017F;t ebender&#x017F;elbe Ko&#x0364;rper in Lappland &#x017F;chwerer, als in Peru; aus der zwoten i&#x017F;t ein Centner &#x017F;chwerer, als ein Pfund.</p>
          </div>
          <div n="3">
            <head>Specifi&#x017F;ch &#x017F;chwerer</head><lb/>
            <p>oder <hi rendition="#b">&#x017F;chwerartiger</hi> <hi rendition="#aq">(&#x017F;pecifice gravius)</hi> als ein anderer, heißt ein Ko&#x0364;rper, wenn er an eben dem&#x017F;elben Orte bey gleichem Volumen dennoch mehr, als jener andere, wiegt. Man &#x017F;chließt daraus, daß er in gleichem Raume mehr Ma&#x017F;&#x017F;e, als der andere, enthalte, d. i. daß er <hi rendition="#b">dichter</hi> <hi rendition="#aq">(den&#x017F;ius)</hi> &#x017F;ey, &#x017F;. <hi rendition="#b">Dichte, Schwere, &#x017F;pecifi&#x017F;che.</hi></p>
            <p> <hi rendition="#b">Schwere, allgemeine, &#x017F;. Gravitation.</hi> </p>
          </div>
          <div n="3">
            <head>Schwere der Erdko&#x0364;rper, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Gravitas, Gravitas corporum terre&#x017F;trium</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Gravité des corps terre&#x017F;tres ou &#x017F;ublunaires, Pe&#x017F;anteur</hi></foreign></name>.</head><lb/>
            <p>Die&#x017F;en Namen fu&#x0364;hrt das Be&#x017F;treben aller Ko&#x0364;rper auf der Oberfla&#x0364;che der Erde, nach Richtungen<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[886/0892] der Maſſe der ganzen Erdkugel hin, oder nach dem Mittelpunkte ihrer Anziehung, zu bewegen, d. i. zu fallen, ſ. Fall der Roͤrper. Man findet dieſes Beſtreben bey allen bekannten Koͤrpern, und ſchließt daraus<*> alle Materie ſey ſchwer. Dieſes Beſtreben iſt, ſo lange man an einem und eben demſe<*>ben Orte der Erdflaͤche bleibt, fuͤr jeden Theil der Materie gleich groß, und macht alſo in jedem Koͤrper eine deſto groͤßere Summe aus, je mehr Theile oder Maſſe er enthaͤlt, ſ. Maſſe. Dieſe Summe heißt das abſolute Gewicht des Koͤrpers, ſ. Gewicht. Endlich nennt man auch einen Koͤrper ſchwer (ponderoſum, peſant) wenn ſein abſolutes Gewicht in Vergleichung mit andern groß iſt. Hiebey bedeutet das Wort ſchwer eigentlich viel wiegend, und wird dem leichten, oder wenig wiegenden entgegengeſetzt, ſ. Leicht. Dieſer Begrif iſt relativ, und man kan keinen Koͤrper an ſich leicht oder ſchwer in dieſem Sinne nennen, ſondern nur ſagen, daß er leichter oder ſchwerer, als ein anderer, ſey. Dies bezieht ſich auf das Gewicht des ganzen Koͤrpers, welches aus zwo Urſachen vom Gewichte eines andern verſchieden ſeyn kan, entweder, weil jeder Theil von beyden mit verſchiedener Staͤrke zum Fallen getrieben wird, oder weil die Anzahlder Theile in beyden verſchieden iſt. Aus der erſten Urſache iſt ebenderſelbe Koͤrper in Lappland ſchwerer, als in Peru; aus der zwoten iſt ein Centner ſchwerer, als ein Pfund. Specifiſch ſchwerer oder ſchwerartiger (ſpecifice gravius) als ein anderer, heißt ein Koͤrper, wenn er an eben demſelben Orte bey gleichem Volumen dennoch mehr, als jener andere, wiegt. Man ſchließt daraus, daß er in gleichem Raume mehr Maſſe, als der andere, enthalte, d. i. daß er dichter (denſius) ſey, ſ. Dichte, Schwere, ſpecifiſche. Schwere, allgemeine, ſ. Gravitation. Schwere der Erdkoͤrper, Gravitas, Gravitas corporum terreſtrium, Gravité des corps terreſtres ou ſublunaires, Peſanteur. Dieſen Namen fuͤhrt das Beſtreben aller Koͤrper auf der Oberflaͤche der Erde, nach Richtungen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/892
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 886. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/892>, abgerufen am 22.11.2024.