Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


muß, wenn dieser Punkt fallen kan. Zwey Schwerpunkte kan es in einem Körper auch nicht geben, weil man sonst einen ohne den andern unterstützen könnte, also der Körper zugleich fallen und nicht fallen müßte. Es giebt also in jedem Körper einen Schwerpunkt. Ich habe den Beweis dieses Satzes fast wörtlich aus Kästner (Anfangsgründe der Mechanik, §. 48.) entlehnt. Methoden, den Schwerpunkt zu finden.

In Körpern von gleichförmiger Dichte und regulärer Gestalt kömmt der Schwerpunkt mit dem Mittelpunkte der Größe (centrum magnitudinis s. figurae) überein, s. Mittelpunkt der Größe. So ist klar, daß der Schwerpunkt bey einer Kugel in ihrem Mittelpunkte, bey einem Cylinder oder senkrechten Prisma auf der Helfte der Axe, bey einer geradlinichten Stange in der Mitte der Länge, bey dem Teller Taf. XXI. Fig. 141. senkrecht unter C, mitten in der Masse des Tellers, liege. Bey senkrecht prismatischen Körpern ist daher nur nöthig, den Schwerpunkt der Grundflächen zu suchen, über welchem die Axe steht. Der Schwerpunkt des ganzen Körpers liegt alsdann auf der Helste der Axe.

Wenn sich Figuren oder Körper in unendlich kleine Abschnitte zerlegen lassen, deren Schwerpunkte alle in einer geraden Linie liegen, wie z. B. das Dreyeck ABC, Taf. XXI. Fig. 142., oder der Kegel ABC, Fig. 143., in Elemente MNnm zerlegt werden können, deren Schwerpunkte P, p, alle in den Linien CD liegen, so kan man die Stelle des Schwerpunkts E aus der obigen Formel [Abbildung] .) finden, nach welcher CE gleich ist der Summe aller Momente der Theile um C, dividirt durch die Summe aller Gewichte der Theile, wenn man nur im Stande ist, die Summe dieser unzählig vielen Momente anzugeben. Ehedem suchten dies die Mechaniker sehr mühsam, wie man beym Valeri (Lucae Valerii de centro gravitatis solidorum liber. Bonon. 1661. 4.), Wallis (Mechanica P. II. in Opp. To. I.), Casatus


muß, wenn dieſer Punkt fallen kan. Zwey Schwerpunkte kan es in einem Koͤrper auch nicht geben, weil man ſonſt einen ohne den andern unterſtuͤtzen koͤnnte, alſo der Koͤrper zugleich fallen und nicht fallen muͤßte. Es giebt alſo in jedem Koͤrper einen Schwerpunkt. Ich habe den Beweis dieſes Satzes faſt woͤrtlich aus Kaͤſtner (Anfangsgruͤnde der Mechanik, §. 48.) entlehnt. Methoden, den Schwerpunkt zu finden.

In Koͤrpern von gleichfoͤrmiger Dichte und regulaͤrer Geſtalt koͤmmt der Schwerpunkt mit dem Mittelpunkte der Groͤße (centrum magnitudinis ſ. figurae) uͤberein, ſ. Mittelpunkt der Groͤße. So iſt klar, daß der Schwerpunkt bey einer Kugel in ihrem Mittelpunkte, bey einem Cylinder oder ſenkrechten Prisma auf der Helfte der Axe, bey einer geradlinichten Stange in der Mitte der Laͤnge, bey dem Teller Taf. XXI. Fig. 141. ſenkrecht unter C, mitten in der Maſſe des Tellers, liege. Bey ſenkrecht prismatiſchen Koͤrpern iſt daher nur noͤthig, den Schwerpunkt der Grundflaͤchen zu ſuchen, uͤber welchem die Axe ſteht. Der Schwerpunkt des ganzen Koͤrpers liegt alsdann auf der Helſte der Axe.

Wenn ſich Figuren oder Koͤrper in unendlich kleine Abſchnitte zerlegen laſſen, deren Schwerpunkte alle in einer geraden Linie liegen, wie z. B. das Dreyeck ABC, Taf. XXI. Fig. 142., oder der Kegel ABC, Fig. 143., in Elemente MNnm zerlegt werden koͤnnen, deren Schwerpunkte P, p, alle in den Linien CD liegen, ſo kan man die Stelle des Schwerpunkts E aus der obigen Formel [Abbildung] .) finden, nach welcher CE gleich iſt der Summe aller Momente der Theile um C, dividirt durch die Summe aller Gewichte der Theile, wenn man nur im Stande iſt, die Summe dieſer unzaͤhlig vielen Momente anzugeben. Ehedem ſuchten dies die Mechaniker ſehr muͤhſam, wie man beym Valeri (Lucae Valerii de centro gravitatis ſolidorum liber. Bonon. 1661. 4.), Wallis (Mechanica P. II. in Opp. To. I.), Caſatus

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0931" xml:id="P.3.925" n="925"/><lb/>
muß, wenn die&#x017F;er Punkt fallen kan. Zwey Schwerpunkte kan es in einem Ko&#x0364;rper auch nicht geben, weil man &#x017F;on&#x017F;t einen ohne den andern unter&#x017F;tu&#x0364;tzen ko&#x0364;nnte, al&#x017F;o der Ko&#x0364;rper zugleich fallen und nicht fallen mu&#x0364;ßte. Es giebt al&#x017F;o in jedem Ko&#x0364;rper einen <hi rendition="#b">Schwerpunkt.</hi> Ich habe den Beweis die&#x017F;es Satzes fa&#x017F;t wo&#x0364;rtlich aus <hi rendition="#b">Ka&#x0364;&#x017F;tner</hi> (Anfangsgru&#x0364;nde der Mechanik, §. 48.) entlehnt. <hi rendition="#c"><hi rendition="#b">Methoden, den Schwerpunkt zu finden.</hi></hi></p>
            <p>In Ko&#x0364;rpern von gleichfo&#x0364;rmiger Dichte und regula&#x0364;rer Ge&#x017F;talt ko&#x0364;mmt der Schwerpunkt mit dem Mittelpunkte der Gro&#x0364;ße <hi rendition="#aq">(centrum magnitudinis &#x017F;. figurae)</hi> u&#x0364;berein, <hi rendition="#b">&#x017F;. Mittelpunkt der Gro&#x0364;ße.</hi> So i&#x017F;t klar, daß der Schwerpunkt bey einer Kugel in ihrem Mittelpunkte, bey einem Cylinder oder &#x017F;enkrechten Prisma auf der Helfte der Axe, bey einer geradlinichten Stange in der Mitte der La&#x0364;nge, bey dem Teller Taf. <hi rendition="#aq">XXI.</hi> Fig. 141. &#x017F;enkrecht unter <hi rendition="#aq">C,</hi> mitten in der Ma&#x017F;&#x017F;e des Tellers, liege. Bey &#x017F;enkrecht prismati&#x017F;chen Ko&#x0364;rpern i&#x017F;t daher nur no&#x0364;thig, den Schwerpunkt der Grundfla&#x0364;chen zu &#x017F;uchen, u&#x0364;ber welchem die Axe &#x017F;teht. Der Schwerpunkt des ganzen Ko&#x0364;rpers liegt alsdann auf der Hel&#x017F;te der Axe.</p>
            <p>Wenn &#x017F;ich Figuren oder Ko&#x0364;rper in unendlich kleine Ab&#x017F;chnitte zerlegen la&#x017F;&#x017F;en, deren Schwerpunkte alle in einer geraden Linie liegen, wie z. B. das Dreyeck <hi rendition="#aq">ABC,</hi> Taf. <hi rendition="#aq">XXI.</hi> Fig. 142., oder der Kegel <hi rendition="#aq">ABC,</hi> Fig. 143., in Elemente <hi rendition="#aq">MNnm</hi> zerlegt werden ko&#x0364;nnen, deren Schwerpunkte <hi rendition="#aq">P, p,</hi> alle in den Linien <hi rendition="#aq">CD</hi> liegen, &#x017F;o kan man die Stelle des Schwerpunkts <hi rendition="#aq">E</hi> aus der obigen Formel <figure/>.) finden, nach welcher <hi rendition="#aq">CE</hi> <hi rendition="#b">gleich i&#x017F;t der Summe aller Momente der Theile um</hi> <hi rendition="#aq">C,</hi> <hi rendition="#b">dividirt durch die Summe aller Gewichte der Theile,</hi> wenn man nur im Stande i&#x017F;t, die Summe die&#x017F;er unza&#x0364;hlig vielen Momente anzugeben. Ehedem &#x017F;uchten dies die Mechaniker &#x017F;ehr mu&#x0364;h&#x017F;am, wie man beym <hi rendition="#b">Valeri</hi> <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">Lucae Valerii</hi> de centro gravitatis &#x017F;olidorum liber. Bonon. 1661. 4.),</hi> <hi rendition="#b">Wallis</hi> <hi rendition="#aq">(Mechanica P. II. in Opp. To. I.),</hi> <hi rendition="#b">Ca&#x017F;atus</hi><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[925/0931] muß, wenn dieſer Punkt fallen kan. Zwey Schwerpunkte kan es in einem Koͤrper auch nicht geben, weil man ſonſt einen ohne den andern unterſtuͤtzen koͤnnte, alſo der Koͤrper zugleich fallen und nicht fallen muͤßte. Es giebt alſo in jedem Koͤrper einen Schwerpunkt. Ich habe den Beweis dieſes Satzes faſt woͤrtlich aus Kaͤſtner (Anfangsgruͤnde der Mechanik, §. 48.) entlehnt. Methoden, den Schwerpunkt zu finden. In Koͤrpern von gleichfoͤrmiger Dichte und regulaͤrer Geſtalt koͤmmt der Schwerpunkt mit dem Mittelpunkte der Groͤße (centrum magnitudinis ſ. figurae) uͤberein, ſ. Mittelpunkt der Groͤße. So iſt klar, daß der Schwerpunkt bey einer Kugel in ihrem Mittelpunkte, bey einem Cylinder oder ſenkrechten Prisma auf der Helfte der Axe, bey einer geradlinichten Stange in der Mitte der Laͤnge, bey dem Teller Taf. XXI. Fig. 141. ſenkrecht unter C, mitten in der Maſſe des Tellers, liege. Bey ſenkrecht prismatiſchen Koͤrpern iſt daher nur noͤthig, den Schwerpunkt der Grundflaͤchen zu ſuchen, uͤber welchem die Axe ſteht. Der Schwerpunkt des ganzen Koͤrpers liegt alsdann auf der Helſte der Axe. Wenn ſich Figuren oder Koͤrper in unendlich kleine Abſchnitte zerlegen laſſen, deren Schwerpunkte alle in einer geraden Linie liegen, wie z. B. das Dreyeck ABC, Taf. XXI. Fig. 142., oder der Kegel ABC, Fig. 143., in Elemente MNnm zerlegt werden koͤnnen, deren Schwerpunkte P, p, alle in den Linien CD liegen, ſo kan man die Stelle des Schwerpunkts E aus der obigen Formel [Abbildung] .) finden, nach welcher CE gleich iſt der Summe aller Momente der Theile um C, dividirt durch die Summe aller Gewichte der Theile, wenn man nur im Stande iſt, die Summe dieſer unzaͤhlig vielen Momente anzugeben. Ehedem ſuchten dies die Mechaniker ſehr muͤhſam, wie man beym Valeri (Lucae Valerii de centro gravitatis ſolidorum liber. Bonon. 1661. 4.), Wallis (Mechanica P. II. in Opp. To. I.), Caſatus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/931
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 925. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/931>, abgerufen am 22.11.2024.