Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Um das Schwimmen der Menschen zu beurtheilen, haben einige Physiker mühsame Versuche über das eigenthümliche Gewicht des menschlichen Körpers angestellt. Musschenbroek (Introd. ad phil. nat. To. II. §. 1399.) setzt es 1,111 oder um 1/9 größer, als das Gewicht des Wassers. Wilkenson (Philos. Trans. Vol. LV. p. 103.) mußte einem Menschen, der 104 Pfund wog, noch 12 Unzen, 5 Drachmen, 2 Scrup. Kork an den Hals befestigen, um ihm mit dem Wasser gleiche specifische Schwere zu geben. Dieser Mensch war also nur wenig schwerer, als Wasser. Kobertson (Philos. Trans. Vol. L. p. 30.) ließ Leute, die er zuvor gewogen hatte, in ein Parallelepipedum mit Wasser treten, und maß, wie viel sich das Wasser erhob. Er findet verschiedene Resultate, aber immer den Menschen nur so schwer, meist noch leichter, als das Wasser. Von Menschen, die sehr viel leichter, als Wasser, wären, sind doch die Beyspiele selten. Karsten (Lehrbegrif der gesammten Mathem. III. Theil, Hydrostatik, §. 31.) führt eine Nachricht des Abt Bartaloni von dem Priester Dom Paolo Moccia in Neapel an, der im Meere nicht weiter, als bis mitten an die Brust, einsank, und alle möglichen Stellungen im Wasser annehmen konnte. Man fand sein Gewicht 300 neapolitanische Pfund, und 30 Pfund geringer, als das Gewicht von eben so viel Wasser. Was aber eben daselbst, auch nach Bartaloni Nachricht, erwähnt wird, ein gewisser Cola Pesce sey von Neapel bis Capri auf dem Meere spatzieren gegangen, ist Fabel. Dieser Cola ist schon aus Kirchers Schriften bekannt (Mund. subterran. To. I. p. 97. et alibi). Man hatte ihm den Beynamen Pesce wegen seiner Geschicklichkeit im Tauchen und Schwimmen gegeben, und er mag wohl nach Capri geschwommen, nicht gegangen seyn.
Um das Schwimmen der Menſchen zu beurtheilen, haben einige Phyſiker muͤhſame Verſuche uͤber das eigenthuͤmliche Gewicht des menſchlichen Koͤrpers angeſtellt. Muſſchenbroek (Introd. ad phil. nat. To. II. §. 1399.) ſetzt es 1,111 oder um 1/9 groͤßer, als das Gewicht des Waſſers. Wilkenſon (Philoſ. Trans. Vol. LV. p. 103.) mußte einem Menſchen, der 104 Pfund wog, noch 12 Unzen, 5 Drachmen, 2 Scrup. Kork an den Hals befeſtigen, um ihm mit dem Waſſer gleiche ſpecifiſche Schwere zu geben. Dieſer Menſch war alſo nur wenig ſchwerer, als Waſſer. Kobertſon (Philoſ. Trans. Vol. L. p. 30.) ließ Leute, die er zuvor gewogen hatte, in ein Parallelepipedum mit Waſſer treten, und maß, wie viel ſich das Waſſer erhob. Er findet verſchiedene Reſultate, aber immer den Menſchen nur ſo ſchwer, meiſt noch leichter, als das Waſſer. Von Menſchen, die ſehr viel leichter, als Waſſer, waͤren, ſind doch die Beyſpiele ſelten. Karſten (Lehrbegrif der geſammten Mathem. III. Theil, Hydroſtatik, §. 31.) fuͤhrt eine Nachricht des Abt Bartaloni von dem Prieſter Dom Paolo Moccia in Neapel an, der im Meere nicht weiter, als bis mitten an die Bruſt, einſank, und alle moͤglichen Stellungen im Waſſer annehmen konnte. Man fand ſein Gewicht 300 neapolitaniſche Pfund, und 30 Pfund geringer, als das Gewicht von eben ſo viel Waſſer. Was aber eben daſelbſt, auch nach Bartaloni Nachricht, erwaͤhnt wird, ein gewiſſer Cola Peſce ſey von Neapel bis Capri auf dem Meere ſpatzieren gegangen, iſt Fabel. Dieſer Cola iſt ſchon aus Kirchers Schriften bekannt (Mund. ſubterran. To. I. p. 97. et alibi). Man hatte ihm den Beynamen Peſce wegen ſeiner Geſchicklichkeit im Tauchen und Schwimmen gegeben, und er mag wohl nach Capri geſchwommen, nicht gegangen ſeyn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><hi rendition="#b"><pb facs="#f0948" xml:id="P.3.942" n="942"/><lb/> Bernoulli</hi><hi rendition="#aq">(Comm. Acad. Petropol. To. X. p. 147. ſqq.),</hi><hi rendition="#b">Bouguer</hi><hi rendition="#aq">(Traité du navire. Paris, 1746. 4. p. 249 ſqq.),</hi><hi rendition="#b">Euler</hi><hi rendition="#aq">(Scientia navalis. Petropol. 1749. 4. Vol. I. c. 1— 5.),</hi><hi rendition="#b">Boſſut</hi><hi rendition="#aq">(Traité elémentaire d'hydrodynamique. Paris, 1771. II. Vol. 8. Vol. I. §. 175 ſqq.)</hi> umſtaͤndlicher ausgefuͤhrt worden.</p> <p>Um das <hi rendition="#b">Schwimmen der Menſchen</hi> zu beurtheilen, haben einige Phyſiker muͤhſame Verſuche uͤber das eigenthuͤmliche Gewicht des menſchlichen Koͤrpers angeſtellt. <hi rendition="#b">Muſſchenbroek</hi> <hi rendition="#aq">(Introd. ad phil. nat. To. II. §. 1399.)</hi> ſetzt es 1,111 oder um 1/9 groͤßer, als das Gewicht des Waſſers. <hi rendition="#b">Wilkenſon</hi> <hi rendition="#aq">(Philoſ. Trans. Vol. LV. p. 103.)</hi> mußte einem Menſchen, der 104 Pfund wog, noch 12 Unzen, 5 Drachmen, 2 Scrup. Kork an den Hals befeſtigen, um ihm mit dem Waſſer gleiche ſpecifiſche Schwere zu geben. Dieſer Menſch war alſo nur wenig ſchwerer, als Waſſer. <hi rendition="#b">Kobertſon</hi> <hi rendition="#aq">(Philoſ. Trans. Vol. L. p. 30.)</hi> ließ Leute, die er zuvor gewogen hatte, in ein Parallelepipedum mit Waſſer treten, und maß, wie viel ſich das Waſſer erhob. Er findet verſchiedene Reſultate, aber immer den Menſchen nur ſo ſchwer, meiſt noch leichter, als das Waſſer. Von Menſchen, die <hi rendition="#b">ſehr viel</hi> leichter, als Waſſer, waͤren, ſind doch die Beyſpiele ſelten. <hi rendition="#b">Karſten</hi> (Lehrbegrif der geſammten Mathem. <hi rendition="#aq">III.</hi> Theil, Hydroſtatik, §. 31.) fuͤhrt eine Nachricht des Abt <hi rendition="#b">Bartaloni</hi> von dem Prieſter <hi rendition="#b">Dom Paolo Moccia</hi> in Neapel an, der im Meere nicht weiter, als bis mitten an die Bruſt, einſank, und alle moͤglichen Stellungen im Waſſer annehmen konnte. Man fand ſein Gewicht 300 neapolitaniſche Pfund, und 30 Pfund geringer, als das Gewicht von eben ſo viel Waſſer. Was aber eben daſelbſt, auch nach <hi rendition="#b">Bartaloni</hi> Nachricht, erwaͤhnt wird, ein gewiſſer <hi rendition="#b">Cola Peſce</hi> ſey von Neapel bis Capri auf dem Meere ſpatzieren gegangen, iſt Fabel. Dieſer <hi rendition="#b">Cola</hi> iſt ſchon aus <hi rendition="#b">Kirchers</hi> Schriften bekannt <hi rendition="#aq">(Mund. ſubterran. To. I. p. 97. et alibi).</hi> Man hatte ihm den Beynamen <hi rendition="#b">Peſce</hi> wegen ſeiner Geſchicklichkeit im Tauchen und Schwimmen gegeben, und er mag wohl nach Capri geſchwommen, nicht gegangen ſeyn.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [942/0948]
Bernoulli (Comm. Acad. Petropol. To. X. p. 147. ſqq.), Bouguer (Traité du navire. Paris, 1746. 4. p. 249 ſqq.), Euler (Scientia navalis. Petropol. 1749. 4. Vol. I. c. 1— 5.), Boſſut (Traité elémentaire d'hydrodynamique. Paris, 1771. II. Vol. 8. Vol. I. §. 175 ſqq.) umſtaͤndlicher ausgefuͤhrt worden.
Um das Schwimmen der Menſchen zu beurtheilen, haben einige Phyſiker muͤhſame Verſuche uͤber das eigenthuͤmliche Gewicht des menſchlichen Koͤrpers angeſtellt. Muſſchenbroek (Introd. ad phil. nat. To. II. §. 1399.) ſetzt es 1,111 oder um 1/9 groͤßer, als das Gewicht des Waſſers. Wilkenſon (Philoſ. Trans. Vol. LV. p. 103.) mußte einem Menſchen, der 104 Pfund wog, noch 12 Unzen, 5 Drachmen, 2 Scrup. Kork an den Hals befeſtigen, um ihm mit dem Waſſer gleiche ſpecifiſche Schwere zu geben. Dieſer Menſch war alſo nur wenig ſchwerer, als Waſſer. Kobertſon (Philoſ. Trans. Vol. L. p. 30.) ließ Leute, die er zuvor gewogen hatte, in ein Parallelepipedum mit Waſſer treten, und maß, wie viel ſich das Waſſer erhob. Er findet verſchiedene Reſultate, aber immer den Menſchen nur ſo ſchwer, meiſt noch leichter, als das Waſſer. Von Menſchen, die ſehr viel leichter, als Waſſer, waͤren, ſind doch die Beyſpiele ſelten. Karſten (Lehrbegrif der geſammten Mathem. III. Theil, Hydroſtatik, §. 31.) fuͤhrt eine Nachricht des Abt Bartaloni von dem Prieſter Dom Paolo Moccia in Neapel an, der im Meere nicht weiter, als bis mitten an die Bruſt, einſank, und alle moͤglichen Stellungen im Waſſer annehmen konnte. Man fand ſein Gewicht 300 neapolitaniſche Pfund, und 30 Pfund geringer, als das Gewicht von eben ſo viel Waſſer. Was aber eben daſelbſt, auch nach Bartaloni Nachricht, erwaͤhnt wird, ein gewiſſer Cola Peſce ſey von Neapel bis Capri auf dem Meere ſpatzieren gegangen, iſt Fabel. Dieſer Cola iſt ſchon aus Kirchers Schriften bekannt (Mund. ſubterran. To. I. p. 97. et alibi). Man hatte ihm den Beynamen Peſce wegen ſeiner Geſchicklichkeit im Tauchen und Schwimmen gegeben, und er mag wohl nach Capri geſchwommen, nicht gegangen ſeyn.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |