Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.Nach der Anzeige des Herrn Baron von Gleichen, genannt Rußworm (Abhandl. vom Sonnenmikroskop. Nürnb. 1781. 4.) soll Balthasaris in Erlangen schon 1710 ein Sonnenmikroskop erfunden haben. In der hier beschriebenen Gestalt aber ward diese schöne Erfindung erst um das Jahr 1738 oder 1739 von dem D. Lieberkühn gemacht, der sie bey seinem Aufenthalte in England im Winter 1739 verschiedenen Gelehrten und Künstlern, vornehmlich dem Herrn Cuff, zeigte, der hierauf dergleichen Werkzeuge sehr vollkommen und in großer Anzahl verfertigte. Die erste Nachricht hievon giebt Baker (Philos. Trans. Vol. XLI. No. 458. Sept. 1740. p. 508.), welcher durch ein solches Instrument die Adern in dem Gekröse eines Frosches bis auf 2 Zoll im Durchmesser vergrößert, und die darinn rollenden Blutkügelchen so groß, als Pfefferkörner, gesehen hatte. Man kan durch dieses Instrument die Vergrößerung erstaunlich hoch treiben. Es ist nichts seltnes, kleine Gegenstände, z. B. die Schlängelchen im Eßig, Gelenke eines Flohfußes, Staubfedern eines Schmetterlingsflügels u. dergl. so zu vergrößern, daß das Bild die ganze Höhe einer Wand von 9 und mehr Ellen einnimmt. Dabey hat man den Vortheil, daß dieses kolossalische Bild aus einer schicklichen Entfernung bequem und von mehr Personen zugleich betrachtet werden kan. Sehr nahe betrachtet, fällt es doch zu undeutlich aus, sobald die Vergrößerung stark wird. Bey mäßigen Vergrößerungen hingegen läßt sich zu Abzeichnung mikroskopischer Gegenstände nichts schicklichers erdenken. Man kan dieses Werkzeug auch sehr leicht mit einer tragbaren Camera obscura verbinden, und das Bild auf einer Scheibe von mattgeschliffenem Glas oder auf einem Papiere auffangen, wobey die Vorstellung sehr deutlich wird, wenn nur Bild und Auge völlig im Dunkeln stehen. Beschreibungen hievon findet man bey Ledermüller (Nachlese s. mikroskop. Gemüths-und Augenergötzung. Nürnberg, 1762. 4. S. 41 u. f. Tab. XXI. XXII.) und Brander Kurze Beschreibung einer ganz neuen Camerae obscurae, Nach der Anzeige des Herrn Baron von Gleichen, genannt Rußworm (Abhandl. vom Sonnenmikroſkop. Nuͤrnb. 1781. 4.) ſoll Balthaſaris in Erlangen ſchon 1710 ein Sonnenmikroſkop erfunden haben. In der hier beſchriebenen Geſtalt aber ward dieſe ſchoͤne Erfindung erſt um das Jahr 1738 oder 1739 von dem D. Lieberkuͤhn gemacht, der ſie bey ſeinem Aufenthalte in England im Winter 1739 verſchiedenen Gelehrten und Kuͤnſtlern, vornehmlich dem Herrn Cuff, zeigte, der hierauf dergleichen Werkzeuge ſehr vollkommen und in großer Anzahl verfertigte. Die erſte Nachricht hievon giebt Baker (Philoſ. Trans. Vol. XLI. No. 458. Sept. 1740. p. 508.), welcher durch ein ſolches Inſtrument die Adern in dem Gekroͤſe eines Froſches bis auf 2 Zoll im Durchmeſſer vergroͤßert, und die darinn rollenden Blutkuͤgelchen ſo groß, als Pfefferkoͤrner, geſehen hatte. Man kan durch dieſes Inſtrument die Vergroͤßerung erſtaunlich hoch treiben. Es iſt nichts ſeltnes, kleine Gegenſtaͤnde, z. B. die Schlaͤngelchen im Eßig, Gelenke eines Flohfußes, Staubfedern eines Schmetterlingsfluͤgels u. dergl. ſo zu vergroͤßern, daß das Bild die ganze Hoͤhe einer Wand von 9 und mehr Ellen einnimmt. Dabey hat man den Vortheil, daß dieſes koloſſaliſche Bild aus einer ſchicklichen Entfernung bequem und von mehr Perſonen zugleich betrachtet werden kan. Sehr nahe betrachtet, faͤllt es doch zu undeutlich aus, ſobald die Vergroͤßerung ſtark wird. Bey maͤßigen Vergroͤßerungen hingegen laͤßt ſich zu Abzeichnung mikroſkopiſcher Gegenſtaͤnde nichts ſchicklichers erdenken. Man kan dieſes Werkzeug auch ſehr leicht mit einer tragbaren Camera obſcura verbinden, und das Bild auf einer Scheibe von mattgeſchliffenem Glas oder auf einem Papiere auffangen, wobey die Vorſtellung ſehr deutlich wird, wenn nur Bild und Auge voͤllig im Dunkeln ſtehen. Beſchreibungen hievon findet man bey Ledermuͤller (Nachleſe ſ. mikroſkop. Gemuͤths-und Augenergoͤtzung. Nuͤrnberg, 1762. 4. S. 41 u. f. Tab. XXI. XXII.) und Brander Kurze Beſchreibung einer ganz neuen Camerae obſcurae, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0111" xml:id="P.4.101" n="101"/><lb/> </p> <p>Nach der Anzeige des Herrn <hi rendition="#b">Baron von Gleichen, genannt Rußworm</hi> (Abhandl. vom Sonnenmikroſkop. Nuͤrnb. 1781. 4.) ſoll <hi rendition="#b">Balthaſaris</hi> in Erlangen ſchon 1710 ein Sonnenmikroſkop erfunden haben. In der hier beſchriebenen Geſtalt aber ward dieſe ſchoͤne Erfindung erſt um das Jahr 1738 oder 1739 von dem <hi rendition="#b">D. 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Man kan durch dieſes Inſtrument die Vergroͤßerung erſtaunlich hoch treiben. Es iſt nichts ſeltnes, kleine Gegenſtaͤnde, z. B. die Schlaͤngelchen im Eßig, Gelenke eines Flohfußes, Staubfedern eines Schmetterlingsfluͤgels u. dergl. ſo zu vergroͤßern, daß das Bild die ganze Hoͤhe einer Wand von 9 und mehr Ellen einnimmt. Dabey hat man den Vortheil, daß dieſes koloſſaliſche Bild aus einer ſchicklichen Entfernung bequem und von mehr Perſonen zugleich betrachtet werden kan. Sehr nahe betrachtet, faͤllt es doch zu undeutlich aus, ſobald die Vergroͤßerung ſtark wird. Bey maͤßigen Vergroͤßerungen hingegen laͤßt ſich zu Abzeichnung mikroſkopiſcher Gegenſtaͤnde nichts ſchicklichers erdenken.
Man kan dieſes Werkzeug auch ſehr leicht mit einer tragbaren Camera obſcura verbinden, und das Bild auf einer Scheibe von mattgeſchliffenem Glas oder auf einem Papiere auffangen, wobey die Vorſtellung ſehr deutlich wird, wenn nur Bild und Auge voͤllig im Dunkeln ſtehen. Beſchreibungen hievon findet man bey Ledermuͤller (Nachleſe ſ. mikroſkop. Gemuͤths-und Augenergoͤtzung. Nuͤrnberg, 1762. 4. S. 41 u. f. Tab. XXI. XXII.) und Brander Kurze Beſchreibung einer ganz neuen Camerae obſcurae,
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