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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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von den meisten als eine blos theoretische Speculation angesehen.

Erst 1718 zog John Hadley diesen wichtigen Gegenstand der praktischen Optik aufs neue aus der Vergessenheit. Er übergab der londner Societät im Jahre 1723 ein nach Newtons Vorschlage eingerichtetes vortrefliches Teleskop, dessen metallner Spiegel nach einem Halbmesser von 10 Fuß 5 1/4 Zoll ausgeschliffen war, folglich 62 5/8 Zoll Brennweite hatte (An account of a reflecting telescope made by M. John Hadley, in Philos. Trans. No. 376. p. 303).

D. Pound und Bradley, die dieses Werkzeug gemeinschaftlich untersuchten, statteten einen sehr vortheilhaften Bericht davon ab (ibid. No. 78. p. 382). Sie verglichen es mit dem berühmten Fernglase ohne Röhren von Huygens, dessen Objectivglas 123 Fuß Brennweite hatte (das also über 23 mal länger war), und fanden, daß es ein eben so kurzes Ocular vertrug, eben so stark vergrößerte, und eben die Deutlichkeit, jedoch nicht völlig dieselbe Helligkeit, gewährte. Dennoch sahen sie dadurch alles, was des Huygens Fernglas zeigte, unter andern die fünf Trabanten des Saturns, noch besser, als durch das lange Fernglas, bey dem die Dämmerung in den Sommernächten sehr hinderlich war, weil es keine Röhren hatte. Sie urtheilten, wenn es möglich wäre, die Metallspiegel vor dem Anlaufen zu sichern, oder eben so gute Glasspiegel zu machen, so würden die Astronomen die bisherigen langen Fernröhre mit Freuden gegen solche Spiegelteleskope vertauschen.

Hadley fand die newtonische Einrichtung, bey der man seitwärts in das Teleskop sehen muß, unbequem, und ging also zu der gregrorianischen über, die er mit großer Bollkommenheit im Jahre 1726 zu Stande brachte. Es wird hier der Ort seyn, dieses so berühmt gewordene gregorianische Spiegelteleskop so, wie man es seit Hadleys Zeiten verfertiget, zu beschreiben und etwas von seiner Theorie beyzubringen.

Taf. <*>III. Fig 22. sey TYYT eine messingene Röhre, in welcher LL ein metallner in der Mitte durchbohrter Hohlspiegel,


von den meiſten als eine blos theoretiſche Speculation angeſehen.

Erſt 1718 zog John Hadley dieſen wichtigen Gegenſtand der praktiſchen Optik aufs neue aus der Vergeſſenheit. Er uͤbergab der londner Societaͤt im Jahre 1723 ein nach Newtons Vorſchlage eingerichtetes vortrefliches Teleſkop, deſſen metallner Spiegel nach einem Halbmeſſer von 10 Fuß 5 1/4 Zoll ausgeſchliffen war, folglich 62 5/8 Zoll Brennweite hatte (An account of a reflecting teleſcope made by M. John Hadley, in Philoſ. Trans. No. 376. p. 303).

D. Pound und Bradley, die dieſes Werkzeug gemeinſchaftlich unterſuchten, ſtatteten einen ſehr vortheilhaften Bericht davon ab (ibid. No. 78. p. 382). Sie verglichen es mit dem beruͤhmten Fernglaſe ohne Roͤhren von Huygens, deſſen Objectivglas 123 Fuß Brennweite hatte (das alſo uͤber 23 mal laͤnger war), und fanden, daß es ein eben ſo kurzes Ocular vertrug, eben ſo ſtark vergroͤßerte, und eben die Deutlichkeit, jedoch nicht voͤllig dieſelbe Helligkeit, gewaͤhrte. Dennoch ſahen ſie dadurch alles, was des Huygens Fernglas zeigte, unter andern die fuͤnf Trabanten des Saturns, noch beſſer, als durch das lange Fernglas, bey dem die Daͤmmerung in den Sommernaͤchten ſehr hinderlich war, weil es keine Roͤhren hatte. Sie urtheilten, wenn es moͤglich waͤre, die Metallſpiegel vor dem Anlaufen zu ſichern, oder eben ſo gute Glasſpiegel zu machen, ſo wuͤrden die Aſtronomen die bisherigen langen Fernroͤhre mit Freuden gegen ſolche Spiegelteleſkope vertauſchen.

Hadley fand die newtoniſche Einrichtung, bey der man ſeitwaͤrts in das Teleſkop ſehen muß, unbequem, und ging alſo zu der gregrorianiſchen uͤber, die er mit großer Bollkommenheit im Jahre 1726 zu Stande brachte. Es wird hier der Ort ſeyn, dieſes ſo beruͤhmt gewordene gregorianiſche Spiegelteleſkop ſo, wie man es ſeit Hadleys Zeiten verfertiget, zu beſchreiben und etwas von ſeiner Theorie beyzubringen.

Taf. <*>III. Fig 22. ſey TYYT eine meſſingene Roͤhre, in welcher LL ein metallner in der Mitte durchbohrter Hohlſpiegel,

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[139/0149] von den meiſten als eine blos theoretiſche Speculation angeſehen. Erſt 1718 zog John Hadley dieſen wichtigen Gegenſtand der praktiſchen Optik aufs neue aus der Vergeſſenheit. Er uͤbergab der londner Societaͤt im Jahre 1723 ein nach Newtons Vorſchlage eingerichtetes vortrefliches Teleſkop, deſſen metallner Spiegel nach einem Halbmeſſer von 10 Fuß 5 1/4 Zoll ausgeſchliffen war, folglich 62 5/8 Zoll Brennweite hatte (An account of a reflecting teleſcope made by M. John Hadley, in Philoſ. Trans. No. 376. p. 303). D. Pound und Bradley, die dieſes Werkzeug gemeinſchaftlich unterſuchten, ſtatteten einen ſehr vortheilhaften Bericht davon ab (ibid. No. 78. p. 382). Sie verglichen es mit dem beruͤhmten Fernglaſe ohne Roͤhren von Huygens, deſſen Objectivglas 123 Fuß Brennweite hatte (das alſo uͤber 23 mal laͤnger war), und fanden, daß es ein eben ſo kurzes Ocular vertrug, eben ſo ſtark vergroͤßerte, und eben die Deutlichkeit, jedoch nicht voͤllig dieſelbe Helligkeit, gewaͤhrte. Dennoch ſahen ſie dadurch alles, was des Huygens Fernglas zeigte, unter andern die fuͤnf Trabanten des Saturns, noch beſſer, als durch das lange Fernglas, bey dem die Daͤmmerung in den Sommernaͤchten ſehr hinderlich war, weil es keine Roͤhren hatte. Sie urtheilten, wenn es moͤglich waͤre, die Metallſpiegel vor dem Anlaufen zu ſichern, oder eben ſo gute Glasſpiegel zu machen, ſo wuͤrden die Aſtronomen die bisherigen langen Fernroͤhre mit Freuden gegen ſolche Spiegelteleſkope vertauſchen. Hadley fand die newtoniſche Einrichtung, bey der man ſeitwaͤrts in das Teleſkop ſehen muß, unbequem, und ging alſo zu der gregrorianiſchen uͤber, die er mit großer Bollkommenheit im Jahre 1726 zu Stande brachte. Es wird hier der Ort ſeyn, dieſes ſo beruͤhmt gewordene gregorianiſche Spiegelteleſkop ſo, wie man es ſeit Hadleys Zeiten verfertiget, zu beſchreiben und etwas von ſeiner Theorie beyzubringen. Taf. <*>III. Fig 22. ſey TYYT eine meſſingene Roͤhre, in welcher LL ein metallner in der Mitte durchbohrter Hohlſpiegel,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/149>, abgerufen am 24.11.2024.