Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Js. Newtoni Optice, lat. redd. Sam. Clarke. Lond. 1706. 4. p. 90. sqq.

Erxleben Anfangsgr. der Naturlehre, Vierte Aufl. §. 404. --407.

Smith's Vollständiger Lehrbegriff der Optik, durch Kästner, S. 1 0. u. f. 278 u. f. 459 u. f.

Lichtenberg Magazin für das Neuste aus der Physik und Naturgesch. V. B. 2. St. S. 171. u. f. 4. St. S. 62. u. f. VI. B. 2. St. S. 105.

Spießglas, Spießglanz

Antimonium, Stibium, Antimoine. Das sogenannte rohe Spießglas (Antimonium sulphuratum Bergm.), eine strahlichte bleyfarbene Materie, ist das Erz eines eignen Halbmetalls, des Spießglaskönigs (Regulus antimonii, Antimonium Bergm.), worin 74 Theile dieses Halbmetalls mit 26 Theilen Schwefel mineralisirt sind. Es wird dasselbe an vielon Orten, vorzüglich in Ungarn und Frankreich, gefunden. Man erhält es wegen seiner Leichtflüßigkeit durch bloßes Ausschmelzen aus den Bergarten, und verkauft es in Gestalt von Kuchen.

Durch längeres Rösten, wobey der Schwefel verdampft, erhält man daraus eine aschgraue metallische Erde (den Spießglaskalk (Calx s. cineres antimonii), der sich in stärkerm Feuer in das dichte, glänzende dunkelgelbe Glas vom Spießglase (Vitrum antimonii) oder, wenn die Röstung schwach gewesen ist, schon bey gelinderm Feuer in die undurchsichtige braune Spießglasleber (Hepar antimonii) verwandelt. Aus jedem dieser drey Stoffe kan man durch gewöhnliche Reduction, d. i. durch Schmelzung mit brennbaren Stoffen in verschlossenen Gefäßen, das Halbmetall selbst, oder den Spießglaskönig, erhalten.

Eben diesen König bekömmt man auch aus 4 Theilen vom gepülverten rohen Spießglase, 3 Theilen Weinstein, und 1 1/2 Theilen Salpeter, die nach und nach in einen glühenden Schmelztiegel eingetragen, und nach geendigter Verpuffung geschmolzen werden. Nach dem Erkalten findet man im Schmelztiegel zwo Substanzen, die sich durch den Schlag eines Hammers trennen lassen, wovon die untere


Jſ. Newtoni Optice, lat. redd. Sam. Clarke. Lond. 1706. 4. p. 90. ſqq.

Erxleben Anfangsgr. der Naturlehre, Vierte Aufl. §. 404. —407.

Smith's Vollſtaͤndiger Lehrbegriff der Optik, durch Kaͤſtner, S. 1 0. u. f. 278 u. f. 459 u. f.

Lichtenberg Magazin fuͤr das Neuſte aus der Phyſik und Naturgeſch. V. B. 2. St. S. 171. u. f. 4. St. S. 62. u. f. VI. B. 2. St. S. 105.

Spießglas, Spießglanz

Antimonium, Stibium, Antimoine. Das ſogenannte rohe Spießglas (Antimonium ſulphuratum Bergm.), eine ſtrahlichte bleyfarbene Materie, iſt das Erz eines eignen Halbmetalls, des Spießglaskoͤnigs (Regulus antimonii, Antimonium Bergm.), worin 74 Theile dieſes Halbmetalls mit 26 Theilen Schwefel mineraliſirt ſind. Es wird daſſelbe an vielon Orten, vorzuͤglich in Ungarn und Frankreich, gefunden. Man erhaͤlt es wegen ſeiner Leichtfluͤßigkeit durch bloßes Ausſchmelzen aus den Bergarten, und verkauft es in Geſtalt von Kuchen.

Durch laͤngeres Roͤſten, wobey der Schwefel verdampft, erhaͤlt man daraus eine aſchgraue metalliſche Erde (den Spießglaskalk (Calx ſ. cineres antimonii), der ſich in ſtaͤrkerm Feuer in das dichte, glaͤnzende dunkelgelbe Glas vom Spießglaſe (Vitrum antimonii) oder, wenn die Roͤſtung ſchwach geweſen iſt, ſchon bey gelinderm Feuer in die undurchſichtige braune Spießglasleber (Hepar antimonii) verwandelt. Aus jedem dieſer drey Stoffe kan man durch gewoͤhnliche Reduction, d. i. durch Schmelzung mit brennbaren Stoffen in verſchloſſenen Gefaͤßen, das Halbmetall ſelbſt, oder den Spießglaskoͤnig, erhalten.

Eben dieſen Koͤnig bekoͤmmt man auch aus 4 Theilen vom gepuͤlverten rohen Spießglaſe, 3 Theilen Weinſtein, und 1 1/2 Theilen Salpeter, die nach und nach in einen gluͤhenden Schmelztiegel eingetragen, und nach geendigter Verpuffung geſchmolzen werden. Nach dem Erkalten findet man im Schmelztiegel zwo Subſtanzen, die ſich durch den Schlag eines Hammers trennen laſſen, wovon die untere

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p>
              <pb facs="#f0163" xml:id="P.4.153" n="153"/><lb/>
            </p>
            <p> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">J&#x017F;. Newtoni</hi> Optice, lat. redd. <hi rendition="#i">Sam. Clarke.</hi> Lond. 1706. 4. p. 90. &#x017F;qq.</hi> </p>
            <p><hi rendition="#b">Erxleben</hi> Anfangsgr. der Naturlehre, Vierte Aufl. §. 404. &#x2014;407.</p>
            <p>Smith's Voll&#x017F;ta&#x0364;ndiger Lehrbegriff der Optik, durch Ka&#x0364;&#x017F;tner, S. 1 0. u. f. 278 u. f. 459 u. f.</p>
            <p><hi rendition="#b">Lichtenberg</hi> Magazin fu&#x0364;r das Neu&#x017F;te aus der Phy&#x017F;ik und Naturge&#x017F;ch. <hi rendition="#aq">V.</hi> B. 2. St. S. 171. u. f. 4. St. S. 62. u. f. <hi rendition="#aq">VI.</hi> B. 2. St. S. 105.</p>
          </div>
          <div n="3">
            <head>Spießglas, Spießglanz</head><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Antimonium, Stibium, <hi rendition="#i">Antimoine.</hi></hi> Das &#x017F;ogenannte <hi rendition="#b">rohe Spießglas</hi> (<hi rendition="#aq">Antimonium &#x017F;ulphuratum <hi rendition="#i">Bergm.</hi></hi>), eine &#x017F;trahlichte bleyfarbene Materie, i&#x017F;t das Erz eines eignen Halbmetalls, des <hi rendition="#b">Spießglasko&#x0364;nigs</hi> (<hi rendition="#aq">Regulus antimonii, Antimonium <hi rendition="#i">Bergm.</hi></hi>), worin 74 Theile die&#x017F;es Halbmetalls mit 26 Theilen Schwefel minerali&#x017F;irt &#x017F;ind. Es wird da&#x017F;&#x017F;elbe an vielon Orten, vorzu&#x0364;glich in Ungarn und Frankreich, gefunden. Man erha&#x0364;lt es wegen &#x017F;einer Leichtflu&#x0364;ßigkeit durch bloßes Aus&#x017F;chmelzen aus den Bergarten, und verkauft es in Ge&#x017F;talt von Kuchen.</p>
            <p>Durch la&#x0364;ngeres Ro&#x0364;&#x017F;ten, wobey der Schwefel verdampft, erha&#x0364;lt man daraus eine a&#x017F;chgraue metalli&#x017F;che Erde (den <hi rendition="#b">Spießglaskalk</hi> (<hi rendition="#aq">Calx &#x017F;. cineres antimonii</hi>), der &#x017F;ich in &#x017F;ta&#x0364;rkerm Feuer in das dichte, gla&#x0364;nzende dunkelgelbe <hi rendition="#b">Glas vom Spießgla&#x017F;e</hi> (<hi rendition="#aq">Vitrum antimonii</hi>) oder, wenn die Ro&#x0364;&#x017F;tung &#x017F;chwach gewe&#x017F;en i&#x017F;t, &#x017F;chon bey gelinderm Feuer in die undurch&#x017F;ichtige braune <hi rendition="#b">Spießglasleber</hi> (<hi rendition="#aq">Hepar antimonii</hi>) verwandelt. Aus jedem die&#x017F;er drey Stoffe kan man durch gewo&#x0364;hnliche Reduction, d. i. durch Schmelzung mit brennbaren Stoffen in ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Gefa&#x0364;ßen, das Halbmetall &#x017F;elb&#x017F;t, oder den <hi rendition="#b">Spießglasko&#x0364;nig,</hi> erhalten.</p>
            <p>Eben die&#x017F;en Ko&#x0364;nig beko&#x0364;mmt man auch aus 4 Theilen vom gepu&#x0364;lverten rohen Spießgla&#x017F;e, 3 Theilen Wein&#x017F;tein, und 1 1/2 Theilen Salpeter, die nach und nach in einen glu&#x0364;henden Schmelztiegel eingetragen, und nach geendigter Verpuffung ge&#x017F;chmolzen werden. Nach dem Erkalten findet man im Schmelztiegel zwo Sub&#x017F;tanzen, die &#x017F;ich durch den Schlag eines Hammers trennen la&#x017F;&#x017F;en, wovon die untere<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[153/0163] Jſ. Newtoni Optice, lat. redd. Sam. Clarke. Lond. 1706. 4. p. 90. ſqq. Erxleben Anfangsgr. der Naturlehre, Vierte Aufl. §. 404. —407. Smith's Vollſtaͤndiger Lehrbegriff der Optik, durch Kaͤſtner, S. 1 0. u. f. 278 u. f. 459 u. f. Lichtenberg Magazin fuͤr das Neuſte aus der Phyſik und Naturgeſch. V. B. 2. St. S. 171. u. f. 4. St. S. 62. u. f. VI. B. 2. St. S. 105. Spießglas, Spießglanz Antimonium, Stibium, Antimoine. Das ſogenannte rohe Spießglas (Antimonium ſulphuratum Bergm.), eine ſtrahlichte bleyfarbene Materie, iſt das Erz eines eignen Halbmetalls, des Spießglaskoͤnigs (Regulus antimonii, Antimonium Bergm.), worin 74 Theile dieſes Halbmetalls mit 26 Theilen Schwefel mineraliſirt ſind. Es wird daſſelbe an vielon Orten, vorzuͤglich in Ungarn und Frankreich, gefunden. Man erhaͤlt es wegen ſeiner Leichtfluͤßigkeit durch bloßes Ausſchmelzen aus den Bergarten, und verkauft es in Geſtalt von Kuchen. Durch laͤngeres Roͤſten, wobey der Schwefel verdampft, erhaͤlt man daraus eine aſchgraue metalliſche Erde (den Spießglaskalk (Calx ſ. cineres antimonii), der ſich in ſtaͤrkerm Feuer in das dichte, glaͤnzende dunkelgelbe Glas vom Spießglaſe (Vitrum antimonii) oder, wenn die Roͤſtung ſchwach geweſen iſt, ſchon bey gelinderm Feuer in die undurchſichtige braune Spießglasleber (Hepar antimonii) verwandelt. Aus jedem dieſer drey Stoffe kan man durch gewoͤhnliche Reduction, d. i. durch Schmelzung mit brennbaren Stoffen in verſchloſſenen Gefaͤßen, das Halbmetall ſelbſt, oder den Spießglaskoͤnig, erhalten. Eben dieſen Koͤnig bekoͤmmt man auch aus 4 Theilen vom gepuͤlverten rohen Spießglaſe, 3 Theilen Weinſtein, und 1 1/2 Theilen Salpeter, die nach und nach in einen gluͤhenden Schmelztiegel eingetragen, und nach geendigter Verpuffung geſchmolzen werden. Nach dem Erkalten findet man im Schmelztiegel zwo Subſtanzen, die ſich durch den Schlag eines Hammers trennen laſſen, wovon die untere

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/163
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/163>, abgerufen am 24.11.2024.