gebrauchen lasse, ist erst 1673, also nach Morlands Schrift, herausgekommen. Auch Schott und Harsdörfer, auf deren Zeugniß sich Kircher beruft, reden nur vom Hörrohre. In Frankreich aber hatte ein Augustinermönch Salar schon 7--8 Jahre vorher die schwache Stimme eines Bassisten durch ein Rohr verstärkt, jedoch ohne die Absicht, in die Ferne zu reden (s. Journal des Savans, edit. de Hollande, To. III. p. 126.).
Morlands Sprachrohr hat die noch jetzt gewöhnliche trichterförmige Gestalt, an der man nachher, ohne sonderlichen Erfolg, viel hat verbessern wollen. Cassegrain (Journal des Sav. a. a. O. p. 131.) schlug schon 1672 vor, ihm eine hyperbolische Gestalt zu geben, so daß die Axe des Rohrs die Asymptote dieser Hyperbel würde. Conyers (Philos. Trans. 1678. Num. 141. p. 1027.) verkürzte das Rohr, gab ihm die Gestalt einer Glocke, und ließ die Stimme durch ein anderes rechtwinklicht umgebognes Rohr zur Seite hineingehen, und von dem halbkugelförmigen Ende der Glocke abprallen. Johann Matthias Hase (Diss. de tubis stentoreis Lips. 1719. 4.) setzt das Sprachrohr aus einem elliptischen und einem parabolischen Stücke so zusammen, daß der Mund in einem Brennpunkte der Ellipse angesetzt wird, der andere aber zugleich der Brennpunkt der Parabel ist. Dies scheint der Theorie nach eine sehr vollkommne Einrichtung zu seyn; aber die Erfahrung lehrt, daß sie die erwarteten Vortheile nicht gewährt, vermuthlich weil der Schall nie genau aus einem Punkte kömmt. Lambert (Sur quelques instruments acoustiques, in den Mem. de l'acad. de Berl. 1763. p. 87.) zeigt, daß die Form eines abgekürzten Kegels, wo nicht die beste, doch wenigstens so gut, als jede andere, sey.
Man hat auch geglaubt, das Sprachrohr müsse durch seine eignen Schwingungen, wie die Blasinstrumente, den Schall verstärken helfen, und daher von sehr elastischen Materien verfertiget werden. Dies ist unter andern Musschenbroeks Meinung (Introd. ad phil. nat. To. II. §. 2256.). Es ist aber hiebey zu bedenken, daß man beym Sprachrohre nicht blos Verstärkung, sondern auch Deutlichkeit
gebrauchen laſſe, iſt erſt 1673, alſo nach Morlands Schrift, herausgekommen. Auch Schott und Harsdoͤrfer, auf deren Zeugniß ſich Kircher beruft, reden nur vom Hoͤrrohre. In Frankreich aber hatte ein Auguſtinermoͤnch Salar ſchon 7—8 Jahre vorher die ſchwache Stimme eines Baſſiſten durch ein Rohr verſtaͤrkt, jedoch ohne die Abſicht, in die Ferne zu reden (ſ. Journal des Savans, edit. de Hollande, To. III. p. 126.).
Morlands Sprachrohr hat die noch jetzt gewoͤhnliche trichterfoͤrmige Geſtalt, an der man nachher, ohne ſonderlichen Erfolg, viel hat verbeſſern wollen. Caſſegrain (Journal des Sav. a. a. O. p. 131.) ſchlug ſchon 1672 vor, ihm eine hyperboliſche Geſtalt zu geben, ſo daß die Axe des Rohrs die Aſymptote dieſer Hyperbel wuͤrde. Conyers (Philoſ. Trans. 1678. Num. 141. p. 1027.) verkuͤrzte das Rohr, gab ihm die Geſtalt einer Glocke, und ließ die Stimme durch ein anderes rechtwinklicht umgebognes Rohr zur Seite hineingehen, und von dem halbkugelfoͤrmigen Ende der Glocke abprallen. Johann Matthias Haſe (Diſſ. de tubis ſtentoreis Lipſ. 1719. 4.) ſetzt das Sprachrohr aus einem elliptiſchen und einem paraboliſchen Stuͤcke ſo zuſammen, daß der Mund in einem Brennpunkte der Ellipſe angeſetzt wird, der andere aber zugleich der Brennpunkt der Parabel iſt. Dies ſcheint der Theorie nach eine ſehr vollkommne Einrichtung zu ſeyn; aber die Erfahrung lehrt, daß ſie die erwarteten Vortheile nicht gewaͤhrt, vermuthlich weil der Schall nie genau aus einem Punkte koͤmmt. Lambert (Sur quelques inſtruments acouſtiques, in den Mém. de l'acad. de Berl. 1763. p. 87.) zeigt, daß die Form eines abgekuͤrzten Kegels, wo nicht die beſte, doch wenigſtens ſo gut, als jede andere, ſey.
Man hat auch geglaubt, das Sprachrohr muͤſſe durch ſeine eignen Schwingungen, wie die Blasinſtrumente, den Schall verſtaͤrken helfen, und daher von ſehr elaſtiſchen Materien verfertiget werden. Dies iſt unter andern Muſſchenbroeks Meinung (Introd. ad phil. nat. To. II. §. 2256.). Es iſt aber hiebey zu bedenken, daß man beym Sprachrohre nicht blos Verſtaͤrkung, ſondern auch Deutlichkeit
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gebrauchen laſſe, iſt erſt 1673, alſo nach Morlands Schrift, herausgekommen. Auch Schott und Harsdoͤrfer, auf deren Zeugniß ſich Kircher beruft, reden nur vom Hoͤrrohre. In Frankreich aber hatte ein Auguſtinermoͤnch Salar ſchon 7—8 Jahre vorher die ſchwache Stimme eines Baſſiſten durch ein Rohr verſtaͤrkt, jedoch ohne die Abſicht, in die Ferne zu reden (ſ. Journal des Savans, edit. de Hollande, To. III. p. 126.).
Morlands Sprachrohr hat die noch jetzt gewoͤhnliche trichterfoͤrmige Geſtalt, an der man nachher, ohne ſonderlichen Erfolg, viel hat verbeſſern wollen. Caſſegrain (Journal des Sav. a. a. O. p. 131.) ſchlug ſchon 1672 vor, ihm eine hyperboliſche Geſtalt zu geben, ſo daß die Axe des Rohrs die Aſymptote dieſer Hyperbel wuͤrde. Conyers (Philoſ. Trans. 1678. Num. 141. p. 1027.) verkuͤrzte das Rohr, gab ihm die Geſtalt einer Glocke, und ließ die Stimme durch ein anderes rechtwinklicht umgebognes Rohr zur Seite hineingehen, und von dem halbkugelfoͤrmigen Ende der Glocke abprallen. Johann Matthias Haſe (Diſſ. de tubis ſtentoreis Lipſ. 1719. 4.) ſetzt das Sprachrohr aus einem elliptiſchen und einem paraboliſchen Stuͤcke ſo zuſammen, daß der Mund in einem Brennpunkte der Ellipſe angeſetzt wird, der andere aber zugleich der Brennpunkt der Parabel iſt. Dies ſcheint der Theorie nach eine ſehr vollkommne Einrichtung zu ſeyn; aber die Erfahrung lehrt, daß ſie die erwarteten Vortheile nicht gewaͤhrt, vermuthlich weil der Schall nie genau aus einem Punkte koͤmmt. Lambert (Sur quelques inſtruments acouſtiques, in den Mém. de l'acad. de Berl. 1763. p. 87.) zeigt, daß die Form eines abgekuͤrzten Kegels, wo nicht die beſte, doch wenigſtens ſo gut, als jede andere, ſey.
Man hat auch geglaubt, das Sprachrohr muͤſſe durch ſeine eignen Schwingungen, wie die Blasinſtrumente, den Schall verſtaͤrken helfen, und daher von ſehr elaſtiſchen Materien verfertiget werden. Dies iſt unter andern Muſſchenbroeks Meinung (Introd. ad phil. nat. To. II. §. 2256.). Es iſt aber hiebey zu bedenken, daß man beym Sprachrohre nicht blos Verſtaͤrkung, ſondern auch Deutlichkeit
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/180>, abgerufen am 16.02.2025.
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