Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Die Erfahrung bestätigte die Richtigkeit aller dieser Lehren. Schon Wrenn hatte sich vor ihrer Bekanntmachung durch Versuche mit Pendeln davon überzeugt; Mariotte, der damals die Experimentalphysik sehr fleißig bearbeitete, machte sich ein eignes Geschäft aus der Prüfung dieser Gesetze, und beschreibt seine Versuche, die keinen Zweisel übrig lassen, im ersten Theile seiner Abhandlung vom Stoße (Traite de la percussion ou choc des corps. a Paris, 1677. und in Oeuvres de Mariotte, a la Haye. 1740. To. I.). Da man völlig harte Körper nicht findet, so bedient man sich hiebey der Bley-und Thonkugeln, als unelastischer, der elfenbeinernen als elastischer Massen. Die beym Worte Percussionsmaschine beschriebene Vorrichtung hat den Vortheil, daß die Bogen, durch welche die Kugeln fallen oder steigen (wenn sie nicht groß, z. B. nicht über 10° sind), sogleich die Geschwindigkeiten selbst ausdrücken. Man findet dieselben ohne sehr merklichen Fehler so groß, als sie den angegebnen Gesetzen nach seyn müssen. Alle Schriftsteller über die Experimentalphysik, z. B. Desaguliers, s'Gravesande, Nollet, beschäftigen sich mit diesen Versuchen, welche die hier gelehrten Sätze zu dem Range allgemein anerkannter Naturgesetze erhoben haben. Die Gesetze des Stoßes werden von den physikalischen und mechanischen Schriftstellern auf mancherley verschiedene Arten vorgetragen und erwiesen. Ich bin oben der Methode des Herrn Kästner (Anfangsgr. der höhern Mech. S. 289 u. f.) gefolgt, die mir das, was beym Stoße in den Körpern selbst vorgeht, mit vorzüglicher Deutlichkeit darzustellen scheint, und alles aus den Eigenschaften der Körper selbst, aus Undurchdringlichkeit, Trägheit, Härte und Elasticität herleitet. Der Stoß giebt ein Beyspiel eines Phänomens, das sich unmittelbar aus den Eigenschaften der Körper erklären läßt: es wäre vergeblich, weitere Ursachen desselben aufzusuchen. Dennoch wird
Die Erfahrung beſtaͤtigte die Richtigkeit aller dieſer Lehren. Schon Wrenn hatte ſich vor ihrer Bekanntmachung durch Verſuche mit Pendeln davon uͤberzeugt; Mariotte, der damals die Experimentalphyſik ſehr fleißig bearbeitete, machte ſich ein eignes Geſchaͤft aus der Pruͤfung dieſer Geſetze, und beſchreibt ſeine Verſuche, die keinen Zweiſel uͤbrig laſſen, im erſten Theile ſeiner Abhandlung vom Stoße (Traité de la percuſſion ou choc des corps. à Paris, 1677. und in Oeuvres de Mariotte, à la Haye. 1740. To. I.). Da man voͤllig harte Koͤrper nicht findet, ſo bedient man ſich hiebey der Bley-und Thonkugeln, als unelaſtiſcher, der elfenbeinernen als elaſtiſcher Maſſen. Die beym Worte Percuſſionsmaſchine beſchriebene Vorrichtung hat den Vortheil, daß die Bogen, durch welche die Kugeln fallen oder ſteigen (wenn ſie nicht groß, z. B. nicht uͤber 10° ſind), ſogleich die Geſchwindigkeiten ſelbſt ausdruͤcken. Man findet dieſelben ohne ſehr merklichen Fehler ſo groß, als ſie den angegebnen Geſetzen nach ſeyn muͤſſen. Alle Schriftſteller uͤber die Experimentalphyſik, z. B. Deſaguliers, s'Graveſande, Nollet, beſchaͤftigen ſich mit dieſen Verſuchen, welche die hier gelehrten Saͤtze zu dem Range allgemein anerkannter Naturgeſetze erhoben haben. Die Geſetze des Stoßes werden von den phyſikaliſchen und mechaniſchen Schriftſtellern auf mancherley verſchiedene Arten vorgetragen und erwieſen. Ich bin oben der Methode des Herrn Kaͤſtner (Anfangsgr. der hoͤhern Mech. S. 289 u. f.) gefolgt, die mir das, was beym Stoße in den Koͤrpern ſelbſt vorgeht, mit vorzuͤglicher Deutlichkeit darzuſtellen ſcheint, und alles aus den Eigenſchaften der Koͤrper ſelbſt, aus Undurchdringlichkeit, Traͤgheit, Haͤrte und Elaſticitaͤt herleitet. Der Stoß giebt ein Beyſpiel eines Phaͤnomens, das ſich unmittelbar aus den Eigenſchaften der Koͤrper erklaͤren laͤßt: es waͤre vergeblich, weitere Urſachen deſſelben aufzuſuchen. Dennoch wird <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0246" xml:id="P.4.236" n="236"/><lb/> Methode einem Jeden darbieten, geht doch nichts uͤber die geometriſche Eleganz, mit melcher Huygens dies alles ausfuͤhrt.</p> <p>Die Erfahrung beſtaͤtigte die Richtigkeit aller dieſer Lehren. Schon <hi rendition="#b">Wrenn</hi> hatte ſich vor ihrer Bekanntmachung durch Verſuche mit Pendeln davon uͤberzeugt; <hi rendition="#b">Mariotte,</hi> der damals die Experimentalphyſik ſehr fleißig bearbeitete, machte ſich ein eignes Geſchaͤft aus der Pruͤfung dieſer Geſetze, und beſchreibt ſeine Verſuche, die keinen Zweiſel uͤbrig laſſen, im erſten Theile ſeiner Abhandlung vom Stoße (<hi rendition="#aq">Traité de la percuſſion ou choc des corps. à Paris, 1677.</hi> und in <hi rendition="#aq">Oeuvres de <hi rendition="#i">Mariotte,</hi> à la Haye. 1740. To. I.</hi>). Da man voͤllig harte Koͤrper nicht findet, ſo bedient man ſich hiebey der Bley-und Thonkugeln, als unelaſtiſcher, der elfenbeinernen als elaſtiſcher Maſſen. Die beym Worte <hi rendition="#b">Percuſſionsmaſchine</hi> beſchriebene Vorrichtung hat den Vortheil, daß die Bogen, durch welche die Kugeln fallen oder ſteigen (wenn ſie nicht groß, z. B. nicht uͤber 10° ſind), ſogleich die Geſchwindigkeiten ſelbſt ausdruͤcken. Man findet dieſelben ohne ſehr merklichen Fehler ſo groß, als ſie den angegebnen Geſetzen nach ſeyn muͤſſen. Alle Schriftſteller uͤber die Experimentalphyſik, z. B. <hi rendition="#b">Deſaguliers, s'Graveſande, Nollet,</hi> beſchaͤftigen ſich mit dieſen Verſuchen, welche die hier gelehrten Saͤtze zu dem Range allgemein anerkannter Naturgeſetze erhoben haben.</p> <p>Die Geſetze des Stoßes werden von den phyſikaliſchen und mechaniſchen Schriftſtellern auf mancherley verſchiedene Arten vorgetragen und erwieſen. Ich bin oben der Methode des Herrn <hi rendition="#b">Kaͤſtner</hi> (Anfangsgr. der hoͤhern Mech. S. 289 u. f.) gefolgt, die mir das, was beym Stoße in den Koͤrpern ſelbſt vorgeht, mit vorzuͤglicher Deutlichkeit darzuſtellen ſcheint, und alles aus den Eigenſchaften der Koͤrper ſelbſt, aus Undurchdringlichkeit, Traͤgheit, Haͤrte und Elaſticitaͤt herleitet. Der Stoß giebt ein Beyſpiel eines Phaͤnomens, das ſich unmittelbar aus den Eigenſchaften der Koͤrper erklaͤren laͤßt: es waͤre vergeblich, weitere Urſachen deſſelben aufzuſuchen. Dennoch wird<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [236/0246]
Methode einem Jeden darbieten, geht doch nichts uͤber die geometriſche Eleganz, mit melcher Huygens dies alles ausfuͤhrt.
Die Erfahrung beſtaͤtigte die Richtigkeit aller dieſer Lehren. Schon Wrenn hatte ſich vor ihrer Bekanntmachung durch Verſuche mit Pendeln davon uͤberzeugt; Mariotte, der damals die Experimentalphyſik ſehr fleißig bearbeitete, machte ſich ein eignes Geſchaͤft aus der Pruͤfung dieſer Geſetze, und beſchreibt ſeine Verſuche, die keinen Zweiſel uͤbrig laſſen, im erſten Theile ſeiner Abhandlung vom Stoße (Traité de la percuſſion ou choc des corps. à Paris, 1677. und in Oeuvres de Mariotte, à la Haye. 1740. To. I.). Da man voͤllig harte Koͤrper nicht findet, ſo bedient man ſich hiebey der Bley-und Thonkugeln, als unelaſtiſcher, der elfenbeinernen als elaſtiſcher Maſſen. Die beym Worte Percuſſionsmaſchine beſchriebene Vorrichtung hat den Vortheil, daß die Bogen, durch welche die Kugeln fallen oder ſteigen (wenn ſie nicht groß, z. B. nicht uͤber 10° ſind), ſogleich die Geſchwindigkeiten ſelbſt ausdruͤcken. Man findet dieſelben ohne ſehr merklichen Fehler ſo groß, als ſie den angegebnen Geſetzen nach ſeyn muͤſſen. Alle Schriftſteller uͤber die Experimentalphyſik, z. B. Deſaguliers, s'Graveſande, Nollet, beſchaͤftigen ſich mit dieſen Verſuchen, welche die hier gelehrten Saͤtze zu dem Range allgemein anerkannter Naturgeſetze erhoben haben.
Die Geſetze des Stoßes werden von den phyſikaliſchen und mechaniſchen Schriftſtellern auf mancherley verſchiedene Arten vorgetragen und erwieſen. Ich bin oben der Methode des Herrn Kaͤſtner (Anfangsgr. der hoͤhern Mech. S. 289 u. f.) gefolgt, die mir das, was beym Stoße in den Koͤrpern ſelbſt vorgeht, mit vorzuͤglicher Deutlichkeit darzuſtellen ſcheint, und alles aus den Eigenſchaften der Koͤrper ſelbſt, aus Undurchdringlichkeit, Traͤgheit, Haͤrte und Elaſticitaͤt herleitet. Der Stoß giebt ein Beyſpiel eines Phaͤnomens, das ſich unmittelbar aus den Eigenſchaften der Koͤrper erklaͤren laͤßt: es waͤre vergeblich, weitere Urſachen deſſelben aufzuſuchen. Dennoch wird
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