Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.Unter dem Namen der Sümpfe versteht man zuweilen auch die stillstehenden großen Seen, welche keinen sichtbaren Abfluß haben, s. Seen. Lulofs Einleit. zur Kenntniß der Erdkugel, durch Kästner. Altenb. 1755. gr. 4. §. 339. u f. S. 292. Gren syst Handb. der Chemie, II. Th 2. B. §. 1910. de Lüc Briefe über die Geschichte der Erde u. des Menschen; a. d. Franz. II. B. Leip. 1782. gr. S. 322. u. f. Sumpfluft, s. Gas, brennbares. Sympathie, Sympathia, Sympathie. Dieses Wort bezeichnet einen sehr dunkeln Begrif. Man sieht bisweilen, daß zween oder mehr Körper auf einander zu wirken scheinen, ohne daß man doch eine in die Sinne fallende Verbindung zwischen beyden gewahr wird. Solche Fälle erklärte die scholastische Physik häufig aus einer Sympathie, oder geheimen unbekannten Verbindung, die man zu den verborgnen Qualitäten rechnete. Schien die Wirkung in einem Abstoßen zu bestehen, oder eine Abneigung vorauszusetzen, so nannte man diese Eigenschaft Antipathie. Man sieht leicht, daß hiedurch nur Benennungen, nicht Erklärungen, erhalten werden, selbst wenn die Phänomene richtig sind. Alsdann aber giebt es mehrentheils natürlichere und schicklichere Namen, mit denen man die Erscheinungen bezeichnen kan. So nennt man das, was zwischen Magnet und Eisen, zwischen Glas und Wasser, zwischen Säuren und Laugensalzen rc. statt findet, lieber Anziehung, Anhängen, Verwandtschaft. In Fällen, wo noch keine Namen eingeführt sind, ist zwar jeder zu dulden, und so könnte man z. B. sagen, daß sich zwischen Pflanzen, die gern bey einander wachsen, oder sich an elnander anlegen (parasitae), Sympathie zeige; allein der Name ist immer unbequem, weil er einmal den Nebenbegrif einer erklärenden Qualität oder geheimen Kraft bey sich führt. Wenn aber sogar die Phänomene unrichtig sind, und auf falschen oder übelverstandnen Beobachtungen beruhen, so ist ein solcher Name doppelt schädlich. Er hängt alsdann der Sache ein Kleid um, welches das Ansehen einer Unter dem Namen der Suͤmpfe verſteht man zuweilen auch die ſtillſtehenden großen Seen, welche keinen ſichtbaren Abfluß haben, ſ. Seen. Lulofs Einleit. zur Kenntniß der Erdkugel, durch Kaͤſtner. Altenb. 1755. gr. 4. §. 339. u f. S. 292. Gren ſyſt Handb. der Chemie, II. Th 2. B. §. 1910. de Luͤc Briefe uͤber die Geſchichte der Erde u. des Menſchen; a. d. Franz. II. B. Leip. 1782. gr. S. 322. u. f. Sumpfluft, ſ. Gas, brennbares. Sympathie, Sympathia, Sympathie. Dieſes Wort bezeichnet einen ſehr dunkeln Begrif. Man ſieht bisweilen, daß zween oder mehr Koͤrper auf einander zu wirken ſcheinen, ohne daß man doch eine in die Sinne fallende Verbindung zwiſchen beyden gewahr wird. Solche Faͤlle erklaͤrte die ſcholaſtiſche Phyſik haͤufig aus einer Sympathie, oder geheimen unbekannten Verbindung, die man zu den verborgnen Qualitaͤten rechnete. Schien die Wirkung in einem Abſtoßen zu beſtehen, oder eine Abneigung vorauszuſetzen, ſo nannte man dieſe Eigenſchaft Antipathie. Man ſieht leicht, daß hiedurch nur Benennungen, nicht Erklaͤrungen, erhalten werden, ſelbſt wenn die Phaͤnomene richtig ſind. Alsdann aber giebt es mehrentheils natuͤrlichere und ſchicklichere Namen, mit denen man die Erſcheinungen bezeichnen kan. So nennt man das, was zwiſchen Magnet und Eiſen, zwiſchen Glas und Waſſer, zwiſchen Saͤuren und Laugenſalzen rc. ſtatt findet, lieber Anziehung, Anhaͤngen, Verwandtſchaft. In Faͤllen, wo noch keine Namen eingefuͤhrt ſind, iſt zwar jeder zu dulden, und ſo koͤnnte man z. B. ſagen, daß ſich zwiſchen Pflanzen, die gern bey einander wachſen, oder ſich an elnander anlegen (paraſitae), Sympathie zeige; allein der Name iſt immer unbequem, weil er einmal den Nebenbegrif einer erklaͤrenden Qualitaͤt oder geheimen Kraft bey ſich fuͤhrt. Wenn aber ſogar die Phaͤnomene unrichtig ſind, und auf falſchen oder uͤbelverſtandnen Beobachtungen beruhen, ſo iſt ein ſolcher Name doppelt ſchaͤdlich. Er haͤngt alsdann der Sache ein Kleid um, welches das Anſehen einer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0281" xml:id="P.4.271" n="271"/><lb/> </p> <p>Unter dem Namen der <hi rendition="#b">Suͤmpfe</hi> verſteht man zuweilen auch die ſtillſtehenden großen Seen, welche keinen ſichtbaren Abfluß haben, <hi rendition="#b">ſ. Seen.</hi></p> <p>Lulofs Einleit. zur Kenntniß der Erdkugel, durch Kaͤſtner. Altenb. 1755. gr. 4. §. 339. u f. S. 292.</p> <p>Gren ſyſt Handb. der Chemie, <hi rendition="#aq">II.</hi> Th 2. B. §. 1910.</p> <p>de Luͤc Briefe uͤber die Geſchichte der Erde u. des Menſchen; a. d. Franz. <hi rendition="#aq">II.</hi> B. Leip. 1782. gr. S. 322. u. f.</p> <p> <hi rendition="#b">Sumpfluft, ſ. Gas, brennbares.</hi> </p> </div> <div n="3"> <head>Sympathie, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Sympathia</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Sympathie</hi></foreign></name>.</head><lb/> <p>Dieſes Wort bezeichnet einen ſehr dunkeln Begrif. Man ſieht bisweilen, daß zween oder mehr Koͤrper auf einander zu wirken ſcheinen, ohne daß man doch eine in die Sinne fallende Verbindung zwiſchen beyden gewahr wird. Solche Faͤlle erklaͤrte die ſcholaſtiſche Phyſik haͤufig aus einer <hi rendition="#b">Sympathie,</hi> oder geheimen unbekannten Verbindung, die man zu den verborgnen Qualitaͤten rechnete. Schien die Wirkung in einem Abſtoßen zu beſtehen, oder eine Abneigung vorauszuſetzen, ſo nannte man dieſe Eigenſchaft <hi rendition="#b">Antipathie.</hi></p> <p>Man ſieht leicht, daß hiedurch nur Benennungen, nicht Erklaͤrungen, erhalten werden, ſelbſt wenn die Phaͤnomene richtig ſind. Alsdann aber giebt es mehrentheils natuͤrlichere und ſchicklichere Namen, mit denen man die Erſcheinungen bezeichnen kan. So nennt man das, was zwiſchen Magnet und Eiſen, zwiſchen Glas und Waſſer, zwiſchen Saͤuren und Laugenſalzen rc. ſtatt findet, lieber Anziehung, Anhaͤngen, Verwandtſchaft. In Faͤllen, wo noch keine Namen eingefuͤhrt ſind, iſt zwar jeder zu dulden, und ſo koͤnnte man z. B. ſagen, daß ſich zwiſchen Pflanzen, die gern bey einander wachſen, oder ſich an elnander anlegen (<hi rendition="#aq">paraſitae</hi>), Sympathie zeige; allein der Name iſt immer unbequem, weil er einmal den Nebenbegrif einer erklaͤrenden Qualitaͤt oder geheimen Kraft bey ſich fuͤhrt.</p> <p>Wenn aber ſogar die Phaͤnomene unrichtig ſind, und auf falſchen oder uͤbelverſtandnen Beobachtungen beruhen, ſo iſt ein ſolcher Name doppelt ſchaͤdlich. Er haͤngt alsdann der Sache ein Kleid um, welches das Anſehen einer<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [271/0281]
Unter dem Namen der Suͤmpfe verſteht man zuweilen auch die ſtillſtehenden großen Seen, welche keinen ſichtbaren Abfluß haben, ſ. Seen.
Lulofs Einleit. zur Kenntniß der Erdkugel, durch Kaͤſtner. Altenb. 1755. gr. 4. §. 339. u f. S. 292.
Gren ſyſt Handb. der Chemie, II. Th 2. B. §. 1910.
de Luͤc Briefe uͤber die Geſchichte der Erde u. des Menſchen; a. d. Franz. II. B. Leip. 1782. gr. S. 322. u. f.
Sumpfluft, ſ. Gas, brennbares.
Sympathie, Sympathia, Sympathie.
Dieſes Wort bezeichnet einen ſehr dunkeln Begrif. Man ſieht bisweilen, daß zween oder mehr Koͤrper auf einander zu wirken ſcheinen, ohne daß man doch eine in die Sinne fallende Verbindung zwiſchen beyden gewahr wird. Solche Faͤlle erklaͤrte die ſcholaſtiſche Phyſik haͤufig aus einer Sympathie, oder geheimen unbekannten Verbindung, die man zu den verborgnen Qualitaͤten rechnete. Schien die Wirkung in einem Abſtoßen zu beſtehen, oder eine Abneigung vorauszuſetzen, ſo nannte man dieſe Eigenſchaft Antipathie.
Man ſieht leicht, daß hiedurch nur Benennungen, nicht Erklaͤrungen, erhalten werden, ſelbſt wenn die Phaͤnomene richtig ſind. Alsdann aber giebt es mehrentheils natuͤrlichere und ſchicklichere Namen, mit denen man die Erſcheinungen bezeichnen kan. So nennt man das, was zwiſchen Magnet und Eiſen, zwiſchen Glas und Waſſer, zwiſchen Saͤuren und Laugenſalzen rc. ſtatt findet, lieber Anziehung, Anhaͤngen, Verwandtſchaft. In Faͤllen, wo noch keine Namen eingefuͤhrt ſind, iſt zwar jeder zu dulden, und ſo koͤnnte man z. B. ſagen, daß ſich zwiſchen Pflanzen, die gern bey einander wachſen, oder ſich an elnander anlegen (paraſitae), Sympathie zeige; allein der Name iſt immer unbequem, weil er einmal den Nebenbegrif einer erklaͤrenden Qualitaͤt oder geheimen Kraft bey ſich fuͤhrt.
Wenn aber ſogar die Phaͤnomene unrichtig ſind, und auf falſchen oder uͤbelverſtandnen Beobachtungen beruhen, ſo iſt ein ſolcher Name doppelt ſchaͤdlich. Er haͤngt alsdann der Sache ein Kleid um, welches das Anſehen einer
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |