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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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Verschiedene Morgenländer, z B. die Babylonier, (Plin. II. 77.) fiengen ehedem den Tag vom Aufgange der Sonne an, die Athenienser und Juden hingegen vom Untergange, so wie es die Italianer noch jetzt thun. Diese italiänischen Stunden werden bis zum folgenden Untergange der Sonne von 1 bis 24 fortgezählt, so daß Mittag und Sonnenaufgang täglich auf andere Stunden fallen. Daher hat man im römischen Kalender eigne Tabellen für die Stunden der Sessionen, des Mittagessens u. dgl. durchs ganze Jahr nöthig. Am 18. Jul. z. B., wenn nach unserer Zeitrechnung die Sonne um 8 Uhr untergeht, fällt ihr Aufgang in die achte, und der Mittag in die sechszehute italiänische Stunde; an den Tagen der Nachtgleichen hingegen ist der Aufgang um zwölf, der Mittag um 18 Uhr. Eine Vergleichung der italiänischen Stunden für die Polhöhen von 40-44 Grad findet man bey Labat (Voyage d'Espagne et de l'Italie. To. IV.). Im Florentinischen sind seit 1750 europäische Stunden eingeführt.

Der natürliche Tag ist die Zeit des Aufenthalts der Sonne über dem Horizonte, oder der Zeitraum zwischen dem Aufgange und dem nächstfolgenden Untergange der Sonne. Die Länge dieses Tages ist sehr verschieden, und richtet sich nach dem Stande der Sonne und nach der geographischen Breite oder Polhöhe des Beobachtungsorts. Es ist nemlich halbe Taglänge in Thzeit=(90° + Asc. diff. d. Th) in [Abbildung] zeit s. Ascensionaldifferenz. Und da wir die bürgerlichen Stunden vom Mittage aufs neue zu zählen anfangen, so giebt die halbe Taglänge zugleich die Stunde des Untergangs der Sonne.

Unter dem Aequator der Erde, wo Polhöhe und Ascensionaldifferenz=0 sind, ist die halbe Taglänge jederzeit =6 Stunden. Es sind also daselbst alle Tage 12 Stunden lang.

Zwischen dem Aequator und den Polen ist die Taglänge veränderlich. Zweymal im Jahre (um den 20. März und 23. September), wenn die Sonne im Aequator steht, und ihre Abweichung, mithin auch ihre Ascensionaldifferenz,


Verſchiedene Morgenlaͤnder, z B. die Babylonier, (Plin. II. 77.) fiengen ehedem den Tag vom Aufgange der Sonne an, die Athenienſer und Juden hingegen vom Untergange, ſo wie es die Italianer noch jetzt thun. Dieſe italiaͤniſchen Stunden werden bis zum folgenden Untergange der Sonne von 1 bis 24 fortgezaͤhlt, ſo daß Mittag und Sonnenaufgang taͤglich auf andere Stunden fallen. Daher hat man im roͤmiſchen Kalender eigne Tabellen fuͤr die Stunden der Seſſionen, des Mittageſſens u. dgl. durchs ganze Jahr noͤthig. Am 18. Jul. z. B., wenn nach unſerer Zeitrechnung die Sonne um 8 Uhr untergeht, faͤllt ihr Aufgang in die achte, und der Mittag in die ſechszehute italiaͤniſche Stunde; an den Tagen der Nachtgleichen hingegen iſt der Aufgang um zwoͤlf, der Mittag um 18 Uhr. Eine Vergleichung der italiaͤniſchen Stunden fuͤr die Polhoͤhen von 40-44 Grad findet man bey Labat (Voyage d'Eſpagne et de l'Italie. To. IV.). Im Florentiniſchen ſind ſeit 1750 europaͤiſche Stunden eingefuͤhrt.

Der natuͤrliche Tag iſt die Zeit des Aufenthalts der Sonne uͤber dem Horizonte, oder der Zeitraum zwiſchen dem Aufgange und dem naͤchſtfolgenden Untergange der Sonne. Die Laͤnge dieſes Tages iſt ſehr verſchieden, und richtet ſich nach dem Stande der Sonne und nach der geographiſchen Breite oder Polhoͤhe des Beobachtungsorts. Es iſt nemlich halbe Taglaͤnge in Θzeit=(90° + Aſc. diff. d. Θ) in [Abbildung] zeit ſ. Aſcenſionaldifferenz. Und da wir die buͤrgerlichen Stunden vom Mittage aufs neue zu zaͤhlen anfangen, ſo giebt die halbe Taglaͤnge zugleich die Stunde des Untergangs der Sonne.

Unter dem Aequator der Erde, wo Polhoͤhe und Aſcenſionaldifferenz=0 ſind, iſt die halbe Taglaͤnge jederzeit =6 Stunden. Es ſind alſo daſelbſt alle Tage 12 Stunden lang.

Zwiſchen dem Aequator und den Polen iſt die Taglaͤnge veraͤnderlich. Zweymal im Jahre (um den 20. Maͤrz und 23. September), wenn die Sonne im Aequator ſteht, und ihre Abweichung, mithin auch ihre Aſcenſionaldifferenz,

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[274/0284] Verſchiedene Morgenlaͤnder, z B. die Babylonier, (Plin. II. 77.) fiengen ehedem den Tag vom Aufgange der Sonne an, die Athenienſer und Juden hingegen vom Untergange, ſo wie es die Italianer noch jetzt thun. Dieſe italiaͤniſchen Stunden werden bis zum folgenden Untergange der Sonne von 1 bis 24 fortgezaͤhlt, ſo daß Mittag und Sonnenaufgang taͤglich auf andere Stunden fallen. Daher hat man im roͤmiſchen Kalender eigne Tabellen fuͤr die Stunden der Seſſionen, des Mittageſſens u. dgl. durchs ganze Jahr noͤthig. Am 18. Jul. z. B., wenn nach unſerer Zeitrechnung die Sonne um 8 Uhr untergeht, faͤllt ihr Aufgang in die achte, und der Mittag in die ſechszehute italiaͤniſche Stunde; an den Tagen der Nachtgleichen hingegen iſt der Aufgang um zwoͤlf, der Mittag um 18 Uhr. Eine Vergleichung der italiaͤniſchen Stunden fuͤr die Polhoͤhen von 40-44 Grad findet man bey Labat (Voyage d'Eſpagne et de l'Italie. To. IV.). Im Florentiniſchen ſind ſeit 1750 europaͤiſche Stunden eingefuͤhrt. Der natuͤrliche Tag iſt die Zeit des Aufenthalts der Sonne uͤber dem Horizonte, oder der Zeitraum zwiſchen dem Aufgange und dem naͤchſtfolgenden Untergange der Sonne. Die Laͤnge dieſes Tages iſt ſehr verſchieden, und richtet ſich nach dem Stande der Sonne und nach der geographiſchen Breite oder Polhoͤhe des Beobachtungsorts. Es iſt nemlich halbe Taglaͤnge in Θzeit=(90° + Aſc. diff. d. Θ) in [Abbildung] zeit ſ. Aſcenſionaldifferenz. Und da wir die buͤrgerlichen Stunden vom Mittage aufs neue zu zaͤhlen anfangen, ſo giebt die halbe Taglaͤnge zugleich die Stunde des Untergangs der Sonne. Unter dem Aequator der Erde, wo Polhoͤhe und Aſcenſionaldifferenz=0 ſind, iſt die halbe Taglaͤnge jederzeit =6 Stunden. Es ſind alſo daſelbſt alle Tage 12 Stunden lang. Zwiſchen dem Aequator und den Polen iſt die Taglaͤnge veraͤnderlich. Zweymal im Jahre (um den 20. Maͤrz und 23. September), wenn die Sonne im Aequator ſteht, und ihre Abweichung, mithin auch ihre Aſcenſionaldifferenz,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/284>, abgerufen am 22.11.2024.