Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Herr de Saussure (Essais sur l'hygrometrie. Ess. IV. §. 320. 325.), der das Auflösungssystem ebenfalls annimmt, bemerkt, der Abendthau sey bisweilen so häufig, daß das Hygrometer dabey bis auf den Punkt der größten Feuchtigkeit komme. Doch geschehe dieses noch weit öfter beym Morgenthau. In frischen und stillen Nächten, welche auf Regentage folgen, bleibe das Hygrometer die ganze Nacht hindurch unverändert auf dem Punkte der gr<*>ßten Feuchtigkeit, selbst wenn der Himmel vollkommen heiter sey, und die Sterne im schönsten Glanze erschienen. Diese vollkommne Durchsichtigkeit der Luft bey ihrer Sättigung mit Dünsten hält er für den stärksten Beweis einer wirklichen Auflösung der Dünste in derselben. Uebrigens hat er gefunden, daß die Luftelektricität während des Thaues stärker werde. Herr de Luc, der das Auflösungssystem schon in seinen Untersuchungen über die Atmosphäre bestritten hat, nimmt dennoch an, daß die Dünste nur bis zu einem gewissen Maximum, welches mit von der Wärme abhängt, in der Luft enthalten seyn können, und daß beym Thaue allemal dieses Maximum, oder die äußerste Feuchtigkeit, statt finde. Inzwischen macht er einen Unterschied zwischen dem Naßwerden der Pflanzen und der Feuchtigkeit anderer in der Luft aufgehangenen Körper (Neue Ideen über die Meteorologie, II. Th. §. 545.). Er schließt aus seinen bereits 1749 angestellten Versuchen, daß beyde Phänomene aus verschiedenen Ursachen entspringen. In einem Fasse ohne
Herr de Sauſſure (Eſſais ſur l'hygrométrie. Eſſ. IV. §. 320. 325.), der das Aufloͤſungsſyſtem ebenfalls annimmt, bemerkt, der Abendthau ſey bisweilen ſo haͤufig, daß das Hygrometer dabey bis auf den Punkt der groͤßten Feuchtigkeit komme. Doch geſchehe dieſes noch weit oͤfter beym Morgenthau. In friſchen und ſtillen Naͤchten, welche auf Regentage folgen, bleibe das Hygrometer die ganze Nacht hindurch unveraͤndert auf dem Punkte der gr<*>ßten Feuchtigkeit, ſelbſt wenn der Himmel vollkommen heiter ſey, und die Sterne im ſchoͤnſten Glanze erſchienen. Dieſe vollkommne Durchſichtigkeit der Luft bey ihrer Saͤttigung mit Duͤnſten haͤlt er fuͤr den ſtaͤrkſten Beweis einer wirklichen Aufloͤſung der Duͤnſte in derſelben. Uebrigens hat er gefunden, daß die Luftelektricitaͤt waͤhrend des Thaues ſtaͤrker werde. Herr de Luc, der das Aufloͤſungsſyſtem ſchon in ſeinen Unterſuchungen uͤber die Atmoſphaͤre beſtritten hat, nimmt dennoch an, daß die Duͤnſte nur bis zu einem gewiſſen Maximum, welches mit von der Waͤrme abhaͤngt, in der Luft enthalten ſeyn koͤnnen, und daß beym Thaue allemal dieſes Maximum, oder die aͤußerſte Feuchtigkeit, ſtatt finde. Inzwiſchen macht er einen Unterſchied zwiſchen dem Naßwerden der Pflanzen und der Feuchtigkeit anderer in der Luft aufgehangenen Koͤrper (Neue Ideen uͤber die Meteorologie, II. Th. §. 545.). Er ſchließt aus ſeinen bereits 1749 angeſtellten Verſuchen, daß beyde Phaͤnomene aus verſchiedenen Urſachen entſpringen. In einem Faſſe ohne <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0302" xml:id="P.4.292" n="292"/><lb/> Temperatur aufgeloͤſet halten konnte. Wenn ſich hingegen die Sonne des Morgens wieder naͤhert, ſo wird der Luftkreis zuerſt beſtralet und erwaͤrmt; es ſchlaͤgt ſich aber das Waſſer, das er enthaͤlt, an der kaͤltern Erdflaͤche durch die Beruͤhrung derſelben nieder, und hiezu koͤmmt noch, daß ſich die erwaͤrmte Luft in die Hoͤhe erhebt, und ihr Abgang durch kaͤltere Luft aus den benachbarten Gegenden erſetzt wird, welche ſo viel Feuchtigkeit, als die vorige waͤrmere, nicht mehr halten kan. Daher ſteigt, nach dieſem Syſtem, der Thau des Abends und in der Nacht, und faͤllt des Morgens.</p> <p>Herr <hi rendition="#b">de Sauſſure</hi> (<hi rendition="#aq">Eſſais ſur l'hygrométrie. Eſſ. IV. §. 320. 325.</hi>), der das Aufloͤſungsſyſtem ebenfalls annimmt, bemerkt, der Abendthau ſey bisweilen ſo haͤufig, daß das Hygrometer dabey bis auf den Punkt der groͤßten Feuchtigkeit komme. Doch geſchehe dieſes noch weit oͤfter beym Morgenthau. In friſchen und ſtillen Naͤchten, welche auf Regentage folgen, bleibe das Hygrometer die ganze Nacht hindurch unveraͤndert auf dem Punkte der gr<*>ßten Feuchtigkeit, ſelbſt wenn der Himmel vollkommen heiter ſey, und die Sterne im ſchoͤnſten Glanze erſchienen. Dieſe vollkommne Durchſichtigkeit der Luft bey ihrer Saͤttigung mit Duͤnſten haͤlt er fuͤr den ſtaͤrkſten Beweis einer wirklichen Aufloͤſung der Duͤnſte in derſelben. Uebrigens hat er gefunden, daß die Luftelektricitaͤt waͤhrend des Thaues ſtaͤrker werde.</p> <p>Herr <hi rendition="#b">de Luc,</hi> der das Aufloͤſungsſyſtem ſchon in ſeinen Unterſuchungen uͤber die Atmoſphaͤre beſtritten hat, nimmt dennoch an, daß die Duͤnſte nur bis zu einem gewiſſen <hi rendition="#b">Maximum,</hi> welches mit von der Waͤrme abhaͤngt, in der Luft enthalten ſeyn koͤnnen, und daß beym Thaue allemal dieſes Maximum, oder die aͤußerſte Feuchtigkeit, ſtatt finde. Inzwiſchen macht er einen Unterſchied zwiſchen dem Naßwerden der Pflanzen und der Feuchtigkeit anderer in der Luft aufgehangenen Koͤrper (Neue Ideen uͤber die Meteorologie, <hi rendition="#aq">II.</hi> Th. §. 545.). Er ſchließt aus ſeinen bereits 1749 angeſtellten Verſuchen, daß beyde Phaͤnomene aus verſchiedenen Urſachen entſpringen. In einem Faſſe ohne<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [292/0302]
Temperatur aufgeloͤſet halten konnte. Wenn ſich hingegen die Sonne des Morgens wieder naͤhert, ſo wird der Luftkreis zuerſt beſtralet und erwaͤrmt; es ſchlaͤgt ſich aber das Waſſer, das er enthaͤlt, an der kaͤltern Erdflaͤche durch die Beruͤhrung derſelben nieder, und hiezu koͤmmt noch, daß ſich die erwaͤrmte Luft in die Hoͤhe erhebt, und ihr Abgang durch kaͤltere Luft aus den benachbarten Gegenden erſetzt wird, welche ſo viel Feuchtigkeit, als die vorige waͤrmere, nicht mehr halten kan. Daher ſteigt, nach dieſem Syſtem, der Thau des Abends und in der Nacht, und faͤllt des Morgens.
Herr de Sauſſure (Eſſais ſur l'hygrométrie. Eſſ. IV. §. 320. 325.), der das Aufloͤſungsſyſtem ebenfalls annimmt, bemerkt, der Abendthau ſey bisweilen ſo haͤufig, daß das Hygrometer dabey bis auf den Punkt der groͤßten Feuchtigkeit komme. Doch geſchehe dieſes noch weit oͤfter beym Morgenthau. In friſchen und ſtillen Naͤchten, welche auf Regentage folgen, bleibe das Hygrometer die ganze Nacht hindurch unveraͤndert auf dem Punkte der gr<*>ßten Feuchtigkeit, ſelbſt wenn der Himmel vollkommen heiter ſey, und die Sterne im ſchoͤnſten Glanze erſchienen. Dieſe vollkommne Durchſichtigkeit der Luft bey ihrer Saͤttigung mit Duͤnſten haͤlt er fuͤr den ſtaͤrkſten Beweis einer wirklichen Aufloͤſung der Duͤnſte in derſelben. Uebrigens hat er gefunden, daß die Luftelektricitaͤt waͤhrend des Thaues ſtaͤrker werde.
Herr de Luc, der das Aufloͤſungsſyſtem ſchon in ſeinen Unterſuchungen uͤber die Atmoſphaͤre beſtritten hat, nimmt dennoch an, daß die Duͤnſte nur bis zu einem gewiſſen Maximum, welches mit von der Waͤrme abhaͤngt, in der Luft enthalten ſeyn koͤnnen, und daß beym Thaue allemal dieſes Maximum, oder die aͤußerſte Feuchtigkeit, ſtatt finde. Inzwiſchen macht er einen Unterſchied zwiſchen dem Naßwerden der Pflanzen und der Feuchtigkeit anderer in der Luft aufgehangenen Koͤrper (Neue Ideen uͤber die Meteorologie, II. Th. §. 545.). Er ſchließt aus ſeinen bereits 1749 angeſtellten Verſuchen, daß beyde Phaͤnomene aus verſchiedenen Urſachen entſpringen. In einem Faſſe ohne
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |