Körper, die nur nicht gar zu klein sind, wirklich in Theile zerlegen können, s. Theilung.
Daher verbinden wir den Begrif von Theilbarkeit mit unserm aus der Erfahrung gezognen Begrisfe vom Körper überhaupt, gedenken uns keinen Körper anders, als theilbar, und zählen aus dieser Ursache die Theilbarkeit zu den allgemeinen Phänomenen oder Eigenschaften der Körper.
Zwar hat die wirkliche Theilung der Körper durch künstliche Mittel ihre Grenzen, und wir müssen endlich bey Theilen stehen bleiben, die sich durch alle unsere Geschicklichkeit nicht weiter zertrennen lassen. Die Natur übertrift hierinn die Kunst bey weitem, und ihre Theilungen übersteigen oft unsere Einbildungskraft; allein auch die Kunst vermag die Theilungen der Körper unglaublich weit zu treiben. Es wird hier der Ort seyn, aus den Schriften der Physiker einige Beyspiele von ungemein feinen natürlichen und künstlichen Theilungen anzuführen.
Von der Feinheit des Lichts, wenn man anders dasselbe für einen materiellen Stof annimmt, s. Licht (Th. II. S. 889.). Eben diese Bewandniß hat es mit andern hypothetischen Stoffen, z. B. dem Aether, Wärmestof, Phlogiston, der elektrischen, magnetischen Materie u. s. w., welche selbst bey der dichtesten Zusammendrängung nicht als palpable oder merklich wägbare Materien (ponderabilia) dargestellt werden können. Von der äußersten Feinheit gewisser Ausflüsse von Blumen u. dergl. hat schon Boyle (Exerc. de mira subtilitate effluviorum in Opp. Genev, 1680. 4.) eine Menge merkwürdiger Beyspiele gesammelt, deren einige beym Worte Ausflüsse (Th. I. S. 216.) erwähnt werden. Einige Tropfen eines wohlriechenden Liquors langsam über dem Feuer einer Lampe verdampft, erfüllen große und hohe Säle an allen Stellen mit merklichem Geruch, und die Feinheit der Theile, in welche der Liquor hiebey getrennt werden muß, übersteigt alle Erwartung, wenn man sein Volumen in tropfbarer Gestalt mit dem körperlichen Raume vergleicht, durch den sich seine Ausflüsse verbreiten.
Koͤrper, die nur nicht gar zu klein ſind, wirklich in Theile zerlegen koͤnnen, ſ. Theilung.
Daher verbinden wir den Begrif von Theilbarkeit mit unſerm aus der Erfahrung gezognen Begriſfe vom Koͤrper uͤberhaupt, gedenken uns keinen Koͤrper anders, als theilbar, und zaͤhlen aus dieſer Urſache die Theilbarkeit zu den allgemeinen Phaͤnomenen oder Eigenſchaften der Koͤrper.
Zwar hat die wirkliche Theilung der Koͤrper durch kuͤnſtliche Mittel ihre Grenzen, und wir muͤſſen endlich bey Theilen ſtehen bleiben, die ſich durch alle unſere Geſchicklichkeit nicht weiter zertrennen laſſen. Die Natur uͤbertrift hierinn die Kunſt bey weitem, und ihre Theilungen uͤberſteigen oft unſere Einbildungskraft; allein auch die Kunſt vermag die Theilungen der Koͤrper unglaublich weit zu treiben. Es wird hier der Ort ſeyn, aus den Schriften der Phyſiker einige Beyſpiele von ungemein feinen natuͤrlichen und kuͤnſtlichen Theilungen anzufuͤhren.
Von der Feinheit des Lichts, wenn man anders daſſelbe fuͤr einen materiellen Stof annimmt, ſ. Licht (Th. II. S. 889.). Eben dieſe Bewandniß hat es mit andern hypothetiſchen Stoffen, z. B. dem Aether, Waͤrmeſtof, Phlogiſton, der elektriſchen, magnetiſchen Materie u. ſ. w., welche ſelbſt bey der dichteſten Zuſammendraͤngung nicht als palpable oder merklich waͤgbare Materien (ponderabilia) dargeſtellt werden koͤnnen. Von der aͤußerſten Feinheit gewiſſer Ausfluͤſſe von Blumen u. dergl. hat ſchon Boyle (Exerc. de mira ſubtilitate effluviorum in Opp. Genev, 1680. 4.) eine Menge merkwuͤrdiger Beyſpiele geſammelt, deren einige beym Worte Ausfluͤſſe (Th. I. S. 216.) erwaͤhnt werden. Einige Tropfen eines wohlriechenden Liquors langſam uͤber dem Feuer einer Lampe verdampft, erfuͤllen große und hohe Saͤle an allen Stellen mit merklichem Geruch, und die Feinheit der Theile, in welche der Liquor hiebey getrennt werden muß, uͤberſteigt alle Erwartung, wenn man ſein Volumen in tropfbarer Geſtalt mit dem koͤrperlichen Raume vergleicht, durch den ſich ſeine Ausfluͤſſe verbreiten.
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Koͤrper, die nur nicht gar zu klein ſind, wirklich in Theile zerlegen koͤnnen, ſ. Theilung.
Daher verbinden wir den Begrif von Theilbarkeit mit unſerm aus der Erfahrung gezognen Begriſfe vom Koͤrper uͤberhaupt, gedenken uns keinen Koͤrper anders, als theilbar, und zaͤhlen aus dieſer Urſache die Theilbarkeit zu den allgemeinen Phaͤnomenen oder Eigenſchaften der Koͤrper.
Zwar hat die wirkliche Theilung der Koͤrper durch kuͤnſtliche Mittel ihre Grenzen, und wir muͤſſen endlich bey Theilen ſtehen bleiben, die ſich durch alle unſere Geſchicklichkeit nicht weiter zertrennen laſſen. Die Natur uͤbertrift hierinn die Kunſt bey weitem, und ihre Theilungen uͤberſteigen oft unſere Einbildungskraft; allein auch die Kunſt vermag die Theilungen der Koͤrper unglaublich weit zu treiben. Es wird hier der Ort ſeyn, aus den Schriften der Phyſiker einige Beyſpiele von ungemein feinen natuͤrlichen und kuͤnſtlichen Theilungen anzufuͤhren.
Von der Feinheit des Lichts, wenn man anders daſſelbe fuͤr einen materiellen Stof annimmt, ſ. Licht (Th. II. S. 889.). Eben dieſe Bewandniß hat es mit andern hypothetiſchen Stoffen, z. B. dem Aether, Waͤrmeſtof, Phlogiſton, der elektriſchen, magnetiſchen Materie u. ſ. w., welche ſelbſt bey der dichteſten Zuſammendraͤngung nicht als palpable oder merklich waͤgbare Materien (ponderabilia) dargeſtellt werden koͤnnen. Von der aͤußerſten Feinheit gewiſſer Ausfluͤſſe von Blumen u. dergl. hat ſchon Boyle (Exerc. de mira ſubtilitate effluviorum in Opp. Genev, 1680. 4.) eine Menge merkwuͤrdiger Beyſpiele geſammelt, deren einige beym Worte Ausfluͤſſe (Th. I. S. 216.) erwaͤhnt werden. Einige Tropfen eines wohlriechenden Liquors langſam uͤber dem Feuer einer Lampe verdampft, erfuͤllen große und hohe Saͤle an allen Stellen mit merklichem Geruch, und die Feinheit der Theile, in welche der Liquor hiebey getrennt werden muß, uͤberſteigt alle Erwartung, wenn man ſein Volumen in tropfbarer Geſtalt mit dem koͤrperlichen Raume vergleicht, durch den ſich ſeine Ausfluͤſſe verbreiten.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/312>, abgerufen am 27.07.2024.
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