Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Aus seinen mechanischen Theilen wird ein Körper durch das bloße Nebeneinanderlegen und die Cohäsion derselben zusammengesetzt. Diese Art der Zusammensetzung, wobey der entstandene Körper mit den Theilen selbst von gleicher Beschassenheit ist, heißt die Zusammenhäufung (aggregatio), und ein so entstandenes Product ein Aggregat. Aus den chymischen Bestandtheilen hingegen entsteht der Körper, indem sich dieselben vermöge ihrer chymischen Verwandtschast wechselseitig auflösen, und ein ganz neues Product von anderer Beschaffenheit erzeugen. Diese Art der Zusammensetzung heißt die Mischung (mixtio, synthesis chymica), und das so entstandene Product ein Gemisch. Werden ungleichartige Theile ohne wechselseitige Auflösung nur so neben einander gestellt, und durch Cohäsion verbunden, daß sie das Auge, wenigstens mit Hülfe des Mikroskops, noch unterscheiden kan, so ist diese Art der Zusammensetzung eine bloße Vermengung, und der so entstandene Körper, der keine durchaus gleichartige Masse bildet, z. E. der Granit, die Breccia, heißt ein Gemeng, s. den Artikel Aggregat. Man sieht hieraus, daß sich die Begriffe von Atomen und Elementen noch sehr von einander unterscheiden. Elemente sind nur die Grenzen der chymischen Theilung; bey Atomen hingegen soll gar keine Theilung mehr, weder mechanische noch chymische, statt finden. Wäre es also möglich, durch mechanische Theilung bis auf Atomen zu kommen, so müßten diese wohl zugleich Elemente seyn. Es scheint also, als müßte man z. B. aus dem Zinnober durch seine mechanische Theilung in Atomen (wenn sie geschehen könnte) endlich Phlogiston, Vitriolsäure und Quecksilberkalk abgesondert erhalten können? Ob dieses aber wirklich geschehen würde, ist nicht auszumachen. So weit wir den Zinnober durch Pülvern theilen können, bleiben alle Theile,
Aus ſeinen mechaniſchen Theilen wird ein Koͤrper durch das bloße Nebeneinanderlegen und die Cohaͤſion derſelben zuſammengeſetzt. Dieſe Art der Zuſammenſetzung, wobey der entſtandene Koͤrper mit den Theilen ſelbſt von gleicher Beſchaſſenheit iſt, heißt die Zuſammenhaͤufung (aggregatio), und ein ſo entſtandenes Product ein Aggregat. Aus den chymiſchen Beſtandtheilen hingegen entſteht der Koͤrper, indem ſich dieſelben vermoͤge ihrer chymiſchen Verwandtſchaſt wechſelſeitig aufloͤſen, und ein ganz neues Product von anderer Beſchaffenheit erzeugen. Dieſe Art der Zuſammenſetzung heißt die Miſchung (mixtio, ſyntheſis chymica), und das ſo entſtandene Product ein Gemiſch. Werden ungleichartige Theile ohne wechſelſeitige Aufloͤſung nur ſo neben einander geſtellt, und durch Cohaͤſion verbunden, daß ſie das Auge, wenigſtens mit Huͤlfe des Mikroſkops, noch unterſcheiden kan, ſo iſt dieſe Art der Zuſammenſetzung eine bloße Vermengung, und der ſo entſtandene Koͤrper, der keine durchaus gleichartige Maſſe bildet, z. E. der Granit, die Breccia, heißt ein Gemeng, ſ. den Artikel Aggregat. Man ſieht hieraus, daß ſich die Begriffe von Atomen und Elementen noch ſehr von einander unterſcheiden. Elemente ſind nur die Grenzen der chymiſchen Theilung; bey Atomen hingegen ſoll gar keine Theilung mehr, weder mechaniſche noch chymiſche, ſtatt finden. Waͤre es alſo moͤglich, durch mechaniſche Theilung bis auf Atomen zu kommen, ſo muͤßten dieſe wohl zugleich Elemente ſeyn. Es ſcheint alſo, als muͤßte man z. B. aus dem Zinnober durch ſeine mechaniſche Theilung in Atomen (wenn ſie geſchehen koͤnnte) endlich Phlogiſton, Vitriolſaͤure und Queckſilberkalk abgeſondert erhalten koͤnnen? Ob dieſes aber wirklich geſchehen wuͤrde, iſt nicht auszumachen. So weit wir den Zinnober durch Puͤlvern theilen koͤnnen, bleiben alle Theile, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0317" xml:id="P.4.307" n="307"/><lb/> ungleichartige Theile zerlegen laſſen, fuͤhren den Namen der erſten oder <hi rendition="#b">einfachen Grundſtoffe, Uranfaͤnge, Urſtoffe, Elemente,</hi> ſ. die Art. <hi rendition="#b">Beſtandtheile, Grundſtoffe, Elemente.</hi></p> <p>Aus ſeinen mechaniſchen Theilen wird ein Koͤrper durch das bloße Nebeneinanderlegen und die Cohaͤſion derſelben zuſammengeſetzt. Dieſe Art der Zuſammenſetzung, wobey der entſtandene Koͤrper mit den Theilen ſelbſt von gleicher Beſchaſſenheit iſt, heißt die <hi rendition="#b">Zuſammenhaͤufung</hi> (<hi rendition="#aq">aggregatio</hi>), und ein ſo entſtandenes Product ein <hi rendition="#b">Aggregat.</hi></p> <p>Aus den chymiſchen Beſtandtheilen hingegen entſteht der Koͤrper, indem ſich dieſelben vermoͤge ihrer chymiſchen Verwandtſchaſt wechſelſeitig aufloͤſen, und ein ganz neues Product von anderer Beſchaffenheit erzeugen. Dieſe Art der Zuſammenſetzung heißt die <hi rendition="#b">Miſchung</hi> (<hi rendition="#aq">mixtio, ſyntheſis chymica</hi>), und das ſo entſtandene Product ein <hi rendition="#b">Gemiſch.</hi> Werden ungleichartige Theile ohne wechſelſeitige Aufloͤſung nur ſo neben einander geſtellt, und durch Cohaͤſion verbunden, daß ſie das Auge, wenigſtens mit Huͤlfe des Mikroſkops, noch unterſcheiden kan, ſo iſt dieſe Art der Zuſammenſetzung eine bloße <hi rendition="#b">Vermengung,</hi> und der ſo entſtandene Koͤrper, der keine durchaus gleichartige Maſſe bildet, z. E. der Granit, die Breccia, heißt ein <hi rendition="#b">Gemeng, ſ.</hi> den Artikel <hi rendition="#b">Aggregat.</hi></p> <p>Man ſieht hieraus, daß ſich die Begriffe von <hi rendition="#b">Atomen</hi> und <hi rendition="#b">Elementen</hi> noch ſehr von einander unterſcheiden. Elemente ſind nur die Grenzen der chymiſchen Theilung; bey Atomen hingegen ſoll gar keine Theilung mehr, weder mechaniſche noch chymiſche, ſtatt finden. Waͤre es alſo moͤglich, durch mechaniſche Theilung bis auf Atomen zu kommen, ſo muͤßten dieſe wohl zugleich Elemente ſeyn. Es ſcheint alſo, als muͤßte man z. B. aus dem Zinnober durch ſeine mechaniſche Theilung in Atomen (wenn ſie geſchehen koͤnnte) endlich Phlogiſton, Vitriolſaͤure und Queckſilberkalk abgeſondert erhalten koͤnnen? Ob dieſes aber wirklich geſchehen wuͤrde, iſt nicht auszumachen. So weit wir den Zinnober durch Puͤlvern theilen koͤnnen, bleiben alle Theile,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [307/0317]
ungleichartige Theile zerlegen laſſen, fuͤhren den Namen der erſten oder einfachen Grundſtoffe, Uranfaͤnge, Urſtoffe, Elemente, ſ. die Art. Beſtandtheile, Grundſtoffe, Elemente.
Aus ſeinen mechaniſchen Theilen wird ein Koͤrper durch das bloße Nebeneinanderlegen und die Cohaͤſion derſelben zuſammengeſetzt. Dieſe Art der Zuſammenſetzung, wobey der entſtandene Koͤrper mit den Theilen ſelbſt von gleicher Beſchaſſenheit iſt, heißt die Zuſammenhaͤufung (aggregatio), und ein ſo entſtandenes Product ein Aggregat.
Aus den chymiſchen Beſtandtheilen hingegen entſteht der Koͤrper, indem ſich dieſelben vermoͤge ihrer chymiſchen Verwandtſchaſt wechſelſeitig aufloͤſen, und ein ganz neues Product von anderer Beſchaffenheit erzeugen. Dieſe Art der Zuſammenſetzung heißt die Miſchung (mixtio, ſyntheſis chymica), und das ſo entſtandene Product ein Gemiſch. Werden ungleichartige Theile ohne wechſelſeitige Aufloͤſung nur ſo neben einander geſtellt, und durch Cohaͤſion verbunden, daß ſie das Auge, wenigſtens mit Huͤlfe des Mikroſkops, noch unterſcheiden kan, ſo iſt dieſe Art der Zuſammenſetzung eine bloße Vermengung, und der ſo entſtandene Koͤrper, der keine durchaus gleichartige Maſſe bildet, z. E. der Granit, die Breccia, heißt ein Gemeng, ſ. den Artikel Aggregat.
Man ſieht hieraus, daß ſich die Begriffe von Atomen und Elementen noch ſehr von einander unterſcheiden. Elemente ſind nur die Grenzen der chymiſchen Theilung; bey Atomen hingegen ſoll gar keine Theilung mehr, weder mechaniſche noch chymiſche, ſtatt finden. Waͤre es alſo moͤglich, durch mechaniſche Theilung bis auf Atomen zu kommen, ſo muͤßten dieſe wohl zugleich Elemente ſeyn. Es ſcheint alſo, als muͤßte man z. B. aus dem Zinnober durch ſeine mechaniſche Theilung in Atomen (wenn ſie geſchehen koͤnnte) endlich Phlogiſton, Vitriolſaͤure und Queckſilberkalk abgeſondert erhalten koͤnnen? Ob dieſes aber wirklich geſchehen wuͤrde, iſt nicht auszumachen. So weit wir den Zinnober durch Puͤlvern theilen koͤnnen, bleiben alle Theile,
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