in 11124 Theile theilte, so dehnte es sich bis zum Punkte der natürlichen Gefrierung des Wassers um 32, wenn man es in siedendes Wasser setzte, um 212, und wenn man das Quecksilber bis zum Kochen erhitzte, um 600 solcher Theile aus. Daher gab Fahrenheit dem Raume zwischen der künstlichen Kälte und der Siedhitze des Quecksilbers, als der größten Wärme, die diese Materie anzeigen konnte, 600 gleiche Theile. Weil aber Thermometer von so großem Umfange nicht immer nöthig sind, so verfertigte er kleinere, die sich nur bis zur Siedhitze des Wassers erstreckten, und an welchen der Zwischenraum zwischen beyden festen Punkten nur 212 Theile faßte. So entstand die noch jetzt gewöhnliche fahrenheitische Scale, die dem Thermometer zuerst eine bestimmte und allgemein verständliche Sprache gab, und an deren Enrichtung und Empfehlung Boerhaave sehr großen Antheil hat. Reaumürisches Thermometer.
Um eben die Zeit, da die fahrenheitischen Thermometer bekannter wurden, gab Herr von Reaumur (Regles pour construire des thermometres, dont les degres soient comparables, in Mem. de l'Acad. de Paris, 1730. p. 452. sqq. 1731. p. 250.) eine neue Einrichtung des Weingeistthermometers an. Er verdünnte Weingeist, der Pulver zündete, mit 1/5 Wasser, damit er in Stand gesetzt würde, etwas mehr Hitze ohne Kochen anzunehmen. Zum untern festen Punkte nahm er denjenigen an, bey welchem der Liquor steht, wenn die Kugel der zum Gefrieren des Wassers hinreichenden Kälte ausgesetzt ist. Dieses ist der jetzt allgemein bekannte natürliche Eispunkt, Gefrierpunkt, Aufthaupunkt(punctum congelationis s. regelationis, terme de la glace ou de congelation naturelle). Er bestimmte diesen Punkt, indem er die Kugel in Wasser einsenkte, welches durch eine um das Gefäß gelegte Mischung von geschabtem Eis und Salz zum Gefrieren gebracht ward. An diesen Punkt setzte er die Null seiner Eintheilung, und nahm das Volumen des Weingeists,
in 11124 Theile theilte, ſo dehnte es ſich bis zum Punkte der natuͤrlichen Gefrierung des Waſſers um 32, wenn man es in ſiedendes Waſſer ſetzte, um 212, und wenn man das Queckſilber bis zum Kochen erhitzte, um 600 ſolcher Theile aus. Daher gab Fahrenheit dem Raume zwiſchen der kuͤnſtlichen Kaͤlte und der Siedhitze des Queckſilbers, als der groͤßten Waͤrme, die dieſe Materie anzeigen konnte, 600 gleiche Theile. Weil aber Thermometer von ſo großem Umfange nicht immer noͤthig ſind, ſo verfertigte er kleinere, die ſich nur bis zur Siedhitze des Waſſers erſtreckten, und an welchen der Zwiſchenraum zwiſchen beyden feſten Punkten nur 212 Theile faßte. So entſtand die noch jetzt gewoͤhnliche fahrenheitiſche Scale, die dem Thermometer zuerſt eine beſtimmte und allgemein verſtaͤndliche Sprache gab, und an deren Enrichtung und Empfehlung Boerhaave ſehr großen Antheil hat. Reaumuͤriſches Thermometer.
Um eben die Zeit, da die fahrenheitiſchen Thermometer bekannter wurden, gab Herr von Reaumur (Regles pour conſtruire des thermometres, dont les dégrés ſoient comparables, in Mem. de l'Acad. de Paris, 1730. p. 452. ſqq. 1731. p. 250.) eine neue Einrichtung des Weingeiſtthermometers an. Er verduͤnnte Weingeiſt, der Pulver zuͤndete, mit 1/5 Waſſer, damit er in Stand geſetzt wuͤrde, etwas mehr Hitze ohne Kochen anzunehmen. Zum untern feſten Punkte nahm er denjenigen an, bey welchem der Liquor ſteht, wenn die Kugel der zum Gefrieren des Waſſers hinreichenden Kaͤlte ausgeſetzt iſt. Dieſes iſt der jetzt allgemein bekannte natuͤrliche Eispunkt, Gefrierpunkt, Aufthaupunkt(punctum congelationis ſ. regelationis, terme de la glace ou de congelation naturelle). Er beſtimmte dieſen Punkt, indem er die Kugel in Waſſer einſenkte, welches durch eine um das Gefaͤß gelegte Miſchung von geſchabtem Eis und Salz zum Gefrieren gebracht ward. An dieſen Punkt ſetzte er die Null ſeiner Eintheilung, und nahm das Volumen des Weingeiſts,
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in 11124 Theile theilte, ſo dehnte es ſich bis zum Punkte der natuͤrlichen Gefrierung des Waſſers um 32, wenn man es in ſiedendes Waſſer ſetzte, um 212, und wenn man das Queckſilber bis zum Kochen erhitzte, um 600 ſolcher Theile aus. Daher gab Fahrenheit dem Raume zwiſchen der kuͤnſtlichen Kaͤlte und der Siedhitze des Queckſilbers, als der groͤßten Waͤrme, die dieſe Materie anzeigen konnte, 600 gleiche Theile. Weil aber Thermometer von ſo großem Umfange nicht immer noͤthig ſind, ſo verfertigte er kleinere, die ſich nur bis zur Siedhitze des Waſſers erſtreckten, und an welchen der Zwiſchenraum zwiſchen beyden feſten Punkten nur 212 Theile faßte. So entſtand die noch jetzt gewoͤhnliche <hirendition="#b">fahrenheitiſche Scale,</hi> die dem Thermometer zuerſt eine beſtimmte und allgemein verſtaͤndliche Sprache gab, und an deren Enrichtung und Empfehlung <hirendition="#b">Boerhaave</hi>ſehr großen Antheil hat. <hirendition="#c">Reaumuͤriſches Thermometer.</hi></p><p>Um eben die Zeit, da die fahrenheitiſchen Thermometer bekannter wurden, gab Herr <hirendition="#b">von Reaumur</hi> (<hirendition="#aq">Regles pour conſtruire des thermometres, dont les dégrés ſoient comparables, in Mem. de l'Acad. de Paris, 1730. p. 452. ſqq. 1731. p. 250.</hi>) eine neue Einrichtung des <hirendition="#b">Weingeiſtthermometers</hi> an. Er verduͤnnte Weingeiſt, der Pulver zuͤndete, mit 1/5 Waſſer, damit er in Stand geſetzt wuͤrde, etwas mehr Hitze ohne Kochen anzunehmen. Zum untern feſten Punkte nahm er denjenigen an, bey welchem der Liquor ſteht, wenn die Kugel der zum Gefrieren des Waſſers hinreichenden Kaͤlte ausgeſetzt iſt. Dieſes iſt der jetzt allgemein bekannte <hirendition="#b">natuͤrliche Eispunkt, Gefrierpunkt, Aufthaupunkt</hi><hirendition="#aq">(punctum congelationis ſ. regelationis, <hirendition="#i">terme de la glace ou de congelation naturelle).</hi></hi> Er beſtimmte dieſen Punkt, indem er die Kugel in Waſſer einſenkte, welches durch eine um das Gefaͤß gelegte Miſchung von geſchabtem Eis und Salz zum Gefrieren gebracht ward. An dieſen Punkt ſetzte er die <hirendition="#b">Null</hi>ſeiner Eintheilung, und nahm das Volumen des Weingeiſts,<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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in 11124 Theile theilte, ſo dehnte es ſich bis zum Punkte der natuͤrlichen Gefrierung des Waſſers um 32, wenn man es in ſiedendes Waſſer ſetzte, um 212, und wenn man das Queckſilber bis zum Kochen erhitzte, um 600 ſolcher Theile aus. Daher gab Fahrenheit dem Raume zwiſchen der kuͤnſtlichen Kaͤlte und der Siedhitze des Queckſilbers, als der groͤßten Waͤrme, die dieſe Materie anzeigen konnte, 600 gleiche Theile. Weil aber Thermometer von ſo großem Umfange nicht immer noͤthig ſind, ſo verfertigte er kleinere, die ſich nur bis zur Siedhitze des Waſſers erſtreckten, und an welchen der Zwiſchenraum zwiſchen beyden feſten Punkten nur 212 Theile faßte. So entſtand die noch jetzt gewoͤhnliche fahrenheitiſche Scale, die dem Thermometer zuerſt eine beſtimmte und allgemein verſtaͤndliche Sprache gab, und an deren Enrichtung und Empfehlung Boerhaave ſehr großen Antheil hat. Reaumuͤriſches Thermometer.
Um eben die Zeit, da die fahrenheitiſchen Thermometer bekannter wurden, gab Herr von Reaumur (Regles pour conſtruire des thermometres, dont les dégrés ſoient comparables, in Mem. de l'Acad. de Paris, 1730. p. 452. ſqq. 1731. p. 250.) eine neue Einrichtung des Weingeiſtthermometers an. Er verduͤnnte Weingeiſt, der Pulver zuͤndete, mit 1/5 Waſſer, damit er in Stand geſetzt wuͤrde, etwas mehr Hitze ohne Kochen anzunehmen. Zum untern feſten Punkte nahm er denjenigen an, bey welchem der Liquor ſteht, wenn die Kugel der zum Gefrieren des Waſſers hinreichenden Kaͤlte ausgeſetzt iſt. Dieſes iſt der jetzt allgemein bekannte natuͤrliche Eispunkt, Gefrierpunkt, Aufthaupunkt (punctum congelationis ſ. regelationis, terme de la glace ou de congelation naturelle). Er beſtimmte dieſen Punkt, indem er die Kugel in Waſſer einſenkte, welches durch eine um das Gefaͤß gelegte Miſchung von geſchabtem Eis und Salz zum Gefrieren gebracht ward. An dieſen Punkt ſetzte er die Null ſeiner Eintheilung, und nahm das Volumen des Weingeiſts,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/326>, abgerufen am 22.11.2024.
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