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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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Ex. Bey 29 Zoll Barometerhöhe sey der Siedpunkt in Dämpfen bestimmt worden; der Abstand zwischen ihm und dem Eispunkte betrage 11 Zoll. Die Zahl, welche in der Columne für die Dämpfe 29 Zollen am nächsten kömmt, ist 29, 03. Da man bey ihr + 7 sindet, so muß die Stelle des 212ten Grades um (7/1000). 11=0, 077 Zoll höher, als der beobachtete Siedpunkt, gesetzt werden.

Beym Versuche selbst muß der Siedpunkt nur gerade über den Deckel des Gefäßes hervorragen, damit die ganze Röhre erhitzt werde; die Kugel muß noch 1--2 Zoll über dem Wasser stehen, so daß sie von demselben auch im stärksten Kochen nicht berührt wird.

Die Oefnung, durch welche das Thermometer eingelassen wird, muß genau verschlossen seyn, und keine Luft eindringen lassen. Die Dämpfe nehmen ihren Ausgang durch eine Röhre von 1/2 Quadratzoll Durchschnitt und 2-- 3 Zoll Höhe, die mit einer zinnernen Platte bedeckt ist, welche die Gewalt der Dämpfe von selbst in die Höhe hebt und verschiebt. Der Deckel muß sich leicht abheben lassen; damit er aber gut anpasse, legt man unter seinen Rand einen Ring von Tuch oder Filz.

Das Wasser muß schnell und stark gekocht werden; dennoch muß man 1--2 Min. lang warten, ehe man den Siedpunkt bezeichnet, um zu sehen, ob das Quecksilber nicht noch weiter steigen werde.

Soll die Kugel ins Wasser selbst gesenkt werden, so wird an der vorigen Methode nichts geändert, außer daß das Wasser 3--4 Zoll höher stehen muß, und daß es nicht mehr nöthig ist, den Deckel so genau anzupassen, und die zinnerne Platte auf das Dampfrohr zu legen.

Die englischen Gelehrten lassen noch eine dritte Methode zu, wobey man das Thermometer in ein ofnes Gefäß mit der Kugel ins Wasser setzt, die Röhre mit leinenen Lappen oder Flanell umwickelt, und diese mit siedendem Wasser begießt, um die Röhre zu erhitzen. Man muß sie 3--4 mal begießen, zwischen jedemmale einige Secunden inne halten, auch nach dem letztenmale einige Secunden warten, ehe man den Siedpunkt anzeichnet. Hiebey muß die Barometerhöhe


Ex. Bey 29 Zoll Barometerhoͤhe ſey der Siedpunkt in Daͤmpfen beſtimmt worden; der Abſtand zwiſchen ihm und dem Eispunkte betrage 11 Zoll. Die Zahl, welche in der Columne fuͤr die Daͤmpfe 29 Zollen am naͤchſten koͤmmt, iſt 29, 03. Da man bey ihr + 7 ſindet, ſo muß die Stelle des 212ten Grades um (7/1000). 11=0, 077 Zoll hoͤher, als der beobachtete Siedpunkt, geſetzt werden.

Beym Verſuche ſelbſt muß der Siedpunkt nur gerade uͤber den Deckel des Gefaͤßes hervorragen, damit die ganze Roͤhre erhitzt werde; die Kugel muß noch 1—2 Zoll uͤber dem Waſſer ſtehen, ſo daß ſie von demſelben auch im ſtaͤrkſten Kochen nicht beruͤhrt wird.

Die Oefnung, durch welche das Thermometer eingelaſſen wird, muß genau verſchloſſen ſeyn, und keine Luft eindringen laſſen. Die Daͤmpfe nehmen ihren Ausgang durch eine Roͤhre von 1/2 Quadratzoll Durchſchnitt und 2— 3 Zoll Hoͤhe, die mit einer zinnernen Platte bedeckt iſt, welche die Gewalt der Daͤmpfe von ſelbſt in die Hoͤhe hebt und verſchiebt. Der Deckel muß ſich leicht abheben laſſen; damit er aber gut anpaſſe, legt man unter ſeinen Rand einen Ring von Tuch oder Filz.

Das Waſſer muß ſchnell und ſtark gekocht werden; dennoch muß man 1—2 Min. lang warten, ehe man den Siedpunkt bezeichnet, um zu ſehen, ob das Queckſilber nicht noch weiter ſteigen werde.

Soll die Kugel ins Waſſer ſelbſt geſenkt werden, ſo wird an der vorigen Methode nichts geaͤndert, außer daß das Waſſer 3—4 Zoll hoͤher ſtehen muß, und daß es nicht mehr noͤthig iſt, den Deckel ſo genau anzupaſſen, und die zinnerne Platte auf das Dampfrohr zu legen.

Die engliſchen Gelehrten laſſen noch eine dritte Methode zu, wobey man das Thermometer in ein ofnes Gefaͤß mit der Kugel ins Waſſer ſetzt, die Roͤhre mit leinenen Lappen oder Flanell umwickelt, und dieſe mit ſiedendem Waſſer begießt, um die Roͤhre zu erhitzen. Man muß ſie 3—4 mal begießen, zwiſchen jedemmale einige Secunden inne halten, auch nach dem letztenmale einige Secunden warten, ehe man den Siedpunkt anzeichnet. Hiebey muß die Barometerhoͤhe

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[339/0349] Ex. Bey 29 Zoll Barometerhoͤhe ſey der Siedpunkt in Daͤmpfen beſtimmt worden; der Abſtand zwiſchen ihm und dem Eispunkte betrage 11 Zoll. Die Zahl, welche in der Columne fuͤr die Daͤmpfe 29 Zollen am naͤchſten koͤmmt, iſt 29, 03. Da man bey ihr + 7 ſindet, ſo muß die Stelle des 212ten Grades um (7/1000). 11=0, 077 Zoll hoͤher, als der beobachtete Siedpunkt, geſetzt werden. Beym Verſuche ſelbſt muß der Siedpunkt nur gerade uͤber den Deckel des Gefaͤßes hervorragen, damit die ganze Roͤhre erhitzt werde; die Kugel muß noch 1—2 Zoll uͤber dem Waſſer ſtehen, ſo daß ſie von demſelben auch im ſtaͤrkſten Kochen nicht beruͤhrt wird. Die Oefnung, durch welche das Thermometer eingelaſſen wird, muß genau verſchloſſen ſeyn, und keine Luft eindringen laſſen. Die Daͤmpfe nehmen ihren Ausgang durch eine Roͤhre von 1/2 Quadratzoll Durchſchnitt und 2— 3 Zoll Hoͤhe, die mit einer zinnernen Platte bedeckt iſt, welche die Gewalt der Daͤmpfe von ſelbſt in die Hoͤhe hebt und verſchiebt. Der Deckel muß ſich leicht abheben laſſen; damit er aber gut anpaſſe, legt man unter ſeinen Rand einen Ring von Tuch oder Filz. Das Waſſer muß ſchnell und ſtark gekocht werden; dennoch muß man 1—2 Min. lang warten, ehe man den Siedpunkt bezeichnet, um zu ſehen, ob das Queckſilber nicht noch weiter ſteigen werde. Soll die Kugel ins Waſſer ſelbſt geſenkt werden, ſo wird an der vorigen Methode nichts geaͤndert, außer daß das Waſſer 3—4 Zoll hoͤher ſtehen muß, und daß es nicht mehr noͤthig iſt, den Deckel ſo genau anzupaſſen, und die zinnerne Platte auf das Dampfrohr zu legen. Die engliſchen Gelehrten laſſen noch eine dritte Methode zu, wobey man das Thermometer in ein ofnes Gefaͤß mit der Kugel ins Waſſer ſetzt, die Roͤhre mit leinenen Lappen oder Flanell umwickelt, und dieſe mit ſiedendem Waſſer begießt, um die Roͤhre zu erhitzen. Man muß ſie 3—4 mal begießen, zwiſchen jedemmale einige Secunden inne halten, auch nach dem letztenmale einige Secunden warten, ehe man den Siedpunkt anzeichnet. Hiebey muß die Barometerhoͤhe

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/349>, abgerufen am 22.11.2024.