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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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Bey Thermometern, welche für hohe Grade der Hitze bestimmt sind, muß im obern Theile der Röhre etwas Luft bleiben, um das Aufwallen und Ausspritzen des Quecksilbers zu verhüten. De Lüc räth an, solche Thermometer in siedendem Baumöle zuzuschmelzen Ihr Quecksilber muß vorzüglich wohl von Luft gereinigt seyn, und man darf sie niemals umkehren, um keine Luft in die Kugel zu bringen.

Dücrest ließ in seinen Weinthermometern Luft über dem Liquor, um sie zur Annehmung der Hitze des siedenden Wassers geschickt zu machen. Er schmolz deswegen die Röhre zu, indem der Weingeist auf dem Punkte seiner gemäßigten Temperatur stand. Besser ist Durands Methode, welche de Lüc (Unters. §. 423. e.) beschreibt, bey der man luftleeren Raum über dem Weingeist läßt, in den aus ihm Luftblasen aufsteigen, wodurch er nach und nach immer mehr Hitze anzunehmen geschickt wird. Doch findet Herr Luz diese Methode sehr schwer, und giebt daher drey Arten an, luftleere Weingeistthermometer so zu verfertigen, daß sie die Siedhitze des Wassers aushalten (Anw Therm. zu verf. §. 61. u. f.). Inzwischen hat Ducrests Methode Anlaß gegeben, den luftleeren Raum über der Materie des Thermometers für unnöthig zu halten, und man hat sogar luftvolle Quecksilberthermometer den luftleeren vorziehen wollen.

An diesen letztern tadelt z. B. Strohmeyer, das Quecksilber schlage beym Umkehren und Schütteln hestig gegen das Ende ihrer Röhre, und es setze sich gewöhnlich eine Blase oder leere Stelle zwischen Kugel und Röhre. Luz bemerkt aber, daß das Erste wenig bedeute, und das Zweyte nur bey den nach der strohmeyerischen Methode gefüllten Werkzeugen statt finde. Es wird ferner von Luz gezeigt, daß die strohmeyerischen Weingeistthermometer, die dieser als luftleere tadelt, in der That nicht luftleer gewesen sind, und daß in luftvollen Werkzeugen bey einem hohen Stande des Liquors die Luft so viel Elasticität erhält, daß sie die Kugel entweder zersprengt, oder doch ausdehnt, oder auch


Bey Thermometern, welche fuͤr hohe Grade der Hitze beſtimmt ſind, muß im obern Theile der Roͤhre etwas Luft bleiben, um das Aufwallen und Ausſpritzen des Queckſilbers zu verhuͤten. De Luͤc raͤth an, ſolche Thermometer in ſiedendem Baumoͤle zuzuſchmelzen Ihr Queckſilber muß vorzuͤglich wohl von Luft gereinigt ſeyn, und man darf ſie niemals umkehren, um keine Luft in die Kugel zu bringen.

Duͤcreſt ließ in ſeinen Weinthermometern Luft uͤber dem Liquor, um ſie zur Annehmung der Hitze des ſiedenden Waſſers geſchickt zu machen. Er ſchmolz deswegen die Roͤhre zu, indem der Weingeiſt auf dem Punkte ſeiner gemaͤßigten Temperatur ſtand. Beſſer iſt Durands Methode, welche de Luͤc (Unterſ. §. 423. e.) beſchreibt, bey der man luftleeren Raum uͤber dem Weingeiſt laͤßt, in den aus ihm Luftblaſen aufſteigen, wodurch er nach und nach immer mehr Hitze anzunehmen geſchickt wird. Doch findet Herr Luz dieſe Methode ſehr ſchwer, und giebt daher drey Arten an, luftleere Weingeiſtthermometer ſo zu verfertigen, daß ſie die Siedhitze des Waſſers aushalten (Anw Therm. zu verf. §. 61. u. f.). Inzwiſchen hat Ducreſts Methode Anlaß gegeben, den luftleeren Raum uͤber der Materie des Thermometers fuͤr unnoͤthig zu halten, und man hat ſogar luftvolle Queckſilberthermometer den luftleeren vorziehen wollen.

An dieſen letztern tadelt z. B. Strohmeyer, das Queckſilber ſchlage beym Umkehren und Schuͤtteln heſtig gegen das Ende ihrer Roͤhre, und es ſetze ſich gewoͤhnlich eine Blaſe oder leere Stelle zwiſchen Kugel und Roͤhre. Luz bemerkt aber, daß das Erſte wenig bedeute, und das Zweyte nur bey den nach der ſtrohmeyeriſchen Methode gefuͤllten Werkzeugen ſtatt finde. Es wird ferner von Luz gezeigt, daß die ſtrohmeyeriſchen Weingeiſtthermometer, die dieſer als luftleere tadelt, in der That nicht luftleer geweſen ſind, und daß in luftvollen Werkzeugen bey einem hohen Stande des Liquors die Luft ſo viel Elaſticitaͤt erhaͤlt, daß ſie die Kugel entweder zerſprengt, oder doch ausdehnt, oder auch

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[352/0362] Bey Thermometern, welche fuͤr hohe Grade der Hitze beſtimmt ſind, muß im obern Theile der Roͤhre etwas Luft bleiben, um das Aufwallen und Ausſpritzen des Queckſilbers zu verhuͤten. De Luͤc raͤth an, ſolche Thermometer in ſiedendem Baumoͤle zuzuſchmelzen Ihr Queckſilber muß vorzuͤglich wohl von Luft gereinigt ſeyn, und man darf ſie niemals umkehren, um keine Luft in die Kugel zu bringen. Duͤcreſt ließ in ſeinen Weinthermometern Luft uͤber dem Liquor, um ſie zur Annehmung der Hitze des ſiedenden Waſſers geſchickt zu machen. Er ſchmolz deswegen die Roͤhre zu, indem der Weingeiſt auf dem Punkte ſeiner gemaͤßigten Temperatur ſtand. Beſſer iſt Durands Methode, welche de Luͤc (Unterſ. §. 423. e.) beſchreibt, bey der man luftleeren Raum uͤber dem Weingeiſt laͤßt, in den aus ihm Luftblaſen aufſteigen, wodurch er nach und nach immer mehr Hitze anzunehmen geſchickt wird. Doch findet Herr Luz dieſe Methode ſehr ſchwer, und giebt daher drey Arten an, luftleere Weingeiſtthermometer ſo zu verfertigen, daß ſie die Siedhitze des Waſſers aushalten (Anw Therm. zu verf. §. 61. u. f.). Inzwiſchen hat Ducreſts Methode Anlaß gegeben, den luftleeren Raum uͤber der Materie des Thermometers fuͤr unnoͤthig zu halten, und man hat ſogar luftvolle Queckſilberthermometer den luftleeren vorziehen wollen. An dieſen letztern tadelt z. B. Strohmeyer, das Queckſilber ſchlage beym Umkehren und Schuͤtteln heſtig gegen das Ende ihrer Roͤhre, und es ſetze ſich gewoͤhnlich eine Blaſe oder leere Stelle zwiſchen Kugel und Roͤhre. Luz bemerkt aber, daß das Erſte wenig bedeute, und das Zweyte nur bey den nach der ſtrohmeyeriſchen Methode gefuͤllten Werkzeugen ſtatt finde. Es wird ferner von Luz gezeigt, daß die ſtrohmeyeriſchen Weingeiſtthermometer, die dieſer als luftleere tadelt, in der That nicht luftleer geweſen ſind, und daß in luftvollen Werkzeugen bey einem hohen Stande des Liquors die Luft ſo viel Elaſticitaͤt erhaͤlt, daß ſie die Kugel entweder zerſprengt, oder doch ausdehnt, oder auch

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/362>, abgerufen am 22.11.2024.