Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.Ein hiezu geschicktes Luftthermometer erhielte man, wenn man an einem gewöhnlichen unten aufwärts gekrümmten Gefäßbarometer ABH, Taf. XXIV. Fig. 52., die Oesnung des Gefäßes H zuschmelzte. Die in den Raum EHF eingeschloßne Luft wird bey größerer Wärme eine höhere, bey geringerer eine niedrigere Quecksilbersäule tragen; und wenn der Durchmesser des Gefäßes EF gegen die Weite der Röhre sehr groß ist, so wird der Raum EHF, mithin die Dichte der eingeschloßnen Luft, fast immer einerley bleiben. Mithin wird sich die Wärme, wie die Höhe der Quecksilbersäule EG verhalten. Diese Einrichtung schlug Hermann (Phoron. L. II. Prop. 85. Schol. p. 377.) vor, um dadurch vermittelst einer Formel die mittlere Geschwindigkeit der Theilchen zu finden, deren Bewegung er nach dem cartesianischen System das Wesen der Wärme und Federkraft setzte. Daniel Bernoulli (Hydrodyn. l. c.) wollte den Fehler vermeiden, der aus dem Auf- und Abrücken der Quecksilberfläche EF entsteht, wodurch der Raum EHF doch in der That verändert wird. Er schlägt daher vor, den Punkt M zu bestimmen, bey dem das Quecksilber im siedenden Wasser steht, und das Instrument so einzurichten, daß man die Röhre AB an der Tafel in jede schiefe Lage Ea bringen könne. Gesetzt nun, die Quecksilbersäule reiche nur bis G, so neigt man die Röhre so lange, bis das gegen a zu rückende Quecksilber nach g kömmt, wo Eg=EM. In dieser Lage ist in der Röhre eben so viel Quecksilber, als in EM Platz hat; daher auch eben so viel im Gefäße, als bey der Zubereitung des Werkzeugs im siedenden Wasser darinn war, mithin der Raum EFH immer gleich groß. Jetzt verhält sich also die Siedhitze des Wassers zur gegenwärtigen Wärme, wie EM zu gh. Will man andere Grade der Wärme, z. B. den, wobey das Barometer auf 28 Zoll steht, und der Cubikfuß Luft 600 Gran wiegt, zum Maaße annehmen, so giebt Bernoulli auch hiezu Vorschriften, welche man bey Karsten (Lehrbegrif der ges. Math. III. Th. Aerostatik, §. 107.) nachlesen kan. Da es beschwerlich ist, die Röhre jedesmal in eine schiefe Lage zu bringen, so hat Ein hiezu geſchicktes Luftthermometer erhielte man, wenn man an einem gewoͤhnlichen unten aufwaͤrts gekruͤmmten Gefaͤßbarometer ABH, Taf. XXIV. Fig. 52., die Oeſnung des Gefaͤßes H zuſchmelzte. Die in den Raum EHF eingeſchloßne Luft wird bey groͤßerer Waͤrme eine hoͤhere, bey geringerer eine niedrigere Queckſilberſaͤule tragen; und wenn der Durchmeſſer des Gefaͤßes EF gegen die Weite der Roͤhre ſehr groß iſt, ſo wird der Raum EHF, mithin die Dichte der eingeſchloßnen Luft, faſt immer einerley bleiben. Mithin wird ſich die Waͤrme, wie die Hoͤhe der Queckſilberſaͤule EG verhalten. Dieſe Einrichtung ſchlug Hermann (Phoron. L. II. Prop. 85. Schol. p. 377.) vor, um dadurch vermittelſt einer Formel die mittlere Geſchwindigkeit der Theilchen zu finden, deren Bewegung er nach dem carteſianiſchen Syſtem das Weſen der Waͤrme und Federkraft ſetzte. Daniel Bernoulli (Hydrodyn. l. c.) wollte den Fehler vermeiden, der aus dem Auf- und Abruͤcken der Queckſilberflaͤche EF entſteht, wodurch der Raum EHF doch in der That veraͤndert wird. Er ſchlaͤgt daher vor, den Punkt M zu beſtimmen, bey dem das Queckſilber im ſiedenden Waſſer ſteht, und das Inſtrument ſo einzurichten, daß man die Roͤhre AB an der Tafel in jede ſchiefe Lage Ea bringen koͤnne. Geſetzt nun, die Queckſilberſaͤule reiche nur bis G, ſo neigt man die Roͤhre ſo lange, bis das gegen a zu ruͤckende Queckſilber nach g koͤmmt, wo Eg=EM. In dieſer Lage iſt in der Roͤhre eben ſo viel Queckſilber, als in EM Platz hat; daher auch eben ſo viel im Gefaͤße, als bey der Zubereitung des Werkzeugs im ſiedenden Waſſer darinn war, mithin der Raum EFH immer gleich groß. Jetzt verhaͤlt ſich alſo die Siedhitze des Waſſers zur gegenwaͤrtigen Waͤrme, wie EM zu gh. Will man andere Grade der Waͤrme, z. B. den, wobey das Barometer auf 28 Zoll ſteht, und der Cubikfuß Luft 600 Gran wiegt, zum Maaße annehmen, ſo giebt Bernoulli auch hiezu Vorſchriften, welche man bey Karſten (Lehrbegrif der geſ. Math. III. Th. Aeroſtatik, §. 107.) nachleſen kan. 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Ein hiezu geſchicktes Luftthermometer erhielte man, wenn man an einem gewoͤhnlichen unten aufwaͤrts gekruͤmmten Gefaͤßbarometer ABH, Taf. XXIV. Fig. 52., die Oeſnung des Gefaͤßes H zuſchmelzte. Die in den Raum EHF eingeſchloßne Luft wird bey groͤßerer Waͤrme eine hoͤhere, bey geringerer eine niedrigere Queckſilberſaͤule tragen; und wenn der Durchmeſſer des Gefaͤßes EF gegen die Weite der Roͤhre ſehr groß iſt, ſo wird der Raum EHF, mithin die Dichte der eingeſchloßnen Luft, faſt immer einerley bleiben. Mithin wird ſich die Waͤrme, wie die Hoͤhe der Queckſilberſaͤule EG verhalten. Dieſe Einrichtung ſchlug Hermann (Phoron. L. II. Prop. 85. Schol. p. 377.) vor, um dadurch vermittelſt einer Formel die mittlere Geſchwindigkeit der Theilchen zu finden, deren Bewegung er nach dem carteſianiſchen Syſtem das Weſen der Waͤrme und Federkraft ſetzte.
Daniel Bernoulli (Hydrodyn. l. c.) wollte den Fehler vermeiden, der aus dem Auf- und Abruͤcken der Queckſilberflaͤche EF entſteht, wodurch der Raum EHF doch in der That veraͤndert wird. Er ſchlaͤgt daher vor, den Punkt M zu beſtimmen, bey dem das Queckſilber im ſiedenden Waſſer ſteht, und das Inſtrument ſo einzurichten, daß man die Roͤhre AB an der Tafel in jede ſchiefe Lage Ea bringen koͤnne. Geſetzt nun, die Queckſilberſaͤule reiche nur bis G, ſo neigt man die Roͤhre ſo lange, bis das gegen a zu ruͤckende Queckſilber nach g koͤmmt, wo Eg=EM. In dieſer Lage iſt in der Roͤhre eben ſo viel Queckſilber, als in EM Platz hat; daher auch eben ſo viel im Gefaͤße, als bey der Zubereitung des Werkzeugs im ſiedenden Waſſer darinn war, mithin der Raum EFH immer gleich groß. Jetzt verhaͤlt ſich alſo die Siedhitze des Waſſers zur gegenwaͤrtigen Waͤrme, wie EM zu gh. Will man andere Grade der Waͤrme, z. B. den, wobey das Barometer auf 28 Zoll ſteht, und der Cubikfuß Luft 600 Gran wiegt, zum Maaße annehmen, ſo giebt Bernoulli auch hiezu Vorſchriften, welche man bey Karſten (Lehrbegrif der geſ. Math. III. Th. Aeroſtatik, §. 107.) nachleſen kan. Da es beſchwerlich iſt, die Roͤhre jedesmal in eine ſchiefe Lage zu bringen, ſo hat
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