Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Die Tonkünstler bezeichnen die in unserer Musik brauchbaren Töne mit Buchstaben. Euler fand durch Schätzung, daß demjenigen, dem sie den Namen a beylegen, ohngefähr 392 Schwingungen auf die Secunde zukommen. Weil nun nach dem, was in der Folge gelehrt werden soll, der Ton a zu C im Verhältnisse 10 : 3 stehen muß, so würde hieraus folgen, daß dem Tone C, 3. 39, 2=117 3/5 Schwingungen in der Secunde zugehörten. Inzwischen läßt sich dies nicht in der größten Strenge nehmen, und an einem andern Orte (Briefe an eine deutsche Prinzessin, 3ter Brief) legt Euler dem C ohngefähr 100 Schwingungen in der Secunde bey. Sauveur (Systeme general des intervalles des sons, in den Mem. de l'acad. de Paris, 1701. p. 297.) schlug vor, denjenigen Ton, welcher 100 Schwingungen in einer Secunde macht, zum fixen Tone anzunehmen, um dadurch ein absolutes Tonmaaß auf die Nachwelt zu bringen, und das zu verhüten, was uns in Absicht auf die Musik der Griechen begegnet, deren Töne wir nicht mehr kennen, ob gleich ihre Schriften von der Tonkunst in unsern Händen sind. Allein, wenn man bedenkt, wie feine Abmessungen der Längen, Gewichte, und vorzüglich der spannenden Kräfte zu einer so wichtigen Bestimmung gehören, und welch eine Menge Umstände diese Abmessungen in der Ausübung unsicher machen, so wird man zu diesem Vorschlage nicht viel Vertrauen fassen können. Sauveurs fixer Ton würde, soviel sich aus Eulers Schätzung schließen läßt, etwas höher, als unser Contra-A seyn (welchem 98 Schwingungen zukommen, wenn a deren 392 hat), und also nicht einmal unter den in unserer Musik gebräuchlichen Tönen vorkommen.
Die Tonkuͤnſtler bezeichnen die in unſerer Muſik brauchbaren Toͤne mit Buchſtaben. Euler fand durch Schaͤtzung, daß demjenigen, dem ſie den Namen a beylegen, ohngefaͤhr 392 Schwingungen auf die Secunde zukommen. Weil nun nach dem, was in der Folge gelehrt werden ſoll, der Ton a zu C im Verhaͤltniſſe 10 : 3 ſtehen muß, ſo wuͤrde hieraus folgen, daß dem Tone C, 3. 39, 2=117 3/5 Schwingungen in der Secunde zugehoͤrten. Inzwiſchen laͤßt ſich dies nicht in der groͤßten Strenge nehmen, und an einem andern Orte (Briefe an eine deutſche Prinzeſſin, 3ter Brief) legt Euler dem C ohngefaͤhr 100 Schwingungen in der Secunde bey. Sauveur (Syſtéme general des intervalles des ſons, in den Mém. de l'acad. de Paris, 1701. p. 297.) ſchlug vor, denjenigen Ton, welcher 100 Schwingungen in einer Secunde macht, zum fixen Tone anzunehmen, um dadurch ein abſolutes Tonmaaß auf die Nachwelt zu bringen, und das zu verhuͤten, was uns in Abſicht auf die Muſik der Griechen begegnet, deren Toͤne wir nicht mehr kennen, ob gleich ihre Schriften von der Tonkunſt in unſern Haͤnden ſind. Allein, wenn man bedenkt, wie feine Abmeſſungen der Laͤngen, Gewichte, und vorzuͤglich der ſpannenden Kraͤfte zu einer ſo wichtigen Beſtimmung gehoͤren, und welch eine Menge Umſtaͤnde dieſe Abmeſſungen in der Ausuͤbung unſicher machen, ſo wird man zu dieſem Vorſchlage nicht viel Vertrauen faſſen koͤnnen. Sauveurs fixer Ton wuͤrde, ſoviel ſich aus Eulers Schaͤtzung ſchließen laͤßt, etwas hoͤher, als unſer Contra-A ſeyn (welchem 98 Schwingungen zukommen, wenn a deren 392 hat), und alſo nicht einmal unter den in unſerer Muſik gebraͤuchlichen Toͤnen vorkommen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0387" xml:id="P.4.377" n="377"/><lb/> daß alſo eine Saite von 2 1/2 rheinl. Fuß Laͤnge, wenn ſie durch ihr 10000faches Gewicht geſpannt wird, in jeder Serunde 3,1415· √(3,1661/2,5) = 353 1/2 Schwingungen machen muß.</p> <p>Die Tonkuͤnſtler bezeichnen die in unſerer Muſik brauchbaren Toͤne mit Buchſtaben. <hi rendition="#b">Euler</hi> fand durch Schaͤtzung, daß demjenigen, dem ſie den Namen a beylegen, ohngefaͤhr 392 Schwingungen auf die Secunde zukommen. Weil nun nach dem, was in der Folge gelehrt werden ſoll, der Ton <hi rendition="#aq">a</hi> zu <hi rendition="#aq">C</hi> im Verhaͤltniſſe 10 : 3 ſtehen muß, ſo wuͤrde hieraus folgen, daß dem Tone <hi rendition="#aq">C,</hi> 3. 39, 2=117 3/5 Schwingungen in der Secunde zugehoͤrten. Inzwiſchen laͤßt ſich dies nicht in der groͤßten Strenge nehmen, und an einem andern Orte (Briefe an eine deutſche Prinzeſſin, 3ter Brief) legt <hi rendition="#b">Euler</hi> dem <hi rendition="#aq">C</hi> ohngefaͤhr 100 Schwingungen in der Secunde bey.</p> </div> <div n="3"> <head>Sauveur</head><lb/> <p>(<hi rendition="#aq">Syſtéme general des intervalles des ſons,</hi> in den <hi rendition="#aq">Mém. de l'acad. de Paris, 1701. p. 297.</hi>) ſchlug vor, denjenigen Ton, welcher 100 Schwingungen in einer Secunde macht, zum <hi rendition="#b">fixen Tone</hi> anzunehmen, um dadurch ein abſolutes Tonmaaß auf die Nachwelt zu bringen, und das zu verhuͤten, was uns in Abſicht auf die Muſik der Griechen begegnet, deren Toͤne wir nicht mehr kennen, ob gleich ihre Schriften von der Tonkunſt in unſern Haͤnden ſind. Allein, wenn man bedenkt, wie feine Abmeſſungen der Laͤngen, Gewichte, und vorzuͤglich der ſpannenden Kraͤfte zu einer ſo wichtigen Beſtimmung gehoͤren, und welch eine Menge Umſtaͤnde dieſe Abmeſſungen in der Ausuͤbung unſicher machen, ſo wird man zu dieſem Vorſchlage nicht viel Vertrauen faſſen koͤnnen. <hi rendition="#b">Sauveurs</hi> fixer Ton wuͤrde, ſoviel ſich aus Eulers Schaͤtzung ſchließen laͤßt, etwas hoͤher, als unſer Contra-<hi rendition="#aq">A</hi> ſeyn (welchem 98 Schwingungen zukommen, wenn <hi rendition="#aq">a</hi> deren 392 hat), und alſo nicht einmal unter den in unſerer Muſik gebraͤuchlichen Toͤnen vorkommen.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [377/0387]
daß alſo eine Saite von 2 1/2 rheinl. Fuß Laͤnge, wenn ſie durch ihr 10000faches Gewicht geſpannt wird, in jeder Serunde 3,1415· √(3,1661/2,5) = 353 1/2 Schwingungen machen muß.
Die Tonkuͤnſtler bezeichnen die in unſerer Muſik brauchbaren Toͤne mit Buchſtaben. Euler fand durch Schaͤtzung, daß demjenigen, dem ſie den Namen a beylegen, ohngefaͤhr 392 Schwingungen auf die Secunde zukommen. Weil nun nach dem, was in der Folge gelehrt werden ſoll, der Ton a zu C im Verhaͤltniſſe 10 : 3 ſtehen muß, ſo wuͤrde hieraus folgen, daß dem Tone C, 3. 39, 2=117 3/5 Schwingungen in der Secunde zugehoͤrten. Inzwiſchen laͤßt ſich dies nicht in der groͤßten Strenge nehmen, und an einem andern Orte (Briefe an eine deutſche Prinzeſſin, 3ter Brief) legt Euler dem C ohngefaͤhr 100 Schwingungen in der Secunde bey.
Sauveur
(Syſtéme general des intervalles des ſons, in den Mém. de l'acad. de Paris, 1701. p. 297.) ſchlug vor, denjenigen Ton, welcher 100 Schwingungen in einer Secunde macht, zum fixen Tone anzunehmen, um dadurch ein abſolutes Tonmaaß auf die Nachwelt zu bringen, und das zu verhuͤten, was uns in Abſicht auf die Muſik der Griechen begegnet, deren Toͤne wir nicht mehr kennen, ob gleich ihre Schriften von der Tonkunſt in unſern Haͤnden ſind. Allein, wenn man bedenkt, wie feine Abmeſſungen der Laͤngen, Gewichte, und vorzuͤglich der ſpannenden Kraͤfte zu einer ſo wichtigen Beſtimmung gehoͤren, und welch eine Menge Umſtaͤnde dieſe Abmeſſungen in der Ausuͤbung unſicher machen, ſo wird man zu dieſem Vorſchlage nicht viel Vertrauen faſſen koͤnnen. Sauveurs fixer Ton wuͤrde, ſoviel ſich aus Eulers Schaͤtzung ſchließen laͤßt, etwas hoͤher, als unſer Contra-A ſeyn (welchem 98 Schwingungen zukommen, wenn a deren 392 hat), und alſo nicht einmal unter den in unſerer Muſik gebraͤuchlichen Toͤnen vorkommen.
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