Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Die ersten Ueberschläge über die muthmaßliche wahre Bahn des Uranus machten die Herren Bode, Lexell (Recherche sur la nouvelle planete, decouverte par Mr. Herschel. a St. Petersb. 1784. 4.), Hennert (in Bode astron. Jahrb. für 1786. S. 223.), Mechain (ebend. S. 231. u. f.). Hiebey leisten die Angaben von Flamstead, Mayer und le Monnier die Dienste älterer Beobachtungen. Daraus hat nun neuerlich Herr de Lambre (s. Götting. Anzeig. 1789. 199. Stück ingl. Gothaische gelehrte Zeit. 1789. Beyl. zum 101. St.) Elemente der Bahn des Uranus, jedoch ohne Rücksicht auf die Perturbationen durch Inpiter und Saturn, berechnet, welche von de la Lande nach Göttingen und von da aus an Herrn von Zach übersendet wurden, nach dessen ausführlicher Berechnung sie für alle Oppositionen des Uranus mit der Sonne von 1781 bis 1788 sehr gut zutreffen, und nicht über 27 Sec., für die von 1789 aber um 55 1/2 Sec. abweichen, woraus Herr von Zach schließt, daß sie unter den bisherigen die genausten sind, aber wegen der Störungen durch Jupiter und Saturn bald einer neuen Verbesserung bedürfen möchten. Diesen Entdeckungen zufolge ist Uranus, von der Sonne aus gerechnet, der siebente und äußerste Planet, dessen Bahn alle übrigen umschließt. Die Bahn selbst ist, wie alle Planetenbahnen, elliptisch und ihre Ebene macht mit der Ebene der Erdbahn einen Winkel von 46' 16". Ihre Eccentricität scheint nur gering |zu seyn. De Lambre setzt sie nur 0,0466837 der halben großen Axe, daß sich also der größte Abstand des Uranus von der Sonne zum kleinsten fast, wie 105 zu 95, oder wie 21 zu 19 verhalten würde. Im mittlern Abstande ist dieser Planet von der
Die erſten Ueberſchlaͤge uͤber die muthmaßliche wahre Bahn des Uranus machten die Herren Bode, Lexell (Recherche ſur la nouvelle planète, decouverte par Mr. Herſchel. à St. Petersb. 1784. 4.), Hennert (in Bode aſtron. Jahrb. fuͤr 1786. S. 223.), Mechain (ebend. S. 231. u. f.). Hiebey leiſten die Angaben von Flamſtead, Mayer und le Monnier die Dienſte aͤlterer Beobachtungen. Daraus hat nun neuerlich Herr de Lambre (ſ. Goͤtting. Anzeig. 1789. 199. Stuͤck ingl. Gothaiſche gelehrte Zeit. 1789. Beyl. zum 101. St.) Elemente der Bahn des Uranus, jedoch ohne Ruͤckſicht auf die Perturbationen durch Inpiter und Saturn, berechnet, welche von de la Lande nach Goͤttingen und von da aus an Herrn von Zach uͤberſendet wurden, nach deſſen ausfuͤhrlicher Berechnung ſie fuͤr alle Oppoſitionen des Uranus mit der Sonne von 1781 bis 1788 ſehr gut zutreffen, und nicht uͤber 27 Sec., fuͤr die von 1789 aber um 55 1/2 Sec. abweichen, woraus Herr von Zach ſchließt, daß ſie unter den bisherigen die genauſten ſind, aber wegen der Stoͤrungen durch Jupiter und Saturn bald einer neuen Verbeſſerung beduͤrfen moͤchten. Dieſen Entdeckungen zufolge iſt Uranus, von der Sonne aus gerechnet, der ſiebente und aͤußerſte Planet, deſſen Bahn alle uͤbrigen umſchließt. Die Bahn ſelbſt iſt, wie alle Planetenbahnen, elliptiſch und ihre Ebene macht mit der Ebene der Erdbahn einen Winkel von 46′ 16″. Ihre Eccentricitaͤt ſcheint nur gering |zu ſeyn. De Lambre ſetzt ſie nur 0,0466837 der halben großen Axe, daß ſich alſo der groͤßte Abſtand des Uranus von der Sonne zum kleinſten faſt, wie 105 zu 95, oder wie 21 zu 19 verhalten wuͤrde. Im mittlern Abſtande iſt dieſer Planet von der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0432" xml:id="P.4.422" n="422"/><lb/> leicht erhalten. Der Name <hi rendition="#b">Herſchels Planet,</hi> deſſen ſich die franzoͤſiſchen Schriftſteller bedienen, weil er in den <hi rendition="#aq">Mémoires</hi> fuͤr 1779 (welche 1782 erſchienen) gebraucht worden iſt, war freylich der erſte, der ſich in der Eil darbot. Herr <hi rendition="#b">Lichtenberg</hi> ſchlug im Scherz den Namen der aus der Welt entflohenen <hi rendition="#b">Aſtraͤa; Poinſinet de Sivry</hi> den der <hi rendition="#b">Cybele</hi> oder <hi rendition="#b">Cybelle, Proſperin</hi> den des <hi rendition="#b">Neptuns</hi> vor.</p> <p>Die erſten Ueberſchlaͤge uͤber die muthmaßliche wahre Bahn des Uranus machten die Herren <hi rendition="#b">Bode, Lexell</hi> (<hi rendition="#aq">Recherche ſur la nouvelle planète, decouverte par Mr. <hi rendition="#i">Herſchel.</hi> à St. Petersb. 1784. 4.</hi>), <hi rendition="#b">Hennert</hi> (in <hi rendition="#b">Bode</hi> aſtron. Jahrb. fuͤr 1786. S. 223.), <hi rendition="#b">Mechain</hi> (ebend. S. 231. u. f.). Hiebey leiſten die Angaben von Flamſtead, Mayer und le Monnier die Dienſte aͤlterer Beobachtungen. Daraus hat nun neuerlich Herr <hi rendition="#b">de Lambre</hi> (ſ. Goͤtting. Anzeig. 1789. 199. Stuͤck ingl. Gothaiſche gelehrte Zeit. 1789. Beyl. zum 101. St.) Elemente der Bahn des Uranus, jedoch ohne Ruͤckſicht auf die Perturbationen durch Inpiter und Saturn, berechnet, welche von <hi rendition="#b">de la Lande</hi> nach Goͤttingen und von da aus an Herrn <hi rendition="#b">von Zach</hi> uͤberſendet wurden, nach deſſen ausfuͤhrlicher Berechnung ſie fuͤr alle Oppoſitionen des Uranus mit der Sonne von 1781 bis 1788 ſehr gut zutreffen, und nicht uͤber 27 Sec., fuͤr die von 1789 aber um 55 1/2 Sec. abweichen, woraus Herr <hi rendition="#b">von Zach</hi> ſchließt, daß ſie unter den bisherigen die genauſten ſind, aber wegen der Stoͤrungen durch Jupiter und Saturn bald einer neuen Verbeſſerung beduͤrfen moͤchten.</p> <p>Dieſen Entdeckungen zufolge iſt <hi rendition="#b">Uranus,</hi> von der Sonne aus gerechnet, der ſiebente und aͤußerſte Planet, deſſen Bahn alle uͤbrigen umſchließt. Die Bahn ſelbſt iſt, wie alle Planetenbahnen, elliptiſch und ihre Ebene macht mit der Ebene der Erdbahn einen Winkel von 46′ 16″.</p> <p>Ihre Eccentricitaͤt ſcheint nur gering |zu ſeyn. <hi rendition="#b">De Lambre</hi> ſetzt ſie nur 0,0466837 der halben großen Axe, daß ſich alſo der groͤßte Abſtand des Uranus von der Sonne zum kleinſten faſt, wie 105 zu 95, oder wie 21 zu 19 verhalten wuͤrde. Im mittlern Abſtande iſt dieſer Planet von der<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [422/0432]
leicht erhalten. Der Name Herſchels Planet, deſſen ſich die franzoͤſiſchen Schriftſteller bedienen, weil er in den Mémoires fuͤr 1779 (welche 1782 erſchienen) gebraucht worden iſt, war freylich der erſte, der ſich in der Eil darbot. Herr Lichtenberg ſchlug im Scherz den Namen der aus der Welt entflohenen Aſtraͤa; Poinſinet de Sivry den der Cybele oder Cybelle, Proſperin den des Neptuns vor.
Die erſten Ueberſchlaͤge uͤber die muthmaßliche wahre Bahn des Uranus machten die Herren Bode, Lexell (Recherche ſur la nouvelle planète, decouverte par Mr. Herſchel. à St. Petersb. 1784. 4.), Hennert (in Bode aſtron. Jahrb. fuͤr 1786. S. 223.), Mechain (ebend. S. 231. u. f.). Hiebey leiſten die Angaben von Flamſtead, Mayer und le Monnier die Dienſte aͤlterer Beobachtungen. Daraus hat nun neuerlich Herr de Lambre (ſ. Goͤtting. Anzeig. 1789. 199. Stuͤck ingl. Gothaiſche gelehrte Zeit. 1789. Beyl. zum 101. St.) Elemente der Bahn des Uranus, jedoch ohne Ruͤckſicht auf die Perturbationen durch Inpiter und Saturn, berechnet, welche von de la Lande nach Goͤttingen und von da aus an Herrn von Zach uͤberſendet wurden, nach deſſen ausfuͤhrlicher Berechnung ſie fuͤr alle Oppoſitionen des Uranus mit der Sonne von 1781 bis 1788 ſehr gut zutreffen, und nicht uͤber 27 Sec., fuͤr die von 1789 aber um 55 1/2 Sec. abweichen, woraus Herr von Zach ſchließt, daß ſie unter den bisherigen die genauſten ſind, aber wegen der Stoͤrungen durch Jupiter und Saturn bald einer neuen Verbeſſerung beduͤrfen moͤchten.
Dieſen Entdeckungen zufolge iſt Uranus, von der Sonne aus gerechnet, der ſiebente und aͤußerſte Planet, deſſen Bahn alle uͤbrigen umſchließt. Die Bahn ſelbſt iſt, wie alle Planetenbahnen, elliptiſch und ihre Ebene macht mit der Ebene der Erdbahn einen Winkel von 46′ 16″.
Ihre Eccentricitaͤt ſcheint nur gering |zu ſeyn. De Lambre ſetzt ſie nur 0,0466837 der halben großen Axe, daß ſich alſo der groͤßte Abſtand des Uranus von der Sonne zum kleinſten faſt, wie 105 zu 95, oder wie 21 zu 19 verhalten wuͤrde. Im mittlern Abſtande iſt dieſer Planet von der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |