Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.Herrn de Lüc Theorie des Feuers ist an einer andern Stelle (Th. II. S. 225.) umständlicher vorgetragen worden. Ich bemerke hier nur, daß dieser Gelehrte die Wärme bey der Verbrennung als Wirkung des unzersetzten Feuers, das Leuchten als Wirkung des zersetzten betrachtet. Er nimmt zweyerley Arten des Verbrennens an. Bey der ersten, wobey die dephlogistisirte Luft nicht zerstört wird, kömmt die Wärme blos von dem im brennbaren Körper enthaltenen Feuer her, und es geht an die Stelle der verwendeten reinen Luft nur dasjenige über, was sonst in die Zusammensetzung der brennbaren Luft kömmt, und vielleicht das Phlogiston ist. Dieses bildet fixe Luft. Auf diese Art geschieht das Verbrennen der Kohle. Eine zweyte Art der Verbrennung aber entsteht, wenn so viel Wärme vorhanden ist, daß das aus dem Körper entbundene in Gestalt der brennbaren Luft, bis zum 650sten fahrenheitischen Grade (chaleur brulante) erhitzt, die reine Luft erreicht. In diesem Falle entzünden und zersetzen sich beyde Luftarten bey ihrer Berührung. Sie verwandeln sich in einen mit freyem Feuer überladnen Wasserdampf, oder die Flamme, deren große Hitze von der Menge des plötzlich befreyten Feuers, und ihr Licht von der Zersetzung eines Theils desselben herrührt. So brennen der Phosphorus, der Dacht der Argandischen Lampe u. dergl. mit weit größerer Hitze, die nicht aus dem entzündlichen Körper allein, sondern zugleich aus der Luft herkömmt. Die gemeinen Flammenfeuer halten das Mittel zwischen beyden Arten, und jede Verbrennung ist desto vollkommner, je mehr sie sich der zweyten Art nähert. Herr D. Gren sieht das Phlogiston als eine aus Licht und Wärmestof zusammengesetzte Substanz an, die mit den verbrennlichen Körpern chymisch vereiniget ist, und für welche die reine oder respirable Luft ein Auflösungsmittel abgiebt. Durch hinlängliche Erhitzung wird der Zusammenhang des Phlogistons mit den übrigen Bestandtheilen des Körpers geschwächt, und es erfolgt eine Auflösung desselben in der reinen Luft. Da diese mit Zersetzung begleitet ist, so zeigen sich beyde Bestandtheile des Phlogistons, Licht Herrn de Luͤc Theorie des Feuers iſt an einer andern Stelle (Th. II. S. 225.) umſtaͤndlicher vorgetragen worden. Ich bemerke hier nur, daß dieſer Gelehrte die Waͤrme bey der Verbrennung als Wirkung des unzerſetzten Feuers, das Leuchten als Wirkung des zerſetzten betrachtet. Er nimmt zweyerley Arten des Verbrennens an. Bey der erſten, wobey die dephlogiſtiſirte Luft nicht zerſtoͤrt wird, koͤmmt die Waͤrme blos von dem im brennbaren Koͤrper enthaltenen Feuer her, und es geht an die Stelle der verwendeten reinen Luft nur dasjenige uͤber, was ſonſt in die Zuſammenſetzung der brennbaren Luft koͤmmt, und vielleicht das Phlogiſton iſt. Dieſes bildet fixe Luft. Auf dieſe Art geſchieht das Verbrennen der Kohle. Eine zweyte Art der Verbrennung aber entſteht, wenn ſo viel Waͤrme vorhanden iſt, daß das aus dem Koͤrper entbundene in Geſtalt der brennbaren Luft, bis zum 650ſten fahrenheitiſchen Grade (chaleur brúlante) erhitzt, die reine Luft erreicht. In dieſem Falle entzuͤnden und zerſetzen ſich beyde Luftarten bey ihrer Beruͤhrung. Sie verwandeln ſich in einen mit freyem Feuer uͤberladnen Waſſerdampf, oder die Flamme, deren große Hitze von der Menge des ploͤtzlich befreyten Feuers, und ihr Licht von der Zerſetzung eines Theils deſſelben herruͤhrt. So brennen der Phosphorus, der Dacht der Argandiſchen Lampe u. dergl. mit weit groͤßerer Hitze, die nicht aus dem entzuͤndlichen Koͤrper allein, ſondern zugleich aus der Luft herkoͤmmt. Die gemeinen Flammenfeuer halten das Mittel zwiſchen beyden Arten, und jede Verbrennung iſt deſto vollkommner, je mehr ſie ſich der zweyten Art naͤhert. Herr D. Gren ſieht das Phlogiſton als eine aus Licht und Waͤrmeſtof zuſammengeſetzte Subſtanz an, die mit den verbrennlichen Koͤrpern chymiſch vereiniget iſt, und fuͤr welche die reine oder reſpirable Luft ein Aufloͤſungsmittel abgiebt. Durch hinlaͤngliche Erhitzung wird der Zuſammenhang des Phlogiſtons mit den uͤbrigen Beſtandtheilen des Koͤrpers geſchwaͤcht, und es erfolgt eine Aufloͤſung deſſelben in der reinen Luft. Da dieſe mit Zerſetzung begleitet iſt, ſo zeigen ſich beyde Beſtandtheile des Phlogiſtons, Licht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0457" xml:id="P.4.447" n="447"/><lb/> </p> <p>Herrn <hi rendition="#b">de Luͤc</hi> Theorie des Feuers iſt an einer andern Stelle (Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 225.) umſtaͤndlicher vorgetragen worden. Ich bemerke hier nur, daß dieſer Gelehrte die Waͤrme bey der Verbrennung als Wirkung des unzerſetzten Feuers, das Leuchten als Wirkung des zerſetzten betrachtet. Er nimmt zweyerley Arten des Verbrennens an. Bey der erſten, wobey die dephlogiſtiſirte Luft nicht zerſtoͤrt wird, koͤmmt die Waͤrme blos von dem im brennbaren Koͤrper enthaltenen Feuer her, und es geht an die Stelle der verwendeten reinen Luft nur dasjenige uͤber, was ſonſt in die Zuſammenſetzung der brennbaren Luft koͤmmt, und vielleicht das <hi rendition="#b">Phlogiſton</hi> iſt. 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Herrn de Luͤc Theorie des Feuers iſt an einer andern Stelle (Th. II. S. 225.) umſtaͤndlicher vorgetragen worden. Ich bemerke hier nur, daß dieſer Gelehrte die Waͤrme bey der Verbrennung als Wirkung des unzerſetzten Feuers, das Leuchten als Wirkung des zerſetzten betrachtet. Er nimmt zweyerley Arten des Verbrennens an. Bey der erſten, wobey die dephlogiſtiſirte Luft nicht zerſtoͤrt wird, koͤmmt die Waͤrme blos von dem im brennbaren Koͤrper enthaltenen Feuer her, und es geht an die Stelle der verwendeten reinen Luft nur dasjenige uͤber, was ſonſt in die Zuſammenſetzung der brennbaren Luft koͤmmt, und vielleicht das Phlogiſton iſt. Dieſes bildet fixe Luft. Auf dieſe Art geſchieht das Verbrennen der Kohle. Eine zweyte Art der Verbrennung aber entſteht, wenn ſo viel Waͤrme vorhanden iſt, daß das aus dem Koͤrper entbundene in Geſtalt der brennbaren Luft, bis zum 650ſten fahrenheitiſchen Grade (chaleur brúlante) erhitzt, die reine Luft erreicht. In dieſem Falle entzuͤnden und zerſetzen ſich beyde Luftarten bey ihrer Beruͤhrung. Sie verwandeln ſich in einen mit freyem Feuer uͤberladnen Waſſerdampf, oder die Flamme, deren große Hitze von der Menge des ploͤtzlich befreyten Feuers, und ihr Licht von der Zerſetzung eines Theils deſſelben herruͤhrt. So brennen der Phosphorus, der Dacht der Argandiſchen Lampe u. dergl. mit weit groͤßerer Hitze, die nicht aus dem entzuͤndlichen Koͤrper allein, ſondern zugleich aus der Luft herkoͤmmt. Die gemeinen Flammenfeuer halten das Mittel zwiſchen beyden Arten, und jede Verbrennung iſt deſto vollkommner, je mehr ſie ſich der zweyten Art naͤhert.
Herr D. Gren ſieht das Phlogiſton als eine aus Licht und Waͤrmeſtof zuſammengeſetzte Subſtanz an, die mit den verbrennlichen Koͤrpern chymiſch vereiniget iſt, und fuͤr welche die reine oder reſpirable Luft ein Aufloͤſungsmittel abgiebt. Durch hinlaͤngliche Erhitzung wird der Zuſammenhang des Phlogiſtons mit den uͤbrigen Beſtandtheilen des Koͤrpers geſchwaͤcht, und es erfolgt eine Aufloͤſung deſſelben in der reinen Luft. Da dieſe mit Zerſetzung begleitet iſt, ſo zeigen ſich beyde Beſtandtheile des Phlogiſtons, Licht
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