Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.Gren systematisches Handbuch der Chemie, I. Theil §. 595. u. f. Vergrößerung, Amplificatio, Amplification. Die Wirkung optischer Werkzeuge, insbesondere der Fernröhre und Mikroskope, durch welche dieselben Dinge, die dem bloßen Auge unter einem kleinern Sehewinkel erscheinen, dem mit diesen Werkzeugen versehenen oder bewafneten Auge unter einem größern Sehewinkel darstellen. Man drückt die Größe dieser Wirkung ganz natürlich durch das Verhältniß beyder Sehewinkel aus, dessen Exponent alsdann die Vergrößerungszahl genannt wird. So sagt man, die Vergrößerung sey zehnfach, wenn der Gegenstand durchs Fernrohr unter einem zehnmal größern Sehewinkel erscheint, als wenn man ihn mit dem bloßen Auge betrachtet. Die Größe des Sehewinkels, unter welchem Gegenstände dem bloßen Auge erscheinen, häng- von der Entfernung ab, aus der man sie betrachtet. Will man also die Sehewinkel fürs bloße Auge als unveränderliche Größen ansehen, und mit den Sehewinkeln fürs bewafnete Auge vergleichen, so muß man einen bestimmten Ort, wo das Auge stehen soll, festsetzen. Jede Angabe der Vergrößerung eines optischen Werkzeugs supponirt eine solche bestimmte Stelle des bloßen Auges, aus welcher dasselbe den Gegenstand betrachten müßte, wenn er unter dem natürlichen unvergrößerten Sehewinkel erscheinen sollte. Bey den Fernröhren, welche zu Betrachtung sehr weit entlegner Dinge dienen, nimmt man den unvergrößerten Sehewinkel so an, wie er sich darstellen würde, wenn das bloße Auge an der Stelle des letzten Glases (des Objectivglases) stünde. Man stellt sich gleichsam das ganze Fernrohr, als eine Verlängerung des Auges selbst vor, und setzt des Letztern Grenze an das Ende des Erstern. Ist nemlich des Gegenstand unendlich entlegen, so erscheint er dem bloßen Auge unter einerley Sehewinkel, es mag ihn aus dem ersten oder aus dem letzten Ende des Fernrohrs betrachten. Gren ſyſtematiſches Handbuch der Chemie, I. Theil §. 595. u. f. Vergroͤßerung, Amplificatio, Amplification. Die Wirkung optiſcher Werkzeuge, insbeſondere der Fernroͤhre und Mikroſkope, durch welche dieſelben Dinge, die dem bloßen Auge unter einem kleinern Sehewinkel erſcheinen, dem mit dieſen Werkzeugen verſehenen oder bewafneten Auge unter einem groͤßern Sehewinkel darſtellen. Man druͤckt die Groͤße dieſer Wirkung ganz natuͤrlich durch das Verhaͤltniß beyder Sehewinkel aus, deſſen Exponent alsdann die Vergroͤßerungszahl genannt wird. So ſagt man, die Vergroͤßerung ſey zehnfach, wenn der Gegenſtand durchs Fernrohr unter einem zehnmal groͤßern Sehewinkel erſcheint, als wenn man ihn mit dem bloßen Auge betrachtet. Die Groͤße des Sehewinkels, unter welchem Gegenſtaͤnde dem bloßen Auge erſcheinen, haͤng- von der Entfernung ab, aus der man ſie betrachtet. Will man alſo die Sehewinkel fuͤrs bloße Auge als unveraͤnderliche Groͤßen anſehen, und mit den Sehewinkeln fuͤrs bewafnete Auge vergleichen, ſo muß man einen beſtimmten Ort, wo das Auge ſtehen ſoll, feſtſetzen. Jede Angabe der Vergroͤßerung eines optiſchen Werkzeugs ſupponirt eine ſolche beſtimmte Stelle des bloßen Auges, aus welcher daſſelbe den Gegenſtand betrachten muͤßte, wenn er unter dem natuͤrlichen unvergroͤßerten Sehewinkel erſcheinen ſollte. Bey den Fernroͤhren, welche zu Betrachtung ſehr weit entlegner Dinge dienen, nimmt man den unvergroͤßerten Sehewinkel ſo an, wie er ſich darſtellen wuͤrde, wenn das bloße Auge an der Stelle des letzten Glaſes (des Objectivglaſes) ſtuͤnde. Man ſtellt ſich gleichſam das ganze Fernrohr, als eine Verlaͤngerung des Auges ſelbſt vor, und ſetzt des Letztern Grenze an das Ende des Erſtern. Iſt nemlich des Gegenſtand unendlich entlegen, ſo erſcheint er dem bloßen Auge unter einerley Sehewinkel, es mag ihn aus dem erſten oder aus dem letzten Ende des Fernrohrs betrachten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0463" xml:id="P.4.453" n="453"/><lb/> </p> <p>Gren ſyſtematiſches Handbuch der Chemie, <hi rendition="#aq">I.</hi> Theil §. 595. u. f.</p> </div> <div n="3"> <head>Vergroͤßerung, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Amplificatio</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Amplification</hi></foreign></name>.</head><lb/> <p>Die Wirkung optiſcher Werkzeuge, insbeſondere der Fernroͤhre und Mikroſkope, durch welche dieſelben Dinge, die dem bloßen Auge unter einem kleinern Sehewinkel erſcheinen, dem mit dieſen Werkzeugen verſehenen oder <hi rendition="#b">bewafneten</hi> Auge unter einem groͤßern Sehewinkel darſtellen. 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Gren ſyſtematiſches Handbuch der Chemie, I. Theil §. 595. u. f.
Vergroͤßerung, Amplificatio, Amplification.
Die Wirkung optiſcher Werkzeuge, insbeſondere der Fernroͤhre und Mikroſkope, durch welche dieſelben Dinge, die dem bloßen Auge unter einem kleinern Sehewinkel erſcheinen, dem mit dieſen Werkzeugen verſehenen oder bewafneten Auge unter einem groͤßern Sehewinkel darſtellen. Man druͤckt die Groͤße dieſer Wirkung ganz natuͤrlich durch das Verhaͤltniß beyder Sehewinkel aus, deſſen Exponent alsdann die Vergroͤßerungszahl genannt wird. So ſagt man, die Vergroͤßerung ſey zehnfach, wenn der Gegenſtand durchs Fernrohr unter einem zehnmal groͤßern Sehewinkel erſcheint, als wenn man ihn mit dem bloßen Auge betrachtet.
Die Groͤße des Sehewinkels, unter welchem Gegenſtaͤnde dem bloßen Auge erſcheinen, haͤng- von der Entfernung ab, aus der man ſie betrachtet. Will man alſo die Sehewinkel fuͤrs bloße Auge als unveraͤnderliche Groͤßen anſehen, und mit den Sehewinkeln fuͤrs bewafnete Auge vergleichen, ſo muß man einen beſtimmten Ort, wo das Auge ſtehen ſoll, feſtſetzen. Jede Angabe der Vergroͤßerung eines optiſchen Werkzeugs ſupponirt eine ſolche beſtimmte Stelle des bloßen Auges, aus welcher daſſelbe den Gegenſtand betrachten muͤßte, wenn er unter dem natuͤrlichen unvergroͤßerten Sehewinkel erſcheinen ſollte.
Bey den Fernroͤhren, welche zu Betrachtung ſehr weit entlegner Dinge dienen, nimmt man den unvergroͤßerten Sehewinkel ſo an, wie er ſich darſtellen wuͤrde, wenn das bloße Auge an der Stelle des letzten Glaſes (des Objectivglaſes) ſtuͤnde. Man ſtellt ſich gleichſam das ganze Fernrohr, als eine Verlaͤngerung des Auges ſelbſt vor, und ſetzt des Letztern Grenze an das Ende des Erſtern. Iſt nemlich des Gegenſtand unendlich entlegen, ſo erſcheint er dem bloßen Auge unter einerley Sehewinkel, es mag ihn aus dem erſten oder aus dem letzten Ende des Fernrohrs betrachten.
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