Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Zur ersten gehören diejenigen, welche sonst Feuertheile zu den Kalken hinzutreten ließen, wie Boyle, Becher, Urban Hiärne, Homberg, Lemery. J. F. Meyer setzte an die Stelle der Feuertheile sein Kaustikum oder Acidum pingue. Unter den Neuern haben J. G. Gmelin (Comm. Petrop. To. V. p. 263.), Wiegleb (Handbuch der allgem. Chemie, Th. I. §. 363.), Weigel (Chemisch. mineralog. Beobachtungen, Th. I. S. 38. Th. II. S. 4. u. f.), Bergmann (De praecipitatis metall. in Opusc. Vol. II. p. 394.) diese Meinung unter gewissen Modificationen angenommen, daß sie z. B. statt der Feuertheile Wärmestof setzen. Die zweyte Classe machen diejenigen aus, welche bey der Calcination einen Beytritt der Luft oder luftförmiger Stoffe überhaupt zu den Kalken annehmen. Diese Meinung äußerte schon Rey (Essais sur la recherche de la cause pour la quelle l'Estain et le Plomb augmentent de poids, quand on les calcine. a Bazas, 1630. 8.); sie ist aber erst durch Hales und Priestley's Entdeckungen mehr in Aufnahme gekommen, nachdem man fand, daß die Metallkalke wirklich eine Menge Materie in sich halten, welche bey ihrer Reduction mit Aufbrausen in Luftgestalt, oder als eine Gasart, davon geht. Seitdem haben die meisten neuern Chymiker angenommen, daß die Metalle beym Verkalken Luft einsaugen, und dadurch ihre Gewichtszunahme erhalten. Priestley hielt diesen eingesognen Theil für Luftsäure, oder fixe Luft, weil sich fast bey allen Reductionen dergleichen in Menge entbindet; aber die Versuche der Herren Lavoisier und Bayen haben es wahrscheinlicher gemacht, daß den Metallkalken ein Antheil von reiner dephlogistisirter Luft aus der Atmosphäre beytrete, s. Kalke, merallische (Th. II. S. 735. u. f.).
Zur erſten gehoͤren diejenigen, welche ſonſt Feuertheile zu den Kalken hinzutreten ließen, wie Boyle, Becher, Urban Hiaͤrne, Homberg, Lemery. J. F. Meyer ſetzte an die Stelle der Feuertheile ſein Kauſtikum oder Acidum pingue. Unter den Neuern haben J. G. Gmelin (Comm. Petrop. To. V. p. 263.), Wiegleb (Handbuch der allgem. Chemie, Th. I. §. 363.), Weigel (Chemiſch. mineralog. Beobachtungen, Th. I. S. 38. Th. II. S. 4. u. f.), Bergmann (De praecipitatis metall. in Opuſc. Vol. II. p. 394.) dieſe Meinung unter gewiſſen Modificationen angenommen, daß ſie z. B. ſtatt der Feuertheile Waͤrmeſtof ſetzen. Die zweyte Claſſe machen diejenigen aus, welche bey der Calcination einen Beytritt der Luft oder luftfoͤrmiger Stoffe uͤberhaupt zu den Kalken annehmen. Dieſe Meinung aͤußerte ſchon Rey (Eſſais ſur la recherche de la cauſe pour la quelle l'Eſtain et le Plomb augmentent de poids, quand on les calcine. à Bazas, 1630. 8.); ſie iſt aber erſt durch Hales und Prieſtley's Entdeckungen mehr in Aufnahme gekommen, nachdem man fand, daß die Metallkalke wirklich eine Menge Materie in ſich halten, welche bey ihrer Reduction mit Aufbrauſen in Luftgeſtalt, oder als eine Gasart, davon geht. Seitdem haben die meiſten neuern Chymiker angenommen, daß die Metalle beym Verkalken Luft einſaugen, und dadurch ihre Gewichtszunahme erhalten. Prieſtley hielt dieſen eingeſognen Theil fuͤr Luftſaͤure, oder fixe Luft, weil ſich faſt bey allen Reductionen dergleichen in Menge entbindet; aber die Verſuche der Herren Lavoiſier und Bayen haben es wahrſcheinlicher gemacht, daß den Metallkalken ein Antheil von reiner dephlogiſtiſirter Luft aus der Atmoſphaͤre beytrete, ſ. Kalke, meralliſche (Th. II. S. 735. u. f.). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0468" xml:id="P.4.458" n="458"/><lb/> Phlogiſton; ſie muͤſſen alſo dagegen etwas anderes erhalten, das mehr Gewicht hat, als das verlohrne Brennbare, wenn ſich anders ihre Gewichtszunahme erklaͤren ſoll. Worinn nun dieſer Zuſatz beſtehe, daruͤber laſſen ſich die Meinungen auf vier Claſſen bringen.</p> <p>Zur erſten gehoͤren diejenigen, welche ſonſt Feuertheile zu den Kalken hinzutreten ließen, wie <hi rendition="#b">Boyle, Becher, Urban Hiaͤrne, Homberg, Lemery. J. F. Meyer</hi> ſetzte an die Stelle der Feuertheile ſein Kauſtikum oder <hi rendition="#aq">Acidum pingue.</hi> Unter den Neuern haben <hi rendition="#b">J. G. Gmelin</hi> (<hi rendition="#aq">Comm. Petrop. To. V. p. 263.</hi>), <hi rendition="#b">Wiegleb</hi> (Handbuch der allgem. Chemie, Th. <hi rendition="#aq">I. §. 363.</hi>), <hi rendition="#b">Weigel</hi> (Chemiſch. mineralog. Beobachtungen, Th. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 38. Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 4. u. f.), <hi rendition="#b">Bergmann</hi> (<hi rendition="#aq">De praecipitatis metall. in Opuſc. Vol. II. p. 394.</hi>) dieſe Meinung unter gewiſſen Modificationen angenommen, daß ſie z. B. ſtatt der Feuertheile Waͤrmeſtof ſetzen.</p> <p>Die zweyte Claſſe machen diejenigen aus, welche bey der Calcination einen Beytritt der Luft oder luftfoͤrmiger Stoffe uͤberhaupt zu den Kalken annehmen. Dieſe Meinung aͤußerte ſchon <hi rendition="#b">Rey</hi> (<hi rendition="#aq">Eſſais ſur la recherche de la cauſe pour la quelle l'Eſtain et le Plomb augmentent de poids, quand on les calcine. à Bazas, 1630. 8.</hi>); ſie iſt aber erſt durch <hi rendition="#b">Hales</hi> und <hi rendition="#b">Prieſtley's</hi> Entdeckungen mehr in Aufnahme gekommen, nachdem man fand, daß die Metallkalke wirklich eine Menge Materie in ſich halten, welche bey ihrer Reduction mit Aufbrauſen in Luftgeſtalt, oder als eine Gasart, davon geht. Seitdem haben die meiſten neuern Chymiker angenommen, daß die Metalle beym Verkalken Luft einſaugen, und dadurch ihre Gewichtszunahme erhalten. <hi rendition="#b">Prieſtley</hi> hielt dieſen eingeſognen Theil fuͤr Luftſaͤure, oder fixe Luft, weil ſich faſt bey allen Reductionen dergleichen in Menge entbindet; aber die Verſuche der Herren <hi rendition="#b">Lavoiſier</hi> und <hi rendition="#b">Bayen</hi> haben es wahrſcheinlicher gemacht, daß den Metallkalken ein Antheil von reiner dephlogiſtiſirter Luft aus der Atmoſphaͤre beytrete, <hi rendition="#b">ſ. Kalke, meralliſche</hi> (Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 735. u. f.).<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [458/0468]
Phlogiſton; ſie muͤſſen alſo dagegen etwas anderes erhalten, das mehr Gewicht hat, als das verlohrne Brennbare, wenn ſich anders ihre Gewichtszunahme erklaͤren ſoll. Worinn nun dieſer Zuſatz beſtehe, daruͤber laſſen ſich die Meinungen auf vier Claſſen bringen.
Zur erſten gehoͤren diejenigen, welche ſonſt Feuertheile zu den Kalken hinzutreten ließen, wie Boyle, Becher, Urban Hiaͤrne, Homberg, Lemery. J. F. Meyer ſetzte an die Stelle der Feuertheile ſein Kauſtikum oder Acidum pingue. Unter den Neuern haben J. G. Gmelin (Comm. Petrop. To. V. p. 263.), Wiegleb (Handbuch der allgem. Chemie, Th. I. §. 363.), Weigel (Chemiſch. mineralog. Beobachtungen, Th. I. S. 38. Th. II. S. 4. u. f.), Bergmann (De praecipitatis metall. in Opuſc. Vol. II. p. 394.) dieſe Meinung unter gewiſſen Modificationen angenommen, daß ſie z. B. ſtatt der Feuertheile Waͤrmeſtof ſetzen.
Die zweyte Claſſe machen diejenigen aus, welche bey der Calcination einen Beytritt der Luft oder luftfoͤrmiger Stoffe uͤberhaupt zu den Kalken annehmen. Dieſe Meinung aͤußerte ſchon Rey (Eſſais ſur la recherche de la cauſe pour la quelle l'Eſtain et le Plomb augmentent de poids, quand on les calcine. à Bazas, 1630. 8.); ſie iſt aber erſt durch Hales und Prieſtley's Entdeckungen mehr in Aufnahme gekommen, nachdem man fand, daß die Metallkalke wirklich eine Menge Materie in ſich halten, welche bey ihrer Reduction mit Aufbrauſen in Luftgeſtalt, oder als eine Gasart, davon geht. Seitdem haben die meiſten neuern Chymiker angenommen, daß die Metalle beym Verkalken Luft einſaugen, und dadurch ihre Gewichtszunahme erhalten. Prieſtley hielt dieſen eingeſognen Theil fuͤr Luftſaͤure, oder fixe Luft, weil ſich faſt bey allen Reductionen dergleichen in Menge entbindet; aber die Verſuche der Herren Lavoiſier und Bayen haben es wahrſcheinlicher gemacht, daß den Metallkalken ein Antheil von reiner dephlogiſtiſirter Luft aus der Atmoſphaͤre beytrete, ſ. Kalke, meralliſche (Th. II. S. 735. u. f.).
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