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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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bestimmte Raum eines Körpers heißt alsdann sein Volumen. So sagt man, ein Körper habe das Volumen eines Cubikzolls, wenn er so viel Raum einzunehmen scheint, als einem Würfel von 1 Zoll Seite zugehört, u. s. w.

Dieses Einnehmen oder Erfüllen des Raums ist jedoch bey allen Körpern nur Schein. Wirklich erfüllt ihre undurchdringliche Materie nur gewisse Theile dieses Raums, indem andere leer und für fremde Materien durchdringlich bleiben, s. Porosität, Zwischenräume. Es wird aber bey der Betrachtung des Volumens, welche blos geometrisch ist, auf die Menge dieser Zwischenräume gar nicht gesehen, sondern das Volumen so bestimmt, als ob es der Körper völlig erfüllte. Sind die Zwischenräume sehr klein, wie in den meisten Fällen, so scheint auch selbst dem Auge der Körper noch eben den Raum zu erfüllen, den er einnehmen würde, wenn er gar nicht mit Zwischenräumen durchbohrt wäre.

Die Vergleichung des Volumens mit dem Gewichte und der Masse der Körper führt auf die Begriffe von specifischem Gewicht und von Dichtigkeit, s. Schwere, specifische, Dichte. Gleichgroße Würfel von Bley und Holz haben einerley Volumen; aber eben darum, weil der bleyerne Würfel 11 mal mehr Gewicht und Masse, als der hölzerne hat, nennt man das Bley eine 11 mal schwerere und dichtere Materie, als das Holz.

Man erfährt die Volumina der Körper durch geometrische Abmessung. Ein eigner Theil der Meßkunst, die Stereometrie oder Körpermessung, giebt Regeln an, den Inbegrif der Körper von bestimmter Gestalt aus einer oder mehrern an ihnen gemessenen Linien zu berechnen. Diese Regeln werden doch oft in der Ausübung unsicher, weil die natürlichen Körper höchst selten die in der reinen Mathematik vorausgesetzte regelmäßige Gestalt haben. Daher bestimmt man in der Experimentalphysik sehr oft das Volumen der Körper lieber durch mechanische oder hydrostatische Methoden. Hat man sich z. B. versichert, daß ein rheinländischer Decimalcubikzoll Wasser 492 1/4 Gran


beſtimmte Raum eines Koͤrpers heißt alsdann ſein Volumen. So ſagt man, ein Koͤrper habe das Volumen eines Cubikzolls, wenn er ſo viel Raum einzunehmen ſcheint, als einem Wuͤrfel von 1 Zoll Seite zugehoͤrt, u. ſ. w.

Dieſes Einnehmen oder Erfuͤllen des Raums iſt jedoch bey allen Koͤrpern nur Schein. Wirklich erfuͤllt ihre undurchdringliche Materie nur gewiſſe Theile dieſes Raums, indem andere leer und fuͤr fremde Materien durchdringlich bleiben, ſ. Poroſitaͤt, Zwiſchenraͤume. Es wird aber bey der Betrachtung des Volumens, welche blos geometriſch iſt, auf die Menge dieſer Zwiſchenraͤume gar nicht geſehen, ſondern das Volumen ſo beſtimmt, als ob es der Koͤrper voͤllig erfuͤllte. Sind die Zwiſchenraͤume ſehr klein, wie in den meiſten Faͤllen, ſo ſcheint auch ſelbſt dem Auge der Koͤrper noch eben den Raum zu erfuͤllen, den er einnehmen wuͤrde, wenn er gar nicht mit Zwiſchenraͤumen durchbohrt waͤre.

Die Vergleichung des Volumens mit dem Gewichte und der Maſſe der Koͤrper fuͤhrt auf die Begriffe von ſpecifiſchem Gewicht und von Dichtigkeit, ſ. Schwere, ſpecifiſche, Dichte. Gleichgroße Wuͤrfel von Bley und Holz haben einerley Volumen; aber eben darum, weil der bleyerne Wuͤrfel 11 mal mehr Gewicht und Maſſe, als der hoͤlzerne hat, nennt man das Bley eine 11 mal ſchwerere und dichtere Materie, als das Holz.

Man erfaͤhrt die Volumina der Koͤrper durch geometriſche Abmeſſung. Ein eigner Theil der Meßkunſt, die Stereometrie oder Koͤrpermeſſung, giebt Regeln an, den Inbegrif der Koͤrper von beſtimmter Geſtalt aus einer oder mehrern an ihnen gemeſſenen Linien zu berechnen. Dieſe Regeln werden doch oft in der Ausuͤbung unſicher, weil die natuͤrlichen Koͤrper hoͤchſt ſelten die in der reinen Mathematik vorausgeſetzte regelmaͤßige Geſtalt haben. Daher beſtimmt man in der Experimentalphyſik ſehr oft das Volumen der Koͤrper lieber durch mechaniſche oder hydroſtatiſche Methoden. Hat man ſich z. B. verſichert, daß ein rheinlaͤndiſcher Decimalcubikzoll Waſſer 492 1/4 Gran

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[495/0505] beſtimmte Raum eines Koͤrpers heißt alsdann ſein Volumen. So ſagt man, ein Koͤrper habe das Volumen eines Cubikzolls, wenn er ſo viel Raum einzunehmen ſcheint, als einem Wuͤrfel von 1 Zoll Seite zugehoͤrt, u. ſ. w. Dieſes Einnehmen oder Erfuͤllen des Raums iſt jedoch bey allen Koͤrpern nur Schein. Wirklich erfuͤllt ihre undurchdringliche Materie nur gewiſſe Theile dieſes Raums, indem andere leer und fuͤr fremde Materien durchdringlich bleiben, ſ. Poroſitaͤt, Zwiſchenraͤume. Es wird aber bey der Betrachtung des Volumens, welche blos geometriſch iſt, auf die Menge dieſer Zwiſchenraͤume gar nicht geſehen, ſondern das Volumen ſo beſtimmt, als ob es der Koͤrper voͤllig erfuͤllte. Sind die Zwiſchenraͤume ſehr klein, wie in den meiſten Faͤllen, ſo ſcheint auch ſelbſt dem Auge der Koͤrper noch eben den Raum zu erfuͤllen, den er einnehmen wuͤrde, wenn er gar nicht mit Zwiſchenraͤumen durchbohrt waͤre. Die Vergleichung des Volumens mit dem Gewichte und der Maſſe der Koͤrper fuͤhrt auf die Begriffe von ſpecifiſchem Gewicht und von Dichtigkeit, ſ. Schwere, ſpecifiſche, Dichte. Gleichgroße Wuͤrfel von Bley und Holz haben einerley Volumen; aber eben darum, weil der bleyerne Wuͤrfel 11 mal mehr Gewicht und Maſſe, als der hoͤlzerne hat, nennt man das Bley eine 11 mal ſchwerere und dichtere Materie, als das Holz. Man erfaͤhrt die Volumina der Koͤrper durch geometriſche Abmeſſung. Ein eigner Theil der Meßkunſt, die Stereometrie oder Koͤrpermeſſung, giebt Regeln an, den Inbegrif der Koͤrper von beſtimmter Geſtalt aus einer oder mehrern an ihnen gemeſſenen Linien zu berechnen. Dieſe Regeln werden doch oft in der Ausuͤbung unſicher, weil die natuͤrlichen Koͤrper hoͤchſt ſelten die in der reinen Mathematik vorausgeſetzte regelmaͤßige Geſtalt haben. Daher beſtimmt man in der Experimentalphyſik ſehr oft das Volumen der Koͤrper lieber durch mechaniſche oder hydroſtatiſche Methoden. Hat man ſich z. B. verſichert, daß ein rheinlaͤndiſcher Decimalcubikzoll Waſſer 492 1/4 Gran

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/505>, abgerufen am 22.11.2024.