hoch, als die kleinen, stiegen. Mit solchen Steinen schien das Thal des Somma ganz verschüttet. Die Gesträuche und Castanienwälder des Ottajano entzündeten sich augenblicklich durch die glühenden Steine und Blitze. Nach der ersten Betäubung empfand man nichts als die Gefahr, mit welcher dieses schreckliche Phänomen drohete, und nun überließ sich das Volk, besonders in Neapel, den gewöhnlichen Unordnungen. Die Stadt Ottajano ward am meisten vom Feuerregen beschädiget.
Dennoch hörte dieser schreckliche Ausbruch, nachdem er etwa 37 Min. gedauert hatte, binnen 2 Min. gänzlich auf. Man sahe den Berg fast in seiner vorigen Gestalt wieder, aber ganz mit glühenden Steinen bedeckt, die noch einen guten Theil der Nacht hindurch leuchteten. Da aber kein eigentlicher Strom von Lava ausgebrochen war, so legte sich auch das Toben des Berges noch nicht, und es gab in den folgenden Tagen noch Explosionen, die der beschriebnen nicht viel nachgaben.
So weit diese Beschreibung. Aehnliche Schilderungen mit Abbildungen begleitet enthält das prächtige Werk des Ritter Hamilton (Campi Phlegraei or observ. on the vulcanos of the two Sicilies. Napoli, 1776. II. Vol. fol.). Sonst hat man noch Beschreibungen einzelner Ausbrüche (Phil. Trans. 1730. N. 424. v. 1733 u. 1737. N. 455, v. 1751 eb. Vol. XLVII. ferner Vol. XLIX. u. LII.), ingleichen von Mercati (Raconto istorico-silosofico del Vesuvio. Nap. 1753. 4.), und von dem großen Ausbruche 1767 von Catani (Lettera critica filosofica su della vesuviana eruzzione accaduta nell' anno 1767. Catania, 1768. 4.) und Gaetano de Bottis (Ragionamento istorico del incendio del Vesuvio. Nap. 1768. 4. ingl. 1779. 4.).
Die Laven, mit deren Ausbruche gewöhnlich das Toben der Vulkane nachläßt, fließen entweder wie ein Schaum aus dem Crater selbst hervor, oder sie brechen an den Seiten oder Fuße des Berges, schon mehr geronnen, mit einem heftigen Knalle, aus. Sie bilden einen Strom dickflüßiger geschmolzener Materie, dessen Geschwindigkeit im Anfange am größten ist, selten aber über 3000 Fuß in einer
hoch, als die kleinen, ſtiegen. Mit ſolchen Steinen ſchien das Thal des Somma ganz verſchuͤttet. Die Geſtraͤuche und Caſtanienwaͤlder des Ottajano entzuͤndeten ſich augenblicklich durch die gluͤhenden Steine und Blitze. Nach der erſten Betaͤubung empfand man nichts als die Gefahr, mit welcher dieſes ſchreckliche Phaͤnomen drohete, und nun uͤberließ ſich das Volk, beſonders in Neapel, den gewoͤhnlichen Unordnungen. Die Stadt Ottajano ward am meiſten vom Feuerregen beſchaͤdiget.
Dennoch hoͤrte dieſer ſchreckliche Ausbruch, nachdem er etwa 37 Min. gedauert hatte, binnen 2 Min. gaͤnzlich auf. Man ſahe den Berg faſt in ſeiner vorigen Geſtalt wieder, aber ganz mit gluͤhenden Steinen bedeckt, die noch einen guten Theil der Nacht hindurch leuchteten. Da aber kein eigentlicher Strom von Lava ausgebrochen war, ſo legte ſich auch das Toben des Berges noch nicht, und es gab in den folgenden Tagen noch Exploſionen, die der beſchriebnen nicht viel nachgaben.
So weit dieſe Beſchreibung. Aehnliche Schilderungen mit Abbildungen begleitet enthaͤlt das praͤchtige Werk des Ritter Hamilton (Campi Phlegraei or obſerv. on the vulcanos of the two Sicilies. Napoli, 1776. II. Vol. fol.). Sonſt hat man noch Beſchreibungen einzelner Ausbruͤche (Phil. Trans. 1730. N. 424. v. 1733 u. 1737. N. 455, v. 1751 eb. Vol. XLVII. ferner Vol. XLIX. u. LII.), ingleichen von Mercati (Raconto iſtorico-ſiloſofico del Veſuvio. Nap. 1753. 4.), und von dem großen Ausbruche 1767 von Catani (Lettera critica filoſofica ſu della veſuviana eruzzione accaduta nell' anno 1767. Catania, 1768. 4.) und Gaetano de Bottis (Ragionamento iſtorico del incendio del Veſuvio. Nap. 1768. 4. ingl. 1779. 4.).
Die Laven, mit deren Ausbruche gewoͤhnlich das Toben der Vulkane nachlaͤßt, fließen entweder wie ein Schaum aus dem Crater ſelbſt hervor, oder ſie brechen an den Seiten oder Fuße des Berges, ſchon mehr geronnen, mit einem heftigen Knalle, aus. Sie bilden einen Strom dickfluͤßiger geſchmolzener Materie, deſſen Geſchwindigkeit im Anfange am groͤßten iſt, ſelten aber uͤber 3000 Fuß in einer
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hoch, als die kleinen, ſtiegen. Mit ſolchen Steinen ſchien das Thal des Somma ganz verſchuͤttet. Die Geſtraͤuche und Caſtanienwaͤlder des Ottajano entzuͤndeten ſich augenblicklich durch die gluͤhenden Steine und Blitze. Nach der erſten Betaͤubung empfand man nichts als die Gefahr, mit welcher dieſes ſchreckliche Phaͤnomen drohete, und nun uͤberließ ſich das Volk, beſonders in Neapel, den gewoͤhnlichen Unordnungen. Die Stadt Ottajano ward am meiſten vom Feuerregen beſchaͤdiget.</p><p>Dennoch hoͤrte dieſer ſchreckliche Ausbruch, nachdem er etwa 37 Min. gedauert hatte, binnen 2 Min. gaͤnzlich auf. Man ſahe den Berg faſt in ſeiner vorigen Geſtalt wieder, aber ganz mit gluͤhenden Steinen bedeckt, die noch einen guten Theil der Nacht hindurch leuchteten. Da aber kein eigentlicher Strom von Lava ausgebrochen war, ſo legte ſich auch das Toben des Berges noch nicht, und es gab in den folgenden Tagen noch Exploſionen, die der beſchriebnen nicht viel nachgaben.</p><p>So weit dieſe Beſchreibung. Aehnliche Schilderungen mit Abbildungen begleitet enthaͤlt das praͤchtige Werk des Ritter <hirendition="#b">Hamilton</hi> (<hirendition="#aq">Campi Phlegraei or obſerv. on the vulcanos of the two Sicilies. Napoli, 1776. II. Vol. fol.</hi>). Sonſt hat man noch Beſchreibungen einzelner Ausbruͤche (<hirendition="#aq">Phil. Trans. 1730. N. 424.</hi> v. 1733 u. 1737. <hirendition="#aq">N. 455,</hi> v. 1751 eb. <hirendition="#aq">Vol. XLVII.</hi> ferner <hirendition="#aq">Vol. XLIX.</hi> u. <hirendition="#aq">LII.</hi>), ingleichen von <hirendition="#b">Mercati</hi> (<hirendition="#aq">Raconto iſtorico-ſiloſofico del Veſuvio. Nap. 1753. 4.</hi>), und von dem großen Ausbruche 1767 von <hirendition="#b">Catani</hi> (<hirendition="#aq">Lettera critica filoſofica ſu della veſuviana eruzzione accaduta nell' anno 1767. Catania, 1768. 4.</hi>) und <hirendition="#b">Gaetano de Bottis</hi> (<hirendition="#aq">Ragionamento iſtorico del incendio del Veſuvio. Nap. 1768. 4.</hi> ingl. 1779. 4.).</p><p>Die <hirendition="#b">Laven,</hi> mit deren Ausbruche gewoͤhnlich das Toben der Vulkane nachlaͤßt, fließen entweder wie ein Schaum aus dem Crater ſelbſt hervor, oder ſie brechen an den Seiten oder Fuße des Berges, ſchon mehr geronnen, mit einem heftigen Knalle, aus. Sie bilden einen Strom dickfluͤßiger geſchmolzener Materie, deſſen Geſchwindigkeit im <hirendition="#b">Anfange</hi> am groͤßten iſt, ſelten aber uͤber 3000 Fuß in einer<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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hoch, als die kleinen, ſtiegen. Mit ſolchen Steinen ſchien das Thal des Somma ganz verſchuͤttet. Die Geſtraͤuche und Caſtanienwaͤlder des Ottajano entzuͤndeten ſich augenblicklich durch die gluͤhenden Steine und Blitze. Nach der erſten Betaͤubung empfand man nichts als die Gefahr, mit welcher dieſes ſchreckliche Phaͤnomen drohete, und nun uͤberließ ſich das Volk, beſonders in Neapel, den gewoͤhnlichen Unordnungen. Die Stadt Ottajano ward am meiſten vom Feuerregen beſchaͤdiget.
Dennoch hoͤrte dieſer ſchreckliche Ausbruch, nachdem er etwa 37 Min. gedauert hatte, binnen 2 Min. gaͤnzlich auf. Man ſahe den Berg faſt in ſeiner vorigen Geſtalt wieder, aber ganz mit gluͤhenden Steinen bedeckt, die noch einen guten Theil der Nacht hindurch leuchteten. Da aber kein eigentlicher Strom von Lava ausgebrochen war, ſo legte ſich auch das Toben des Berges noch nicht, und es gab in den folgenden Tagen noch Exploſionen, die der beſchriebnen nicht viel nachgaben.
So weit dieſe Beſchreibung. Aehnliche Schilderungen mit Abbildungen begleitet enthaͤlt das praͤchtige Werk des Ritter Hamilton (Campi Phlegraei or obſerv. on the vulcanos of the two Sicilies. Napoli, 1776. II. Vol. fol.). Sonſt hat man noch Beſchreibungen einzelner Ausbruͤche (Phil. Trans. 1730. N. 424. v. 1733 u. 1737. N. 455, v. 1751 eb. Vol. XLVII. ferner Vol. XLIX. u. LII.), ingleichen von Mercati (Raconto iſtorico-ſiloſofico del Veſuvio. Nap. 1753. 4.), und von dem großen Ausbruche 1767 von Catani (Lettera critica filoſofica ſu della veſuviana eruzzione accaduta nell' anno 1767. Catania, 1768. 4.) und Gaetano de Bottis (Ragionamento iſtorico del incendio del Veſuvio. Nap. 1768. 4. ingl. 1779. 4.).
Die Laven, mit deren Ausbruche gewoͤhnlich das Toben der Vulkane nachlaͤßt, fließen entweder wie ein Schaum aus dem Crater ſelbſt hervor, oder ſie brechen an den Seiten oder Fuße des Berges, ſchon mehr geronnen, mit einem heftigen Knalle, aus. Sie bilden einen Strom dickfluͤßiger geſchmolzener Materie, deſſen Geſchwindigkeit im Anfange am groͤßten iſt, ſelten aber uͤber 3000 Fuß in einer
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/518>, abgerufen am 27.07.2024.
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