welche zu dem 72sten Grade der schwedischen Thermometerscale gehört, und D. Black in Edinburgh (in Rozier Journal de physique, ann. 1773. p. 165. im Auszuge in Crells neusten Entdeck. Th. IX. S. 218.) ebenfalls durch Versuche bewieß, daß sich beym Gefrieren des Wassers diese verlohrne Wärme wieder einfinde, und daß eben dieses die Ursache sey, warum ein in gefrierendem Wasser stehendes Thermometer nicht unter dem Gefrierpunkt hinabsinkt (weil die weitere Erkältung durch die aus dem frierenden Wasser sich entbindende Wärme verhindert wird), so entstanden durch diese wichtigen Entdeckungen die Begriffe von freyer und gebundner Wärme. Ihnen zufolge sieht man jetzt den Wärmestof als etwa an, das sich mit den Körpern nach seiner verschiedenen Verwandtschaft chymisch verbinden, und dadurch die Wirksamkeit, die es im freyen Zustande zeigt, verlieren kan, d. h. man betrachtet ihn als ein Auflösungsmittel der Körper.
Dies hat sich nun durch alle bisherige Untersuchungen so wohl bestätiget, daß wenige Physiker mehr das Daseyn eines eignen Wärmestofs bezweifeln werden. Man kan auch eben nicht sagen, daß dieser Stof ganz hypothetisch sey, da er sich dem Sinne des Gefühls auf eine so deutliche Art zu erkennen giebt, die sich schwerlich für Wirkung irgend einer andern Materie erklären läßt. Dennoch läßt er sich nicht dem Auge darstellen, in Gefäße einschließen, und unmittelbaren Versuchen unterwerfen. Wir müssen daher seine Eigenschaften blos durch Schlüsse aus den Wirkungen seiner Verbindung mit andern Körpern, und seiner Trennung von selbigen erkennen.
Die freye Wärme, welche auf Gefühl und Thermometer wirkt, und daher auch fühlbare, empfindbare (chaleur sensible), Thermometerwärme genannt wird, breitet sich nach allen Seiten aus, durchdringt alle Körper und Gefäße, dehnt dieselben aus, macht feste Substanzen flüßig, verflüchtigt die Theile der Körper und verwandelt sie in elastische Materien. Hieraus läßt sich folgern, daß der Wärmestof in seinem freyen Zustande ein äußerst feines elastisches Fluidum sey, und gegen alle Stoffe eine starke
welche zu dem 72ſten Grade der ſchwediſchen Thermometerſcale gehoͤrt, und D. Black in Edinburgh (in Rozier Journal de phyſique, ann. 1773. p. 165. im Auszuge in Crells neuſten Entdeck. Th. IX. S. 218.) ebenfalls durch Verſuche bewieß, daß ſich beym Gefrieren des Waſſers dieſe verlohrne Waͤrme wieder einfinde, und daß eben dieſes die Urſache ſey, warum ein in gefrierendem Waſſer ſtehendes Thermometer nicht unter dem Gefrierpunkt hinabſinkt (weil die weitere Erkaͤltung durch die aus dem frierenden Waſſer ſich entbindende Waͤrme verhindert wird), ſo entſtanden durch dieſe wichtigen Entdeckungen die Begriffe von freyer und gebundner Waͤrme. Ihnen zufolge ſieht man jetzt den Waͤrmeſtof als etwa an, das ſich mit den Koͤrpern nach ſeiner verſchiedenen Verwandtſchaft chymiſch verbinden, und dadurch die Wirkſamkeit, die es im freyen Zuſtande zeigt, verlieren kan, d. h. man betrachtet ihn als ein Aufloͤſungsmittel der Koͤrper.
Dies hat ſich nun durch alle bisherige Unterſuchungen ſo wohl beſtaͤtiget, daß wenige Phyſiker mehr das Daſeyn eines eignen Waͤrmeſtofs bezweifeln werden. Man kan auch eben nicht ſagen, daß dieſer Stof ganz hypothetiſch ſey, da er ſich dem Sinne des Gefuͤhls auf eine ſo deutliche Art zu erkennen giebt, die ſich ſchwerlich fuͤr Wirkung irgend einer andern Materie erklaͤren laͤßt. Dennoch laͤßt er ſich nicht dem Auge darſtellen, in Gefaͤße einſchließen, und unmittelbaren Verſuchen unterwerfen. Wir muͤſſen daher ſeine Eigenſchaften blos durch Schluͤſſe aus den Wirkungen ſeiner Verbindung mit andern Koͤrpern, und ſeiner Trennung von ſelbigen erkennen.
Die freye Waͤrme, welche auf Gefuͤhl und Thermometer wirkt, und daher auch fuͤhlbare, empfindbare (chaleur ſenſible), Thermometerwaͤrme genannt wird, breitet ſich nach allen Seiten aus, durchdringt alle Koͤrper und Gefaͤße, dehnt dieſelben aus, macht feſte Subſtanzen fluͤßig, verfluͤchtigt die Theile der Koͤrper und verwandelt ſie in elaſtiſche Materien. Hieraus laͤßt ſich folgern, daß der Waͤrmeſtof in ſeinem freyen Zuſtande ein aͤußerſt feines elaſtiſches Fluidum ſey, und gegen alle Stoffe eine ſtarke
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welche zu dem 72ſten Grade der ſchwediſchen Thermometerſcale gehoͤrt, und D. Black in Edinburgh (in Rozier Journal de phyſique, ann. 1773. p. 165. im Auszuge in Crells neuſten Entdeck. Th. IX. S. 218.) ebenfalls durch Verſuche bewieß, daß ſich beym Gefrieren des Waſſers dieſe verlohrne Waͤrme wieder einfinde, und daß eben dieſes die Urſache ſey, warum ein in gefrierendem Waſſer ſtehendes Thermometer nicht unter dem Gefrierpunkt hinabſinkt (weil die weitere Erkaͤltung durch die aus dem frierenden Waſſer ſich entbindende Waͤrme verhindert wird), ſo entſtanden durch dieſe wichtigen Entdeckungen die Begriffe von freyer und gebundner Waͤrme. Ihnen zufolge ſieht man jetzt den Waͤrmeſtof als etwa an, das ſich mit den Koͤrpern nach ſeiner verſchiedenen Verwandtſchaft chymiſch verbinden, und dadurch die Wirkſamkeit, die es im freyen Zuſtande zeigt, verlieren kan, d. h. man betrachtet ihn als ein Aufloͤſungsmittel der Koͤrper.
Dies hat ſich nun durch alle bisherige Unterſuchungen ſo wohl beſtaͤtiget, daß wenige Phyſiker mehr das Daſeyn eines eignen Waͤrmeſtofs bezweifeln werden. Man kan auch eben nicht ſagen, daß dieſer Stof ganz hypothetiſch ſey, da er ſich dem Sinne des Gefuͤhls auf eine ſo deutliche Art zu erkennen giebt, die ſich ſchwerlich fuͤr Wirkung irgend einer andern Materie erklaͤren laͤßt. Dennoch laͤßt er ſich nicht dem Auge darſtellen, in Gefaͤße einſchließen, und unmittelbaren Verſuchen unterwerfen. Wir muͤſſen daher ſeine Eigenſchaften blos durch Schluͤſſe aus den Wirkungen ſeiner Verbindung mit andern Koͤrpern, und ſeiner Trennung von ſelbigen erkennen.
Die freye Waͤrme, welche auf Gefuͤhl und Thermometer wirkt, und daher auch fuͤhlbare, empfindbare (chaleur ſenſible), Thermometerwaͤrme genannt wird, breitet ſich nach allen Seiten aus, durchdringt alle Koͤrper und Gefaͤße, dehnt dieſelben aus, macht feſte Subſtanzen fluͤßig, verfluͤchtigt die Theile der Koͤrper und verwandelt ſie in elaſtiſche Materien. Hieraus laͤßt ſich folgern, daß der Waͤrmeſtof in ſeinem freyen Zuſtande ein aͤußerſt feines elaſtiſches Fluidum ſey, und gegen alle Stoffe eine ſtarke
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 545. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/555>, abgerufen am 22.11.2024.
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