Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Nimmt man aber die specifische Wärme irgend eines sich immer gleich bleibenden Stofs, z. B. des Wassers, zur Einheit an, so kan man jede andere durch eine Zahl ausdrücken. Die des Wassers = 1 gesetzt, ist die des Quecksilbers = (1/21) (oder nach dem Volumen verglichen = 2/3). Nach solchen Zahlen lassen sich alsdann auch die specifischen Wärmen unter einander selbst vergleichen. Wenn man die so ausgedrückte specifische Wärme eines Stofs (nach den Massen verglichen) durch die Zahl multipliciret, welche das eigenthümliche Gewicht dieses Stofs (das Gewicht des Wassers = 1 gesetzt) ausdrückt, so erhält man die Zahl, welche der specifischen Wärme, (nach dem Volumen verglichen) zugehört. Für Quecksilber z. B. ist (1/21). 14 = 2/3. Daß man aus gleichen Thermometerständen oder gleichen Veränderungen derselben nicht auf gleiche Mengen von Feuer oder fühlbarer Wärme (in Körpern von gleicher Masse oder Volumen) schließen dürfe, erinnerte schon 1772 Herr de Lüc (Unters. über die Atmosph. II. Th. §. 973.) mit dem Zusatze, "daß er Gleichheit der Wärme in Körpern "von verschiedener Natur für nichts anders halte, als für "eine gleiche Abneigung, Feuer aus sich zu lassen, oder "neues anzunehmen." Mithin ist es eine richtige Bemerkung von Herrn Pictet, daß sich die ersten Spuren des Begrifs von specifischer Wärme in Herrn de Lüc Schriften findet. Versuche, die hierauf hätten führen können, waren freylich schon längst von Boerhaave (Elem. Chem. To. I. P. 2.), oder vielmehr aus Boerhaave's Veranstaltung von Fahrenheit gemacht worden. Man vermischte gleiche Massen von verschiedenen Temperaturen, und suchte die
Nimmt man aber die ſpecifiſche Waͤrme irgend eines ſich immer gleich bleibenden Stofs, z. B. des Waſſers, zur Einheit an, ſo kan man jede andere durch eine Zahl ausdruͤcken. Die des Waſſers = 1 geſetzt, iſt die des Queckſilbers = (1/21) (oder nach dem Volumen verglichen = 2/3). Nach ſolchen Zahlen laſſen ſich alsdann auch die ſpecifiſchen Waͤrmen unter einander ſelbſt vergleichen. Wenn man die ſo ausgedruͤckte ſpecifiſche Waͤrme eines Stofs (nach den Maſſen verglichen) durch die Zahl multipliciret, welche das eigenthuͤmliche Gewicht dieſes Stofs (das Gewicht des Waſſers = 1 geſetzt) ausdruͤckt, ſo erhaͤlt man die Zahl, welche der ſpecifiſchen Waͤrme, (nach dem Volumen verglichen) zugehoͤrt. Fuͤr Queckſilber z. B. iſt (1/21). 14 = 2/3. Daß man aus gleichen Thermometerſtaͤnden oder gleichen Veraͤnderungen derſelben nicht auf gleiche Mengen von Feuer oder fuͤhlbarer Waͤrme (in Koͤrpern von gleicher Maſſe oder Volumen) ſchließen duͤrfe, erinnerte ſchon 1772 Herr de Luͤc (Unterſ. uͤber die Atmoſph. II. Th. §. 973.) mit dem Zuſatze, ”daß er Gleichheit der Waͤrme in Koͤrpern ”von verſchiedener Natur fuͤr nichts anders halte, als fuͤr ”eine gleiche Abneigung, Feuer aus ſich zu laſſen, oder ”neues anzunehmen.“ Mithin iſt es eine richtige Bemerkung von Herrn Pictet, daß ſich die erſten Spuren des Begrifs von ſpecifiſcher Waͤrme in Herrn de Luͤc Schriften findet. Verſuche, die hierauf haͤtten fuͤhren koͤnnen, waren freylich ſchon laͤngſt von Boerhaave (Elem. Chem. To. I. P. 2.), oder vielmehr auſ Boerhaave's Veranſtaltung von Fahrenheit gemacht worden. Man vermiſchte gleiche Maſſen von verſchiedenen Temperaturen, und ſuchte die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0579" xml:id="P.4.569" n="569"/><lb/> nur (1/21) der Waͤrmemenge, welche ein Pfund Waſſer zu eben der Veraͤnderung braucht, ſo iſt das Verhaͤltniß der ſpecifiſchen Waͤrmen bey den genannten Koͤrpern=1:21 (oder, wenn man die Vergleichung nach dem Volumen anſtellt, wo das Queckſilber, das mit 1 Pfund Waſſer gleichen Raum einnimmt, 14 Pfund wiegt, alſo 14 mal mehr Waͤrme braucht, = 14 : 21 d. i. wie 2 : 3.).</p> <p>Nimmt man aber die ſpecifiſche Waͤrme irgend eines ſich immer gleich bleibenden Stofs, z. B. des Waſſers, zur Einheit an, ſo kan man jede andere durch eine Zahl ausdruͤcken. Die des Waſſers = 1 geſetzt, iſt die des Queckſilbers = (1/21) (oder nach dem Volumen verglichen = 2/3). Nach ſolchen Zahlen laſſen ſich alsdann auch die ſpecifiſchen Waͤrmen unter einander ſelbſt vergleichen.</p> <p>Wenn man die ſo ausgedruͤckte ſpecifiſche Waͤrme eines Stofs (nach den Maſſen verglichen) durch die Zahl multipliciret, welche das eigenthuͤmliche Gewicht dieſes Stofs (das Gewicht des Waſſers = 1 geſetzt) ausdruͤckt, ſo erhaͤlt man die Zahl, welche der ſpecifiſchen Waͤrme, (nach dem Volumen verglichen) zugehoͤrt. Fuͤr Queckſilber z. B. iſt (1/21). 14 = 2/3.</p> <p>Daß man aus gleichen Thermometerſtaͤnden oder gleichen Veraͤnderungen derſelben nicht auf gleiche Mengen von Feuer oder fuͤhlbarer Waͤrme (in Koͤrpern von gleicher Maſſe oder Volumen) ſchließen duͤrfe, erinnerte ſchon 1772 Herr <hi rendition="#b">de Luͤc</hi> (Unterſ. uͤber die Atmoſph. <hi rendition="#aq">II.</hi> Th. §. 973.) mit dem Zuſatze, ”daß er Gleichheit der Waͤrme in Koͤrpern ”von verſchiedener Natur fuͤr nichts anders halte, als fuͤr ”eine gleiche Abneigung, Feuer aus ſich zu laſſen, oder ”neues anzunehmen.“ Mithin iſt es eine richtige Bemerkung von Herrn <hi rendition="#b">Pictet,</hi> daß ſich die erſten Spuren des Begrifs von ſpecifiſcher Waͤrme in Herrn <hi rendition="#b">de Luͤc</hi> Schriften findet.</p> <p>Verſuche, die hierauf haͤtten fuͤhren koͤnnen, waren freylich ſchon laͤngſt von <hi rendition="#b">Boerhaave</hi> (<hi rendition="#aq">Elem. Chem. To. I. P. 2.</hi>), oder vielmehr auſ Boerhaave's Veranſtaltung von <hi rendition="#b">Fahrenheit</hi> gemacht worden. Man vermiſchte gleiche Maſſen von verſchiedenen Temperaturen, und ſuchte die<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [569/0579]
nur (1/21) der Waͤrmemenge, welche ein Pfund Waſſer zu eben der Veraͤnderung braucht, ſo iſt das Verhaͤltniß der ſpecifiſchen Waͤrmen bey den genannten Koͤrpern=1:21 (oder, wenn man die Vergleichung nach dem Volumen anſtellt, wo das Queckſilber, das mit 1 Pfund Waſſer gleichen Raum einnimmt, 14 Pfund wiegt, alſo 14 mal mehr Waͤrme braucht, = 14 : 21 d. i. wie 2 : 3.).
Nimmt man aber die ſpecifiſche Waͤrme irgend eines ſich immer gleich bleibenden Stofs, z. B. des Waſſers, zur Einheit an, ſo kan man jede andere durch eine Zahl ausdruͤcken. Die des Waſſers = 1 geſetzt, iſt die des Queckſilbers = (1/21) (oder nach dem Volumen verglichen = 2/3). Nach ſolchen Zahlen laſſen ſich alsdann auch die ſpecifiſchen Waͤrmen unter einander ſelbſt vergleichen.
Wenn man die ſo ausgedruͤckte ſpecifiſche Waͤrme eines Stofs (nach den Maſſen verglichen) durch die Zahl multipliciret, welche das eigenthuͤmliche Gewicht dieſes Stofs (das Gewicht des Waſſers = 1 geſetzt) ausdruͤckt, ſo erhaͤlt man die Zahl, welche der ſpecifiſchen Waͤrme, (nach dem Volumen verglichen) zugehoͤrt. Fuͤr Queckſilber z. B. iſt (1/21). 14 = 2/3.
Daß man aus gleichen Thermometerſtaͤnden oder gleichen Veraͤnderungen derſelben nicht auf gleiche Mengen von Feuer oder fuͤhlbarer Waͤrme (in Koͤrpern von gleicher Maſſe oder Volumen) ſchließen duͤrfe, erinnerte ſchon 1772 Herr de Luͤc (Unterſ. uͤber die Atmoſph. II. Th. §. 973.) mit dem Zuſatze, ”daß er Gleichheit der Waͤrme in Koͤrpern ”von verſchiedener Natur fuͤr nichts anders halte, als fuͤr ”eine gleiche Abneigung, Feuer aus ſich zu laſſen, oder ”neues anzunehmen.“ Mithin iſt es eine richtige Bemerkung von Herrn Pictet, daß ſich die erſten Spuren des Begrifs von ſpecifiſcher Waͤrme in Herrn de Luͤc Schriften findet.
Verſuche, die hierauf haͤtten fuͤhren koͤnnen, waren freylich ſchon laͤngſt von Boerhaave (Elem. Chem. To. I. P. 2.), oder vielmehr auſ Boerhaave's Veranſtaltung von Fahrenheit gemacht worden. Man vermiſchte gleiche Maſſen von verſchiedenen Temperaturen, und ſuchte die
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