Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.Im Jahre 1702 fand Amontons bey seinen Versuchen, dem Thermometer feste Punkte zu geben, den Siedpunkt des Wassers in ofnen Gefäßen bestimmt und unveränderlich. Er bewieß sogar diese Beständigkeit durch eigne Versuche, und machte ein großes Wunder daraus, daß das Wasser, wenn es einmal siede, weiter nicht heißer werde. Allein Fahrenheit (Philos. Trans. num. 385. p. 179.) bemerkte an seinen Quecksilberthermometern im Jahre 1724, daß schon der Druck der Atmosphäre einen sehr merklichen Einfluß auf den Grad der Wärme des siedenden Wassers habe. Er zeigt dieses durch eine Art von Wasserthermometer, welches in kochendes Wasser gesetzt viel höher steht, wenn das Barometer einen hohen Stand hat; und schlägt vor, dieses Thermometer so einzurichten, daß es im kochenden Wasser bey 28 engl. Zoll Barometerhöhe an der tiefsten Stelle der Röhre, und bey 31 Zoll an der höchsten stehe, damit man es so als eine neue Art von Barometer gebrauchen könne. Hieraus folgt, daß man den Siedpunkt des Wassers, wenn es zum festen Punkte einer Thermometerscale dienen soll, allezeit bey gleichem Drucke der Luft, oder bey gleichem Barometerstande, bestimmen müsse. Da auf hohen Bergen die Luft weniger drückt, so muß daselbst das Wasser eher sieden und weniger Hitze annehmen, als in den Ebnen am Fuß der Berge oder am Ufer des Meers. Le Monnier (Mem. de l'acad. roy. a Paris ann. 1740. p. 131.) brachte am 6ten October 1739 ein Quecksilberthermometer, das zu Perpignan bey der Barometerhöhe 28 paris. Zoll 2 Lin. graduirt war, auf den Gipfel des Canigou in den Pyrenäen, wo der Barometerstand nur 20 Zoll 2 1/2 Lin., also fast um 8 Zoll geringer, war. Als er es hier in kochendes Wasser senkte, stand es um 9 reaumürische, oder um 15 delislische Grade unter dem zu Perpignan bemerkten Siedpunkte. Secondat de Montesquieux (Philos. Trans. num. 472.) fand die Hitze des kochenden Wassers auf dem Pic-de-Midi um 18 fahrenheitische Grade geringer, als in der Stadt Bagneres, und die Hitze des siedenden Weingeists betrug auf eben diesem Im Jahre 1702 fand Amontons bey ſeinen Verſuchen, dem Thermometer feſte Punkte zu geben, den Siedpunkt des Waſſers in ofnen Gefaͤßen beſtimmt und unveraͤnderlich. Er bewieß ſogar dieſe Beſtaͤndigkeit durch eigne Verſuche, und machte ein großes Wunder daraus, daß das Waſſer, wenn es einmal ſiede, weiter nicht heißer werde. Allein Fahrenheit (Philoſ. Trans. num. 385. p. 179.) bemerkte an ſeinen Queckſilberthermometern im Jahre 1724, daß ſchon der Druck der Atmoſphaͤre einen ſehr merklichen Einfluß auf den Grad der Waͤrme des ſiedenden Waſſers habe. Er zeigt dieſes durch eine Art von Waſſerthermometer, welches in kochendes Waſſer geſetzt viel hoͤher ſteht, wenn das Barometer einen hohen Stand hat; und ſchlaͤgt vor, dieſes Thermometer ſo einzurichten, daß es im kochenden Waſſer bey 28 engl. Zoll Barometerhoͤhe an der tiefſten Stelle der Roͤhre, und bey 31 Zoll an der hoͤchſten ſtehe, damit man es ſo als eine neue Art von Barometer gebrauchen koͤnne. Hieraus folgt, daß man den Siedpunkt des Waſſers, wenn es zum feſten Punkte einer Thermometerſcale dienen ſoll, allezeit bey gleichem Drucke der Luft, oder bey gleichem Barometerſtande, beſtimmen muͤſſe. Da auf hohen Bergen die Luft weniger druͤckt, ſo muß daſelbſt das Waſſer eher ſieden und weniger Hitze annehmen, als in den Ebnen am Fuß der Berge oder am Ufer des Meers. Le Monnier (Mém. de l'acad. roy. à Paris ann. 1740. p. 131.) brachte am 6ten October 1739 ein Queckſilberthermometer, das zu Perpignan bey der Barometerhoͤhe 28 pariſ. Zoll 2 Lin. graduirt war, auf den Gipfel des Canigou in den Pyrenaͤen, wo der Barometerſtand nur 20 Zoll 2 1/2 Lin., alſo faſt um 8 Zoll geringer, war. Als er es hier in kochendes Waſſer ſenkte, ſtand es um 9 reaumuͤriſche, oder um 15 delisliſche Grade unter dem zu Perpignan bemerkten Siedpunkte. Secondat de Monteſquieux (Philoſ. Trans. num. 472.) fand die Hitze des kochenden Waſſers auf dem Pic-de-Midi um 18 fahrenheitiſche Grade geringer, als in der Stadt Bagneres, und die Hitze des ſiedenden Weingeiſts betrug auf eben dieſem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0059" xml:id="P.4.49" n="49"/><lb/> </p> <p>Im Jahre 1702 fand <hi rendition="#b">Amontons</hi> bey ſeinen Verſuchen, dem Thermometer feſte Punkte zu geben, den Siedpunkt des Waſſers in ofnen Gefaͤßen beſtimmt und unveraͤnderlich. Er bewieß ſogar dieſe Beſtaͤndigkeit durch eigne Verſuche, und machte ein großes Wunder daraus, daß das Waſſer, wenn es einmal ſiede, weiter nicht heißer werde. 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Im Jahre 1702 fand Amontons bey ſeinen Verſuchen, dem Thermometer feſte Punkte zu geben, den Siedpunkt des Waſſers in ofnen Gefaͤßen beſtimmt und unveraͤnderlich. Er bewieß ſogar dieſe Beſtaͤndigkeit durch eigne Verſuche, und machte ein großes Wunder daraus, daß das Waſſer, wenn es einmal ſiede, weiter nicht heißer werde. Allein Fahrenheit (Philoſ. Trans. num. 385. p. 179.) bemerkte an ſeinen Queckſilberthermometern im Jahre 1724, daß ſchon der Druck der Atmoſphaͤre einen ſehr merklichen Einfluß auf den Grad der Waͤrme des ſiedenden Waſſers habe. Er zeigt dieſes durch eine Art von Waſſerthermometer, welches in kochendes Waſſer geſetzt viel hoͤher ſteht, wenn das Barometer einen hohen Stand hat; und ſchlaͤgt vor, dieſes Thermometer ſo einzurichten, daß es im kochenden Waſſer bey 28 engl. Zoll Barometerhoͤhe an der tiefſten Stelle der Roͤhre, und bey 31 Zoll an der hoͤchſten ſtehe, damit man es ſo als eine neue Art von Barometer gebrauchen koͤnne.
Hieraus folgt, daß man den Siedpunkt des Waſſers, wenn es zum feſten Punkte einer Thermometerſcale dienen ſoll, allezeit bey gleichem Drucke der Luft, oder bey gleichem Barometerſtande, beſtimmen muͤſſe.
Da auf hohen Bergen die Luft weniger druͤckt, ſo muß daſelbſt das Waſſer eher ſieden und weniger Hitze annehmen, als in den Ebnen am Fuß der Berge oder am Ufer des Meers. Le Monnier (Mém. de l'acad. roy. à Paris ann. 1740. p. 131.) brachte am 6ten October 1739 ein Queckſilberthermometer, das zu Perpignan bey der Barometerhoͤhe 28 pariſ. Zoll 2 Lin. graduirt war, auf den Gipfel des Canigou in den Pyrenaͤen, wo der Barometerſtand nur 20 Zoll 2 1/2 Lin., alſo faſt um 8 Zoll geringer, war. Als er es hier in kochendes Waſſer ſenkte, ſtand es um 9 reaumuͤriſche, oder um 15 delisliſche Grade unter dem zu Perpignan bemerkten Siedpunkte. Secondat de Monteſquieux (Philoſ. Trans. num. 472.) fand die Hitze des kochenden Waſſers auf dem Pic-de-Midi um 18 fahrenheitiſche Grade geringer, als in der Stadt Bagneres, und die Hitze des ſiedenden Weingeiſts betrug auf eben dieſem
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