Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.Wetterleuchten, Fulguratio, Eclair sans tonnerre et d'une lumiere diffuse. Eine Art von Blitz, wobey man keinen Donner hört, auch keinen gedrungenen Feuerstral schießen sieht, sondern blos einen ausgebreiteten sogleich wieder verschwindenden Schein bemerkt. Man pflegt, wenn man diese Erscheinung sieht, zu sagen, das Wetter kühle sich. Oft können zwar entfernte Blitze, deren Donner der Weite halber nicht mehr gehört wird, für Wetterleuchten gehalten werden, wovon Herr Kästner (Neues Hamburg. Mag. B. VI. S. 387.) bey einem wegziehenden| Gewitter überzeugende Bemerkungen gemacht hat. Allein das eigentliche Wetterleuchten unterscheidet sich auch in der Nähe deutlich von den wahren Blitzen oder Wetterstralen. Es ist ein bloßer bald schwächerer bald hellerer Schein, der sich in die Breite eben sowohl, als in die Länge, verbreitet, und nie mit Knall oder Beschädigung verbunden ist. Reimarus (Vom Blitze, §. 173. S. 575 u. f.) vergleicht das Wetterleuchten sehr schicklich mit den Lichtstralen, welche aus Hervorragungen eines stark elektrisirten Körpers freywillig hervorschießen. Wenn eine Wetterwolke mit Elektricität überladen ist, so kan sie aus ihren Enden dergleichen Lichtstralen aussenden, welche nur zerstreut und ohne durchbrechende Gewalt in die Luft fahren. Solche Scheine brechen aus stark elektrisirten Wolken bald hie, bald da, zuweilen fast ohne Unterbrechung aus, wie man so oft des Abends oder in der Nacht sieht (weil der Schein zu schwach ist, um bey Tage bemerkt zu werden). Der Anlaß zu einer so starken Ueberladung kan nach Reimarus in der fortwährenden Ursache der Ladung, bisweilen auch in der Zusammenziehung der Wolke, oder in einer Veränderung ihrer Gestalt liegen, welche von der Art ist, daß dadurch ihre Oberfläche vermindert wird. Die Stralenbüschel aus den Ecken elektrisirter Körper pflegen zwar in beständigem Strome auszufahren, da hingegen das Wetterleuchten stoßweise geschieht; allein dieser Unterschied kan von der platten Gestalt der Hervorragungen Wetterleuchten, Fulguratio, Eclair ſans tonnerre et d'une lumiere diffuſe. Eine Art von Blitz, wobey man keinen Donner hoͤrt, auch keinen gedrungenen Feuerſtral ſchießen ſieht, ſondern blos einen ausgebreiteten ſogleich wieder verſchwindenden Schein bemerkt. Man pflegt, wenn man dieſe Erſcheinung ſieht, zu ſagen, das Wetter kuͤhle ſich. Oft koͤnnen zwar entfernte Blitze, deren Donner der Weite halber nicht mehr gehoͤrt wird, fuͤr Wetterleuchten gehalten werden, wovon Herr Kaͤſtner (Neues Hamburg. Mag. B. VI. S. 387.) bey einem wegziehenden| Gewitter uͤberzeugende Bemerkungen gemacht hat. Allein das eigentliche Wetterleuchten unterſcheidet ſich auch in der Naͤhe deutlich von den wahren Blitzen oder Wetterſtralen. Es iſt ein bloßer bald ſchwaͤcherer bald hellerer Schein, der ſich in die Breite eben ſowohl, als in die Laͤnge, verbreitet, und nie mit Knall oder Beſchaͤdigung verbunden iſt. Reimarus (Vom Blitze, §. 173. S. 575 u. f.) vergleicht das Wetterleuchten ſehr ſchicklich mit den Lichtſtralen, welche aus Hervorragungen eines ſtark elektriſirten Koͤrpers freywillig hervorſchießen. Wenn eine Wetterwolke mit Elektricitaͤt uͤberladen iſt, ſo kan ſie aus ihren Enden dergleichen Lichtſtralen ausſenden, welche nur zerſtreut und ohne durchbrechende Gewalt in die Luft fahren. Solche Scheine brechen aus ſtark elektriſirten Wolken bald hie, bald da, zuweilen faſt ohne Unterbrechung aus, wie man ſo oft des Abends oder in der Nacht ſieht (weil der Schein zu ſchwach iſt, um bey Tage bemerkt zu werden). Der Anlaß zu einer ſo ſtarken Ueberladung kan nach Reimarus in der fortwaͤhrenden Urſache der Ladung, bisweilen auch in der Zuſammenziehung der Wolke, oder in einer Veraͤnderung ihrer Geſtalt liegen, welche von der Art iſt, daß dadurch ihre Oberflaͤche vermindert wird. Die Stralenbuͤſchel aus den Ecken elektriſirter Koͤrper pflegen zwar in beſtaͤndigem Strome auszufahren, da hingegen das Wetterleuchten ſtoßweiſe geſchieht; allein dieſer Unterſchied kan von der platten Geſtalt der Hervorragungen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0750" xml:id="P.4.740" n="740"/><lb/> </p> </div> <div n="3"> <head>Wetterleuchten, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Fulguratio</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Eclair ſans tonnerre et d'une lumiere diffuſe</hi></foreign></name>.</head><lb/> <p>Eine Art von Blitz, wobey man keinen Donner hoͤrt, auch keinen gedrungenen Feuerſtral ſchießen ſieht, ſondern blos einen ausgebreiteten ſogleich wieder verſchwindenden Schein bemerkt. 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Wetterleuchten, Fulguratio, Eclair ſans tonnerre et d'une lumiere diffuſe.
Eine Art von Blitz, wobey man keinen Donner hoͤrt, auch keinen gedrungenen Feuerſtral ſchießen ſieht, ſondern blos einen ausgebreiteten ſogleich wieder verſchwindenden Schein bemerkt. Man pflegt, wenn man dieſe Erſcheinung ſieht, zu ſagen, das Wetter kuͤhle ſich.
Oft koͤnnen zwar entfernte Blitze, deren Donner der Weite halber nicht mehr gehoͤrt wird, fuͤr Wetterleuchten gehalten werden, wovon Herr Kaͤſtner (Neues Hamburg. Mag. B. VI. S. 387.) bey einem wegziehenden| Gewitter uͤberzeugende Bemerkungen gemacht hat. Allein das eigentliche Wetterleuchten unterſcheidet ſich auch in der Naͤhe deutlich von den wahren Blitzen oder Wetterſtralen. Es iſt ein bloßer bald ſchwaͤcherer bald hellerer Schein, der ſich in die Breite eben ſowohl, als in die Laͤnge, verbreitet, und nie mit Knall oder Beſchaͤdigung verbunden iſt.
Reimarus (Vom Blitze, §. 173. S. 575 u. f.) vergleicht das Wetterleuchten ſehr ſchicklich mit den Lichtſtralen, welche aus Hervorragungen eines ſtark elektriſirten Koͤrpers freywillig hervorſchießen. Wenn eine Wetterwolke mit Elektricitaͤt uͤberladen iſt, ſo kan ſie aus ihren Enden dergleichen Lichtſtralen ausſenden, welche nur zerſtreut und ohne durchbrechende Gewalt in die Luft fahren. Solche Scheine brechen aus ſtark elektriſirten Wolken bald hie, bald da, zuweilen faſt ohne Unterbrechung aus, wie man ſo oft des Abends oder in der Nacht ſieht (weil der Schein zu ſchwach iſt, um bey Tage bemerkt zu werden). Der Anlaß zu einer ſo ſtarken Ueberladung kan nach Reimarus in der fortwaͤhrenden Urſache der Ladung, bisweilen auch in der Zuſammenziehung der Wolke, oder in einer Veraͤnderung ihrer Geſtalt liegen, welche von der Art iſt, daß dadurch ihre Oberflaͤche vermindert wird.
Die Stralenbuͤſchel aus den Ecken elektriſirter Koͤrper pflegen zwar in beſtaͤndigem Strome auszufahren, da hingegen das Wetterleuchten ſtoßweiſe geſchieht; allein dieſer Unterſchied kan von der platten Geſtalt der Hervorragungen
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