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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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klar; aber im Januar erheben sich die Stürme, welche gegen den südlichen Wendekreis zu immer allgemeiner und heftiger werden, je größer die Breite ist. Sie kommen gemeiniglich von Westen, so daß es das Ansehen hat, als würde der Luftstrom von den Andes gebrochen und nach ihrer Richtung geleitet.

Zu den periodischen Winden gehören außer den Passatwinden oder Monsoons im indischen Meere, von welchen ein eigner Artikel handelt, auch die abwechselnden Land- und Seewinde an den Küsten der heißen Zone. Die Landwinde wehen bey Nacht nach der See zu; die Seewinde bey Tage vom Meere landwärts. So entsteht auf Domingo gemeiniglich ein Ostwind vom Meere her von 10 Uhr Vormittags, hingegen um 6 oder 7 Uhr Abends ein Westwind vom Lande, welcher die ganze Nacht hindurch anhält. Die Seewinde sind an den Vorgebirgen am stärksten, in den Meerbusen am schwächsten, herrschen rund um die Inseln, und sind bey klarem Wetter regelmäßig. Doch gehen sie nie weit ins Land hinein. Die Landwinde gehen auf den Inseln von der Mitte aus nach allen Seiten; zuweilen reichen sie kaum bis über die Ufer, zuweilen gehen sie eine halbe Meile und noch weiter ins Meer. Sie dauern desto kürzer, je stärker sie sind. Von den Vorgebirgen kommen die schwächsten Landwinde, dagegen sind die in den Meerbusen die stärksten.

Diese Erscheinungen setzen es außer Zweifel, daß die ungleiche Erwärmung und Abkühlung der Land- und Seeluft den wahren Grund dieser abwechselnden Winde enthalte. In der Nacht wird das Land schneller erkältet, und die untere dichtere Luft verbreitet sich gegen die auf dem Meere liegende dünnere, dagegen am Tage wegen der schnellern und stärkern Erwärmung des Landes das Gegentheil geschieht.

In den gemäßigten und kalten Zonen herrschen unbeständige Winde (venti liberi). Es sind zwar immer an jedem Orte gewisse Winde häufiger, als andere; aber sie finden sich hier nicht zu bestimmten Zeiten und in regelmäßiger Ordnung ein. Musschenbroek giebt für Utrecht


klar; aber im Januar erheben ſich die Stuͤrme, welche gegen den ſuͤdlichen Wendekreis zu immer allgemeiner und heftiger werden, je groͤßer die Breite iſt. Sie kommen gemeiniglich von Weſten, ſo daß es das Anſehen hat, als wuͤrde der Luftſtrom von den Andes gebrochen und nach ihrer Richtung geleitet.

Zu den periodiſchen Winden gehoͤren außer den Paſſatwinden oder Monſoons im indiſchen Meere, von welchen ein eigner Artikel handelt, auch die abwechſelnden Land- und Seewinde an den Kuͤſten der heißen Zone. Die Landwinde wehen bey Nacht nach der See zu; die Seewinde bey Tage vom Meere landwaͤrts. So entſteht auf Domingo gemeiniglich ein Oſtwind vom Meere her von 10 Uhr Vormittags, hingegen um 6 oder 7 Uhr Abends ein Weſtwind vom Lande, welcher die ganze Nacht hindurch anhaͤlt. Die Seewinde ſind an den Vorgebirgen am ſtaͤrkſten, in den Meerbuſen am ſchwaͤchſten, herrſchen rund um die Inſeln, und ſind bey klarem Wetter regelmaͤßig. Doch gehen ſie nie weit ins Land hinein. Die Landwinde gehen auf den Inſeln von der Mitte aus nach allen Seiten; zuweilen reichen ſie kaum bis uͤber die Ufer, zuweilen gehen ſie eine halbe Meile und noch weiter ins Meer. Sie dauern deſto kuͤrzer, je ſtaͤrker ſie ſind. Von den Vorgebirgen kommen die ſchwaͤchſten Landwinde, dagegen ſind die in den Meerbuſen die ſtaͤrkſten.

Dieſe Erſcheinungen ſetzen es außer Zweifel, daß die ungleiche Erwaͤrmung und Abkuͤhlung der Land- und Seeluft den wahren Grund dieſer abwechſelnden Winde enthalte. In der Nacht wird das Land ſchneller erkaͤltet, und die untere dichtere Luft verbreitet ſich gegen die auf dem Meere liegende duͤnnere, dagegen am Tage wegen der ſchnellern und ſtaͤrkern Erwaͤrmung des Landes das Gegentheil geſchieht.

In den gemaͤßigten und kalten Zonen herrſchen unbeſtaͤndige Winde (venti liberi). Es ſind zwar immer an jedem Orte gewiſſe Winde haͤufiger, als andere; aber ſie finden ſich hier nicht zu beſtimmten Zeiten und in regelmaͤßiger Ordnung ein. Muſſchenbroek giebt fuͤr Utrecht

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[760/0770] klar; aber im Januar erheben ſich die Stuͤrme, welche gegen den ſuͤdlichen Wendekreis zu immer allgemeiner und heftiger werden, je groͤßer die Breite iſt. Sie kommen gemeiniglich von Weſten, ſo daß es das Anſehen hat, als wuͤrde der Luftſtrom von den Andes gebrochen und nach ihrer Richtung geleitet. Zu den periodiſchen Winden gehoͤren außer den Paſſatwinden oder Monſoons im indiſchen Meere, von welchen ein eigner Artikel handelt, auch die abwechſelnden Land- und Seewinde an den Kuͤſten der heißen Zone. Die Landwinde wehen bey Nacht nach der See zu; die Seewinde bey Tage vom Meere landwaͤrts. So entſteht auf Domingo gemeiniglich ein Oſtwind vom Meere her von 10 Uhr Vormittags, hingegen um 6 oder 7 Uhr Abends ein Weſtwind vom Lande, welcher die ganze Nacht hindurch anhaͤlt. Die Seewinde ſind an den Vorgebirgen am ſtaͤrkſten, in den Meerbuſen am ſchwaͤchſten, herrſchen rund um die Inſeln, und ſind bey klarem Wetter regelmaͤßig. Doch gehen ſie nie weit ins Land hinein. Die Landwinde gehen auf den Inſeln von der Mitte aus nach allen Seiten; zuweilen reichen ſie kaum bis uͤber die Ufer, zuweilen gehen ſie eine halbe Meile und noch weiter ins Meer. Sie dauern deſto kuͤrzer, je ſtaͤrker ſie ſind. Von den Vorgebirgen kommen die ſchwaͤchſten Landwinde, dagegen ſind die in den Meerbuſen die ſtaͤrkſten. Dieſe Erſcheinungen ſetzen es außer Zweifel, daß die ungleiche Erwaͤrmung und Abkuͤhlung der Land- und Seeluft den wahren Grund dieſer abwechſelnden Winde enthalte. In der Nacht wird das Land ſchneller erkaͤltet, und die untere dichtere Luft verbreitet ſich gegen die auf dem Meere liegende duͤnnere, dagegen am Tage wegen der ſchnellern und ſtaͤrkern Erwaͤrmung des Landes das Gegentheil geſchieht. In den gemaͤßigten und kalten Zonen herrſchen unbeſtaͤndige Winde (venti liberi). Es ſind zwar immer an jedem Orte gewiſſe Winde haͤufiger, als andere; aber ſie finden ſich hier nicht zu beſtimmten Zeiten und in regelmaͤßiger Ordnung ein. Muſſchenbroek giebt fuͤr Utrecht

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 760. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/770>, abgerufen am 22.11.2024.