Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Nollet (Lecons de phys. exper. To. III. Lec. X. Sect. I. Cap. 7.) erklärt die Windbüchse für ein bloßes Spielwerk, weil sie nicht so bequem, so sicher zum Gebrauch und so dauerhaft, als anderes Schießgewehr sey; auch tadelt er sie, wegen ihrer Wirkung im Stillen, als ein gefährliches Werkzeug. Dieser letzte Grund betrift blos den Mißbrauch der Sache, und in Absicht des ersten hängt alles von der Geschicklichkeit des Künstlers ab. Man erwartet von Windbüchsen nicht völlig gleiche Wirkung mit andern Gewehren, und so ist es immer Vortheil genug, wenn sie dienen, schädliche Thiere an Orten zu tödten, wo man wegen Feuersgefahr Pulvergeschütz zu brauchen Bedenken trägt. v. Musschenbroek Introd. ad philos. nat. To. II. §. 2111 sqq. Karsten Lehrbegrif der gesamten Math. a. a. O. §. 152. 153. Winde, s. Rad an der Welle. Windkugel, Dampfkugel, Aeolipile Aeolipila, Eolipile. Ein hohles metallnes Gefäß in Gestalt einer Kugel oder Birne, woran sich eine lange, bisweilen umgebogne, Röhre oder Schnabel mit einer engen Oefnung befindet. Wenn man etwas Wasser in diesem hohlen Gefäße über Kohlen bringt, und bis zum Kochen erhitzt, so dringt der daraus entstandne Dampf aus der engen Oefnung des Schnabels hervor, und verursacht einen sehr lebhaften und anhaltenden Wind. Diese Windkugeln waren schon bey den Alten bekannt. Vitruv (De architectura, L. I. c. 6.) führt sie an, um aus ihnen den Ursprung der Winde zu erklären, zu welcher Absicht sie auch Descartes (Meteor. Cap. IV. §. 3.) gebraucht.
Nollet (Leçons de phyſ. exper. To. III. Leç. X. Sect. I. Cap. 7.) erklaͤrt die Windbuͤchſe fuͤr ein bloßes Spielwerk, weil ſie nicht ſo bequem, ſo ſicher zum Gebrauch und ſo dauerhaft, als anderes Schießgewehr ſey; auch tadelt er ſie, wegen ihrer Wirkung im Stillen, als ein gefaͤhrliches Werkzeug. Dieſer letzte Grund betrift blos den Mißbrauch der Sache, und in Abſicht des erſten haͤngt alles von der Geſchicklichkeit des Kuͤnſtlers ab. Man erwartet von Windbuͤchſen nicht voͤllig gleiche Wirkung mit andern Gewehren, und ſo iſt es immer Vortheil genug, wenn ſie dienen, ſchaͤdliche Thiere an Orten zu toͤdten, wo man wegen Feuersgefahr Pulvergeſchuͤtz zu brauchen Bedenken traͤgt. v. Muſſchenbroek Introd. ad philoſ. nat. To. II. §. 2111 ſqq. Karſten Lehrbegrif der geſamten Math. a. a. O. §. 152. 153. Winde, ſ. Rad an der Welle. Windkugel, Dampfkugel, Aeolipile Aeolipila, Eolipile. Ein hohles metallnes Gefaͤß in Geſtalt einer Kugel oder Birne, woran ſich eine lange, bisweilen umgebogne, Roͤhre oder Schnabel mit einer engen Oefnung befindet. Wenn man etwas Waſſer in dieſem hohlen Gefaͤße uͤber Kohlen bringt, und bis zum Kochen erhitzt, ſo dringt der daraus entſtandne Dampf aus der engen Oefnung des Schnabels hervor, und verurſacht einen ſehr lebhaften und anhaltenden Wind. Dieſe Windkugeln waren ſchon bey den Alten bekannt. Vitruv (De architectura, L. I. c. 6.) fuͤhrt ſie an, um aus ihnen den Urſprung der Winde zu erklaͤren, zu welcher Abſicht ſie auch Descartes (Meteor. Cap. IV. §. 3.) gebraucht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0781" xml:id="P.4.771" n="771"/><lb/> Abſchnitt <hi rendition="#aq">VIII.</hi>) ab, und findet, wenn die Luft 100mal mehr, als natuͤrlich, verdichtet, die Laͤnge des Laufs 4 Fuß, der Durchmeſſer der Kugel 3/8 Zoll, die Laͤnge des Raums, der anfangs die verdichtete Luft enthaͤlt, 2 Zoll iſt, ſo werde die Bleykugel mit einer Geſchwindigkeit von 654 pariſer Fuß in einer Secunde aus dem Laufe getrieben, welche Angabe aber wegen des Gegendrucks und Widerſtands der Atmoſphaͤre auf 628 Fuß herabzuſetzen iſt.</p> <p><hi rendition="#b">Nollet</hi> (<hi rendition="#aq">Leçons de phyſ. exper. To. III. Leç. X. Sect. I. Cap. 7.</hi>) erklaͤrt die Windbuͤchſe fuͤr ein bloßes Spielwerk, weil ſie nicht ſo bequem, ſo ſicher zum Gebrauch und ſo dauerhaft, als anderes Schießgewehr ſey; auch tadelt er ſie, wegen ihrer Wirkung im Stillen, als ein gefaͤhrliches Werkzeug. Dieſer letzte Grund betrift blos den Mißbrauch der Sache, und in Abſicht des erſten haͤngt alles von der Geſchicklichkeit des Kuͤnſtlers ab. Man erwartet von Windbuͤchſen nicht voͤllig gleiche Wirkung mit andern Gewehren, und ſo iſt es immer Vortheil genug, wenn ſie dienen, ſchaͤdliche Thiere an Orten zu toͤdten, wo man wegen Feuersgefahr Pulvergeſchuͤtz zu brauchen Bedenken traͤgt.</p> <p> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">v. Muſſchenbroek</hi> Introd. ad philoſ. nat. To. II. §. 2111 ſqq.</hi> </p> <p>Karſten Lehrbegrif der geſamten Math. a. a. O. §. 152. 153.</p> <p> <hi rendition="#b">Winde, ſ. Rad an der Welle.</hi> </p> </div> <div n="3"> <head>Windkugel, Dampfkugel, Aeolipile</head><lb/> <p><hi rendition="#aq">Aeolipila, <hi rendition="#i">Eolipile.</hi></hi> Ein hohles metallnes Gefaͤß in Geſtalt einer Kugel oder Birne, woran ſich eine lange, bisweilen umgebogne, Roͤhre oder Schnabel mit einer engen Oefnung befindet. Wenn man etwas Waſſer in dieſem hohlen Gefaͤße uͤber Kohlen bringt, und bis zum Kochen erhitzt, ſo dringt der daraus entſtandne Dampf aus der engen Oefnung des Schnabels hervor, und verurſacht einen ſehr lebhaften und anhaltenden Wind.</p> <p>Dieſe Windkugeln waren ſchon bey den Alten bekannt. <hi rendition="#b">Vitruv</hi> (<hi rendition="#aq">De architectura, L. I. c. 6.</hi>) fuͤhrt ſie an, um aus ihnen den Urſprung der Winde zu erklaͤren, zu welcher Abſicht ſie auch <hi rendition="#b">Descartes</hi> (<hi rendition="#aq">Meteor. Cap. IV. §. 3.</hi>) gebraucht.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [771/0781]
Abſchnitt VIII.) ab, und findet, wenn die Luft 100mal mehr, als natuͤrlich, verdichtet, die Laͤnge des Laufs 4 Fuß, der Durchmeſſer der Kugel 3/8 Zoll, die Laͤnge des Raums, der anfangs die verdichtete Luft enthaͤlt, 2 Zoll iſt, ſo werde die Bleykugel mit einer Geſchwindigkeit von 654 pariſer Fuß in einer Secunde aus dem Laufe getrieben, welche Angabe aber wegen des Gegendrucks und Widerſtands der Atmoſphaͤre auf 628 Fuß herabzuſetzen iſt.
Nollet (Leçons de phyſ. exper. To. III. Leç. X. Sect. I. Cap. 7.) erklaͤrt die Windbuͤchſe fuͤr ein bloßes Spielwerk, weil ſie nicht ſo bequem, ſo ſicher zum Gebrauch und ſo dauerhaft, als anderes Schießgewehr ſey; auch tadelt er ſie, wegen ihrer Wirkung im Stillen, als ein gefaͤhrliches Werkzeug. Dieſer letzte Grund betrift blos den Mißbrauch der Sache, und in Abſicht des erſten haͤngt alles von der Geſchicklichkeit des Kuͤnſtlers ab. Man erwartet von Windbuͤchſen nicht voͤllig gleiche Wirkung mit andern Gewehren, und ſo iſt es immer Vortheil genug, wenn ſie dienen, ſchaͤdliche Thiere an Orten zu toͤdten, wo man wegen Feuersgefahr Pulvergeſchuͤtz zu brauchen Bedenken traͤgt.
v. Muſſchenbroek Introd. ad philoſ. nat. To. II. §. 2111 ſqq.
Karſten Lehrbegrif der geſamten Math. a. a. O. §. 152. 153.
Winde, ſ. Rad an der Welle.
Windkugel, Dampfkugel, Aeolipile
Aeolipila, Eolipile. Ein hohles metallnes Gefaͤß in Geſtalt einer Kugel oder Birne, woran ſich eine lange, bisweilen umgebogne, Roͤhre oder Schnabel mit einer engen Oefnung befindet. Wenn man etwas Waſſer in dieſem hohlen Gefaͤße uͤber Kohlen bringt, und bis zum Kochen erhitzt, ſo dringt der daraus entſtandne Dampf aus der engen Oefnung des Schnabels hervor, und verurſacht einen ſehr lebhaften und anhaltenden Wind.
Dieſe Windkugeln waren ſchon bey den Alten bekannt. Vitruv (De architectura, L. I. c. 6.) fuͤhrt ſie an, um aus ihnen den Urſprung der Winde zu erklaͤren, zu welcher Abſicht ſie auch Descartes (Meteor. Cap. IV. §. 3.) gebraucht.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |