durch irgend eine andere Ursache erfolgen) ein Niederschlag bewirkt wird, so nimmt derselbe, wenn eine berührende Oberfläche vorhanden ist, die Gestalt des Thaues oder Reifs an; ist aber keine dergleichen Oberfläche anzutreffen, so vereiniget er sich entweder zu kleinen Tröpfchen oder Nadeln, welche die ersten Anlagen zu Regen und Schnee geben, und von de Saussure concrete Dünste genannt werden, oder er nimmt durch einen hinzukommenden noch unbekannten Umstand (der vielleicht von der Clektricität abhängt) auf einige Zeit die Form der Dunstbläschen an. Aus diesen Dunstbläschen bestehen nun die undurchsichtigen Nebel und Wolken; da hingegen von den concreten Dünsten, welche die Lichtstralen durchlassen und brechen, die Veranlassung zu den Höfen und andern Meteoren entsteht, welche Regen verkündigen. Hört der Umstand auf, der zur Bildung der Bläschen Anlaß gab, so verwandelt sich ihr Wasser in concreten Dunst, der entweder sogleich als Regen, Schnee, Hagel rc. herabkömmt, oder auch noch eine Zeit lang schwebend im Luftkreise bleibt.
Herr de Lüc hingegen findet das Auflösungssystem unzureichend, die Phänomene der Ausdünstung, Bildung der Wolken und Entstehung des Regens zu erklären, und macht sich von dem, was im Luftkreise hiebey vorgeht, ganz andere Vorstellungen. Er glaubt nemlich, das Wasser bleibe im Luftkreise während der Zwischenzeit zwischen seinem Aufsteigen als Dampf und seinem Zustande als Wolke, Regen, Schnee rc. in einer veränderten Form verborgen, in welcher es kein Wasser, keine Feuchtigkeit mehr sey, sondern eher eine Luftart ausmache, und gar nicht aufs Hygrometer wirke. Davon überzeugt ihn die große und fast immer anhaltende Trockenheit der obern Luftschichten, welche durch alle Beobachtungen des Hygrometers auf Bergen bestätiget wird, und die Unmöglichkeit, eine Menge beym Regen vorkommender Phänomene aus den G s tzen der Hygrologie allein zu erklären. Nach dem Auflösungssysteme z. B. können Dunstbläschen oder concrete Dünste nicht eher entstehen, als bis die Luft mit aufgelöster Feuchtigkeit völlig gesättiget ist. Herr de Lüc ward aber einmal
durch irgend eine andere Urſache erfolgen) ein Niederſchlag bewirkt wird, ſo nimmt derſelbe, wenn eine beruͤhrende Oberflaͤche vorhanden iſt, die Geſtalt des Thaues oder Reifs an; iſt aber keine dergleichen Oberflaͤche anzutreffen, ſo vereiniget er ſich entweder zu kleinen Troͤpfchen oder Nadeln, welche die erſten Anlagen zu Regen und Schnee geben, und von de Sauſſure concrete Duͤnſte genannt werden, oder er nimmt durch einen hinzukommenden noch unbekannten Umſtand (der vielleicht von der Clektricitaͤt abhaͤngt) auf einige Zeit die Form der Dunſtblaͤschen an. Aus dieſen Dunſtblaͤschen beſtehen nun die undurchſichtigen Nebel und Wolken; da hingegen von den concreten Duͤnſten, welche die Lichtſtralen durchlaſſen und brechen, die Veranlaſſung zu den Hoͤfen und andern Meteoren entſteht, welche Regen verkuͤndigen. Hoͤrt der Umſtand auf, der zur Bildung der Blaͤschen Anlaß gab, ſo verwandelt ſich ihr Waſſer in concreten Dunſt, der entweder ſogleich als Regen, Schnee, Hagel rc. herabkoͤmmt, oder auch noch eine Zeit lang ſchwebend im Luftkreiſe bleibt.
Herr de Luͤc hingegen findet das Aufloͤſungsſyſtem unzureichend, die Phaͤnomene der Ausduͤnſtung, Bildung der Wolken und Entſtehung des Regens zu erklaͤren, und macht ſich von dem, was im Luftkreiſe hiebey vorgeht, ganz andere Vorſtellungen. Er glaubt nemlich, das Waſſer bleibe im Luftkreiſe waͤhrend der Zwiſchenzeit zwiſchen ſeinem Aufſteigen als Dampf und ſeinem Zuſtande als Wolke, Regen, Schnee rc. in einer veraͤnderten Form verborgen, in welcher es kein Waſſer, keine Feuchtigkeit mehr ſey, ſondern eher eine Luftart ausmache, und gar nicht aufs Hygrometer wirke. Davon uͤberzeugt ihn die große und faſt immer anhaltende Trockenheit der obern Luftſchichten, welche durch alle Beobachtungen des Hygrometers auf Bergen beſtaͤtiget wird, und die Unmoͤglichkeit, eine Menge beym Regen vorkommender Phaͤnomene aus den G ſ tzen der Hygrologie allein zu erklaͤren. Nach dem Aufloͤſungsſyſteme z. B. koͤnnen Dunſtblaͤschen oder concrete Duͤnſte nicht eher entſtehen, als bis die Luft mit aufgeloͤſter Feuchtigkeit voͤllig geſaͤttiget iſt. Herr de Luͤc ward aber einmal
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durch irgend eine andere Urſache erfolgen) ein Niederſchlag bewirkt wird, ſo nimmt derſelbe, wenn eine beruͤhrende Oberflaͤche vorhanden iſt, die Geſtalt des Thaues oder Reifs an; iſt aber keine dergleichen Oberflaͤche anzutreffen, ſo vereiniget er ſich entweder zu kleinen Troͤpfchen oder Nadeln, welche die erſten Anlagen zu Regen und Schnee geben, und von de Sauſſure <hirendition="#b">concrete Duͤnſte</hi> genannt werden, oder er nimmt durch einen hinzukommenden noch unbekannten Umſtand (der vielleicht von der Clektricitaͤt abhaͤngt) auf einige Zeit die Form der <hirendition="#b">Dunſtblaͤschen</hi> an. Aus dieſen Dunſtblaͤschen beſtehen nun die undurchſichtigen Nebel und Wolken; da hingegen von den concreten Duͤnſten, welche die Lichtſtralen durchlaſſen und brechen, die Veranlaſſung zu den Hoͤfen und andern Meteoren entſteht, welche Regen verkuͤndigen. Hoͤrt der Umſtand auf, der zur Bildung der Blaͤschen Anlaß gab, ſo verwandelt ſich ihr Waſſer in concreten Dunſt, der entweder ſogleich als Regen, Schnee, Hagel rc. herabkoͤmmt, oder auch noch eine Zeit lang ſchwebend im Luftkreiſe bleibt.</p><p>Herr <hirendition="#b">de Luͤc</hi> hingegen findet das Aufloͤſungsſyſtem unzureichend, die Phaͤnomene der Ausduͤnſtung, Bildung der Wolken und Entſtehung des Regens zu erklaͤren, und macht ſich von dem, was im Luftkreiſe hiebey vorgeht, ganz andere Vorſtellungen. Er glaubt nemlich, das Waſſer bleibe im Luftkreiſe waͤhrend der Zwiſchenzeit zwiſchen ſeinem Aufſteigen als Dampf und ſeinem Zuſtande als Wolke, Regen, Schnee rc. in einer veraͤnderten Form verborgen, in welcher es kein Waſſer, keine Feuchtigkeit mehr ſey, ſondern eher eine Luftart ausmache, und gar nicht aufs Hygrometer wirke. Davon uͤberzeugt ihn die große und faſt immer anhaltende Trockenheit der obern Luftſchichten, welche durch alle Beobachtungen des Hygrometers auf Bergen beſtaͤtiget wird, und die Unmoͤglichkeit, eine Menge beym Regen vorkommender Phaͤnomene aus den G ſ tzen der Hygrologie allein zu erklaͤren. Nach dem Aufloͤſungsſyſteme z. B. koͤnnen Dunſtblaͤschen oder concrete Duͤnſte nicht eher entſtehen, als bis die Luft mit aufgeloͤſter Feuchtigkeit voͤllig geſaͤttiget iſt. Herr <hirendition="#b">de Luͤc</hi> ward aber einmal<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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durch irgend eine andere Urſache erfolgen) ein Niederſchlag bewirkt wird, ſo nimmt derſelbe, wenn eine beruͤhrende Oberflaͤche vorhanden iſt, die Geſtalt des Thaues oder Reifs an; iſt aber keine dergleichen Oberflaͤche anzutreffen, ſo vereiniget er ſich entweder zu kleinen Troͤpfchen oder Nadeln, welche die erſten Anlagen zu Regen und Schnee geben, und von de Sauſſure concrete Duͤnſte genannt werden, oder er nimmt durch einen hinzukommenden noch unbekannten Umſtand (der vielleicht von der Clektricitaͤt abhaͤngt) auf einige Zeit die Form der Dunſtblaͤschen an. Aus dieſen Dunſtblaͤschen beſtehen nun die undurchſichtigen Nebel und Wolken; da hingegen von den concreten Duͤnſten, welche die Lichtſtralen durchlaſſen und brechen, die Veranlaſſung zu den Hoͤfen und andern Meteoren entſteht, welche Regen verkuͤndigen. Hoͤrt der Umſtand auf, der zur Bildung der Blaͤschen Anlaß gab, ſo verwandelt ſich ihr Waſſer in concreten Dunſt, der entweder ſogleich als Regen, Schnee, Hagel rc. herabkoͤmmt, oder auch noch eine Zeit lang ſchwebend im Luftkreiſe bleibt.
Herr de Luͤc hingegen findet das Aufloͤſungsſyſtem unzureichend, die Phaͤnomene der Ausduͤnſtung, Bildung der Wolken und Entſtehung des Regens zu erklaͤren, und macht ſich von dem, was im Luftkreiſe hiebey vorgeht, ganz andere Vorſtellungen. Er glaubt nemlich, das Waſſer bleibe im Luftkreiſe waͤhrend der Zwiſchenzeit zwiſchen ſeinem Aufſteigen als Dampf und ſeinem Zuſtande als Wolke, Regen, Schnee rc. in einer veraͤnderten Form verborgen, in welcher es kein Waſſer, keine Feuchtigkeit mehr ſey, ſondern eher eine Luftart ausmache, und gar nicht aufs Hygrometer wirke. Davon uͤberzeugt ihn die große und faſt immer anhaltende Trockenheit der obern Luftſchichten, welche durch alle Beobachtungen des Hygrometers auf Bergen beſtaͤtiget wird, und die Unmoͤglichkeit, eine Menge beym Regen vorkommender Phaͤnomene aus den G ſ tzen der Hygrologie allein zu erklaͤren. Nach dem Aufloͤſungsſyſteme z. B. koͤnnen Dunſtblaͤschen oder concrete Duͤnſte nicht eher entſtehen, als bis die Luft mit aufgeloͤſter Feuchtigkeit voͤllig geſaͤttiget iſt. Herr de Luͤc ward aber einmal
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 819. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/829>, abgerufen am 22.11.2024.
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