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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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Aussteigen der Dämpfe und einen verticalen Wind anzunehmen genöthiget sey. Herr de Lüc beweist aber, daß es einen solchen verticalen Wind nicht gebe, nicht geben könne, und daß er, wenn es einen gäbe, doch nur Regen nach Regen, nicht aber das ganze Phänomen erklären würde (s. Th. III. S. 658.).

Er erklärt inzwischen die Wolken ebenfalls für Sammlungen von Bläschen, und vermuthet, daß die Ursache, die sie zur Vesiculargestalt ausschwelle, zum Theil Feuer sey, weil sie dem Körper, den sie benetzen, zugleich fühlbare Wärme mittheilen. Schon in selnen Untersuchungen über die Atmosphäre (I. Band, §. 694.) hat er hierüber eine am 30. May 1756 auf dem Berge Saleve bey Genf gemachte Beodachtung angeführt, da bey heiterer Luft das freye Thermometer in der Sonne + 4 2/3 der delücschen Scale zeigte. Es stieg eine Wolke, die sich unten gebildet hatte, durch diesen Ort auf, verbarg Sonne und Ebene, benetzte das Thermometer und den Strauch, an dem es hieng, und brachte jenes auf + 5 1/2. Als sich die Wolke gehoben hatte, und die Sonne wieder erschien, sank das Thermometer auf + 4 2/3 zurück.

Die Entstehung der Wolken erklärt Herr de Lüc auf eine sinnreiche Art daraus, daß die Dünste bey ieder Temperatur ein gewisses Maximum ihrer Menge in einem bestimmten Raume haben, das sie nicht überschreiten können, ohne sich zum Theil zu zerstören. Alsdann ist der Hang der Wassertheilchen, sich mit einander selbst zu vereinigen, stärker, als ihr Hang, mit dem Feuer vereiniget zu bleiben. Wenn dieses Maximum plöglich überschritten wird, so entstehen allemal Bläschen. Es vereinigt sich ein Theil Wasser, dessen Feuer frey wird, und sich mit dem noch übrigbleibenden Theile der Dünste verbindet. Vielleicht werden die Wassertheilchen durch diese elastischen Dünste, welche noch fortfahren, unter ihnen zu existiren, und durch das Feuer, welches in denselben zurückbleibt, genöthigt, die Form der Bläschen anzunehmen. Die Bläschen vertragen, ohne zu gefrieren, eine größere Kälte, als Wasser: gefrieren sie aber endlich, so werden sie zerstört und in Schnee


Auſſteigen der Daͤmpfe und einen verticalen Wind anzunehmen genoͤthiget ſey. Herr de Luͤc beweiſt aber, daß es einen ſolchen verticalen Wind nicht gebe, nicht geben koͤnne, und daß er, wenn es einen gaͤbe, doch nur Regen nach Regen, nicht aber das ganze Phaͤnomen erklaͤren wuͤrde (ſ. Th. III. S. 658.).

Er erklaͤrt inzwiſchen die Wolken ebenfalls fuͤr Sammlungen von Blaͤschen, und vermuthet, daß die Urſache, die ſie zur Veſiculargeſtalt auſſchwelle, zum Theil Feuer sey, weil ſie dem Koͤrper, den ſie benetzen, zugleich fuͤhlbare Waͤrme mittheilen. Schon in ſelnen Unterſuchungen uͤber die Atmoſphaͤre (I. Band, §. 694.) hat er hieruͤber eine am 30. May 1756 auf dem Berge Saleve bey Genf gemachte Beodachtung angefuͤhrt, da bey heiterer Luft das freye Thermometer in der Sonne + 4 2/3 der deluͤcſchen Scale zeigte. Es ſtieg eine Wolke, die ſich unten gebildet hatte, durch dieſen Ort auf, verbarg Sonne und Ebene, benetzte das Thermometer und den Strauch, an dem es hieng, und brachte jenes auf + 5 1/2. Als ſich die Wolke gehoben hatte, und die Sonne wieder erſchien, ſank das Thermometer auf + 4 2/3 zuruͤck.

Die Entſtehung der Wolken erklaͤrt Herr de Luͤc auf eine ſinnreiche Art daraus, daß die Duͤnſte bey ieder Temperatur ein gewiſſes Maximum ihrer Menge in einem beſtimmten Raume haben, das ſie nicht uͤberſchreiten koͤnnen, ohne ſich zum Theil zu zerſtoͤren. Alsdann iſt der Hang der Waſſertheilchen, ſich mit einander ſelbſt zu vereinigen, ſtaͤrker, als ihr Hang, mit dem Feuer vereiniget zu bleiben. Wenn dieſes Maximum ploͤglich uͤberſchritten wird, ſo entſtehen allemal Blaͤschen. Es vereinigt ſich ein Theil Waſſer, deſſen Feuer frey wird, und ſich mit dem noch uͤbrigbleibenden Theile der Duͤnſte verbindet. Vielleicht werden die Waſſertheilchen durch dieſe elaſtiſchen Duͤnſte, welche noch fortfahren, unter ihnen zu exiſtiren, und durch das Feuer, welches in denſelben zuruͤckbleibt, genoͤthigt, die Form der Blaͤschen anzunehmen. Die Blaͤschen vertragen, ohne zu gefrieren, eine groͤßere Kaͤlte, als Waſſer: gefrieren ſie aber endlich, ſo werden ſie zerſtoͤrt und in Schnee

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[821/0831] Auſſteigen der Daͤmpfe und einen verticalen Wind anzunehmen genoͤthiget ſey. Herr de Luͤc beweiſt aber, daß es einen ſolchen verticalen Wind nicht gebe, nicht geben koͤnne, und daß er, wenn es einen gaͤbe, doch nur Regen nach Regen, nicht aber das ganze Phaͤnomen erklaͤren wuͤrde (ſ. Th. III. S. 658.). Er erklaͤrt inzwiſchen die Wolken ebenfalls fuͤr Sammlungen von Blaͤschen, und vermuthet, daß die Urſache, die ſie zur Veſiculargeſtalt auſſchwelle, zum Theil Feuer sey, weil ſie dem Koͤrper, den ſie benetzen, zugleich fuͤhlbare Waͤrme mittheilen. Schon in ſelnen Unterſuchungen uͤber die Atmoſphaͤre (I. Band, §. 694.) hat er hieruͤber eine am 30. May 1756 auf dem Berge Saleve bey Genf gemachte Beodachtung angefuͤhrt, da bey heiterer Luft das freye Thermometer in der Sonne + 4 2/3 der deluͤcſchen Scale zeigte. Es ſtieg eine Wolke, die ſich unten gebildet hatte, durch dieſen Ort auf, verbarg Sonne und Ebene, benetzte das Thermometer und den Strauch, an dem es hieng, und brachte jenes auf + 5 1/2. Als ſich die Wolke gehoben hatte, und die Sonne wieder erſchien, ſank das Thermometer auf + 4 2/3 zuruͤck. Die Entſtehung der Wolken erklaͤrt Herr de Luͤc auf eine ſinnreiche Art daraus, daß die Duͤnſte bey ieder Temperatur ein gewiſſes Maximum ihrer Menge in einem beſtimmten Raume haben, das ſie nicht uͤberſchreiten koͤnnen, ohne ſich zum Theil zu zerſtoͤren. Alsdann iſt der Hang der Waſſertheilchen, ſich mit einander ſelbſt zu vereinigen, ſtaͤrker, als ihr Hang, mit dem Feuer vereiniget zu bleiben. Wenn dieſes Maximum ploͤglich uͤberſchritten wird, ſo entſtehen allemal Blaͤschen. Es vereinigt ſich ein Theil Waſſer, deſſen Feuer frey wird, und ſich mit dem noch uͤbrigbleibenden Theile der Duͤnſte verbindet. Vielleicht werden die Waſſertheilchen durch dieſe elaſtiſchen Duͤnſte, welche noch fortfahren, unter ihnen zu exiſtiren, und durch das Feuer, welches in denſelben zuruͤckbleibt, genoͤthigt, die Form der Blaͤschen anzunehmen. Die Blaͤschen vertragen, ohne zu gefrieren, eine groͤßere Kaͤlte, als Waſſer: gefrieren ſie aber endlich, ſo werden ſie zerſtoͤrt und in Schnee

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 821. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/831>, abgerufen am 22.11.2024.