Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Die Erfindung ist, wie Franklin selbst anführt, von Kinnersley. Da sie zu den berühmtesten elektrischen Belustigungen gehört, und von Franklin etwas undeutlich beschrieben wird, so habe ich in meiner deutschen Uebersetzung des Cavallo ihre Einrichtung nach den Vorschlägen des Herrn Wilke (a.a.O.S.259.) deutlicher darzustellen gesucht. Man nehme einen Kupferstich, etwa von einem regierenden Herrn, schneide das Brustbild heraus, vergolde dessen hintere Seite, und klebe es mit dünnem Gummiwasser auf eine Glastafel so, daß die Vergoldung ans Glas kömmt, und eine Belegung desselben abgiebt. Auf die andere Seite der Glastafel klebe man den übrigen Theil des Kupferstichs so auf, daß dessen rechte oder vordere Seite ans Glas kömmt, damit von vorn gesehen das ganze Bild in seiner gehörigen Lage erscheine, obgleich das Brustbild vor dem Glase und der übrige Theil des Kupferstichs hinter demselben ist. Die hintere Seite der Glastafel und des darauf geklebten Papiers überziehe man nun mit Goldblättchen, lasse aber den obern Theil frey. Zuletzt fasse man das ganze Bild am obern, nicht vergoldeten, Theile an, und setze eine kleine auf beyden Seiten vergoldete Krone auf das Haupt des Königs. Wird alsdann diese auf beyden Seiten belegte Glastafel mäßig geladen, und einer Person so in die Hand gegeben, daß selbige die hintere Vergoldung mit berührt, so wird diese Person, wenn sie es wagt, die Krone vom Haupte des Brustbilds abzunehmen, oder nur anzutasten, einen starken Erschütterungsschlag bekommen, und ihren Endzweck verfehlen. Der Experimentator hingegen, der das Bild jederzeit am obern nicht vergoldeten Theile anfasset (mithin durch seine Hand oder seinen Körper keine Verbindung zwischen beyden belegten Seiten macht), wird die Krone ohne Schlag anrühren, und dieses als einen Beweis seiner Treue angeben können.
Die Erfindung iſt, wie Franklin ſelbſt anfuͤhrt, von Kinnersley. Da ſie zu den beruͤhmteſten elektriſchen Beluſtigungen gehoͤrt, und von Franklin etwas undeutlich beſchrieben wird, ſo habe ich in meiner deutſchen Ueberſetzung des Cavallo ihre Einrichtung nach den Vorſchlaͤgen des Herrn Wilke (a.a.O.S.259.) deutlicher darzuſtellen geſucht. Man nehme einen Kupferſtich, etwa von einem regierenden Herrn, ſchneide das Bruſtbild heraus, vergolde deſſen hintere Seite, und klebe es mit duͤnnem Gummiwaſſer auf eine Glastafel ſo, daß die Vergoldung ans Glas koͤmmt, und eine Belegung deſſelben abgiebt. Auf die andere Seite der Glastafel klebe man den uͤbrigen Theil des Kupferſtichs ſo auf, daß deſſen rechte oder vordere Seite ans Glas koͤmmt, damit von vorn geſehen das ganze Bild in ſeiner gehoͤrigen Lage erſcheine, obgleich das Bruſtbild vor dem Glaſe und der uͤbrige Theil des Kupferſtichs hinter demſelben iſt. Die hintere Seite der Glastafel und des darauf geklebten Papiers uͤberziehe man nun mit Goldblaͤttchen, laſſe aber den obern Theil frey. Zuletzt faſſe man das ganze Bild am obern, nicht vergoldeten, Theile an, und ſetze eine kleine auf beyden Seiten vergoldete Krone auf das Haupt des Koͤnigs. Wird alsdann dieſe auf beyden Seiten belegte Glastafel maͤßig geladen, und einer Perſon ſo in die Hand gegeben, daß ſelbige die hintere Vergoldung mit beruͤhrt, ſo wird dieſe Perſon, wenn ſie es wagt, die Krone vom Haupte des Bruſtbilds abzunehmen, oder nur anzutaſten, einen ſtarken Erſchuͤtterungsſchlag bekommen, und ihren Endzweck verfehlen. Der Experimentator hingegen, der das Bild jederzeit am obern nicht vergoldeten Theile anfaſſet (mithin durch ſeine Hand oder ſeinen Koͤrper keine Verbindung zwiſchen beyden belegten Seiten macht), wird die Krone ohne Schlag anruͤhren, und dieſes als einen Beweis ſeiner Treue angeben koͤnnen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0850" xml:id="P.4.840" n="840"/><lb/> Elektricitaͤt geladen und beruͤhrt einen heftigen Schlag giebt, aber mit gehoͤriger Vorſicht ſich ohne Schlag beruͤhren laͤßt, und auf dieſe Weiſe zu einem artigen Verſuche dient.</p> <p>Die Erfindung iſt, wie Franklin ſelbſt anfuͤhrt, von <hi rendition="#b">Kinnersley.</hi> Da ſie zu den beruͤhmteſten elektriſchen Beluſtigungen gehoͤrt, und von Franklin etwas undeutlich beſchrieben wird, ſo habe ich in meiner deutſchen Ueberſetzung des <hi rendition="#b">Cavallo</hi> ihre Einrichtung nach den Vorſchlaͤgen des Herrn <hi rendition="#b">Wilke</hi> (a.a.O.S.259.) deutlicher darzuſtellen geſucht.</p> <p>Man nehme einen Kupferſtich, etwa von einem regierenden Herrn, ſchneide das Bruſtbild heraus, vergolde deſſen hintere Seite, und klebe es mit duͤnnem Gummiwaſſer auf eine Glastafel ſo, daß die Vergoldung ans Glas koͤmmt, und eine Belegung deſſelben abgiebt. Auf die andere Seite der Glastafel klebe man den uͤbrigen Theil des Kupferſtichs ſo auf, daß deſſen rechte oder vordere Seite ans Glas koͤmmt, damit von vorn geſehen das ganze Bild in ſeiner gehoͤrigen Lage erſcheine, obgleich das Bruſtbild vor dem Glaſe und der uͤbrige Theil des Kupferſtichs hinter demſelben iſt. Die hintere Seite der Glastafel und des darauf geklebten Papiers uͤberziehe man nun mit Goldblaͤttchen, laſſe aber den obern Theil frey. Zuletzt faſſe man das ganze Bild am obern, nicht vergoldeten, Theile an, und ſetze eine kleine auf beyden Seiten vergoldete Krone auf das Haupt des Koͤnigs.</p> <p>Wird alsdann dieſe auf beyden Seiten belegte Glastafel maͤßig geladen, und einer Perſon ſo in die Hand gegeben, daß ſelbige die hintere Vergoldung mit beruͤhrt, ſo wird dieſe Perſon, wenn ſie es wagt, die Krone vom Haupte des Bruſtbilds abzunehmen, oder nur anzutaſten, einen ſtarken Erſchuͤtterungsſchlag bekommen, und ihren Endzweck verfehlen. Der Experimentator hingegen, der das Bild jederzeit am obern nicht vergoldeten Theile anfaſſet (mithin durch ſeine Hand oder ſeinen Koͤrper keine Verbindung zwiſchen beyden belegten Seiten macht), wird die Krone ohne Schlag anruͤhren, und dieſes als einen Beweis ſeiner Treue angeben koͤnnen.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [840/0850]
Elektricitaͤt geladen und beruͤhrt einen heftigen Schlag giebt, aber mit gehoͤriger Vorſicht ſich ohne Schlag beruͤhren laͤßt, und auf dieſe Weiſe zu einem artigen Verſuche dient.
Die Erfindung iſt, wie Franklin ſelbſt anfuͤhrt, von Kinnersley. Da ſie zu den beruͤhmteſten elektriſchen Beluſtigungen gehoͤrt, und von Franklin etwas undeutlich beſchrieben wird, ſo habe ich in meiner deutſchen Ueberſetzung des Cavallo ihre Einrichtung nach den Vorſchlaͤgen des Herrn Wilke (a.a.O.S.259.) deutlicher darzuſtellen geſucht.
Man nehme einen Kupferſtich, etwa von einem regierenden Herrn, ſchneide das Bruſtbild heraus, vergolde deſſen hintere Seite, und klebe es mit duͤnnem Gummiwaſſer auf eine Glastafel ſo, daß die Vergoldung ans Glas koͤmmt, und eine Belegung deſſelben abgiebt. Auf die andere Seite der Glastafel klebe man den uͤbrigen Theil des Kupferſtichs ſo auf, daß deſſen rechte oder vordere Seite ans Glas koͤmmt, damit von vorn geſehen das ganze Bild in ſeiner gehoͤrigen Lage erſcheine, obgleich das Bruſtbild vor dem Glaſe und der uͤbrige Theil des Kupferſtichs hinter demſelben iſt. Die hintere Seite der Glastafel und des darauf geklebten Papiers uͤberziehe man nun mit Goldblaͤttchen, laſſe aber den obern Theil frey. Zuletzt faſſe man das ganze Bild am obern, nicht vergoldeten, Theile an, und ſetze eine kleine auf beyden Seiten vergoldete Krone auf das Haupt des Koͤnigs.
Wird alsdann dieſe auf beyden Seiten belegte Glastafel maͤßig geladen, und einer Perſon ſo in die Hand gegeben, daß ſelbige die hintere Vergoldung mit beruͤhrt, ſo wird dieſe Perſon, wenn ſie es wagt, die Krone vom Haupte des Bruſtbilds abzunehmen, oder nur anzutaſten, einen ſtarken Erſchuͤtterungsſchlag bekommen, und ihren Endzweck verfehlen. Der Experimentator hingegen, der das Bild jederzeit am obern nicht vergoldeten Theile anfaſſet (mithin durch ſeine Hand oder ſeinen Koͤrper keine Verbindung zwiſchen beyden belegten Seiten macht), wird die Krone ohne Schlag anruͤhren, und dieſes als einen Beweis ſeiner Treue angeben koͤnnen.
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